Zwischen Königen und Bergbau – Konzertlocations im Osten
Die Zeit schreibt Geschichten und unsere Lieblingsbands betreten wahrhaft geschichtsträchtige Orte, um ihre Live-Shows zu performen. Im Osten schreiben die Zeugen der Zeit Geschichten zwischen faschistischer und sozialistischer Diktatur bis zur freien Demokratie. Die Locations, die wir heute betreten, haben einige Kerben in ihren Mauern. Doch wie viel Geschichte steckt in diesen Orten?
Felsenkeller – Leipzig
Die Geschichte des Felsenkellers Leipzig beginnt im Jahre 1890 und wurde ursprünglich für die Brauerei C. W. Naumann erbaut. Zeitweilig wurde das Gebäude auch als Kinosaal genutzt, neben der Konzert- und Ballsaalnutzung. Ebenso diente der Saal als Versammlungsraum für die Arbeiterbewegung Anfang der 1900er/1920er. Dort sprachen Größen wie Karl Liebknecht, Clara Zetkin oder auch Ernst Thälmann. Rosa Luxemburg ist wohl die berühmteste Sprecherin, welche die Bühne des Felsenkellers betreten hat. „Solange das Kapital herrscht, werden Rüstungen und Krieg nicht aufhören.“, sagte Rosa 1913 und auch heute passt diese Feststellung immer noch zu unserer weltpolitischen Lage.

Zu DDR-Zeiten war der Felsenkeller ein beliebter Veranstaltungsort von der Jugendweihe bis hin zur Betriebsversammlung. Da das Gebäude während des Zweiten Weltkriegs in Mitleidenschaft gezogen war, wurde 1980 mit der Teilrestauration begonnen. Mit dem Fall der Mauer wurde es stiller um den Felsenkeller. Erst 2005 begann der Eigentümer mit dem vollständigen Aufbau und Erneuerung des heutigen Felsenkellers. Seit 2014 ist dieser Ort wieder ein fester Bestandteil der Leipziger Kulturszene.
Eine Übersicht der anstehenden Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.felsenkeller-leipzig.com/programm/
REITHALLE STRASSE E® – Dresden
Die originalen Bauvorlagen der heutigen REITHALLE STRASSE E® weisen dieses Gebäude tatsächlich als Reithalle der königlich sächsischen Kavallerie aus. Ob hier jemals ein Pferd die Mauern durchwandert hat, ist nicht klar. Jedoch wissen wir, dass im Ersten Weltkrieg das Objekt als Rüstungsstandort genutzt wurde. Die Rüstungsanlagen wurden zurückgebaut und die Nutzung als Industriegelände begann. Im Vorderhaus entstand eine Baumwollspinnerei, welches dem Gebäude seinen heutigen Namen Spinnerei Straße E gab. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebiet mit Luftschutzräumen ausgestattet. Heute sind die schweren Stahltüren stumme Zeugen vergangener Zeiten. Als Deutschland getrennt lebte, war die Reithalle und die anderen Gebäude schlichte Industrieflächen und die Straßen wurde simpel mit Buchstaben unterschieden.

Das Gelände und deren Gebäude sind stumme Zeitzeugen von einigen außergewöhnlichen Momenten der Dresdener Geschichte. Heute zeugen lediglich die Namen und einige alte Türen davon. Gerade die ehemalige Reithalle ist mittlerweile ein sehr beliebter Schauplatz musikalischer Momente.
Eine Übersicht der anstehenden Veranstaltungen findet ihr hier: https://strasse-e.de/termine.php
Festung Königstein – Sächsische Schweiz
Inmitten der Sächsischen Schweiz liegt die altehrwürdige Festung Königstein. Hier beginnt die Geschichte bereits im Bronzezeitalter, wo Scherben erste menschliche Aktivitäten zeigen. Der Tafelberg Königstein wird schließlich im Jahre 1563 auf Wunsch von Kurfürst August von Sachsen zur Festung ausgebaut. Die Geschichte bleibt nicht stehen und so wird im Jahr 1813 die Festung zum strategischen Stützpunkt von Napoleon. In der Zeit des Ersten und des Zweiten Weltkriegs diente die Festung dann als Kriegsgefangenenlager. Von 1949 bis 1955 dient das Gelände als Jugendwerkhof, dort wurden in der DDR politisch unbequeme Jugendliche ausgebildet und erzogen. Im Jahr 1955 wird schließlich das militärhistorische Freilichtmuseum eröffnet.

Nach dem Fall der Mauer geht die Festung in sächsisches Eigentum über. Ab 1992 beginnen die Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten. 2019 konnte man die größte Baumaßnahme beenden. Heute dient unter anderem der Kasematten-Hof als besonderer Ort für Konzerte aller Art und sind unter dem großen Titel Festung Königstein Open Air bekannt.
Aktuell ist die Veranstaltungsliste noch kurz, aber 2026 kommt schneller als man denkt: https://ticketshop-konzertagentur-dresden.sumupstore.com/
Factory – Magdeburg
Einige Teile in Ostdeutschland sind geprägt von einer Zeit des geteilten Deutschlands. Die Factory in Magdeburg ist hier ein tragendes Beispiel eines großen Industriezweigs der DDR. Das VEB Schwermaschinen Kombinat hatte ihren Sitz in der heutigen Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts. Die Party- und Konzertlocation war damals ein Dreh- und Angelpunkt im Bereich Eisengießerei und die Formdreherei der SKET-Werke. Heute zeugt kaum noch etwas von der Verwendung aus vergangener Zeit. Seit knapp 20 Jahren ist die Factory der Party Hotspot im Stadtteil Buckau.

Die Factory Magdeburg hat heute ein buntes Programm für jedermann in ihrem Terminkalender. Eine Übersicht der aktuellen Veranstaltungen findet ihr hier: https://www.factory-magdeburg.de/veranstaltungen/
Ferropolis – Gräfenhainichen
Während wir alte Burgen und Fabriken besucht haben, gibt es auch Orte, an denen früher Kohle befördert wurde. 1964 begann im Bereich des heutigen Ferropolis die Förderung von Rohkohle. Dafür musste das Dorf Gremmin und seine Einwohner weichen. Nach knapp 30 Jahren endete der Abbau der Kohle und das Gebiet wurde zu ungenutztem Brachland. Kurz nach dem Ende wurde bereits die Idee der Stadt aus Eisen geboren und es wird ein Konzept entwickelt. Um 2000 wurde das ehemalige Abbaugebiet der Kohle geflutet und auf einer so entstandenen Halbinsel, bildetet sich das Freilichtmuseum. Die Halbinsel umfasst nicht nur das Museum, sondern auch eine knapp 25.000 Menschen fassende Area. Die ersten großen Konzerte waren unter anderem mit den Böhsen Onkelz 2001. Heute ist das einstige Bergbaugebiet ein bunter Ort mit vielfältiger Musik – von Rock bis Techno.

Eine Übersicht über die geplanten Veranstaltungen findet ihr unter: https://www.ferropolis.de/events
Waldbühne – Berlin
Zum Abschluss des Ostens schauen wir in die Hauptstadt und finden dort die Waldbühne, als größten Open Air Standort. 1936 wurde im Zuge der Baumaßnahmen für die Olympischen Spiele die Waldbühne errichtet. Architektonisch orientiert sich der Bau an dem antiken griechischen Theater in Epidauros. Das Besondere vor Ort ist, dass die Plätze je weiter sie von der Bühne sich entfernen, ein Stück weiter nach oben gehen. Knapp 22.000 Plätze umfasst der Zuschauerraum. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekam die heutige Waldbühne ihre Namen und wurde zunächst als Freilichtkino oder auch für Boxkämpfe genutzt. Seit 1962 wird die Nutzung aufgrund ihrer guten Akustik und einmaligen Atmosphäre vor allem für Konzerte genutzt. 1982 wurde das Zeltdach über der Bühne installiert und ist seitdem die schönste Freilichtbühne Europas.

Eine Übersicht über die geplanten Veranstaltungen findet ihr unter: https://www.waldbuehne-berlin.de/programm-und-tickets/
Auch wenn es sicherlich, noch einige weitere Locations im Osten gibt, so haben wir uns für einige einzelne besondere Schauplätze musikalischer und geschichtlicher Höhepunkte entschieden. Welche Location haben wir vergessen? Und wo wird euer nächstes Konzert sein?
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
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Als Nachwende-Kind '95 geboren, bin ich im Herzen dennoch ein kleiner Ossi. Zum Deutschrock kam ich 2009 eher durch Zufall. Heute höre ich eine bunte Mischung von Punkrock bis Metalcore. Meistens trifft man mich jedoch bei den kleineren Bands. Seit 2019 schreibe ich für VRR und seit 2022 begleitet mich meine Kamera Berta. Mein Lebensmotto ist „Das Leben muss rocken!“






