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Artefuckt – STIGMA – Albumreview

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Klimatisch wird uns der Januar eher den kalten Nordwind um die Nase jagen und die wohligen Temperaturen sind höchstens vor dem Kamin anzutreffen – aber dafür wird es in den Gehörgängen so richtig heiß werden. Fast 1,5 Jahre musste man warten bis es endlich zum Jahresanfang musikalischen Nachschlag aus den Landen des Niederrheins gibt. Nachdem Artefuckt im Juli 2017 ihr Debütalbum MANIFEST veröffentlichten, legten sie einen extremen Steilflug hin. 2018 spielten sie die bekanntesten Festivals und begleiteten sowohl Unantastbar als auch Frei.Wild auf einem Teil ihrer Touren. Mit STIGMA wollen die vier Jungs nun ordentlich nachlegen und unter Beweis stellen, dass sie nicht nur ein kurz leuchtender Komet, sondern ein dauerhaft strahlender Stern am Deutschrock-Firmament sind. Das Quartett besteht zurzeit aus:

  • André (Gesang, Gitarre)
  • Kevin (Bass)
  • Sven (Gitarre)
  • Simon (Drums)

Ab 11. Januar in den Plattenläden

Mit STIGMA soll nun ein neuer Meilenstein auf dem schöpferischen Weg der vier Jungs aus Rheinsberg gesetzt werden. Mit einem extrovertierten Cover des italienischen Künstlers Daniel Hofer von Archtype Designe kommt das neue Stück mit 14 Tracks und einer Gesamtspielzeit von 52 Minuten in die bereits lüsternen Hände des Hörers. Im typischen Wochencountdown wurden als Appetitanreger bereits vor dem Release die Videos zu “Leb jeden Tag” und “Alles was zählt” veröffentlicht und erfreuten sich enormer Begeisterung der Artefuckt-Fans.

Tracklist:

  1. Intro
  2. Alles was zählt
  3. Herz ist Trumpf
  4. Was wir säen
  5. Egal!
  6. Leb`jeden Tag
  7. Stigma
  8. Jeder gegen jeden
  9. Ich will!
  10. Nicht für immer
  11. Alles vergeht, alles zerfällt
  12. Was!
  13. Deine Zeit, Dein Leben
  14. Wir sind ewig! (Akustik Piano-Version)

Vom Herzen leiten lassen

Allzu oft steht man im Leben vor den vielfältigsten Entscheidungen. Diese können logisch, von Beginn an durchdacht, richtig geschlussfolgert, berechnet oder von Grund auf perfekt analysiert sein. Steht man nicht mit ganzem Herzen dahinter, wird das Glück nicht daraus resultieren. Mit schnellen Riffs, satten Drums, einem einheizenden Gitarrensolo und elektronischen Verzierungen interpretieren Artefuckt mit “Herz ist Trumpf” die schon oft besungene Weisheit, nur das zu tun, was man liebt und die Vernunft auch gut und gerne mal außer Acht zu lassen. Sehr melodisch und stilistisch wortgewandt reizt der dritte Song der Platte mit Versen wie “Herz ist Trumpf, du hast die Wahl, entscheide Dich, Kopf oder Zahl. Fallen oder fliegen, verlieren oder siegen.” schnell und intensiv das musikalische Zentrum des Rockliebhabers.

Ein Zeichen wird gesetzt

Ein Brandmal, eine Ächtung, ein Zeichen der Schande oder der Wiedererkennung – Stigmata können die vielfältigsten Ursachen und Ausprägungen aufweisen. Der siebte Song des Albums setzt vor allem ein Zeichen für sensationell gute Rockmusik im doch manchmal etwas eintönig werdenden Deutschrockbereich. Er ist völlig zurecht der namengebende Titel der Platte geworden. Kaum ein besserer Refrain wurde in den letzten Monaten geschrieben, der mitreißt und tief im Inneren zündet: “Und es schlägt zwölf, es reißt der Himmel auf. Engel fliehen, Dämonen tanzen. Die Hölle tut sich auf. Von der Gesellschaft auferlegt, schwer wie Tränen schmeckt es bitter. Donnerschlag und Lichtgewitter – Stigma!”

Ende wird besungen

Durfte man sich im letzten Werk MANIFEST noch der ganz großen Liebe bei “Wir sind ewig” hingeben, wird es im zweiten Werk schmerzhafter. In der einzigen Ballade des Albums wird die vergangene Liebe besungen. Mit “Nicht für immer” wird zu sanften Gitarrenklängen die erloschene Liebe verarbeitet und in zurückliegenden Erinnerungen geschwelgt. Zu Beginn scheint alles erreichbar, keine Hürde zu groß und die Liebe so stark, um alles und jedem die Stirn bieten zu können. Aber das Leben hat manchmal einfach andere Pläne und schneller als man sich versieht, schafft es die Zweisamkeit nicht gegen die Tücken des Alltags und man verliert den gemeinsamen Weg aus den Augen. Ohne Zorn und Wut, aber mit viel Trauer steigert sich der Song nach einem wunderschönen Gitarrensolo bis zum fast flehenden Ende “Und alles, was jetzt noch zählt, ist alles was bleibt! Wir haben uns verloren im Strudel der Zeit. Wir gaben, wir glaubten, wollten glänzend strahlend sein. Doch am Ende des Tages das Schicksal verriet, es sollte nicht für immer sein.”

Gesellschaftskritische Töne

Nicht nur zwischenmenschliche oder emotionale Situationen werden in STIGMA thematisiert. Auch gesellschaftskritische Töne schlagen Artefuckt in “Jeder gegen jeden” an. So hart die moralische Botschaft des Stückes ist, so heftig wird sie auch musikalisch umgesetzt. Mit treibenden Gitarren, derben Drums und Andrés peitschender Stimme werden illoyale, egoistische, wertlose Charaktere unserer Gesellschaft an den Pranger gestellt. Dieser Typus Mensch, der nur an seine eigene Bereicherung denkt und dafür über Leichen geht. Dass solche Menschen nur Verachtung verdienen, wird mit Worten wie “Das alles sind wir. Das ist, wer wir sind. Wer keine Skrupel hat, gewinnt. Der Himmel wird weinen, die Erde beben. Scheiss drauf! Jeder gegen jeden” genau auf den Punkt gebracht.

Fazit

Mit hohem Wiedererkennungswert aber dennoch neu und frisch inspiriert, erscheint dieses neue Werk der sympathischen Niederrheiner. Vom ersten bis zum letzten Stück fesselt es den Hörer und lässt nicht wieder los. Mit einem mystisch-dramatischen Intro wird Spannung erzeugt, die während der gesamten Platte nicht abfällt. Wer Angst hatte, dass das neue Werk weichgespülter als MANIFEST werden könnte, kann beruhigt sein. Im Gegenteil – STIGMA ist fast noch energiegeladener als das Debütalbum. Melodisch absolut ins Ohr gehend, schnell und hart, aber trotzdem mit Leidenschaft und Emotionen. Eine Scheibe, die einen festen Platz in der Plattensammlung der Deutschrockliebhaber mehr als verdient hat.

Wer sich die neuen Songs auch live zu Gemüte führen möchte, hat bereits im Januar die Chance dazu. Mit zwei Release-Shows wollen Artefuckt das Erscheinen von STIGMA auch mit ihren Fans ordentlich begehen:

11.01.2018 – X-Herford, Herford
12.01.2019 – Blackland, Berlin

Darüber hinaus haben Artefuckt und Rookies&Kings die erste Headliner-Show zum Album STIGMA angekündigt. Dates im Flyer!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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