Wer in der jüngsten Vergangenheit die Egoisten in den sozialen Medien verfolgt hat, konnte feststellen, dass es einige musikalische Veränderungen gab. Das ist Grund genug, damit Vollgas Richtung Rock einmal nachfragt, wie es zu den aktuellen Veränderungen kam, ob man Deutschrock und Oi! vereinbaren kann und was uns auf der neuen EP erwarten wird.

VRR: Ihr seid vor kurzem zu Börsma gewechselt. Wie kam es zu dem Wechsel und wo liegt für euch der Unterschied zu Sunny Bastards und KB Records?

Lollo: Ach du, ein riesen Unterschied macht das alles nicht. Wir wollten einfach mal etwas Neues ausprobieren.

VRR: Hat der Labelwechsel einen maßgeblichen Einfluss auf eure Musik?

Lollo: Nein. Auch wenn das viele mittlerweile sagen. Wir haben einfach komplett an uns gearbeitet und die Priorität anders gelegt. Wir wollten natürlich vom Sound her etwas fetter klingen und ich habe zudem richtig Wert auf den Gesang gelegt. Vorher hieß es immer nur, irgendwie reinbrüllen, einspielen und fertig. Es war eher Zufall, dass jetzt noch der Labelwechsel dazu gekommen ist. Die CD davor, die noch bei KB rausgekommen ist, war vom Sound her auch schon anders.

Egoisten wie wir

VRR: Vor einigen Monaten habt ihr erst euer aktuelles Album IV veröffentlicht. Wie kam es zu der Entscheidung, jetzt noch eine EP zu veröffentlichen? Schlummerten in einer Schublade noch Songs, die unbedingt veröffentlicht werden wollten?

Lollo: Die Entscheidung war, um ehrlich zu sein, relativ leicht. Als wir im Studio waren und die CD IV aufgenommen haben, hatten wir auch schon weitere Songs nebenbei produziert. Wir haben da nochmal ein bisschen am Sound gefeilt und immer wieder neues ausprobiert. Nebenbei hatte ich immer noch mein Gesangscoaching und wir haben einfach mal die neuen Songs gesungen. Das Ergebnis am Ende hat uns so gut gefallen, dass wir uns dann entschieden haben, eine EP hinterher zu bringen.

VRR: Welcher Song von der kommenden EP ist für euch der mit der wichtigsten bzw. persönlichsten Aussage und warum?

Lollo: Das ist wirklich schwer zu sagen! Da auf der CD nur sechs Songs sind, haben alle ihr gewisses Etwas. Die CD ist auf jeden Fall sehr bunt gemischt. Aber wenn ich mich für einen Song entscheiden müsste, dann würde ich den Song „Wartet auf mich“ nehmen. Der Song ist schon sehr persönlich und emotional. Dennoch hat auch der Song „Ist das noch Oi!?“ sein gewisses Etwas. Da haben wir nicht an Ironie gespart. Leicht provokant aber trotzdem lustig und für viele mit Sicherheit ein riesen Aufreger.

„Die Texte kommen meistens von ganz allein.“

VRR: Woher nehmt ihr die Ideen und Inspirationen für eure Texte?

Lollo: Also, die Texte sind ja meistens mitten aus dem Leben. Egal ob es darum geht, einmal mit den Freunden richtig zu feiern oder man einfach nur traurig ist. Es gibt zu fast jeder Lebenssituation eine Geschichte oder ein Thema, das einen beschäftigt. Die Texte kommen dann meistens von ganz allein.

VRR: Wer hat euch bei der EP besonders unterstützt?

Lollo: Was die CD drum herum angeht, unterstützen uns da viele Leute. Viele Supporter, Radios usw., auch ihr zum Beispiel. Aber natürlich auch das Label, der Grafikdesigner und der Studioproduzent.

VRR: Was unterscheidet die EP von euren bisherigen Alben?

Lollo: Definitiv der Sound und der Gesang. Es klingt alles viel moderner und fetter.

VRR: Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Musik und wohin wird die musikalische Reise der Egoisten noch gehen?

Lollo: Unsere Hauptziele sind und bleiben, dass wir ohne Ende Konzerte spielen wollen. Wohin die Reise geht, kann ja leider keiner sagen.

Deutschrock? Oi!? Was ist es denn nun?

VRR: Man liest aktuell, dass ihr eine Deutschrockband seid, die Oi!-Texte singt. Kann man als Deutschrockband eigentlich Oi! singen? Ist Oi! nicht eher ein besonderer way of life? Klassischer Oi! klingt anders. Seht ihr euch selbst noch als klassische Oi!-Band?

Lollo: Alsooooo … eine Deutschrockband sind wir schon mal nicht. Es ist wirklich spannend, zu beobachten, nur weil man jetzt vom Sound her sauberer klingt und der Gesang nicht mehr ganz so rotzig ist, seien wir automatisch eine Deutschrockband. Und nein, als Deutschrockband kann man keine Oi!-Texte singen. Da wird grade viel durcheinander gebracht oder ist für manche verwirrend. Eine klassische Oi!-Band sind wir auch nicht. Dafür sind wir zu bunt gemischt in der Band. Klassische Oi!-Bands sind in unseren Augen z. B. Evil Conduct, Cock Sparrer, The Last Resort usw.. In welche genaue Richtung uns man nun einordnen soll, wissen wir auch nicht wirklich. Müssen wir aber auch nicht, da sich die Leute eh immer ihr eigenes Urteil bilden. Wir könnten jetzt sagen, wir sind eine klassische Oi!-Band und trotzdem würden die Leute sagen, nein das ist Deutschrock.

Was ist passiert?

VRR: Wie steht ihr zur Skinhead Szene? Ihr habt schon einen musikalischen und optischen Stilwechsel vollzogen. Was ist da passiert?

Lollo: Was ist passiert? Das fragen wir uns auch sehr oft. Wir stehen weiterhin dazu, warum sollte sich denn jetzt etwas ändern? Oder stellen sich auch deswegen viele die Frage, weil wir nicht 20 Lieder haben, wo wir über unsere Glatze singen oder wie stolz wir auf unsere Martens sind? Ja es stimmt, die Bandfotos sehen einheitlicher aus und die Musik klingt moderner und melodischer. In der Band gibt es auch immer wieder musikalische Veränderungen und das fließt auch irgendwie immer mit in die Band ein. Veränderungen gehören im Leben dazu, dennoch ist doch alles wie immer. Ich sage ja, es ist wirklich lustig, alles zu beobachten, in welche Schubladen man auf einmal automatisch gesteckt wird. Ja wir waren in den letzten Jahren weniger auf Oi!-Konzerten zu sehen, aber auch nur, weil man uns nicht eingeladen hat.

VRR: Die letzten Worte an eure Fans und unsere Leser gehören euch.

Lollo: Als erstes möchten wir natürlich dir und dem gesamten Vollgas Richtung Rock Team für dieses Interview danken. Grade auch eine relativ kleine Band wie wir freut sich über jeden, der über uns berichtet und uns unterstützt. Wir wollen allen danken, die unsere Musik gerne hören, unsere Konzerte besuchen und uns kräftig supporten. Holt euch unsere neue EP. Wir danken euch!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia Rathgeber

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.