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Die Kombinaten – LAUTWORT – Albumreview

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Erstmal in eine Schublade gesteckt

Beim Bandnamen fällt mir sofort das Kombinat ein. Ein Zusammenschluss von Betrieben in sozialistischen Ländern zur Produktionssteigerung. Ähnlich wie im Kapitalismus, der Konzern. Da hab ich‘s schon. Es muss Punk sein. Punkt. Das Debütalbum der 4 Jungs,  LAUTWORT, erscheint am 12. März 2021 auf  Valve Records. Grund genug mal das gute Stück der Kölner genauer unter die Ohren zu nehmen.

LAUTWORT in jedem Song

Beim Opener „B&K” (Barbie und Ken) stellt die Band klar, wo die Themen auf Ihrem Album liegen. Eine eingefahrene Gesellschaft, die mit Scheuklappen durchs Leben läuft, nicht hinterfragt und alles lieber so hinnimmt, wie es nun mal ist. Ebenso wird der musikalische Weg klar gemacht. Melodien mit hörbarem Bass, tanzbaren Beats, bestimmender Gitarre und einer klaren Stimme, die nur in Ausnahmefällen das Booklet benötigt. Bei der zweiten Runde mit „Vesper 50 N”, geht’s gleich in den Partybereich. Ein Liebeslied auf die Vespa. Mit Textzeilen, wie
„Los geht ‘s lass die Zündkerze brenn‘ wir reiten aus auf meiner Vespa 50 N” oder „Immer auf dem Beat vom Zweitakt gesteuertes Leben zwei Takte für ein Lied, da kann es kein besseres geben”, machen die 3 Jungs, um Sänger und Gitarrist Thorsten Neubert, dem Bocki von GF, Konkurrenz. Auch sie scheinen auf Zweitakter abzufahren.

Im Mittelfeld keine großen musikalischen Überraschungen, aber ein sehr feines Songwriting

Die folgenden Songs bieten musikalisch, das was Song Eins vorgibt. Rhythmischer Rock / Pop der, und ich hab mich selbst dabei erwischt, zum “mitwippen” anregt.

„Visionen”, der Song, der anregt unseren Alltag in Frage zu stellen.
„Nicht in meinem Namen”, schöner musikalisch sich aufbauender Song, der das textliche Highlight dieses Albums ist. Mit „Der alte kranke Mann des Pop” und „Geerdet” geht´s munter weiter bis wir zu „Klagenfurt” kommen. Der ersten Singleauskopplung. Es ist der aussagekräftigste, schnellste und Punk lastigste Song des Albums. Hier lässt die Band wirklich Dampf ab und erzählt, unterstützt von eingängigen Gitarrenriffs und Chorus, von unseren Luxusproblemen. Bei „Langsam” geht´s um die Entschleunigung. Mit „E-Mail aus Hong Kong” wird´s psychedelisch und mit „Wer´s glaubt wird selig” ist sogar eine sehr schöne Ballade enthalten. „Wer ‘s glaubt wird selig, selig so wie ich. Denn ich weiß woran ich glauben soll, ich glaube an dich. Wer’s glaubt wird selig, so wie ich.”

Am Schluss knall ‘n die Jungs nochmal richtig rein

„Fußball ist Scheiße”. Bis fast zum Schluss, ist dies mein Song. Straight nach vorne, stampfend gespielter Titel. Doch mit der letzten Strophe wird dann alles relativiert. Man geht ja doch jede Woche zum Fußball, weil man es so liebt, egal was Management, Spieler oder Vorstand falsch gemacht haben. Dieses Lied könnte man nach jedem Fußballspiel laufen lassen und jeder würde feiern. Den Rausschmeißer Song übernimmt „B&K Reprise”. Wobei ich mich Frage, wo in diesem Song die Wiedergutmachung sein soll. Jamaica Flagge raus, Dreadlock Perücke auf und…naja, ihr wisst schon. Wunderbare schnelle Reagge / Ska Melodie, wobei sich Sänger Thorsten an Diesen anpasst und ganz schön rappen tut. Bis dann plötzlich alles vorbei ist. Zu schnell. Der Song hätte gerne noch 2 Strophen vertragen können.

Fazit

Sauber, klar gespielte energische und  gesellschaftskritische Rockmusik mit etwas Funk, Soul und Punkattitüde. Ein intelligentes Songwriting mit fantastischen Reimen, für alle, die mehr von Musik erwarten, als platte Aussagen und aggressive Vocals.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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