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Megaherz im Interview zum neuen Album IN TEUFELS NAMEN VÖ 11.08.2023

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Am 11. August ist es endlich soweit: nach nunmehr fünf Jahren erblickt das neue Album IN TEUFELS NAMEN von Megaherz das Licht der Welt und wird sogleich ab September auf den Bühnen Europas die Chance bekommen, zu zeigen, wie viel Live-Potential in ihm steckt. Megaherz werden mit Combichrist auf Tour gehen. Vollgas Richtung Rock hat bei Megaherz nachgefragt, was uns auf dem Album erwarten wird und welche Erwartungen und Sorgen sie im Bezug auf die anstehende Tour haben. 

VRR: Die Veröffentlichung eures letzten Albums ist nun schon eine ganze Weile her. Was unterscheidet euer neues Album IN TEUFELS NAMEN von vorherigen Alben und wie habt ihr die Entstehungszeit empfunden?

Lex: Da liegen fünf Jahre zwischen, die ziemlich hart waren. Die Covid Zeit war für uns Künstler hart. Um mal meine persönliche Geschichte darzulegen, wir waren ja auf Tour, als das alles anfing und wir hatten feste Pläne, danach ins Studio zu gehen und mit einer neuen Platte auch auf Tour zu gehen. Es war alles schon fix und ausgemacht. Und dann hat uns das, so wie alle, wie ein Donnerschlag getroffen. Und das Schlimme war dann in der Zeit eigentlich, dass man sich als Künstler und Musiker wertlos gefühlt hat. Alle Pläne, ein neues Album zu machen, waren plötzlich dahin. Jeder von uns hat dann versucht, seinen eigenen Weg zu suchen, wie er das auch finanziell überlebt. Wir haben auch gar nicht gewusst, ob wir das überhaupt als Band überleben. Ich persönlich habe nicht eine Zeile geschrieben während Covid. Die Fans haben immer geschrieben „Jetzt hast du ja Zeit, gleich zwei Alben zu schreiben“ und ich habe immer gedacht, wozu soll ich etwas schreiben, wenn ich es eh nicht auf die Bühne bringen kann. Keiner will mich sehen, keiner will mich hören, warum soll ich jetzt was schreiben? Ich meine, es ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Berufung und von heute auf morgen war das alles weg! „Der König der Dummen“ ist tatsächlich der einzige Song, der in dieser Zeit entstanden ist.

IN TEUFELS NAMEN wird definitiv wieder ein Album der härteren Sorte!

Quelle: Megaherz

Mit all den Verschwörungstheorien, die zu dieser Zeit kursierten, hat uns das schon wirklich ziemlich getriggert. Dann kam jetzt noch der Ukraine Krieg und das alles was momentan auf jeden von uns einprasselt, ist eine Menge Zeug, dass mich bei meinen Texten beeinflusst hat. Auf die ganze Wut, die Frustration und die Hoffnungslosigkeit, die wir in der ganzen Zeit hatten, das sind schon ein bisschen die Quellen, aus denen dieses Album entstanden ist. ,Wir machen immer noch das, was wir immer machen. Wenn es jemanden gibt, der weiß, wie Megaherz zu klingen hat, dann ist das X-ti. Aber auch er überrascht immer wieder mit neuen Klängen und dazu kam dann bei diesem Album noch der Song „Engelsgesicht“, der zum ersten Mal schon sowas wie eine Punkattitüde mit rein gebracht hat, die mich wiederum inspiriert hat zu dem Gesang von „Alles Arschlöcher“, weswegen die beiden Songs vielleicht einen ähnlichen Vibe haben. Das Album ist mit Sicherheit mal wieder eins der härteren von uns. Musikalisch und thematisch. Man hat irgendwie immer gedacht, man muss alles in besondere lyrische Worte fassen und diesmal hab ich mir gedacht „Ach komm, scheiß drauf, jetzt wird einfach raus gehauen, wonach mir ist und a wird jetzt auch einfach kein Blatt vor den Mund genommen.“  IN TEUFELS NAMEN wird definitiv wieder ein Album der härteren Sorte.

VRR: Welcher Song ist für euch der mit der größten bzw. emotionalsten Bedeutung oder auch wichtigsten Aussage bei IN TEUFELS NAMEN?

Lex: Das ist tatsächlich für jeden unterschiedlich. Ich kann mir vorstellen, dass „Der König der Dummen“ für X-ti der stärkste Song ist. Für mich ist es „Alles Arschlöcher“. Ich glaube, für mich ist der Song einfach perfekt, weil er so konzentriert den Nagel auf den Kopf trifft. Ich habe bei dem Song noch etwa fünf weitere Strophen gehabt, die wir aber alle weggeschmissen haben. Es gab so viele Beispiele, die man hätte in diesem Song nennen können und wir haben uns da dann das Best of rausgesucht. Wir konnten den Song ja nicht acht Minuten lang werden lassen. Der Song ist nach einer Diskussion mit einem sehr guten Freund entstanden, in der es um das Thema Politik ging. Und wie das bei diesem Thema so ist, kann es sehr emotional und laut werden. Er sagt dann am Ende nur noch zu mir „Weißt du was? Alles Arschlöcher!“ und damit war die Diskussion dann rum. Da konnte ich nichts mehr drauf erwidern. Und da wusste ich, ich muss dazu einen Song schreiben.

Aber bei all der Negativität wird es auch wieder zwei emotionale Nummern à la „Für immer“ geben, die mir auch sehr wichtig sind und einen positiven Ausblick geben: „Kannst du den Himmel sehen“ und „Auf dem Weg zur Sonne“, die so ein bisschen meinen Weg aus der Dunkelheit beschreiben und zeigen, dass, wenn du an dich selbst glaubst, dich keiner stoppen kann. Und das ist mit als Message auch sehr wichtig.

„Jeder Depp führt sich auf wie ein Superstar“

VRR: Wer ist denn für euch alles ein Arschloch?

Lex: Wir haben ja die Fans aufgefordert, uns man eine Liste zu schreiben, wen sie für das größte Arschloch halten. Da wurde dann auch etwas rumgedruxt und auch ein paar Politiker wurden genannt, aber auf meiner eigenen Liste würde ich mich selbst zuerst nennen. Nicht, weil ich mich selbst für das größte Arschloch halte, sondern weil ich genau weiß, auch ich führe mich manchmal auf, wie ein Arschloch. Und auch über mich denken die Leute oft „Was für ein Arschloch!“ Das passiert automatisch. Darum heißt der Song auch „Alles Arschlöcher“. Es gibt keine Ausnahmen. Jeder Depp führt sich auf wie ein Superstar, jeder hat nur seine eigenen Probleme, andere haben keine Probleme. Darum ist für mich die wichtigste Kernaussage des Songs auch: nehmt euch selbst nicht zu wichtig und denkt auch mal an andere, verdammt noch mal.

VRR: Wie viele Singles können wir vor der Veröffentlichung des Albums noch erwarten?

Lex: Neben „Alles Arschlöcher“ und „Engelsgesicht“ wird es zudem noch ein Lyrikvideo kurz vor dem Albumrelease geben. Wir überlegen aber, was wir noch raus hauen können. Du glaubst gar nicht, was das für ein Kampf in der Band und mit dem Label ist, weil wir alle das Album einfach so sehr lieben und jeder seine eigenen Präferenzen hat.

„Wir sind Weltmeister was das Thema Songrecycling angeht.“

VRR: Wie viele Songs standen für das Album zur Auswahl?

Lex: Wir hatten schon ein wenig Ausschuss. Aber das lustige ist ja, dass wir den Ausschuss dann immer zu neuen Songs verarbeiten und die dann irgendwie wieder einbauen. Wir sind Weltmeister, was das Thema Songrecycling angeht. Wir machen keinen großen Song Müll! (lacht)

VRR: Im Herbst steht eine doch sehr große Tour mit Combichrist an. Wie lange wart ihr nicht mehr auf Tour? Und worauf freut ihr euch am Meisten?

„Mit Combichrist eine Tour zu fahren ist für uns auch spannend.“

Lex: Richtig auf Tour waren wir tatsächlich vor der Pandemie das letzte Mal mit Hämatom. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern, das letzte Konzert in Hamburg in der Großen Freiheit war komplett ausverkauft. Danach haben wir noch alles auf der roten Meile mitgenommen und dann war Schluss.

Mit Combichrist eine Tour zu fahren ist für uns auch spannend, es ist einfach eine geile Kombination, weil Combichrist mehr elektronisch sind und wir eher in die derbe Richtung gehen. Für uns ist es zudem die erste große Europatour. Wir haben viele Länder auf der Liste, die kennen wir nur von touristischen Zielen her, aber noch nicht von der Bühne aus. Darum sind wir sehr gespannt, ob da überhaupt jemand kommt, um Megaherz zu sehen. Bei den deutschen Shows sind wir uns sehr, sehr sicher, da freuen wir uns drauf. Durch die Erfahrung der letzten Jahre ist für uns kein Konzert mehr selbstverständlich und normal.

Ich freue mich auf besondere Städte, Barcelona zum Beispiel, oder London. London kenne ich als Stadt zum Besuchen, aber ich habe da noch nie gespielt und ich habe keine Ahnung, ob die da überhaupt Bock auf Megaherz haben und wie die auf so etwas wie mich reagieren. Aber natürlich freue ich mich besonders auch auf München, unser Finale daheim.

VRR: Habt ihr auch Sorgen im Bezug auf die anstehende Tour?

Lex: Natürlich haben wir auch Sorgen. Der VVK sieht aktuell nicht schlecht aus, aber du hast viele Kosten, wir leiden alle unter den stetig steigenden Kosten. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass es kaum noch Tontechniker und Roadies und Lichttechniker gibt. Wir Bands prügeln uns alle um die gleichen Leute. Man ruft sich gegenseitig immer schon an und fragt „Wann hast du den? Wann kann ich den haben?“  Das ist einfach irre. Man denkt nach fünf Jahren auch darüber nach, wie die Fans das neue Album annehmen und ob die überhaupt noch da sind und Bock haben.

„Das größte Geschäft ist und bleibt einfach das Live-Geschäft“

VRR: Wie seht ihr denn die aktuelle Entwicklung in der Veranstaltungsbranche bzw. insbesondere der Musikszene?

Lex: Man muss tatsächlich die nächsten zwei Jahre erstmal abwarten, ob es alle überleben oder nicht. Was ich sehr kritisch sehe, ist der Streaming Bereich, weil es für uns Künstler fast keine Einnahmen dadurch gibt. Das größte Geschäft ist und bleibt einfach das Live-Geschäft und da ist jetzt auch die Frage durch die Inflation und die damit verbundenen steigenden Kosten in allen Bereichen: „Gehen die Menschen überhaupt noch auf die Konterte?“ Ich glaube, diese Sorgen teilen wir mit vielen anderen Kollegen. Dazu kommt aber immer die absolute Freude, endlich wieder spielen zu können und abzurocken.

VRR: Welche Wünsche habt ihr an eure Fans?

Lex: Eigentlich gar keine großen. Kommt einfach wieder und feiert mit uns, so wie es früher auch war!

VRR: Wir bedanken uns für das ausführliche Interview und wünschen euch eine grandiose Tour mit vielen tollen Erlebnissen! Die letzten Worte gehören aber noch dir. Was möchtet ihr euren Fans und unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

Lex: Kommt vorbei, kommt auf unsere Konzerte! Kommt generell auf Konzerte und unterstützt die Musiker, ich weiss, auch ihr hattet eine harte Zeit, aber wenn ihr wollt, dass die Bands weiter da sind, dann besucht uns auf Tour, dann bin ich schon glücklich!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.

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