Rocken mit dem „Eisernen Kreuz“ – Provokation, Leichtsinn oder Schwachsinn?
Ein in der Deutschrock-Szene offensichtlich getragenes „Eisernes Kreuz“ ist des Öfteren bei so manchem Konzert Grund für die Einlasssperre des Ordenträgers. Gelangt man dennoch durch den Security-Check, verfolgen einen teils doch sehr argwöhnische Blicke. Meist ist dies dem Umstand geschuldet, dass der Veranstalter keinesfalls mit „rechter Symbolik“ in Verbindung gebracht werden möchte oder auch, dass sich die Akteure auf der Bühne von eben solchen Zeichen distanzieren wollen. Doch woher stammt ein solches Denken und ist es gerechtfertigt? Sind wir zu übervorsichtig oder gar falsch informiert? Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, müssen wir uns mit der Geschichte des „EK“ auseinander setzen.
Der Ursprung des Ordens findet sich als militärische Auszeichnung in der preußischen Armee im 19.Jh. wieder. Dieser konnte als Erster auch an Nicht-Soldaten und Frauen für die Tugenden Tapferkeit, Mut und Ehre verliehen werden. In den darauffolgenden Jahren hatte das „EK“ einen festen Platz in jeder deutschen Armee als Anerkennung ehrenwerter Kriegsdienste. Durch die inflationären Belobigungen innerhalb der Wehrmacht während des Dritten Reichs bekam das „EK“ den uns heute bekannten, bitteren Beigeschmack. Heute ziert das Emblem als Erkennungszeichen nur noch die Luft- und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. 2008 wurde unter anderem Namen, aber dennoch in ähnlicher Gestaltung, eine neue Auszeichnung zur Ehrung „außergewöhnlich tapferer Taten“ eingeführt.
Aufgrund des militärischen Hintergrundes und dem Bezug zur NS-Zeit ist ein Argwohn seitens der linkspolitischen Musik-Szene zumindest plausibel. Umso mehr war ich verwundert, als ich in einem linksgerichteten Szene-Schuppen der Leipziger Innenstadt unverhoffter Weise auf Feierwütige traf, die eben diese Symbolik offenkundig auf ihrer Kutte zur Schau trugen. Auch waren einige Räume mit dem „Iron Cross“ verziert. Um meiner Verwirrung Klarheit zu verschaffen, sprach ich einige Anwesende an, fragend nach dem Hintergrund dieser Dekoration. Nicht nur einmal wurde mir ein Achselzucken oder ein „Keine Ahnung“ entgegengebracht. Anscheinend störte sich niemand daran, bis hin zur völligen Ignoranz. Irgendwann traf ich aber doch auf einen Wissenden, der Klärung verschaffen konnte. Dass früher reichlich anwesende Publikum des „Neofolk“- Genre soll der Ursprung des Dekors sein. Dieser Musikstil zeigt eine Affinität zu faschistoiden Darstellungen und spielt zum Beispiel auf Covern mit eben solchen Symbolen und Runen der alten nordischen Völker.
Ist es also so, dass die Akzeptanz gewisser Zeichen davon abhängt, welcher Szene der Träger des Signets angehört?
Wird durch unseren Musikgeschmack bestimmt, wie sensibel wir auf bestimmte Symbole reagieren?
Verändert sich die Wertung eines Signums mit der musikalischen Ausrichtung?
Zusammenfassend kann man also getrost folgendes sagen:
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.