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Stainless Steel: Streit mit Veranstalter nach Tourabsage 

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Tourabsagen sind in Zeiten von Corona längst nichts Ungewöhnliches. Am Sonntag, den 9.8.2020 veröffentlichte die Band Stainless Steel ein Statement zu der im September angedachten Tour, die den Veranstalter mit überraschenden Vorwürfen konfrontiert. So heißt es: „(…) Zum einen hat Corona der Sache einen Strich durch die Rechnung gemacht, zum anderen kommt erschwerend noch hinzu, dass seit der Tour-Absage seitens des Veranstalters im Juni sich Nichteinhaltungen von Vereinbarungen angehäuft haben. Daher werden wir auch für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Veranstalter nicht zur Verfügung stehen.(…) 

Wir haben bei den Beteiligten nachgefragt, inwieweit die Anschuldigungen gerechtfertigt sindwas mit den bereits gekauften Tickets passiert und das Wichtigste: Wo ihr euer Geld zurückbekommt, solltet ihr Hardtickets für die Tour gekauft haben. 

Stainless Steel 

VRR: Eure Monumental-Tour musste abgesagt werden. Neben Corona soll der Hauptgrund der Veranstalter der Tour sein. Was ist aus eurer Sicht vorgefallen, dass ihr kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit habt?  

Stainless Steel: Zunächst mal hat der Veranstalter die Tour abgesagt. Seit der Tour-Absage seitens des Veranstalters im Juni, haben sich die Nichteinhaltungen von Vereinbarungen angehäuft. Daher haben wir nun schweren Herzens die Reißleine gezogen – für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Veranstalter können wir, aus unserer Sicht, guten Gewissens nicht zur Verfügung stehen.  

VRR: Wie seid ihr überhaupt dazu gekommen, genau mit ihm die Tour zu planen?  

Stainless Steel: Der Veranstalter ist mit der Idee einer derartigen Tour an uns herangetreten und hat uns von der Sache überzeugt. Unter anderem ist dieser auch als Pyrotechniker unterwegs, kommt also aus der Veranstaltungsbranche, ist vom Fach.   

VRR: Wann habt ihr bemerkt, dass etwas nicht läuft, wie es sollte und hättet ihr früher die Reißleine ziehen müssen?  

Stainless Steel: Aus juristischen Gründen können wir öffentlich nicht näher ins Detail gehen. Jedenfalls hatten wir gegen Ende der Geschichte immer mehr den Eindruck, dass sich eine gewisse Überforderung hinsichtlich der Tour-Geschichte breitmacht. Wir haben dem Veranstalter daher, wo es geht, unter die Arme gegriffen und ihm zugearbeitet, um die Tour dennoch erfolgreich über die Bühne bringen zu können.

Letztlich hängt ja auch unser guter Name daran und wir haben unsere Pflicht zur Schadensminimierung sehr ernst genommen. Nun sind wir aber an einem Punkt, wo wir guten Gewissens und im Sinne unserer Fans keine weitere Zusammenarbeit mehr mit diesem Veranstalter pflegen können. Unzählige Deadlines sind verstrichen, irgendwann hat auch unser guter Wille ein Ende.  

VRR: Der Veranstalter, den ihr für eure Monumental-Tour ausgewählt habt, hat auf seiner Facebookseite weder Kontaktdaten noch ein Impressum, was gesetzlich Pflicht ist. Außerdem hat er lediglich eine Like-Page auf Facebook (202 Abonnenten Stand 10.8.2020) und keine Webseite. Hätte euch das bereits bei der Planung stutzen lassen müssen?  

Stainless Steel: Zum Zeitpunkt der Tour-Planung hatte der Veranstalter unseres Wissens nach noch keine Facebook-Präsenz. Wir arbeiten überdies mit vielen Veranstaltern zusammen, die sich eher im Hintergrund halten und ohne Webpräsenzen und dergleichen ihrer Tätigkeit nachgehen. Wie schon eingangs angeführt, der Veranstalter ist gewissermaßen vom Fach und wir haben ihn persönlich im Rahmen einer pyrotechnischen Zusammenarbeit kennengelernt. Hinterher ist man meistens schlauer, doofer Spruch, aber in diesem Falle sehr zutreffend. 

VRR: Ihr habt in eurem Statement zur Tourabsage angegeben, dass ihr euch für Ticketrückzahlungen nicht in der Pflicht seht, sondern den Veranstalter. Ob und wann die Ticketgebühren zurückbezahlt werden, ist also noch unklar. Wie sollte oder kann man als Band seine Fans vor sowas schützen?  

Stainless Steel: Alle Tickets, die über „Eventim.Light“ verkauft worden sind, wurden bereits rückabgewickelt. Auf diesen Prozess hatten wir direkten Einfluss. Wir gehen davon aus, dass dies auch den Großteil der Ticketkäufe abgedeckt. Schließlich ist bis dato auch keine vernünftige Werbekampagne für die Tour zu Stande gekommen, die Ticketverkaufszahlen hielten sich demnach in einem überschaubaren Rahmen. Darüber hinaus hat der Veranstalter aber unseres Wissens nach eine uns unbekannte Anzahl an Hardtickets und hochpreisigen VIP-Hardtickets produzieren lassen.

Abgesehen davon, dass wir mit dessen Preispolitik nicht einverstanden waren, wurden wir auch nicht über etwaige Verkaufszahlen dieser Hardtickets informiert. Vielleicht können wir ja dennoch eine konstruktive Lösung finden, z.B. dass Besitzer eines solchen (VIP-)Hardtickets bei einem unserer künftigen Konzerte, die wir für andere Veranstalter spielen, sobald es Corona eben zulässt, ermäßigt, oder gar ohne Eintritt eingelassen werden… Das hätte dann aber nichts mit der Ticketgelder-Rückerstattungspflicht des Tour-Veranstalters zu tun und wäre reine Kulanz, da unsere anderen Veranstalter in keinerlei Verhältnis zum Tour-Veranstalter stehen…

Wir löffeln jedenfalls nicht dessen Suppe aus… Falls überhaupt viele VIP-Hardtickets, bzw. Hardtickets verkauft worden sind, so raten wir dem betroffenen Personenkreis, gegenüber dem Veranstalter auf eine Rückabwicklung zu bestehen!!! Sollten wir für den eben geäußerten Denkansatz einen Veranstalter finden, der daran Interesse bekundet, lassen wir es Euch über unsere Kanäle wissen.  

VRR: Worauf achtet ihr künftig, damit euch und euren Fans das nicht nochmal passiert?  

Stainless Steel: 100-prozentige Sicherheit gibt es nie im Leben, weder bei Corona, noch in diesem Fall… Aber bei den leisesten Zweifeln oder einem komischen Bauchgefühl gäbe es für uns die Option, in Sachen Gage eine Vorleistung als Pfand einzufordern. Doch auch in diesem Fall ist das eher einem Schutz unserer Ansprüche gleichzusetzen. Wir haben nun einmal keinen direkten Einfluss auf Ticketabwicklungen. Wir lassen uns als Band mittels Gastspielvertrag von freien Veranstaltern buchen, für alle weiteren Dinge sind die Veranstalter verantwortliche Ansprechpartner. Wir selbst treten kaum als Veranstalter auf. Für uns als Band geht es darum, live zu spielen. Die Organisation der Geschichte überlassen wir Dritten, im Vertrauen auf eine gute Zusammenarbeit. Trotz Verträgen geht es nie ohne Vertrauen. Und in den meisten Fällen läuft ja alles glatt. Wie heißt es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel. 

VRR: Der Veranstalter gab uns gegenüber an, dass die Schuldfrage ungeklärt sei und er gerichtlich dagegen vorgehen wird. Gibt es noch eine Chance auf eine versöhnliche Einigung, ohne Rosenkrieg?  

Stainless Steel: Für uns ist die Sachlage klar: Wir arbeiten mit diesem Veranstalter nicht mehr zusammen. Dafür ist zu viel vorgefallen. Wer mehrfach Deadlines ignoriert, braucht sich darüber kaum wundern. Ein „Rosenkrieg“ ist nicht unsere Sache, wir konzentrieren uns auf uns als Band und blicken auf das, was vor uns liegt. Versöhnliche Einigung hieße: Der Veranstalter zahlt seinen Kunden, die von ihm kassierten VIP- &Hardticketgelder wieder vollumfänglich zurück, statt Sie auf irgendwelche anderen Veranstaltungen zu vertrösten. 

Veranstalter: Hot Like Hell Eventservice 

VRR: Inwiefern ist die Tourabsage Ihr Verschulden? 

HLH: Diese Fragestellung impliziert bereits, dass ein Verschulden auf Seiten des Veranstalters vorliegt. Tatsächlich ist es aber einfach so, dass die aktuelle Lage, aufgrund der Corona-Pandemie, es immer wieder notwendig macht, Touren oder Einzelkonzerte zu verschieben oder abzusagen.  

VRR: Was wird mit den bereits gekauften Tickets für die Tour passieren? 

HLH: Die bei Eventim gekauften Tickets wurden bereits rückerstattet. Wegen der Rückerstattung der gekauften Hardcover- und VIP-Tickets, werden wir uns in Kürze mit den einzelnen Käufern in Verbindung setzen. 

VRR: Warum befindet sich auf Ihrer Facebookpräsenz keine Angabe eines Impressums oder eines Verantwortlichen? 

HLH: Auf der Facebookpräsenz befinden sich die Telefonnummer und die Email-Adresse, sodass eine Kontaktaufnahme jederzeit möglich ist. Wir räumen ein, dass hier noch nachgebessert werden muss. Allerdings befinden sich Unternehmen und Seite noch im Aufbau und entsprechend ist noch nicht alles perfekt. 

VRR: Hat das Ganze Auswirkungen auf das von Ihnen geplante Event in Mexiko? Findet dieses überhaupt statt? 

HLH: Da VRR bei Bekanntgabe des Events in Mexiko keinerlei Interesse daran gezeigt hat, darüber zu berichten, da sie das Unternehmen „Hot Like Hell Eventservice“ für zu klein und unbedeutend hielten, werden wir VRR keinerlei Informationen darüber zur Verfügung stellen und auch keine Akkreditierungen für Mexiko erteilen.

(Anmerkung der Redaktion: Am 18. Juni 2020 sprachen wir von Vollgas Richtung Rock mit dem Geschäftsführer von HLH über eine mögliche generelle Zusammenarbeit. Die Gespräche verliefen beidseitig im Sande, ohne ein Ergebnis.) 

Desweiteren handelt es sich bei „Hot Like Hell Mexico and Latam“ um eine eigenständige Tochtergesellschaft. Wir gehen selbstverständlich davon aus, dass die Veranstaltung stattfinden wird, aber auch wir können nicht in die Zukunft sehen, was die Entwicklung der Corona-Pandemie und der entsprechenden Fallzahlen und Vorschriften betrifft. 

sses oder Saures 

VRR: Nach der Tourabsage von Stainless Steel habt auch ihr euch öffentlich vom Veranstalter distanziert. Welche Gründe habt ihr aus eurer Sicht dafür?
SOS (Chris): Wir haben uns öffentlich distanziert davon, nachdem wir immer mehr und mehr erfahren haben. Zum einen bekam ich Audios davon, wie er über mich und meine Band redet – im negativen Sinne – und zu mir machte man immer einen auf guten Freund. Keiner der Bands hatte für die geplanten Konzerte einen gültigen Vertrag, (für den 8.1.2021 und 9.1.2021) was geplant war. Dann bekamen wir einen Vertrag, dieser war jedoch weder vom Veranstalter unterschrieben noch ausgefüllt. Ein Blankovertrag, den wir von SOS nicht unterschreiben werden, haben wir auch dem Veranstalter mitgeteilt. Also wurde ich immer stutziger und recherchierte. 

Ich schrieb die Veranstaltungsorte per Mail direkt an und bekam genau das als Antwort, was ich schon erwartete… Es wurde nie etwas bis dato gebookt, vom Veranstalter. Das haben wir schwarz auf weiß. Tickets wurden verkauft über eine Mailadresse, statt einem Online Ticketshop, was mich auch irgendwie stutzig machte. Leute wurden vertröstet, die Druckerei hat einen Fehler gemacht. Nun bekamen die Leute die Tickets nach sehr langer Wartezeit. Aber was bringen die Tickets, wenn eine Veranstaltung nicht gebookt wird? Richtig, rein gar nichts. 

VRR: Gab es vor eurer öffentlichen Bekanntmachung den Versuch, den zahlenden Gästen zuliebe, die Streitigkeiten beizulegen – von euch aus oder auch vom Eventservice? 

SOS (Chris): Ja der Veranstalter rief mich an. Aber nach dem Ich die Fakten habe, die auch Tatsache sind Stand jetzt, gibt es da nichts mehr zu reden. Alles andere wurde dem Anwalt weitergeleitet. Für Menschen, die dort ein Ticket gekauft haben, tut es mir sehr leid. Ob wir nun dort einen Gig spielen oder nicht, das ist zweitrangig, denn wir spielen Musik aus Freude, weil wir Spaß daran haben. Aber wir von SOS überlegen uns gerade schon was für die Menschen, von denen ich weiß. Das haben die Leute verdient. Wir von SOS nehmen uns da voll raus. Wir spielen da keinen Gig – ok. Bekommen keine Gage – ok. Aber die Menschen, die dort hingekommen wären, um die geht es mir. 

VRR: Wie kam es überhaupt zu einer Zusammenarbeit? 

SOS (Chris): Der Kontakt entstand über FB. Wir von SOS waren ja neuIch war davor bei Dieter K, mit meinem Basser Maik, und hatten vorher ja einen Deutschrock Weihnachtsklassiker neu aufgenommen, mit Leise rieselt der Schnee” und ein Video dazu gedreht. Dann 13.3 2020 gründeten wir SOS. Müsste April gewesen sein, als ich vom Veranstalter angeschrieben wurde, ob wir Bock haben auf zwei Konzerten Bock zu spielen, tauschten Nummern aus und telefonierten dann. Da wurde dann auch unter Zeugen (der Band) die Gage ausgehandelt. Er wäre auf uns über Dieter K aufmerksam geworden. Auch das hat er unter Zeugen (der Band) so am Telefon gesagt. Für uns kleine Band war das natürlich eine riesen Sache, mit Bands die Bühne zu teilen, die man schätzt, wie meine Kumpels von Chaos Messerschmitt oder den Jungs von Wiens No. 1 und auch zudem Werbung für SOS. 

VRR: Im Vorfeld habt ihr angedeutet, dass es fehlende Bookings zu Veranstaltungen geben würde, die vom Eventservice geplant werden. Wir konnten darüber nichts finden. Was hat es damit auf sich und woher kommen die Informationen?   

SOS (Chris): Ja ganz einfache Tatsache, wir haben es schwarz auf weiß von den Veranstaltungsorten, dass bis dato nichts vom Veranstalter für die Veranstaltungen in Bremen noch für den anderen Ort gebookt wurde. Wie gesagt, nachdem mir immer mehr Zweifel aufkamen und ich immer mehr und mehr Gedanken darüber machte, schrieb ich die Veranstaltungsorte direkt per Mail an, somit habe ich es schwarz auf weiß – habe Fakten. 

VRR: Ihr habt euch bei uns gemeldet, damit wir zu dem Thema berichten. Warum liegt euch das so am Herzen? 

SOS (Chris): Weil uns die Menschen am Herz liegen, die die Deutschrock Szene unterstützen, die haben das nicht verdient. Denn diese Menschen machen uns Bands erst zu dem, was wir sind, unterstützen uns, reisen manchmal sehr weit an und nehmen für viele Bands einiges auf sich. 

 

Wir von Vollgas Richtung Rock hoffen, dass sich alle Parteien, trotz der Differenzen, gütlich einigen können und wünschen alles Gute. 

 

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

"Immer Vollgas und keine Angst vorm Scheitern. Immer Vollgas, immer nach vorne immer weiter..."

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