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Kärbholz – HERZ UND VERSTAND LIVE – Interview zum Live-Album

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Langsam werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. Die Festivalsaison ist vorbei. Um uns die triste Herbstzeit zu verkürzen gehen viele Bands auf Tour oder bringen neue Alben raus. Auch unsere Männer aus dem Hinterwald haben etwas in petto um den Fans die Zeit zu versüßen. Am 27.09.2019 erscheint ihr zweites Live-Album HERZ UND VERSTAND LIVE inklusive Live-DVD. Erhältlich als Doppel-CD und DVD-Digi, BlueRay und Doppel-CD, Vinyl und DVD sowie als limitierte Fanbox (inkl. Digipak Doppel-CD/DVD sowie bedrucktem Flachmann).

Wir wollten etwas mehr über ihre Beweggründe und die dazugehörige Tour wissen und haben genauer nachgefragt:

VRR: Wie fiel die Entscheidung, dass ihr HERZ UND VERSTAND als Live-Version auf den Markt bringt?

Adrian: Wie du weißt, haben wir mit KARMA:LIVE bereits im Jahr 2015 ein Live-Album gemacht. Damals haben wir zwar auch das Konzert in Köln visuell aufgezeichnet, am Ende wurde es aber ein reines Live-Audio-Album mit Bonusmaterial, aber ohne das komplette Konzert als Video. Bei HERZ UND VERSTAND LIVE ist das anders. Das Studio-Album ist erschienen und wir haben super Rückmeldungen dazu von den Leuten bekommen. Dann lief der Kartenverkauf für die Release-Tour so unwahrscheinlich gut, dass wir es kaum glauben konnten. Wir haben uns also gedacht: Jetzt ist die Zeit für uns, eine richtige Live-DVD zu machen. Ursprünglich sollte das Konzert ja im E-Werk in Köln stattfinden. Diese Location ist etwas Besonderes für uns, da wir dort selbst schon so viele Bands gesehen haben und immer rumgesponnen haben…Ey, irgendwann machen wir das auch mal voll (zwinkert) Also…hier sollte es passieren. Als wir dann erfahren haben, dass das E-Werk so frühzeitig ausverkauft war und das Konzert ins größere Palladium verlegt wurde, waren wir komplett aus dem Häuschen. Die Gelegenheit genutzt, alles auf eine Karte gesetzt und das Konzert dann mit zig Kameras und allem Schnick Schnack ohne Netz und doppelten Boden aufgezeichnet.

VRR: HERZ UND VERSTAND LIVE wird euer zweites Live-Album. Ihr habt 2015 bereits KARMA live vertont. Was bevorzugt ihr an Live-Alben?

Adrian: Ein Live-Album hat die Möglichkeit, die Emotionen und die Energie der Songs auf eine ganz andere, intensivere Art zu transportieren. Es ist roher und man hat mehr noch das Gefühl, ganz nah an der Musik dran zu sein.

VRR: Wie seid ihr bei der Wahl der Live-Songs vorgegangen?

Adrian: Wir haben in erster Linie überlegt: Worauf haben wir Bock? Welche Songs wollen wir gerne spielen? Unser Set auf der Tour war knappe zwei Stunden lang. Bei dieser recht langen Spielzeit ist es unserer Meinung nach wichtig, dass es eine Spannungskurve gibt. Wenn Du 40 Minuten auf einem Festival hast, dann kannst du 40 Minuten lang Vollgas geben und den Zuschauern keine Sekunde Zeit zum Durchatmen geben. Das funktioniert bei einem 2-stündigen Konzert so nicht oder nur bedingt. Wenn es ein Laut und ein Leise gibt, ein fröhlich und ein nachdenklich…dann kannst du jedem Song seine eigene Aufmerksamkeit schenken. Diese Mischung war es, die wir erreichen wollten. Wir haben also ein paar mehr Songs herausgesucht, als wir tatsächlich spielen konnten und haben dann viel geprobt und damit herumgespielt, wo welcher Song seinen Platz hat. Das haben wir dann auch über die ersten drei oder vier Tourtage so weiter gemacht, weil sich immer wieder Stellen im Set offenbarten, an denen wir einen anderen Song lieber gespielt hätten. Die Setlist dann in Köln…die war geil! Wir sind nach 2 Stunden von der Bühne gegangen, wussten nicht, wo die Zeit geblieben ist und waren super happy. Und ich glaube, das ging nicht ausschließlich uns Vieren so (zwinkert). Natürlich hat das ein oder andere Lied gefehlt…aber alles geht halt nicht. Dafür fahren wir dann im Oktober wieder auf Tour!

VRR: Welche Unterschiede macht ihr in der Live-Variante eurer Songs verglichen mit der Studioversion? Beispiel …?

Adrian: Wir machen eines aus tiefster Überzeugung: Wir benutzen keine Backing-Tracks. Das bedeutet: Was du hörst, ist was du siehst, sind wir vier; Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Und zwar live und nicht mit irgendwelchen Sachen angefettet…nicht mal einen Klick benutzen wir live. Das bedeutet, dass sich die Live-Versionen an einigen Stellen erheblich von den Studio-Versionen unterscheiden. Wir können keine 3 Gitarren abfeuern und einen Chor aus 20 Personen hervorzaubern. Wir brechen also alles auf seine relevanten Bausteine herunter. Manchmal verändern wir auch ganze Passagen. Weil wir Lust darauf haben und denken, dass sie live so geiler sind. Das ist eine spannende Geschichte und macht Spaß. Wir müssen nicht eins zu eins das reproduzieren, was wir im Studio gemacht haben, sondern fassen alles nochmal unter einem etwas anderen Gesichtspunkt an. So überlassen wir bei „Mutmacher“ den Anfang einfach dem Publikum, machen den Song gemächlicher, um ihn dann explodieren und lauter und schneller werden zu lassen, als er im Original ist.  „Mein persönlicher Krieg“ hat einen komplett neuen Mittelteil bekommen. In „Du bist König“ gibt es ‘ne richtige Überraschung und „All meine Narben“ ist auf einmal eine Akustiknummer. Die Liste könnte ich fortführen (lacht). Wir wollen uns frei machen und Musik machen. Und wenn du auf unser Konzert kommst, dann soll dir klar sein: Es wird etwas passieren, was du nicht erwartet hast. Live ist eben live!

VRR: HERZ UND VERSTAND LIVE heißt das Werk und ist – wie ich finde – sehr gelungen geworden. Hattet ihr hier einen Anspruch an euch selbst und, wenn ja, welchen?

Adrian: Wir wollten handwerklich eine geile Show machen. Wenn es geht – auch wenn wir aufgeregt waren wie Schwein – uns mal nicht so oft verzocken. Wir wollten, dass die Stimmung in dem Laden explodiert und wir das auf den Aufnahmen so nacherlebbar machen können. Es sollte keine perfekte, inszenierte Show werden, sondern ‘ne Band, ein paar tausend Leute, Lautstärke, Schweiß und Energie. Eigentlich wollten wir so unbefangen an die Show herangehen, wie eben möglich und den Moment genießen, erleben und leben. Der Moment ist es nämlich, den man auf der Scheibe hört und sieht.

VRR: Die Aufnahmen zu eurem neuen Live-Album fanden in Köln statt, wieso dort und wurden die Fans informiert?

Adrian: Wie ich anfangs sagte, Köln ist „unsere“ Stadt und so wollten wir es auch dort machen. Rückblickend gab es etliche andere Städte auf der Tour, in denen wir die Scheibe aufnehmen hätten können. Das waren ja die reinsten Hexenkessel! Aber als Kölsche Jungs…weißte doch! (grinst). Wir haben es vorher dann schon veröffentlicht, dass wir die Show aufzeichnen werden.

VRR: Wenn man die Neuauflage von SPIEL DES LEBENS – ALLES NEU mitrechnet, habt ihr in den letzten vier Jahren drei starke Alben veröffentlicht. Woher kommt eure Motivation?

Adrian: Ey, weil Musik machen das Geilste ist!! Wir haben über die Jahre so viel gelernt und wollen so viel dann auch besser machen… KARMA war wichtig für uns als Erfahrung, um genau diese Live-Scheibe jetzt so zu machen, wie wir es getan haben. Unsere Erfahrungen und „Lehrzeit“ im Songwriting hat einfach zwingend dazu geführt, sich auch noch mal älteren Stücken neu zu nähern. Das musste einfach alles raus, wenn‘s brodelt, dann lassen wir es brodeln !

VRR: Gefällt es euch im Hinterwald nicht mehr oder warum haut ihr im Herbst die zweite Tour des Jahres raus? Oder wollt ihr einfach mehr von der Welt sehen?

Adrian: Das nimmst du zurück! Der Hinterwald fetzt!!! (lacht). Welt sehen fetzt aber noch mehr. Raus gehen, erleben, Musik machen. Wir haben einfach Bock drauf…warum sollten wir es dann nicht tun. Außerdem: Wir haben ja so einige Stücke, die sich viele gewünscht haben auf der ersten Tour nicht gespielt. Das können wir sicher im Oktober für manchen wiedergutmachen (zwinkert).

VRR: Eure Herbst und Verstand Tour ist mit 8 Gigs in 9 Tagen ziemlich eng getaktet. Wäre es nicht schön dazwischen etwas mehr frei zu haben oder seid ihr diejenigen, die lieber kurz und knackig unterwegs sind und dann glücklich nach einer langen Reise und viel erlebtem nach Hause kommen?

Adrian: Ja, manchmal ist so ein weiterer freier Tag in der Tour nicht schlecht. Aber: Wir haben gemerkt, dass wir einfach besser sind, wenn wir so im Flow bleiben und keine zu langen Ruhephasen dazwischen haben. Dann bist du in dieser so oft beschriebenen Parallelwelt auf Tour…sie ist wunderschön!

Die Tourdaten:

11.10. Fulda – Kreuz

12.10. Glauchau – Alte Spinnerei

13.10. Cham – L.A.

15.10. Wien – Viper Room (A)

16.10. Augsburg – Spectrum

17.10. Aarburg – Musigburg (CH)

18.10. Oberhausen – Turbinenhalle

19.10. Kiel – MAX

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Ich bin durch meine Eltern bereits mit Rockmusik aufgewachsen. Da mein Vater als Tontechniker unterwegs war, habe ich recht früh gelernt, was gute Musik ausmacht und ob eine Band vor allem live gut klingt. In der Teenie-Phase mischte sich dann zu dem bis dato englischen Rock und Punk Genre immer mehr der Deutschrock in meine CD Sammlung und dieser Linie bin ich bis heute treu geblieben. Prinzipiell ist mir der Stil egal, Hauptsache, ich höre Gitarre, Bass und Schlagzeug.

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