Null Positiv stehen für kraftvolle Musik, Leidenschaft und eine klare Vision. Im Interview spricht Frontfrau Elli über ihren Weg in die Szene, den Mut, neu anzufangen und warum sie sich nie von Klischees einschränken lässt. Außerdem gibt sie Einblicke in die kommende EP, den kreativen Prozess hinter den Songs und die Pläne für 2025.

Keine Frage des Geschlechts

VRR: Wie waren deine ersten Schritte in der Musikszene? Würdest du sagen, dass es Frauen in der Musikszene prinzipiell schwerer haben als Männer? Woher beziehst du die Energie und die Kraft für dein selbstbewusstes Auftreten? Wer inspiriert dich, deinen Weg so zu gehen, wie du ihn gehst?

Elli: Ich habe nicht das Gefühl, dass es vom Geschlecht abhängt, ob man gut aufgenommen wird oder nicht. Wenn man einen guten Job macht, wird man respektiert und geschätzt. Darauf kommt es an. Meine Energie beziehe ich aus der Leidenschaft für die Musik und das ganze kreative Drumherum. Es macht mich glücklich Dinge zu entwickeln, Songs zu schreiben, auf Tour zu sein, gebraucht zu werden für etwas, das ich liebe. Eine win-win-Situation.

VRR: Gibt es Vorurteile oder Schwierigkeiten, die dir als Frau in der Szene immer wieder begegnen und wie gehst du damit um?

Elli: Habe ich so noch nicht erlebt. Ganz im Gegenteil. Ich habe mich für diese Musik und Szene entschieden, weil sie mir entspricht und ich hier sein kann, wie ich bin.

VRR: Gibt es in deinen Augen weibliche Stereotypen in der Musikszene und wo siehst du dich selbst?

Elli: Es gibt sicherlich Dinge wie Tattoos oder Lederklamotten, die in der Szene üblich sind. Ich finde aber, dass es auch schon viel Crossover gibt, was gut ist. Wenn wir andere Menschen inspirieren wollen, müssen wir auch neue Wege gehen und uns immer wieder neu in Szene setzen und erfinden. Ich bin zum Beispiel total untätowiert. Warum? Ich liebe es z. B. mit Bodypaint immer mal einen anderen Look zu erfinden. Es würde mich limitierten, wenn meine Leinwand schon mit einem Stil festgelegt wäre.

Ein neuer Anfang

VRR: Was war deine einschneidendste Erfahrung im Musikbusiness, die dir bis heute in Erinnerung geblieben ist und die dich auf deinem Werdegang geprägt hat?

Elli: Das war der Moment, als ich mit Null Positiv nochmal neu angefangen habe. Ich habe festgestellt, dass ich zwar schon von der Musik lebe, aber noch nicht mit meiner Passion an Musik. Alles, was ich bis dahin aufgebaut hatte, wurde ab dem Zeitpunkt gecancelt und die neue Ära begann. Es braucht Mut, nochmal von vorn zu beginnen und für diesen Mut wurde ich belohnt. Jetzt habe ich mich gefunden.

VRR: Im Anschluss an eure Auftritte nimmst du dir gerne Zeit für eure Fans. Gab es da schon unangenehme Begegnungen? Was gibt dir Sicherheit im Kontakt mit den Fans und auch generell, wenn ihr auf Tour seid?

Elli: Unsere Fans sind sehr höflich und angenehm. Ich hatte selten die Situation mich schützen zu müssen. Zum einen ziehe ich durch meine Texte Menschen an, die mir nahe sind, zum anderen bin ich eine körperlich sehr große Frau, was sicherlich auch erstmal Respekt verschafft. So muss ich selbst nie laut oder unangenehm zu jemandem werden. Das steht mir auch einfach nicht.

Chancengleichheit

VRR: Was können externe Partner, z. B. Labels, Veranstalter, etc. tun, um in der Musikwelt eine Chancengleichheit herzustellen?

Elli: Ich finde es immer schön eine Bühne für Newcomer zu schaffen, damit sie entdeckt werden können. Es gibt so viele Talente, die gesehen werden müssen.

VRR: Siehst du dich selbst als Vorbild für die Frauen in der Musikwelt? Welchen Rat würdest du den Frauen gerne mit auf den Weg geben, die sich in der Musikszene etablieren möchten?

Elli: Euer Denken über euch selbst färbt auch auf eure Gesellschaft ab. Träumt groß, steht zu euch, habt was zu sagen und verliert dabei nicht eure Freude und Leidenschaft. Zum Schluss ist es der Weg, der zu eurem Leben wird.

VRR: Schauen wir jetzt auf Null Positiv und die Musik, die ihr macht. Noch in diesem Jahr werdet ihr eine neue EP veröffentlichen. Was wird uns mit dieser EP erwarten und warum ist es eine EP und kein komplettes Album?

Null Positiv: Lieber öfter eine EP, als eine lange Pause bis zum nächsten Album. So bekommen unsere Leute schneller etwas Neues zum Feiern und Entdecken. Die EP ist geballte Power! Es gibt keinen Lückenfüller oder ähnliches. Jeder Song hat so viel Eigenes und ist bis ins letzte Detail einfach nur ein Herzstück.

Von bösen Growls bis Klargesang

VRR: Was unterscheidet die kommende EP von euren bisherigen Werken? Seid ihr eurer Linie treu geblieben oder experimentiert ihr momentan mit neuen Stilen und Richtungen?

Null Positiv: Da wir alle immer in der Entwicklung sind, wird auch diese Scheibe eine Weiterentwicklung unseres Stils sein. Es ist nach wie vor von bösen Growls bis Klargesang wieder alles dabei. Musikalisch hat die EP eine klare Linie. Wir sind immer bestrebt, weiter in die moderne Härte zu gehen, was sich in jedem Song und im Sound klar widerspiegelt. Dennoch würde ich sagen, die Null Positiv-Note ist markanter denn je!

VRR: Leidenschaftlich, mit Power und energiegeladen präsentiert ihr der Welt eure Songs. Wer hat bei den Songs welche Anteile und wie sieht der Entstehungsprozess eines neuen Werkes bei euch aus?

Elli: Meistens schreibt Bene ein Instrumental, schickt das dann Flo, der setzt dann mit seinen Drums weiter Akzente, dann gehts wieder zurück an Bene, genauso wie auch Manu dann noch seinen Touch liefert. Da wir alle weit voneinander getrennt leben, hat sich diese Art des Songwriting gut bewährt. Wenn dann ein Song so weit steht, lasse ich mich für meine Texte und die Gesangsmelodien von der Musik inspirieren und komme so mit ins Spiel. Dann feilen wir zusammen den finalen Song aus und zum Schluss geht das Ganze dann zu unserem Produzenten, der mit frischem Ohr und etwas Feenstaub alles nochmal mehr zum Glänzen bringt.

Emotionen und Gedanken in jeder Note

VRR: Inwiefern beeinflussen eure persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen, sowie Emotionen und gesellschaftliche Themen euer Songwriting?

Null Positiv: Unsere Emotionen und Gedanken sind in jeder Note. Sie sind der Ursprung eines jeden Songs! Das macht unsere Fans auch so nah für uns. Wir teilen unsere Gedanken und finden Gleichgesinnte. Gerade diese EP ist sicher eines unserer bisher tiefgreifendsten Werke.

VRR: Welche Rolle spielen visuelle Aspekte bei der Erschaffung eurer Musik? Habt ihr eine besondere ästhetische Philosophie? Wurden Songs von den Hörern schon mal anders interpretiert als es von euch angedacht war? Und welchen Einfluss haben Management, Produzenten und Plattenlabel auf den kreativen Prozess?

Null Positiv: Das Visuelle ist sehr wichtig. Wir begannen mal in der Post Apokalypse und haben uns jetzt etwas klarer und moderner entwickelt. Ich finde, als Künstler sollten wir inspirieren und nicht in der Zeit stehen bleiben. Was die Songs angeht, ist es sogar gewollt, dass sie in verschiedene Leben passen und sich unsere Menschen darin wiederfinden. Ich bin manchmal richtig überrascht, wie viele Facetten so ein Song haben kann. Zum Management und Label kann ich nur sagen, dass wir alles selbst machen, daher gibt es keine Probleme.

Pläne für die nächste Tour

VRR: Woran arbeitet ihr aktuell? Wird es zur Veröffentlichung der neuen EP noch Videos zu der ein oder anderen Single geben? Arbeitet ihr an einer neuen Tour? Wie sind eure Pläne für das Jahr 2025?

Null Positiv: Es gibt schon Ideen für die nächste Tour. Wir wollen mit dem neuen Stoff auf jeden Fall durch Deutschland, vielleicht sogar Europa. Mal sehen, was sich so entwickelt. Die ersten Videos sind schon draußen und das Feedback ist überwältigend.

VRR: Vielen Dank für die Zeit, die ihr euch für dieses Interview genommen habt. An dieser Stelle möchten wir euch die letzten Worte an unsere Leser und eure Fans überlassen.

Null Positiv: Liebe Null Positiven, und auch neue Entdecker unserer Musik. Wir freuen uns darauf, euch live auf Tour zu sehen, aber auch auf euer Feedback bei YouTube, Instagram, Facebook und Co. Bleibt gerne dran und holt euch unseren Newsletter unter: www.nullpositiv.com. Fühlt euch Willkommen!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia Rathgeber

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.