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Propaganda Network – PANIK – VÖ 18.08.2023

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In den 2000-ern gegründet, machten es sich die fünf Männer aus dem Emsland zur Aufgabe, Rockbands, die in ihren Texten entweder Lokalnationalismen predigten oder am Lagerfeuer sitzend Songs über Liebe und Verständnis sangen, ein gallesaures Gegengewicht zu bilden. 2007 mit PAROLE PAROLE PAROLE und 2009 mit ANTIEVOLUTION ist ihnen das schon ganz gut gelungen. Vor kurzem erschien über K-Klangträger und Monasteria Recordz ihr dritter Longplayer PANIK. Hier erhältlich als Kassette, Vinyl und CD: Kaufen | Propaganda Network

Doch können Propaganda Network mit PANIK, weiterhin ausreichend Galle verspritzen?

Trackliste

  1. Auf gut Glück
  2. Leitwolf,- Kuh und – Bild
  3. Die Menschen
  4. Pudel
  5. Salzgurkennase
  6. Spasmen
  7. Lippenstift
  8. Flickenteppich
  9. Wendekreis
  10. Blutheulen
  11. Panik
  12. Lurch
  13. Sie können sich nur sicher sein
  14. Sämann

Das Album

Auf geht’s in die erste Runde mit „Auf gut Glück“, der als erste Auskopplung vom Album präsentiert wurde.

Wie ihr bereits hört, ist dieser Punk weit ab von den klassischen drei Akkorden und langweilig gewordenen und oftmals gekünstelt wirkenden Gesängen. Perfekt um die Platte einzustimmen. Wer politisch auf Statements steht, kommt bei „Leitwolf,- Kuh und – Bild“ voll auf seine Kosten. Textlich und musikalisch wird konsequent und intelligent gegen die Führer von da und dort drauf losgeballert.

Jetzt geht es erst richtig los

Glaubte ich, dass es nicht noch besser und härter kommen kann, haut es mir mit „Menschen“ glatt die obere Zahnreihe heraus. Propaganda Network prügeln ihre Wut über die Sinnlosigkeit des Menschseins durch die Boxen. Gerne würde ich nun einen Vergleich mit ähnlichen deutschen Bands ziehen. Doch das gelingt mir nicht. Der Hardcore Punk von The Unseen kommt mir da eher in den Sinn und macht auch Sinn. „Pudel“ mit seinem Social Media Thema kann da gut mithalten und bei „Salzgurkennase“ hadere ich mit mir und frage mich: ist das textlich wirklich Punk? Da heißt es: „Die Zeit ist längst gekommen. Jede Scheiß Idee eine neue Religion. Wer etwas verändern will sucht Ziele. Wer etwas verhindern will hat Gründe.“

Quelle: Cot-Videography

Egal, Hauptsache es knallt

Durch „Spasmen“ wird mein Punk Horizont komplett gesprengt. Dachte ich, dummes Gelaber geht nur den bösen Jungs auf den Sack, trifft das wohl auch auf Propaganda Network zu. Eine kleine Bonny und Clyde Story gibt es mit „Lippenstift“. Vom Tempo leicht gedrosselt bleibt der Titel dennoch in der Spur. Ungewöhnlich viel musikalischen Vorlauf bekommt „Flickenteppich“ und entwickelte sich in kürzester Zeit zu meinem Lieblingstrack. Zum einen ist der genannte musikalische Vorlauf grandios inszeniert. Jedes Instrument erscheint einem vor dem inneren Auge. Zum anderen laufen Klaus songwriting und eh schon prägnante Stimme hier zur Bestform auf. Und schlussendlich der 20 Sekunden vor Schluss zum Thema passende Instrumental Break auf gleichmäßige metrische Akzente.

Disko tauglich?

Takt und Rhythmus Up and Downs werden mit „Wendekreis“ hingelegt. Thematisch bleiben die fünf Herren ihrer Wut treu und pochen auf ihre Freiheit. Der Titelsong „Panik“ darf natürlich nicht fehlen. Keine Ahnung, was hier Programm ist, juckt aber nicht, weil tanzbarer und zeitgleich aggressiv kann ein Punk Song nicht aufgestellt sein. „Sie können sich nur sicher sein“ entpuppt sich als der härteste und kritischste Song des Albums. Hier wird abgeliefert. Ohne Gnade und ohne Gefangene zu machen. Den Abschluss bereitet, uns Propaganda Network mit „Sämann“. Das allererste Mal positioniert sich die Band mit klaren Worten, ohne dass man lange denken muss: „Diese fiese Fröhlichkeit, wie ich sie als Linker hasse. Öffne deinen Arsch ruhig weit, ist für den Tritt rein Klasse.“

Fazit

Selten, wirklich selten hat mir ein Album einer Punkband so viel Spaß gemacht. Grund hierfür ist der hohe Härtegrad ihrer Musik. Prädikat: allerfeinster Hardcore Punk. Durchweg beste Bassläufe, zwei exzellente Gitarrenspieler, ein Typ am Schlagzeug, der vermutlich von Beruf Barschläger ist und gesanglich bekommen wir etwas anderes geliefert. Wer mehr über die Emsländer wissen möchte, bleibt am besten auf unserer Seite. Wir stellen euch die Männer zeitnah genauer vor. Bleibt lediglich zu sagen. In den 14 Jahren zur letzten Veröffentlichung, hat sich enorm viel Gallsäure angesammelt.

9,5 von 10 Punkten.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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