Nach der EP KARTENHAUS und geschlagenen sechs Singleauskopplungen sehen wir endlich Land. Am 09.06.2023 veröffentlichen Existent ihr Album STILLER HELD. Unter den Fittichen von Drakkar Entertainment wurde das Debüt in den Boogie Park Studios aufgenommen. Für das ganze Tohuwabohu drum herum waren namhafte Profis am Werk wie Alex Henke, Denny Meißner, Leon Christen und Olman V. Wiebe.
Qual der Wahl
STILLER HELD ist in allen gängigen Varianten erhältlich. Neben einem aufwändig gestalteten Digipack mitsamt Poster, erscheint das Album auch als streng limitierte Gold/Black Splatter Vinyl und als Goldene Vinyl. Wer mehr möchte, krallt sich das limitierte Boxset im exklusiven Design.
Trackliste
- Kein Paradies
- Stiller Held
- Schrei
- Alles Brennt
- Geschichten
- A&R (SCH)
- Existent ist Scheiße
- Irgendwas
- Der letzte Rest
- Stimme
- Willkommen im Untergang
- Untergang
Das haben wir doch kommen sehen
Sind wir einmal ehrlich, ab dem Tag der ersten Auskopplung von STILLER HELD war uns doch allen klar, das kann nur gut werden. Schon das Cover macht deutlich, was die Themen sein werden. Eine dunkel bemalte Frau, der gewaltsam der Mund verschlossen wurde und den Titel STILLER HELD trägt. Von daher werde ich darauf verzichten, die Themen der Tracks hier ausgiebig zu behandeln. Denn wichtiger ist die Musik. Die Texte machen es einfach nur noch stimmiger.
Nur ein wenig Verschnaufpause
Von Anfang an wird auf STILLER HELD losgefeuert. Das Ganze gipfelt, nicht zum letzten Mal, bei den Titeln Nummer drei und vier.
Kompromisslos greifen Existent in die Stilschubladen und bedienen sich der reichhaltigen Auswahl an Elementen: Punkrock, Heavy Metal, Neue Deutsche Härte. Dennoch bringen es die Hamburger fertig, nicht nach irgendwas oder irgendwem zu klingen. Zumindest bis dato. Mit dem darauffolgenden Song „Geschichten“ habt ihr nur eine kleine Verschnaufpause. Bei der mitsingfreundlichen und kraftvollen Halbballade bleibt die Band weiterhin ihrem Stil treu und verbindet Text und musikalisches Know-how bis aufs i-Tüpfelchen zu einer wahren Stadionhymne.
Knallharte Satire
Mit „A&R (SCH)“, also Arsch, geben die Herren ihre Meinung zum Musik Business ab. Schon das kurze Intro: „Mach das wie Kraftclub, nur ganz anders“, lässt erahnen, wohin das führt. Und am Ziel angekommen, nehmen sich Existent auch gleich noch selbst auf die Schippe. „Existent ist Scheiße“ hat so viele phänomenale Textstellen, mit denen sie sich selbst kleine aber heftige Seitenhiebe verpassen. Songzeilen wie „schlimmer als Pur, wir sind wieder auf Tour“, „klingt nach was Vertrautem, es ist sicher nur geklaut“ oder auch „ist das Kunst oder kann das weg?“, lassen in diesem Punkrock Gewitter mit Sicherheit jedes Rentner Kaffeekränzen im Altenheim zur Abriss Party werden.
Melancholie ohne Schmalz
„Irgendwo“ kennen wir auch schon. Macht aber leider deutlich, dass das vielgeliebte Oh, Oh, Oh auch hier zum wiederholten Male verwendet wird. Macht jetzt soweit nicht viel aus, ist aber dann doch auffällig. Etwas melancholisch geht es dann auch mit „Der letzte Rest“ weiter. Beide Titel passen gut ins Konzept und sind perfekt platziert, sodass keine Langeweile aufkommt.
Den Dummen ist mehr Vorsicht geboten
Als „Stimme“ anklingt, hoffe ich inständig, dass es bald losgeht. Nach 40 Sekunden dann, bähm! Ein bisschen Linkin Park kann niemals schaden. Klingt nach etwas Kritik? Nur ein bisschen. Macht aber Spaß. Denn wer kann zu LP schon nein sagen?! Nochmal so richtig abgeliefert wird mit „Willkommen im Untergang“. Das Teil haut mit seinen Metal Hooklines so derb in die Gliedmaßen, dass ich gar nicht anders kann, als abzufeiern. Der letzte Part steht mit „Untergang“ an. Mit diesem beeindruckenden wie gleichermaßen beängstigenden Outro lassen Existent mich komplett zerstört zurück. Dort heißt es: „Daher ist dem Dummen gegenüber mehr Vorsicht geboten als gegenüber dem Bösen“.
Fazit
Das Warten hat sich gelohnt. Trotz der vermehrt auftretenden Oh, Oh, Oh Chöre haben Existent mit STILLER HELD kräftig in der musikalischen Muckibude trainiert und liefern nun standesgemäß heftig ab. Bleibt nur zu hoffen, dass die Herren das auch live umsetzen können. Wer bei den beiden Release Shows dabei sein möchte, darf hier zuschlagen: Tickets – Existent (existent-band.de). Mit dabei sind Silenzer und Herbst. Letztendlich bleibt nur noch eins zu sagen: Mein Platz zwei für die bisher, in diesem Jahr, beste Veröffentlichung.
9 von 10 Punkten
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.
