LOIKAEMIE – Vergessen und verstaubt – nicht mit uns!
Vor 20 Jahren, 1994 im schönen Sachsen gegründet, veröffentlichten die „Good Night – White Pride“ Verfechter LOIKAEMIE im Jahr 2007 ihr viertes Album. Gleich betitelt mit LOIKAEMIE ist dieses Album ihrem langjährigen Schlagzeuger gewidmet. So schreibt die Band in den Credits: „Dieses Album widmen wir Micha in Anerkennung an 12 Jahre Punkrock mit LOIKAEMIE mit allen Höhen und Tiefen.“ Es sollte das vorerst letzte Album der Band sein. Im Jahr 2014 trennten sich LOIKAEMIE. Und dann ist etwas passiert, was ganz neu war. Andere Bands trennten sich während oder nach der Corona-Pandemie. Die Sachsen haben sich nach Corona wieder gefunden und starten seitdem wieder durch. Wir entstauben derweil und schauen, ob wir Album Nummer Vier immer noch gerne hören.
Tracklist:
- La entrada (Intro)
- Sex, Gewalt und gute Laune
- Andere Wege
- Das ist kein Leben
- MfG
- Weil dort nichts ist, was man braucht
- Für immer
- Join the underground
- Merk dir meinen Namen
- Wir zeigen mit dem Finger auf euch
- You shook me all night long
Stellung beziehen
Schon weil wir die Vorgänger Alben nicht kennen, tun wir uns sehr leicht, hier musikalisch Feuer zu fangen. Nach dem mediterranen Intro „La entrada“ (der Eingang) prügelt der Bass von Eddie den Rhythmus vor, Schlagzeuger Paul zieht mit und Thomas an Gitarre und Gesang steigt mit einem lauten „Hua“ ein. Mit „Sex, Gewalt und gute Laune“ nehmen sich die Herren schon etwas auf die Schippe und begründen ihre Einstellung mit doch eingängigen Textzeilen, wie: „… manchmal auch der Gebrauch vom Faustrecht, aber nur mit Einsatz vom Gehirn.“ Ein klassischer Oi!-Punk-Opener eben, der den Weg frei macht für „Andere Wege“. Meint man textlich anfänglich, dass es mit demselben Gelaber weiter geht, bekommt man musikalisch schon mal eins aufs Fressbrett. Ab der dritten Strophe ist klar, dass sich LOIKAEMIE klar gegen faschistische Bands stellt und singt: „Nicht überall, wo Skinhead draufsteht, ist auch Skinhead drin.“
Von A über Oi! bis Coversong
„Das ist kein Leben“ wird von einem Originalfilmzitat eingeläutet, das einem den kalten Schauer den Rücken herunter jagt. Es stammt vom misanthropischen Hauptdarsteller des Films Menschenfeind.
Abgerechnet wird mit Mitmenschen, denen Empathie ein Fremdwort ist. So richtig blöde wird es mit „Trinkfestigkeit“. Noch nie habe ich ein Sauf-Lied gefeiert. Das hier ist so blöde, das kann man nur feiern. „MfG“ der Fantastischen Vier kennen wir aus dem Radio und riecht mit sauber polierten Boots richtig nach Pogo. Titel Sieben beginnt langweilig, wird dann innerhalb von kürzester Zeit zu einem absoluten Musikbooster und haut punktgenau mit heidnischen und atheistischen Aussagen in die Kerbe vom 1996er „Kirche“ der Böhse Onkelz. „Für immer“ ist so schön, dass wir mit Textzeilen wie „Du bringst mich zum Lachen – von erster Liebe schon ein Hauch“, so dass wir gerne auf der Tanzfläche im Schmuse-Schritt und eng umschlungen tanzen würden. Hinderlich daran ist das Tempo, den der Titel vorlegt. Song Nummer Neun kann ebenfalls sehr viel. Der Text stammt von Olaf der Stage Bottles. „Join the Underground“, so das gute Stück. Wir haben recherchiert. Olaf scheint den Song direkt für LOIKAEMIE geschrieben zu haben. Egal, das ändert nichts daran, dass ich LOIKAEMIE in englischer Sprache nicht mag.
Nochmal Vollgas
Das gibt die Band mit „Merk dir meinen Namen“. Bereits im Intro wird der freie Journalismus angeprangert, der scheinbar veröffentlichen darf und kann, wie und was ihm passt. Ob wahr oder falsch spielt keine Rolle. Einer der absoluten Highlights auf diesem Album und gerade in Zeiten von Fake News noch aktueller denn je.
Den letzten Stiefeltritt bekommen wir mit „You shook me all night long“. Ja, kann man mal machen, aber nicht auf ein Album bringen. In den meisten Fällen funktionieren Cover Songs – hier leider nicht. Denn bis zum ersten Refrain weiß man nicht, dass es sich hierbei um AC/DC handelt. Es sei denn, man hat den Songtitel gelesen. Live ist es mit Sicherheit perfekt. Hier bedauerlicherweise nur Beiwerk.
Fazit
Klasse, dass wir diese CD im Regal haben. In dieser Serie finden wir immer wieder solche Schätze. Bodenständiger Oi!-Punkrock mit schnellem Tempo, bedeutungsvollen Texten und einigen lustigen Einlagen. Der Band kann man ihre zwei kleinen Ausflüge in fremde Sprachgebiete verzeihen. Niemand ist perfekt! Wer mehr über den Geburtstag der Band erfahren möchte, sollte sich ihre Doku ansehen. Sehr empfehlenswert, unterhaltsam, spannend und informativ – also sehr kurzweilig.
LOIKAEMIE sind seit fast zwei Jahren wieder aktiv und haben ein neues Album namens MENSCHEN veröffentlicht. Es ist zwar nicht mehr so stark im Oi!-Punk verwurzelt, aber immer noch Punkrock vom Allerfeinsten. Solange Thomas’ Stimme so kraftvoll bleibt und seine Kollegen an den Instrumenten genauso voller Eifer sind, werden wir LOIKAEMIE weiterhin gerne feiern. In diesem Sinne gibt es hier etwas aus dem neuen Album:
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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.