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Knorkator auf der Spree – WIDERSTAND IST ZWECKLOS – Review

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Knorkator, die meiste Band der Welt, präsentierten in der letzten Juliwoche ihren neusten Streich WIDERSTAND IST ZWECKLOS, welches ab 13.09.2019 in den Regalen steht. Wer die Berliner kennt, weiß, dass die Jungs aus allem eine Show der Extraklasse machen. Brav am Tisch sitzen und ein Autogramm nach dem nächsten auf unzählige Alben kritzeln entspricht nicht ihrem Stil; eine Bootstour auf der Spree mit traditionellem Gefährt schon eher. Also luden die fünf Knorkatorianer in Seemanns- und Matrosenkluft zur Fahrt auf dem historischen Kahn „Mieze“ im Berliner Stadtteil Mitte ein.

Natürlich sollte dieser Auftritt auch medienwirksam sein und man bat, neben Freunden und Weggefährten, ebenso Pressevertreter verschiedenster Plattformen diesem Fest beizuwohnen. Diesem Ruf folgten wir nur zu gern, um euch aus erster Hand über die neusten Machenschaften der Funrocker zu berichten.

Nachdem der Kahn abgelegt hatte und alle Anwesenden mit einer Ausgabe des neusten Werks WIDERSTAND IST ZWECKLOS versorgt wurden, schallte schon eine Kinderstimme aus den Boxen der „Mieze“. Stumpens jüngster Sprössling gab in einer eingespielten Einführung einen Ausblick auf das, was uns die nächsten Stunden erwarten sollte. Ähnlich amüsiert wie wir, reagierten auch die restlichen Bandmitglieder, die wieder einmal über ein Vorhaben ihres Sängers im Dunkeln gelassen wurden. Dann begann aber auch schon die musikalische Untermalung aus der Anlage des Kutters und schon nach den ersten Tönen war klar, es gab nicht Einen, der sich von diesem Album nicht mitreißen ließ. Widerstand ist eben zwecklos. Aber wie auch? Stumpen, mit bester Laune, animierte seine Gäste über knapp 3 Stunden auf dem Hauptstadtgewässer und ließ erahnen, wie groß seine Lust ist, endlich die neuen Tracks auf großer Bühne zu performen.

Tracklist:

  1. Revolution
  2. Ein Wunsch
  3. Ring My Bell
  4. Rette sich wer kann
  5. Am Arsch
  6. Was du gibst
  7. Buchstabensuppe
  8. Untergang
  9. Krieg
  10. Behind The Wheel (Knorkator Version)
  11. Zu kurz

Texte zwischen einer gehörigen Portion Spaß und dem jüngsten Gericht

Mit „Revolution“ wird das zehnte Studioalbum der Berliner Kultkünstler eingeleitet. In bekannter Knorkator-Satire-Manier wird hier zum Auflehnen gegen bestehende Strukturen aufgerufen. „Scheißt alle in die Hosen Leute! Und zwar sofort! Große Haufen, kleine Haufen – ein geiler Sport […] gemeinsam gegen das Establishment!“. Weiter geht es mit dem Track „Ein Wunsch“. Jeder kennt das Gefühl nur einen Wunsch haben zu wollen und diesen sinnvoll nutzen zu können; dann wäre doch die Welt gleich eine viel bessere. Anders sehen es Knorkator und formulieren die Worte „Keine Wünsche, keine Träume, kein Ziel! Ich will, dass ich nix mehr will!“ Man solle doch auch einmal zufrieden sein mit dem, was man hat. Mit dem Cover von Anita Ward „Ring My Bell“ an dritter Stelle der LP, lässt Stumpen die Hörer wieder einmal an den Erfolgen seiner Gesangausbildung teilhaben, woran man sich ebenfalls bei der Knorkator Version von Depeche Modes „Behind The Wheel“ erfreuen darf.

Prägend für die Platte ist allerdings die merklich gedrückte Stimmung. „Im Nachhinein ist es sehr apokalyptisch geworden“ so Sänger Stumpen. Weltuntergangsszenarien prägen Songs wie „Rette sich wer kann“ mit den Zeilen „Die Welt ist am Ende! Kurz vorm Kollaps“ oder „Untergang“, in dem es heißt „Chaos, Krieg und Tod, Hyperinflation. Pest und Cholera, das ist der Untergang der Zivilisation.“

Auch brechen die fünf Berliner mit diesem Werk eine Bandetikette. Bisher haben sie nie offen und direkt aktuelle politische Themen in ihren Texten aufgegriffen oder haben sich über Irrwege der Gesellschaft geäußert. Nach der Anmoderation des Tracks „Krieg“ durch Alf war jedoch schnell klar, dass das Schreiben dieses Songs für ihn ein brennendes Bedürfnis war. Rundumschlagende Kritik an der global zunehmenden Kriegsverherrlichung, Gewaltbereitschaft und Kriegslust wird in die Ohren der Hörerschaft gepresst. „Auf in den Krieg. Die Stimmung ist gut, die Erwartungen groß.“

Neben reichlich familiärer Unterstützung durch die Setzlinge von Alf und Stumpen, sind auch Berliner Musikergrößen auf dem Diskus anzutreffen. Mit dem abschließenden Song kommen wir auch zu meinem Favoriten des Langspielers. Der letzte Track „Zu kurz“ entstand lediglich, weil den Haupstädtern ein Longplayer mit nur 10 Songs als zu kurz erschien. So entsprang für alle übrig gebliebene Ideenschnipsel und einzelne Sätze, die zum Teil schon seit vielen Jahren unverwertet im Entwürfe-Depot herumlagen, die Chance endlich zu einem großen und ganzen zusammenzuwachsen. Gitarrist Buzz Dee durfte ebenfalls seine Komponistenfähigkeiten bei diesem Stück mit zum Besten geben und wir treffen Gastmusiker Anna R. von Rosenstolz, Rod von den Ärzten und Thomas D. an. Wie die Ironie so spielt, ist dieses Zufallsmosaik der deutschen Rockmusik mit seinen 5:59 Minuten das längste Stück der CD.

Fazit – Das Gleiche wie immer, nur ganz anders:

„Ich war noch nie bei einem Album so zufrieden mit der Songauswahl, wie bei diesem“, erzählt uns Alf. Und zufrieden darf er auch sein. Auch wenn die Scheibe düsterer gehalten ist, als gewohnt und Themen behandelt werden, die die Männer, um Sänger Stumpen, bisher noch nicht so aufgerollt haben, ist es ein Werk das ganz im bekannten Stil geschaffen wurde. Neben all den ernstzunehmenden Untergangsvisionen und Kritik an Staat und Gesellschaft, tauchen aber auch bei WIDERSTAND IST ZWECKLOS Nonsens-Tracks wie „Buchstabensuppe“ oder „Was du gibst“ auf, die die Vorfreude auf Auftritte von Knorkator in vertrauter Art bei ihrer Tour ZWECK IST WIDERSTANDSLOS ab Oktober 2019 wachsen lassen.

Wir bedanken uns für die Einladung auf die Spree und fiebern gespannt der kommenden Tour entgegen.

Wer sich die meiste Band der Welt nicht entgehen lassen möchte, hat ab 10.10.2019 auf ihrer Tour ZWECK IST WIDERSTANDSLOS die Chance dazu.

Tourdaten und Tickets

10.10.2019 Rockfabrik – Ludwigsburg

11.10.2019 Arena – Wien / A

12.10.2019 p.p.c. – Graz / A

17.10.2019 Jazzhaus – Freiburg

18.10.2019 Komplex 457 – Zürich / CH

19.10.2019 Backstage – München

25.10.2019 Batschkapp – Frankfurt Main

26.10.2019 KuK – Gera

07.11.2019 Factory – Magdeburg

08.11.2019 Factory – AUSVERKAUFT – Magdeburg

09.11.2019 Zeche – Bochum

15.11.2019 Moya – Rostock

16.11.2019 Große Freiheit – Hamburg

22.11.2019 Capitol – Hannover

23.11.2019 Live Music Hall – Köln

29.11.2019 Hirsch – Nürnberg

30.11.2019 Alter Schlachthof – Dresden

06.12.2019 Columbiahalle – Berlin

07.12.2019 Columbiahalle – Berlin

13.02.2020 Glad-House – Cottbus

14.02.2020 Glad-House – Cottbus

15.02.2020 Alte Spinnerei – Glauchau

21.02.2020 Schlachthof – Bremen

22.02.2020 Die Pumpe – Kiel

27.02.2020 Garage – Saarbrücken

28.02.2020 Halle 02 – Heidelberg

29.02.2020 KFZ – Marburg

06.03.2020 Forum – Bielefeld

07.03.2020 Jugendzentrum – Andernach

13.03.2020 HsD Gewerkschaftshaus – Erfurt

14.03.2020 Kaminwerk – Memmingen

20.03.2020 Colossal – Aschaffenburg

21.03.2020 Live Club Barmen – Wuppertal

27.03.2020 Landskronbrauerei – Görlitz

28.03.2020 Waschhaus – Potsdam

03.04.2020 Täubchenthal – Leipzig

04.04.2020 Täubchenthal – Leipzig

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.

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