Stunde Null – Letzte Worte vor dem Abschied

Stunde Null aus Südtirol blickt auf einen langen musikalischen Weg zurück, mit Höhen und Tiefen, treuen Fans, lauten Bühnen und stillen Momenten dazwischen. Doch nun schreiben Aaron, Jonas, Michael und Markus das letzte Kapitel ihrer Bandgeschichte. Ein letztes Album, ein letztes Mal die Energie, Schweiß und Emotionen einer Tour – bevor die Bühne langsam im Licht vergeht. Die letzten Akkorde hallen nach, die Stimmen verhallen, die Instrumente werden abgelegt. Ein stiller Moment, der bleibt, bevor die Lichter endgültig ausgehen. Wir sprechen mit Stunde Null über Abschiede, ihr finales Werk und die letzten Wochen einer Band, die für viele mehr war als nur Musik.

VRR: Wann fiel die Entscheidung, Stunde Null zu beenden und was war der ausschlaggebende Moment dafür?

Stunde Null: Die Entscheidung fiel einige Wochen nach dem Schrei der Berge-Festival, aber wahrscheinlich stand sie schon länger im Raum. Wir merkten immer öfter, dass uns jeder Schritt schwerfiel und wir oft nicht derselben Meinung waren. Wir verfolgten nicht mehr dieselben Ziele und träumten nicht mehr dieselben Träume. Jeder hat für sich seine Prioritäten erkannt, und weil uns unsere Freundschaft so viel bedeutet, haben wir rechtzeitig darüber gesprochen und uns dazu entschieden, mit Ende des Jahres diesen Schlussstrich zu ziehen.

VRR: Gab es in der Band unterschiedliche Meinungen über die Auflösung oder wart ihr euch sofort einig, dass es Zeit ist, loszulassen?

Stunde Null: Ich denke, wir haben diese Entscheidung etwas vor uns hergeschoben und auch versucht, verschiedene Kompromisse zu finden. Irgendwann wurde uns dann aber klar, dass es für uns besser ist, dieses Projekt in Freundschaft zu beenden.

VRR: Viele Fans sagen, Stunde Null sei für sie mehr als nur Musik – was bedeutet euch selbst diese Band heute rückblickend?

Stunde Null: Stunde Null war für lange Zeit der Mittelpunkt unseres Lebens und wir konnten durch diese Band so viele unglaubliche Abenteuer erleben. Wir sind zusammen erwachsen geworden, haben viele neue Leute kennengelernt, konnten auf den größten Bühnen spielen und haben durch diese Reise sehr viel gelernt. Stunde Null wird für immer ein Teil von uns sein und wir sind stolz darauf.

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VRR: Wie schwer war es, das Ende wirklich öffentlich zu machen? Der Moment, in dem man sagt: Das war es.

Stunde Null: Wir wussten bereits seit einiger Zeit, dass dieser Moment kommen wird, haben es für uns behalten und waren darauf vorbereitet. Als es dann so weit war, hat es uns aber erneut ziemlich hart getroffen. Der Song „Danke für die Jahre“ beschreibt unsere Dankbarkeit für alles, was wir erleben durften. Als es öffentlich gemacht wurde und wir diesen Song releasten, erhielten wir so viele Nachrichten, mit denen wir in dem Ausmaß nicht gerechnet hatten. Wir erkannten, dass es nicht nur für uns ein großer Teil unseres Lebens war, sondern auch für viele andere. Das berührte uns sehr.

VRR: Was wollt ihr den Fans mitgeben, die mit eurer Musik vielleicht durch schwere Zeiten gegangen sind?

Stunde Null: Wir haben damit angefangen, eigene Songs zu schreiben, um selbst mit dem Leben klarzukommen und schwierige Zeiten besser zu verarbeiten. Das Schöne daran ist, dass unsere Musik bestehen bleibt und unsere Songs ihre Aussage nicht verlieren. Wir spielen sie dann zwar nicht mehr live, aber wie ein gutes Buch oder ein guter Film können sie immer noch helfen, durch schwere Zeiten zu kommen. Sie können immer wieder gehört werden und dadurch zum Nachdenken anregen oder einfach ein gutes Gefühl schenken. Stunde Null lebt in unserer Musik weiter.

VRR: Euer letztes Album kommt ja symbolträchtig genau jetzt. Ist es eher ein Abschied, ein Rückblick oder ein Neuanfang auf andere Weise?

Stunde Null: Stunde Null gibt es jetzt genau zehn Jahre und ursprünglich war dieses Album als Jubiläumsalbum geplant. Als für uns feststand, dass es auch unser letztes Album sein wird, entwickelte es sich in eine andere Richtung. Wir wollten nochmal Danke sagen und zudem auch für uns einen gebührenden Abschluss finden.

VRR: Könnt ihr ein bisschen über das Songwriting sprechen: War der kreative Prozess diesmal anders, weil ihr wusstet, dass es das letzte Kapitel ist?

Stunde Null: Die ersten Songs für dieses Album entstanden lange, bevor wir wussten, dass es unser Letztes sein wird. Wir wollten zu unserem zehnjährigen Jubiläum ein Album schaffen, das alles vereint, wofür wir als Stunde Null stehen: Metalcore mit deutschen Texten, harte Gitarrenriffs, Shouts und Doublebass, aber auch ruhige Songs mit tiefgründigen Texten. Wir waren immer etwas anders und keiner (nicht mal wir) (lacht) wusste, wie unser nächstes Album klingen wird. Wir haben einfach immer das gemacht, worauf wir Bock hatten. So haben wir bestimmt nicht immer die Erwartungen eines jeden erfüllt, aber auf der anderen Seite viele auch immer wieder überrascht. Das ist für uns Musik und wir lieben sie. Als wir den Entschluss gefasst hatten, aufzuhören, war das Album noch nicht komplett und ohne genauen Plan entstanden einige Songs, die wir einfach noch schreiben mussten. Wir wollten die Leute an unseren Gedanken teilhaben lassen, aber auch unsere Erinnerungen festhalten. Wir haben extrem viel Zeit und Energie in diese Produktion gesteckt, weil uns dieses Album wirklich sehr am Herzen liegt und ich finde, uns ist hier was wirklich Geiles gelungen.

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VRR: Gibt es einen Song auf dem Album, der für euch das Ende von Stunde Null am besten zusammenfasst?

Stunde Null: Es gibt mehrere Songs, die in diese Kerbe schlagen. Der Song „Stunde Null“ entstand als Titeltrack für unser Jubiläumsalbum und erzählt die Geschichte vom Proberaum auf die größten Bühnen und darüber hinaus. „Danke für die Jahre“ ist ein Dank an diese Band, durch die wir die verrücktesten Sachen erleben durften und die uns zu dem machte, wer wir heute sind. „Ein letztes Mal“ versetzt uns in die Magie dieser letzten Konzerte, die uns noch bevorstehen:

Ein letztes Mal will ich auf der Bühne stehen
Ein letztes Mal will ich eure Hände sehen
Irgendwann ist jede Träne dann geweint
Doch ein letztes Mal will ich glauben, dass alles so bleibt
Ein letztes Mal will ich unseren Traum noch leben
Ein letztes Mal will ich für euch alles geben
Ein letztes Mal nach den Sternen greifen
Ein letztes Mal – ein letztes Mal muss reichen

VRR: Wie viel Wehmut und wie viel Befreiung steckt in den neuen Texten?

Stunde Null: Wir sind dankbar für alles, was wir hatten und voller Wehmut, weil vieles hiermit endet. Das Album zeigt beides, aber auch typische Stunde Null-Songs sind dabei: sozialkritisch und direkt.

VRR: Habt ihr beim Schreiben schon daran gedacht, wie die Fans auf diese letzten Songs reagieren werden?

Stunde Null: Eigentlich nicht. Beim Schreiben waren wir vor allem damit beschäftigt, unsere Gedanken zu ordnen und aufs Blatt zu bringen. Als ich die fertigen Songs hörte, kamen mir die Tränen und ich dachte das erste Mal darüber nach, ob es anderen auch so gehen wird.

VRR: Wie fühlt es sich an, ein letztes Mal auf die Bühne zu gehen – wissend, dass jede Show die letzte in einer Stadt sein könnte?

Stunde Null: Wir freuen uns extrem auf die letzten Shows, sind aber natürlich auch etwas angespannt. Wir versuchen, uns auf diesen Moment vorzubereiten, wenn der letzte Ton verstummt. Aber wie es dann wirklich sein wird und wie sich dieser Moment anfühlt, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt habe ich auch etwas Angst.

Stunde-Null-Interview-2 Stunde Null – Letzte Worte vor dem Abschied

VRR: Was dürfen Fans von der finalen Tour erwarten – mehr Nostalgie, mehr Power, oder vielleicht beides?

Stunde Null: Wahrscheinlich alles und noch mehr. Es werden Konzerte, als wären es die letzten.

VRR: Gibt es Songs, die ihr auf der Abschiedstour unbedingt noch einmal live spielen müsst?

Stunde Null: Es gibt einige Klassiker, die natürlich nicht fehlen dürfen. Aber wir wollen auch einige der neuen Songs spielen. Ansonsten würden sie nie live gespielt und das wäre sehr schade. Das Set wird bunt gemischt, mit Songs aus jedem Album und länger als jede bisherige Stunde Null-Show.

VRR: Wie schwer wird es, am Ende der letzten Show das Licht ausgehen zu sehen?

Stunde Null: Wie gesagt, versuchen wir uns auf diesen Moment vorzubereiten. Aber keine Ahnung, wie es dann wirklich sein wird. Unsere Familien und engsten Freunde kommen zur Show und werden uns unterstützen. Und danach gibt es noch eine kleine Aftershowparty für alle, um das Ganze mit einem guten Gefühl abzuschließen.

VRR: Was kommt nach Stunde Null? Bleibt Musik für euch ein Teil des Lebens oder ist erstmal Ruhe angesagt?

Stunde Null: Musik bleibt bestimmt ein Teil unseres Lebens. Wohin die Reise für jeden Einzelnen geht, weiß man noch nicht, aber wir werden ganz sicher irgendwann zusammen mit einem Bier am Lagerfeuer sitzen, ein paar Stunde Null-Songs spielen und uns an diese verrückte Zeit zurückerinnern.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)

Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.