Konfetti, Krach & Herz: Rock am Köterberg 2025

Seit 2010 bringt Rock am Köterberg ordentlich Krach in die ländliche Ruhe von Niese – und das mit Herz, Humor und einer großen Portion Idealismus. Die zündende Idee entstand bei einem Toten-Hosen-Konzert. Heute ist das RaK ein beliebter Treffpunkt für Fans von ehrlicher Rockmusik, familiärer Atmosphäre und bezahlbaren Preisen. Vom Sportplatz als Bühne bis hin zu Konfettischlachten und regionaler Nachwuchsförderung: Im Interview verrät das RaK-Team, was das Festival so besonders macht – und was uns 2025 alles erwartet. Das Line-up besteht u. a. aus ARTEFUCKT, Leidbild, JEANLUC, Herbst, 33RPM und Marcel Hä.

VRR: Rock am Köterberg gibt es schon seit 2010 und die zündende Idee dazu kam euch bei einem Toten-Hosen-Konzert 2008? Klingt nach einer legendären Story! Erzählt mal: Wie ist das Ganze damals ins Rollen gekommen?

RaK: Ja, die Toten Hosen waren tatsächlich der Auslöser, die das RaK ins Rollen brachte. Nachdem einige musikbegeisterte Nieser die 1Live-Thekenmeisterschaft, das Bundesliga-Tippspiel des Radiosenders, gewannen, gab es als Hauptpreis ein Kneipenkonzert der Hosen in unserem beschaulichen 370-Seelen-Dorf. Da standen das ganze Dorf und auch die Nachbarn im näheren Umkreis natürlich Kopf. Es war ein legendärer Abend, der auch heute noch immer wieder Thema ist. Da keimte auch das erste Mal der Gedanke, ein bis zweimal im Jahr etwas Krach zu machen, da in unserer sehr ländlichen Gegend das kulturelle Programm eher nicht aus Rock-Konzerten bestand. Nach reichlichen Überlegungen wurde dann unser gemeinnütziger Verein gegründet, der heute auf knapp über 100 Mitglieder stolz sein kann.

VRR: Euer Festival wächst von Jahr zu Jahr – wie sieht es da mit dem Platz aus? Gibt es noch genug Raum fürs Camping und vor der Bühne? Und mal ehrlich: Was passiert, wenn der Sportplatz in Niese irgendwann aus allen Nähten platzt?

RaK: Wir wachsen ja langsam, aber stetig und wir gehen auch mit realistischen Vorstellungen an die Sache heran, wobei wir tatsächlich im letzten Jahr von der großen Anzahl der Camper überrascht waren. Platz für ein paar Jahre haben wir noch. Fürs Camping haben wir zur Not noch Ausweichflächen im direkten Umfeld. Das ist halt das Schöne am Dorfleben, in dem auch noch Landwirtschaft betrieben wird. Man kennt die Pächter und fragt einmal nett an. Aktuell kommen wir aber mit dem Sportplatz wohl noch aus, es sei denn, nach der Veröffentlichung dieses Interviews kommt ein außerplanmäßig hoher Run auf unsere Tickets, wogegen wir natürlich nichts einzuwenden haben. (lacht) Wer weiß, vielleicht gelingt uns ja auch mal irgendwann ein Event direkt auf dem Köterberg.

Mit Herzblut statt Kommerz zum Erfolg

03_JEANLUC_Freitag_Koeterberg-2024_Lisa-Berg-92 Konfetti, Krach & Herz: Rock am Köterberg 2025

VRR: Was ist eigentlich das Geheimrezept vom RaK? Wie habt ihr es geschafft, euch so erfolgreich in der Szene zu etablieren und das ganz ohne großen Kommerz?

RaK: Puh, gute Frage. Da können wir selbst nur raten. Es stimmt schon, mittlerweile hat doch der ein oder andere schon mal von uns gehört, das bekommen wir ja selbst auf Events mit, auf denen wir als Besucher sind. Ich glaube da kommen mehrere Gründe für infrage. Zum einen liegt es glaube ich am familiären Dorf-Flair, man merkt uns glaube ich unsere herzliche Art an. Hier ist alles viel persönlicher und nicht so anonym wie in mancher Stadt, jeder kennt jeden und wenn man mal etwas kurzfristig organisieren muss, kennt irgendjemand jemanden, der genau das hat, was gerade benötigt wird. Das bekommen auch unsere Besucher mit und natürlich auch die Bands. Allgemein glaube ich, dass die familiäre Atmosphäre bei uns den Besuchern sehr gut gefällt, die Nähe zu den Bands, die ja zum Teil wirklich keine Unbekannten mehr sind.

Aber auch die Mischung aus regionalen Bands und Szenebands. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind und wir durch unsere ehrenamtliche Tätigkeit selbst daran nicht einen Cent verdienen, müssen wir nicht gewinnorientiert planen, sondern kostendeckend. Das ist auch etwas, was die Besucher als Feedback zu den Preisen immer wieder positiv anmerken, da wir die Preise recht niedrig halten können. Das sähe sicherlich anders aus, wenn wir unseren Lebensunterhalt damit bestreiten müssten. So ein wirkliches Geheimrezept haben wir nicht. Wir haben ein tolles Team und wenn die Besucher dann per Mundpropaganda genau davon berichten, kommen sie auch wieder und bringen neue Leute mit, die dann im Konfetti-Regen Schnee-Engel machen. Ich war vor zwei Jahren selbst überrascht, dass wir z. B. im VRR-Festivalkalender aufgeführt wurden und hab das eher durch Zufall mitbekommen, als ich die Ausgabe als Leser in den Händen hielt.

VRR: ARTEFUCKT rocken nach 2019 zum zweiten Mal eure Bühne. Setzt ihr da auf bewährte Acts oder geht ihr gezielt auf die Wünsche eurer Fans ein?

RaK: Das kommt immer ganz darauf an. Line-up legen wir im Vorstand fest, vorab werden natürlich Wünsche gesammelt, Anfragen an Bands gestellt und auch die Bandbewerbungen mit eingebracht. Anschließend wird nach und nach abgestimmt. Ob eine Band schon mal bei uns war oder noch nicht, spielt nur bedingt eine Rolle, z. B. weiß man dann schon, wie die Live-Performance ist. Die müssen aber auch Zeit haben, es muss von der Mischung her passen, die Bands und Künstler müssen zu uns passen und wir haben als kleiner Verein ja auch nur begrenzte finanzielle Mittel, die wir verantwortungsvoll einsetzen müssen. Das ist uns, glaube ich, über die Jahre ganz gut gelungen.

Mehr Zusammenhalt als Konkurrenzdenken

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VRR: Worin unterscheidet ihr euch von anderen Festivals oder was verbindet euch mit ihnen?

RaK: Ich spreche jetzt mal nur von den vermeintlich kleinen Events, mit den mittleren oder großen vergleichen wir uns natürlich nicht. Ich glaube das Einzige, was uns unterscheidet, ist die infrastrukturelle Lage. Wir sagen immer spaßeshalber: „Wir liegen nicht am Arsch der Welt, sondern einen Meter darin. Aber es ist schön hier“. (lacht) Soll bedeuten, dass man bis zur nächsten Autobahn, egal ob A2, A7, A33 oder A44 mindestens 45–60 Minuten fährt.

Ansonsten verbindet uns durch die Liebe zur Musik und zur Festivalkultur deutlich mehr. Konkurrenzdenken ist bei uns nicht. Wir supporten die regionalen Festivals in der Nachbarschaft, in der jeder so seine Nische bedient. Der eine ist im Bereich Hard ‘n’ Heavy unterwegs, der andere im Metal, wieder andere im Punk/Alternative. Genauso sehen wir das bei weiter entfernten Festivals innerhalb der Szene. Wir waren regelmäßig beim Borna Open Air und haben es über unsere Kanäle supportet, im letzten Jahr waren wir bei Rock unterm Hünstollen, dieses Jahr geht es noch zum Basaltbeben und zum Burning Benni Festival, was wir auch über unsere Kanäle noch kundtun werden. Wobei wir uns auch nicht als reines Deutschrockfestival sehen. Wir haben ja immer eine Mischung auch andere Genres und Szenen dabei. Zum einen, weil unsere Geschmäcker ziemlich vielfältig sind, zum anderen um auch Vorurteile gegenüber der Deutschrockszene abzubauen.

VRR: Gibt es ein Motto, das euch als Verein antreibt – sozusagen euer innerer Kompass?

RaK: Support your locals ist ein Motto, das wir uns auf die Fahne geschrieben haben und damit meine ich auch unsere Vereinssatzung, die besagt, dass wir auch jungen Künstlern aus unserer Region eine Bühne bieten. Daran halten wir fest, auch in diesem Jahr sind wieder tolle Acts aus unserer Gegend dabei. Wir beschränken das aber nicht nur auf Bands. Wir besuchen und supporten auch Veranstaltungen in unserer Nachbarschaft, unsere Lieferanten und Dienstleister kommen aus der Nähe. Auch vereinsübergreifend innerhalb der Dorfgemeinschaft sind wir engagiert. Unsere Dorfvereine richten zusammen beispielsweise für die Kids die Nikolausfeier aus, bei der wir vom RaK einen sehr guten Draht zum Nikolaus haben und diesen jedes Jahr zu den Kindern schicken. Besonders im ersten Coronajahr war das ein Highlight, als dieser von Haus zu Haus zog und den Kids etwas vorbeibrachte, da Versammlungen ja verboten waren. Das Strahlen in den Augen der Kids war da deutlich heller als sonst üblich.

Danke, Support und ganz viel Konfetti

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VRR: Zum Schluss: Gibt es noch ein paar Worte an eure Fans da draußen? Etwas, das ihr euren Gästen für das RaK mit auf den Weg geben wollt?

RaK: Erstmal tausend Dank an alle, die bereits da waren und uns zum Teil schon seit Jahren unterstützen. Ohne Euch wären wir nur ein paar Idealisten mit wilden Ideen. Wir freuen uns darauf, Euch wiederzusehen und viele neue Leute kennenzulernen. Wir haben in diesem Jahr auch eine Tattoo-Künstlerin da, die vor Ort berät und auch kleinere Motive sticht. Wer etwas Einfaches hat, kann das gern als Vorlage schicken, wir vermitteln dann den Kontakt. Für die Camper gibt es in diesem Jahr im Bereich des Campingplatzes weitere Toiletten und Duschen, zusätzlich zu denen am Festplatz. Ihr könnt auch gern wieder den Trecker-Shuttle vom Parkplatz zum Campingplatz nutzen, um euer Equipment zum Campingplatz zu bringen.

Und ich glaube, ich spreche im Namen von allen Veranstaltern kleinerer Events, wenn ich sage: Nutzt bitte den Ticketvorverkauf. Das gibt uns allen Sicherheit in der Planung und sorgt auch dafür, gegebenenfalls noch ein paar Extras aufzubieten. Wir sind da recht einfallsreich und gut im kurzfristigen Organisieren. Und Konfetti ist natürlich, wie immer erlaubt.

Tickets findet ihr hier: https://www.eventim-light.com/de/a/Tickets
Wer erfahren möchte, wie 2024 beim RaK gefeiert wurde, kann unseren Bericht dazu ansehen: https://vollgas-richtung-rock.de/fotos/wilde-konfettischlacht-bei-rock-am-koeterberg-2024/

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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