Formlos – DEIN PLATZ – VÖ: 04.06.2021
Für unsere Printausgabe vom April, saßen wir schon mit Sänger, Lecker, und Leadgitarrist, Enno, im Videochat, um heiße Fragen rund um das neue Album, DEIN PLATZ, und die Band selbst, beantwortet zu bekommen. Nun ist es bald soweit und DEIN PLATZ wird von den 6 Punkrockern aus dem wunderschönen Harz, mit Hilfe von Boersma Records, am 04. Juni 2021 auf euch losgelassen.
Was lange währt soll nun, mit viel Kreativität, Herzblut, 3 Gitarren und mit 4 zu 100 % einsetzbaren Stimmen, nach vorne treiben
Das 12-Songs starke Album verspricht, aus Sicht der Band, schon mal sehr viel. Ungewöhnlich bei Formlos, ist die 3. Gitarre, die an den Start gebracht wurde. Da sind wir doch mal voller Vorfreude, was die Jungs im 10. Bandjahr mit dem dritten Album abliefern. Packen wir uns den Silberling mal in den Player und drehen auf.
Begrüßt werden wir, und so soll es ja auch sein, mit einem Opener, der uns die Richtung zeigt. “Alles halb so schlimm” präsentiert sich mit voller Punkrockwucht durch die Boxen. Ich kann nun nicht wirklich 3 Gitarren heraushören, dafür bin ich auch nicht ausgebildet, bin aber vom Gitarrenvolumen vollends überzeugt. Ebenso klangvoll und entsprechend hörbar sind alle anderen Instrumente. Spoiler gefällig? Bei allen Songs. Hier dreht es sich hauptsächlich um den Bass, der oftmals hintenansteht. Wunderbar, dass dieser hier wirklich was zu “sagen” hat. Etwas zu sagen hat auch Sänger, Lecker, in diesem Lied. Im Grunde genommen geht es um das wirkliche Erwachsen werden. Von der Schule und Elternhaus ins Berufsleben mit eigener Wohnung und Rechnungen bezahlen. Trotz alledem, was einem so erzählt wird von den Klugscheißern, soll jeder seinen eigenen Weg gehen und sich für niemanden anderen verbiegen oder sich nicht selbst treu bleiben.
Bei “Deine größten Helden” bin ich so gut wie raus. Meine Zeit der Spielkonsole endete mit dem Beginn der PS 3. Es ist Formlos´ Hymne über das Zocken auf der Konsole. Von Pokémon über Formel 1 bis hin zu Strategiespielen. Wenn’s im Alltag und in der Welt mal wieder trist und grau ist, flüchtet man sich in die virtuelle Welt der Videospiele. Textlich mit Sicherheit sehr schwierig umzusetzen. Was man dem Lied auch deutlich anmerkt. Dennoch haben sich die Jungs mutig da an ein Thema gewagt, welches ich so anderswo noch nicht erhören konnte. Aller Anfang ist schwer. Ein weiterer Störfaktor in diesem Lied sind kurze, psychedelische Gitarrenspuren, welche vermutlich eine Art Klangbild ergeben sollen, welches die Konsole beim Ein- und Ausschalten von sich gibt. Es zeigt sich ein bisschen Achselzucken bei mir.
“Ein Leben lang” startet langsam, nimmt Fahrt auf und wird wieder kurz langsamer. Alle Stimmen der Band klingen ein und der Song fängt an zu rennen. Sänger, Lecker, besingt die Musik der Band. “Wir musizieren ungeniert, aus dem Bauch ganz frei heraus”. Locker flockig kommt dieses tanzbare Lied daher, ohne wichtige Botschaft, einfach nur, um Spaß zu machen.
Jetzt aber! Bei “Hasta la Vista” knallen die 6 Harzer volles Brett nach vorne. Zwischendurch kommt ein Synthesizer zum Einsatz, der dem Song das gewisse Extra gibt. Die Gitarrensolos sind sehr schön arrangiert, kurze musikalische Pausen, in denen nur der Gesang und etwas Schlagzeug zählt runden alles ab, bis dann wieder alle Instrumente nacheinander einsteigen, um dann zeitgleich durch die Boxen zu strömen. Ja! Genauso!
“Missgeschick” folgt und knüpft sofort an den Vorgänger an. Die erste Singleveröffentlichung überzeugt musikalisch durch den ständigen Wechsel von Mid zu Uptempo, den Chorusgesang und diese schnellen Instrumentaleinlagen, bei denen man gerne den Circlepit eröffnen möchte.
Mit satten Blasinstrumenten und Pogotempo sagen uns Formlos “Nie wieder! Mal wieder Tinder und Lovoo.” Ein lustiges Lied über den sexuellen Trieb des Menschen, der mit Hilfe des Internets zu befriedigen versucht wird. Und was dabei alles so passieren könnte. Also aufpassen, nicht zu viel swipen und matchen. Sonst könnte es passieren, dass dein Date es ihrer Mutter erlaubt mit dir ins Bett zu gehen und deren Mann das ganze filmt. Sehen so die aktuellen Probleme der jungen Erwachsenen aus?
“Partystrand” macht einfach nur Laune, wird jetzt aber nicht der Gassenhauer und bedarf keiner weiteren Erörterung bezüglich des Textes. Eine musikalische Liebeserklärung an den Sommer, der als Soundtrack zur nächsten Dokureihe über Hochschulklassen dienen könnte.
“Still” hat da schon etwas mehr zu bieten. Zu Beginn knallen uns die Gitarren um die Ohren und bringen uns zum Grooven. Bis dann gerappt, anstatt gesungen wird. Formlos scheinen sich etwas lustig darüber zu machen. Nicht über das Rappen, das klingt jetzt nicht verkehrt. Nein, einfach über die Tatsache, dass man in der Musik doch nicht so engstirnig sein sollte und auch wenn man Rockmusik mag, es doch nichts Verwerfliches ist, auch andere Genres zu hören oder in Lieder zu integrieren. Gesungen wird natürlich auch im Song und genug rocklastig ist das Teil auch. Kein Grund zum Skippen.
Das Reisefieber packt uns mit “Tagebuch”. Denn von unserem goldenen Käfig haben wir schon lang genug. In Jamaica sind wir so high vom ganzen Geld und Sagenhaftes soll in meinem Tagebuch stehen. Musikalisch gibt es nix auszusetzen. Alles ist stimmig und rund.
“Was ich darf” fragen Formlos niemanden. Das machen sie in diesem Lied deutlich. “Ihr könnt mich mal, ich mache, was ich will”. Im gesamten Liedarrangement, Musik und Text, zeigen die Jungs all denen den Mittelfinger, die ihnen Vorschriften machen wollen. In diesem Song treibt alles nach vorne, besonders wenn das Schlagzeug mit den Gitarren zusammen einen Wettlauf macht.
Der Titelsong vom Album strotzt nur so vor positiver Energie. Egal wer oder was du bist. Woher du kommst, hinwillst oder welche Hautfarbe du hast. Hier ist “Dein Platz”. Mehr Info gibt es nicht. Selbst reinhören.
“Helga” macht den Rausschmeißer. Thematisch kennen wir das schon. Viele Bands singen darüber, lieben es und vermissen es. Auf Tour zu gehen, Konzerte spielen und Fans treffen. Formlos gehen es aber etwas anders an. Beschreiben sich selbst als Fans in diesem Lied, indem sie uns berichten, wie sie sich auf den Weg zum Festival machen, bedanken sich bei den ganzen Acts, die so gut eingeheizt haben. Besonders bei einer Kombo. “Erstrecht Formlos weiß, wie man ´ne Party schmeißt.”. Doch Helga wird leider vermisst. Helga hat sich verlaufen. Und der Festivalruf erklingt im Lied: “HEEELGAAA”. Die Festivalgänger unter euch wissen, was gemeint ist. Ich glaube, wir werden es nie wirklich erfahren, wie dieser Ruf entstanden ist, genauso wenig, wieso Sänger Michael, Lecker genannt wird. Ein wunderbarer Partysong, der schon aufgrund des Chorus, immer funktionieren wird.
Fazit
Ein wirklich durch und durch stimmiges Punkrockalbum, bei dem für Jung und Alt was dabei ist. Sehr prägnant ist Michaels Stimme, die das Ganze, sehr stilvoll, immer wieder ins Emotionale bringt. Gepaart mit den vollen Gitarren, dem treibenden Bass und dem versierten Schlagzeuger, gelingt es der Band, nicht nach Einheitsbrei zu klingen. Bis auf kleinere Ausrutscher, sehr gelungen.
Bestellen könnt ihr das Album ganz bequem bei uns im Shop:
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.