Bei Wind und Wetter – so war das Biberttal Festival 2025
Das Biberttal Festival in Andorf bei Ansbach war ein Fest für die Sinne und ein Jubiläum, das von den Fans ordentlich zelebriert wurde. 15 Jahre Biberttal Festival mussten gefeiert werden. Es war wieder einmal ein Wochenende, das den Punkrock in die mittelfränkische Provinz brachte. Vom 06. bis 08. Juni 2025, also über das Pfingstwochenende, tobte der Bär im 130 Seelen Dorf, als die Bühne von Fiddler’s Green bis zu Swiss + die Andern erbebte.
Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Mag sein, dass vielleicht einige von euch diesen Satz nicht mehr hören können, aber es ist nun mal so. Was lange Hosen, Gummistiefel, (Regen-)Jacken und/oder Ponchos so ausmachen können, kann echt verblüffend sein. Klar wären sommerliche Temperaturen und Sonnenschein cooler gewesen, aber das kann man sich eben nicht immer aussuchen. Außerdem wäre es ja auch nicht das erste Festival, welches im Matsch versinkt. Dem Biberttal Festival ist allerdings hoch anzurechnen, dass es auf diesem Festival auf keinen Fall an Unterstellmöglichkeiten gefehlt hat. Das haben wir leider schon anderswo anders sehen müssen. Der Teufel liegt im Detail, es kommt eben auch auf die kleinen Dinge an.
Ein Sturm zieht auf …
Nein, uns geht es hier gar nicht um das Wetter. Auch wenn der Festivalfreitag mit einem leichten Nieselregen begann, hielt dies die eingefleischten Fans nicht ab. Die Bühne wurde um 17:30 Uhr von den Star FM Wildcard Gewinnern Jettison Cargo, aus Nürnberg, eröffnet. Danach heizten MandelKokainSchnaps aus Berlin mit ihrem Rock-Pop-Punk ordentlich ein. Auch wenn der erste Anblick auf diese Band etwas, sagen wir überfordernd, sein kann, hat die Band dennoch das Potenzial, sich mit ihrer bunten Vielfalt in die Herzen des Publikums zu spielen. Die Stimmung war mega und es war so viel los, das es schwerfällt, dies überhaupt in Worte zu fassen, wenn man nicht dabei war. Von einer Polonaise auf der Bühne, einem gewaltigen Karaoke Medley, das einen zurück in die 90er katapultierte, einer Bälle Party mit übergroßen Wasserbällen, einer Wall of Death und Choreografien war selbstverständlich alles dabei. Und das bei nur einer einzigen Band.
Die Stimmung stieg weiterhin, als die Alex Mofa Gang die Bühne betraten. Ihre Hymnen ließen das Publikum tanzen und singen. Es gab viel Energie auf der Bühne und noch mehr Energie davor. Springende Fans, wo man nur hinsah und einem Frontmann, der mit einem Salto ins Publikum Stagediving betrieb. Den krönenden Abschluss des Abends bildeten Fiddlers Green, die mit ihrem Irish Folk Punk die Menge zum Toben brachten. Dieses Jahr feiert die Band 35-jähriges Bestehen, man merkt also schon: gelernt ist gelernt. Egal ob ein Händemeer, ein Fahnenmeer oder ein Lichtermeer, man fand einfach alles vor, was eine gute Festivalshow so zu bieten hatte. Selbst der Regen war vergessen, als die letzten Akkorde verklangen.
Bahn frei für Teil Zwei
Der Samstag begann mit dem traditionellen Weißwurst-Frühschoppen, begleitet von die Bressdli. Doch der wahre Wahnsinn begann erst am Nachmittag. My Hero Failed, die Rock Band aus Ansbach, legten los und brachten frischen Wind in die Bude. Heischneida, bekannt für die bayerische Mundart, heizten dem Publikum ordentlich ein. Auch wenn wir, zugegebenermaßen, quasi nichts von dem, was sie sangen, verstanden hatten, trotzdem machte es viel Spaß. Eine Polonaise, Sprungübungen, Luftschlangenpyro, Fahnenschwenken, Konfettiregen, sogar die Cantina Band war vor dieser Band nicht sicher. Einfach nur gelungen.
ENGST, die Punkrock Band aus Berlin, sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Der Platz war voll, es gab eine Wall of Love und zwei Megapolonaisen, die jeweils in die entgegengesetzte Richtung liefen. Allein das war schon ein kleines Highlight. Frontmann Matthias ging immer wieder hinunter ins Publikum und sang dort direkt von seinen Fans umgeben. Außerdem erwartete uns ein allerfeinster Circle Pit und ein Konfettiregen zu „Geschichte schreiben“. Es war einfach eine gigantische Stimmung. Den Höhepunkt des Abends setzten die Rogers mit ihrem Punkrock, der die Menge zum Kochen brachte. Das Licht war eine reinste Ekstase Show. Mittelfingersport, Wahnsinnspogos, eine Polonaise zu „Kreuzberger Nächte sind lang“: Das Publikum des Biberttal Festivals ist sich einfach für absolut nichts zu schade. Dies war eindeutig ein Fünf-Sterne-Abend, um es mit den Worten der Rogers zu beschreiben. Und der Regen konnte der Energie auch nichts mehr anhaben.
Der krönende Abschluss
Der Sonntag begann wieder mit einem Frühschoppen, bei dem diesmal Klöße und Braten serviert wurden. Eine perfekte Grundlage für den letzten Festivaltag, musikalisch begleitet von der Blowjob-Band. Der Konzerttag war am Nachmittag bereit für die letzte Runde. Pottinger eröffneten mit ihrem Alternative-Rock die Bühne und bildeten so einen würdigen Auftakt eines fantastischen letzten Festivaltages. Hier durfte der Aufbau eines Pfeffi Laboratoriums auf der Bühne nicht fehlen, man merkte also bereits, wohin der Weg führen sollte. Als Nächstes enterte das Pack die Bühne. Die Zwei-Mann-Band begleitete das Publikum mit jeder Menge Humor durch den späten Nachmittag. Die unglaublich niveauvollen und lyrisch super wertvollen Texte und atemberaubende Choreografien ließen keine Festivalwünsche mehr offen.
Weiter ging es mit Jack Pott, der Punkband aus dem Norden, die mit ihren Songs ordentlich nachlegten. Gewaltige Energie ging von der Bühne aus und riss einfach alles und jeden ordentlich mit. Eine einzige Festivalkniebeuge, damit das Publikum nicht einrostete und los ging es: ein Circle Pit, Moshpit und Wall of Dance. Tanzen wurde bei dieser Band extrem großgeschrieben und die Festivalbesucher ließen sich dazu nicht zweimal bitten. Grandiose Stimmung und ein Glücksrad, welches einen Karaoke-Song einleitete, durften dort auch nicht fehlen. Die Monsters of Liedermaching brachten im Anschluss die Menge mit ihrem humorvollen Texten zum Lachen. Das Sextett konnte mir ihrer Akustik-Session nochmal eine neue Art von Pogo einführen – nämlich das Privatsphärenpogo. Jetzt hatten wir wirklich alles erlebt.
Als die ersten Beats über das Festivalgelände rollten, wusste man, jetzt wird es ernst. Swiss + die Andern betraten die Bühne mit einer Wucht, als hätte sie sich über das komplette Wochenende angestaut. Der Platz vor der Bühne war dicht gedrängt und vom ersten Ton an sang, sprang und pogte die Meute. Die Hände des Publikums flogen in die Höhe. Die Band, die bekannt für ihre energiegeladen Shows und ihre klare Haltung gegen Faschismus, Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeit ist, fegte mit ihren Songs über das Feld und mähte alles kurz und klein.
Um das ganze Festival rund zu beenden, gab es ein kleines Feuerwerk und der Biberttal-Song ertönte ein letztes Mal aus den Boxen.
Das war das Biberttal Festival 2025
Es war ein Fest der Musik, der Freundschaft und der Leidenschaft. Die Bands lieferten ab, das Publikum eskalierte, die Essens- und Getränkeauswahl war großartig und Andorf zeigte, dass auch ein kleines Dorf große Konzerte feiern kann. Vielen Dank an alle Leute, die mit in der Organisation und Durchführung des Festivals zu tun hatten. Es war ein Wochenende, das in die Geschichte eingehen wird. Lediglich eine kleine organisatorische Bitte bleibt noch offen: Da der Parkplatz irgendwann durch den Schlamm fast unbefahrbar war, wäre es schön, wenn dieser beim nächsten Mal genauso ausgestreut wird, wie der Rest des Festival-Geländes. Für den Rest gilt: Macht bitte genau so weiter!
Für alle die sich das Wochenende nochmal auf Bildern anschauen möchten, findet ihr «HIER» die Bildergalerie dazu.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Redaktion
Als Kind der 90er bin ich vor allem mit Rock aufgewachsen. In meiner Jugend wurde ich dann mit Hilfe von Mittelalter-, Goth- und Metaleinflüssen zu dem Menschen geformt, der ich heute bin - und auf eben genau diesen Menschen bin ich heute verdammt stolz!
Ich nehme jede Erinnerung mit, die ich kriegen kann… Wann ist nochmal das nächste Konzert?