Unantastbar – Ich folge keinen Trends – Teil 1/2

Releaseshows, eine gigantische Tour und vor allem das brandneue Album stehen in den Startlöchern und warten nur darauf, euch zu begeistern. Wir hatten die Gelegenheit, exklusiv mit Unantastbar zu sprechen – und präsentieren euch nun den ersten Teil unseres Interviews!

VRR: FÜR IMMER WIR klingt nach einer klaren Ansage. Was war der entscheidende Moment oder das prägende Erlebnis, das euch den Impuls gegeben hat, genau dieses Album in genau dieser Form zu schreiben?

Joggl: FÜR IMMER WIR passte wie die Faust aufs Auge genau in diesen Zeitraum. Ich hatte das Gefühl noch einmal alles rausschreien zu müssen, was so lange schon an meinem Herz klebt. Mit manchem konnte ich endlich abschließen. Ich bin gewachsen und fiel trotzdem immer wieder auf die Fresse. FÜR IMMER WIR beschreibt genau diesen Weg, dieses Gefühl, diese Reise. Am Ende war es unsere Reise. Irgendjemand war immer da.

Heiss: Es gibt keinen Zeitpunkt, an dem man sagt: „So, wir schreiben jetzt ein Album“. Das ist immer ein Prozess, der über viele Monate geht. Man fängt an zu gewissen Themen Notizen oder erste Songfragmente zu schreiben und setzt sich irgendwann hin und schreibt einen Song fertig. Manchmal entstehen Songs auch komplett im Studio. Wir setzten uns dann meistens im Studio zusammen und begutachten alles was wir haben, anschließend wird die Entscheidung getroffen, ein Album daraus zu machen.

VRR: Eure Musik war schon immer eine Mischung aus Kampfgeist und Zusammenhalt. Was unterscheidet FÜR IMMER WIR in seiner Botschaft oder Energie von euren bisherigen Alben?

Joggl: Gab/gibt es eine Botschaft? Keine Ahnung. Ich habe immer nur das geschrieben und gesungen, was sich für mich richtig angefühlt hat. Und genau so war es auch bei diesem Album. Unantastbar und unsere Musik hat mich glücklich gemacht. Und andere dann irgendwann auch.

Schkal: Das beschreibt ziemlich genau, was seit über 20 Jahren auf unserer Agenda steht. Unseren Herzen folgen und einfach das machen, worauf wir Bock haben, ohne uns zu verbiegen. Vielleicht ist genau das der Grund, warum wir immer noch in der gleichen Besetzung unterwegs sind. Vielleicht ist das der Grund, warum Unantastbar das hat, was man street credibility nennt. Weil Unantastbar einfach gnadenlos echt ist. Mit den Produzenten Daniel Barbosa und Peter Fischer haben wir es geschafft, eine unglaubliche Energie in die neuen Songs zu packen. Wir sind mega zufrieden mit dem neuen Album und freuen uns darauf, die Songs jetzt endlich nach und nach zu veröffentlichen! FÜR IMMER WIR ist für uns mehr als ein Album. Es ist eine vertonte Lebensart. Ein Mittelfinger an die, die uns kleinhalten wollen und eine Umarmung für die, die genau wie wir niemals aufgeben.

Heiss: Alle Songs, die aus der Feder von Unantastbar kommen, beschreiben die Gefühlswelt oder auch die Einstellung zu gewissen Themen zu der Zeit, in der der Song entstanden ist. Manchmal kann sich eine Haltung zu einem Thema ändern, manchmal auch nicht. Wo genau der Unterschied liegt, lassen wir lieber die Hörer entscheiden. So analytisch haben wir das gar nicht betrachtet, da der Prozess des Songschreibens ein sehr emotionaler ist.

VRR: Ihr sprecht von „Wunden aufreißen und zugleich Hoffnung geben“. Gibt es auf dem Album einen Song, der für euch besonders emotional oder persönlich ist und warum?

Joggl: Jeder Song auf diesem Album erzählt eine Geschichte. Jeder, der am Boden liegt, möchte auch wieder aufstehen. Und wenn man kann, dann sollte man auch. Hoffnung für alle und jeden.

Heiss: Für mich ist vor allem „Für immer jung“ ein sehr persönlicher Song, der mich an meine Jugend und an einen ganzen Haufen geiler Erlebnisse erinnert.

Ich folge keinen Trends

VRR: Die heutige Musikwelt ist schnelllebig, Trends kommen und gehen. Wie schafft ihr es, euch treu zu bleiben, ohne dabei auf der Stelle zu treten?

Joggl: Ich folge keinen Trends. Wenn ich etwas mache, dann nur weil ich es will.

Heiss: Wir können nur Musik machen, die uns selbst zusagt. Nur weil zurzeit eventuell Hip-Hop oder Rap angesagt ist, heißt das ja nicht, dass man ab morgen nur mehr Rap Songs schreiben kann. Das würde für uns nicht viel Sinn machen. Zum einen, weil wir es nicht könnten und zum anderen haben wir auch kein Interesse daran. Was wir versuchen, ist unseren Musikstil weiterzuentwickeln. Wir reden vor allem im Studio viel darüber, wie man Abwechslung in die Songs bekommt, was man probieren könnte usw. Aber natürlich immer im Rahmen dessen, was uns persönlich gefällt.

VRR: Ihr seid für eure starke Fan-Community bekannt. Inwiefern hat der direkte Austausch mit euren Fans dieses Album beeinflusst oder inspiriert?

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Heiss: Ob nun bewusst oder unbewusst, ein Austausch mit Menschen oder in dem Fall Fans, beeinflusst immer etwas. Ob es nun das Gefühl dafür ist, welche Songs gut ankommen oder ob es auch mal ein konstruktiver Input ist. Aber man muss sich manchmal auch trauen, Sachen zu machen, die eventuell bei den eingefleischten UATB-Fans nicht so gut ankommen. Als wir zum Beispiel ein Album mit Neuinterpretationen alter Songs produzierten, wussten wir genau, dass das mit Sicherheit nicht den Geschmack aller unserer Fans treffen wird. Trotzdem haben wir es gemacht, da es uns wahnsinnig viel Spaß gemacht hat und uns persönlich ein Anliegen war.

VRR: Nach all den Jahren auf der Bühne: Was bedeutet Unantastbar für euch heute – und hat sich diese Bedeutung über die Zeit verändert?

Heiss: Unantastbar ist für mich Familie. Etwas, das einen über so lange Zeit begleitet, man zusammen aufgebaut hat und in das man so viel Herzblut gesteckt hat, ist zwangsläufig mit sehr viel Emotion verbunden. Die Bedeutung hat sich in den Jahren nicht verändert. Unantastbar war und bleibt für mich mehr als nur Musik.

Joggl: Ich sage es immer wieder. Ich bin eigentlich nicht unantastbar. Es gibt so vieles, was mich bewegt, zerstört, vergessen und wieder neu anfangen lässt. Zeit hält alle Wunden haben sie gesagt. Ich glaube daran und im selben Moment wünsche ich mir so vieles wieder zurück. Wir haben etwas erschaffen, woran wir glauben können. Wir wissen, was wir sind, wir wissen, woher wir kommen und was wir daraus gemacht haben. Egal wohin wir gehen, egal was passiert, Unantastbar wird immer bleiben!

Unantastbar zwischen Diskussion und Zweifel

VRR: Euer Statement zum Album klingt sehr emotional und leidenschaftlich. Gab es während der Entstehung Momente, in denen ihr gezweifelt habt – oder war die Richtung von Anfang an klar?

Joggl: Es gibt keine Richtung, alles darf sein und jeder entscheidet.

Heiss: Wir diskutieren und zweifeln ständig an Dingen. Wenn das nicht so wäre, würden wir uns ja auch nicht weiterentwickeln. Was das Album betrifft, so ist die Richtung nie ganz klar. Wir arbeiten an Songs und produzieren und sehen eigentlich immer erst am Schluss, wie sich das Gesamtbild entwickelt hat. In jedem Fall steckt aber in allen Songs viel Herzblut und Ehrlichkeit.

VRR: Viele Bands sagen, dass ihre Musik auch ein Ventil für persönliche Erlebnisse ist. Gibt es auf FÜR IMMER WIR Texte, die direkt aus euren eigenen Erfahrungen entstanden sind?

Heiss: Einen Song zu schreiben, bedeutet vor allem eines, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen und in wenigen Worten ein Gefühl und eine Aussage zu vermitteln. Das ist immer damit verbunden, dass man viel nachdenkt und für sich selber entscheidet, was man überhaupt sagen will. Kein Mensch, der nicht regelmäßig zu einem Psychologen geht, macht so etwas, es sei denn er schreibt Songs oder Bücher. Von diesem Aspekt aus kann man durchaus sagen, dass das Schreiben eines Songs dazu beiträgt, dass man in seinem Inneren aufräumt und Gedanken sortiert. Natürlich spielen persönliche Erlebnisse eine Rolle, ich denke sogar, dass sie die zentrale Rolle spielen. Vor allem die Songs, die Joggl schreibt, sind zum größten Teil autobiografisch.

VRR: Euer Sound hat sich über die Jahre entwickelt. Gibt es auf dem neuen Album musikalische Elemente oder Experimente, die für euch neu waren?

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Schkal: Unser Musikgeschmack hat sich in den letzten 20 Jahren immer wieder weiterentwickelt. Man stößt auf neue Bands, Sounds ändern sich oder man findet eben ganz einfach mit 40 andere Sachen cool, wie mit 20. Ich denke, das ist das Normalste auf der Welt. Das fließt in Songtexte oder in die Musik ein. Vielleicht merkt man in Hinblick auf die Drums bei dem ein oder anderen Song, dass ich mittlerweile ziemlich auf Bands wie Sum41 stehe oder auch den Sound vom phänomenalen Blink182 Drummer Travis Barker geil finde. Aber auch abseits der Drums gibt es das ein oder andere Instrument, dass bisher noch auf keinem Unantastbar-Album zu hören war.

VRR: Wie wichtig war es euch, das Album in genau dieser langen Reifezeit entstehen zu lassen? Hättet ihr es auch früher veröffentlichen können oder war der Zeitpunkt entscheidend?

Heiss: So extrem viel Reifezeit hatten wir eigentlich gar nicht. Wir haben vor zirka einem Jahr die ersten Studiotermine gebucht und anschließend mit dem Schreiben begonnen. Man möchte meinen, dass das viel Zeit ist, aber gegen Ende bekommt man dann doch immer etwas Zeitdruck, da ein Albumrelease natürlich auch seine Vorlaufzeit braucht.

Schkal: Der Weg von der ersten Text-Idee bis zum Release eines ganzen Albums ist lang. Dabei sei an der Stelle erwähnt, dass wir mit unserem Label Napalm Records und unserem Vertrieb Tonpool zwei sehr kompetente Partner an unserer Seite haben. FÜR IMMER WIR erscheint als Limited Boxset, Limited Splatter Vinyl, Limited Black Vinyl, Limited Liquid Vinyl (stark limitiert auf 100 Stück), Kassette (stark limitiert auf 100 Stück) und als Digipak CD. Klar, die verschiedenen Formate sind allesamt sehr, sehr geil, aber sie benötigen auch bestimmte Vorlaufzeiten. Wir sind bei jeder Veröffentlichung mit viel Liebe zum Detail darauf bedacht, dass nur Sachen im Handel landen, die wir auch persönlich cool finden. Und ja, wir sind Perfektionisten – jeder in seinem Bereich.

Freunde, Teil I des Interviews ist an dieser Stelle vorbei. Bleibt dran, abonniert uns und schaut immer mal vorbei, der zweite Teil und viele weitere spannende Themen folgen natürlich regelmäßig!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)

Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.

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