Frei.Wild im Interview über die fulminante Rückkehr
„Immer unter Feuer“ – so lautet der Name der ersten Single und des gleichnamigen Albums von Frei.Wild, mit dem die Südtiroler Deutschrockband aus ihrer kurzen Pause zurückkehrt. Auch wenn es für viele da draußen, wie eine Ewigkeit wirkte, war es im Grunde nur ein kurzer Break. Im Interview sprechen Frei.Wild über den Sound des Albums, die Tourplanung und stellen sich einigen kritischen Stimmen ihrer Fans.
Der neue alte Sound
Die Band rund um Frontmann Philipp Burger hat einige Überraschungen im Gepäck und der erste Song klingt straight nach alter musikalischer Raffinesse. Schonungslos knallt die erste Singleauskopplung mit dem gewohnt harten Sound rein und erinnert im ersten Moment instinktiv an GEGENGIFT. Textlich erfindet sich die Band hier zwar nicht neu, aber das muss sie auch nicht. Denn der Song transportiert genau das, was Frei.Wild seit Jahren ausmacht: Kraft, Motivation, Rückhalt. Immer unter Feuer eben.
Authentisch wie noch nie
Auch auf Social Media gibt die Band aktuell ordentlich Gas und zeigt sich so authentisch wie selten zuvor. Während der Text direkt ins Herz trifft, promotet die Band die neue Single mit echten Clips, mitten aus dem Leben. Nicht zuletzt sorgte Philipp Burger für Aufsehen, als er in einem Video eine Frau mit Krücken anrempelte – während er dabei lautstark die neue Nummer mitgrölt. Moralisch fragwürdig? Vielleicht. Aber irgendwie auch verdammt ehrlich. Viele sehen darin einfach Trueness. Frei.Wild hat nicht nur eine große Klappe, sie liefern auch. Und genau das lieben die Fans.

Sensationelle Tourplanung
Neben der starken Albumankündigung folgte auch gleich die Nachricht zur kommenden Tour 2026, inklusive fetter Venues und Versprechen auf ein Spektakel für Jung und Alt. Erstmals wird das Touring von einem der ganz Großen begleitet: Live Nation. Was die Band zum neuen Album, zur Tour und zur Kritik aus der Community zu sagen hat, erfahrt ihr jetzt im Interview:
VRR: Für viele Fans fühlte sich eure Abstinenz wie eine Ewigkeit an. Wie habt ihr selbst die “Pause” erlebt?
FW: Unsere sogenannte „Pause“ war weniger ein Stillstand als vielmehr ein Perspektivwechsel. Wir haben durchgeatmet, reflektiert, aber auch kreativ gearbeitet. Diese Zeit hat uns als Menschen und als Band gutgetan – wir sind mit neuer Energie, neuen Ideen und einem gestärkten Teamgeist zurückgekommen. Für viele Fans mag es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben – für uns war es eine notwendige Reise zu uns selbst.
VRR: „Immer unter Feuer“ ist ein kraftvoller Einstieg. Bleibt ihr dem Stil über das ganze Album hinweg treu, oder war das direkt der musikalische Höhepunkt zu Beginn, wie bei Film-Trailern, bei denen man schon das Beste gesehen hat?
FW: „Immer unter Feuer“ ist ein Statement – ein kraftvoller Opener, der zeigt, dass wir nach wie vor brennen. Aber das Album lebt von Kontrasten: Es wird laut, leise, nachdenklich und wütend. Der Song ist sicher nicht der Höhepunkt, sondern eher das Startsignal. Und wer denkt, dass es danach „nur noch bergab“ geht, wird beim Hören des Albums überrascht sein.
Raum zum Ausprobieren
VRR: Was lief bei der Produktion dieses Mal anders? Wie entstand ein typischer Song auf dem neuen Album?
FW: Wir haben diesmal viel mehr Raum fürs Ausprobieren zugelassen. Ein typischer Song auf diesem Album beginnt oft mit einem Gefühl oder einem Satz, der nicht aus dem Kopf will – manchmal aus einem Sprachmemo, einer Basslinie, einem Drumloop. Anschließend wurde gemeinsam daran gefeilt, bis es Frei.Wild war – ehrlich, direkt, handgemacht.
VRR: In den sozialen Medien tauchen immer wieder kritische Kommentare auf – wir haben euch ein paar exemplarisch mitgebracht (s.o.). Was denkt ihr darüber?
“Ich habe euch lange begeistert gehört, aber vielleicht ist Frei.Wild auserzählt. Das Lied ist nicht schlecht, aber wäre zu FDF-Zeiten wahrscheinlich höchstens auf der Bonus-CD gelandet. Kein Wiedererkennungswert mehr, es ist nur noch Mittelmaß.”
“Hoffentlich auch mal wieder ein paar Pogo Nummern auf dem Album?”
“Textlich? Naja…. Meiner Meinung nach wiederholt es sich alles extrem schnell und die Wörter hat man in gefühlt jeden 2ten Song.”
“Guter Vorgeschmack auf ein neues Album. Vielleicht nicht euer bester Song, aber trotzdem nicht schlecht wie manche sagen.”
FW: Solche Kommentare kennen wir – sie sind Teil unseres Weges. Klar, manche sind hart, andere einfach nur ehrlich. Wir nehmen uns Kritik durchaus zu Herzen, aber wir versuchen, den Kern darin zu erkennen: Sind es enttäuschte Erwartungen? Oder bloße Provokation? Und hey – wir wollen lieber diskutiert als ignoriert werden.

Positives Feedback
VRR: Diese Kommentare gab es schon immer – und wird es auch immer geben. Bekanntlich spricht man dabei meist nur von der Spitze des Eisbergs. Unserer Einschätzung nach ist das Feedback zu „Immer unter Feuer“ zu 98 % positiv. Glaubt ihr, dass sich viele Fans innerhalb der Frei.Wild-Community „künstlich“ gegen neue Veröffentlichungen stellen, nur um eine Gegenmeinung zu haben und in den Kommentarspalten wüten zu können?
FW: Ja, das sehen wir auch – es gibt offenbar einige, die sich bewusst in Opposition stellen, fast schon aus Prinzip. Aber das ist okay. Es zeigt nur, dass wir noch Reibungsfläche bieten. Und wenn 98 % positives Feedback da ist, muss man die 2 % eben auch aushalten – vielleicht regen sie zum Nachdenken an, vielleicht auch zum Schmunzeln.
VRR: Welche Erwartungen habt ihr an das Album – emotional und kommerziell? Macht ihr Musik mehr für euch und die Verarbeitung diverser Thematiken aus dem Alltag und dem Leben oder für eure Fans?
FW: Wir machen Musik, weil sie uns bewegt – nicht, weil wir damit eine Formel bedienen wollen. Klar ist der kommerzielle Aspekt nicht ganz irrelevant, aber unser Hauptantrieb ist die emotionale Auseinandersetzung mit dem, was uns beschäftigt. Wenn das auch andere trifft – umso besser.
VRR: Philipp ist bekanntlich eine Liedermaschine – wie schwer war die Auswahl der Songs fürs Album?
FW: Ja, die Auswahl war hart. Philipp haut nach wie vor Song um Song raus, manchmal sind es zehn an einem Tag. Am Ende des Prozesses haben wir fast doppelt so viele Tracks wie auf dem Album stehen – es war ein Ringen, welche es schaffen, aber am Ende zählt die Gesamtdramaturgie.
Beeindruckender Vorverkauf
VRR: Ihr habt für 2026 eine große Tour angekündigt. Habt ihr Bedenken, dass in der heutigen Zeit die Hallen nicht voll werden?
FW: Nein, ganz im Gegenteil, die Sorge haben wir nicht. Aktuell haben wir bereits RIVALEN&REBELLEN Niveau, was mehr als zufriedenstellend ist. Wir glauben an unsere Fanbase und an die Magie, die live entsteht. Natürlich ist heute vieles anders – Streaming, Kurzzeitkonsum, Inflation – aber wer einmal auf einem Frei.Wild-Konzert war, weiß: Das ist mehr als Musik. Das ist Gemeinschaft.
Kritik an der Preispolitik
VRR: Der Ticketverkauf hat einiges an Kritik ausgelöst – besonders wegen der Preise. Wie viel Einfluss habt ihr darauf? Wie steht ihr zur Preispolitik?
FW: Ja, die Kritik daran haben wir mitbekommen. Und wir verstehen sie auch. Wir haben aber nicht die volle Kontrolle über die Preisgestaltung – das ist eine Mischung aus horrenden Hallenmieten, die sich anders als bei kleineren Locations bei diesen Giganten einfach ins Unermessliche ziehen, aus Produktionskosten, Logistik, Steuern und Co. Wir versuchten aber mit Live Nation faire und mit anderen Bands dieser Größenordnung vergleichbare, wenn nicht günstigere Lösungen zu finden.
VRR: Warum sollte man eurer Meinung nach ein Frei.Wild-Konzert besuchen – abseits der Musik? Was erwartet die Besucher?
FW: Weil man bei uns mehr bekommt als nur Songs. Man spürt Schweiß, Emotion, Authentizität – wir stehen auf der Bühne, um mit Fans zu feiern, zu weinen, zu brüllen, zu lachen und lebenslange Erinnerungen zu schreiben. Wer kommt, wird es fühlen – das versprechen wir.
VRR: Live Nation ist ein großer Name in der Branche. Wie kam die Zusammenarbeit zustande und was versprecht ihr euch davon?
FW: Die Zusammenarbeit kam über einige persönliche Kontakte zustande. Wir wollten wachsen, professioneller agieren, mehr Reichweite ermöglichen – Live Nation bringt da viel Erfahrung mit. Trotzdem bleiben wir bei allem wir selbst – daran ändert kein großer Name etwas.
Reife bedeutet nicht Maulkorb
VRR: Viele sagen, ihr habt euch „früher mehr getraut“ – wie reagiert ihr auf solche Aussagen? Seid ihr heute diplomatischer oder einfach nur fokussierter oder einfach reifer?
FW: Vielleicht waren wir früher wilder, ungestümer, lauter, das haben Jugendjahren an sich, hier wären wir wohl die einzigen die ewig aus diesem Wutbrunnen trinken würden. Heute sind wir eben etwas fokussierter, reflektierter, aber nicht weniger mutig oder sauer, wenn uns was auf den Zeiger geht. Nur anders. Reife bedeutet für uns nicht Stillstand oder Maulkorb, sondern bewussteres Handeln und auch mal eine Nacht darüber schlafen.
VRR: Wie wichtig ist euch in Zeiten von KI-generierter Musik und Playlisten-Dauerfeuer der klassische Album-Gedanke noch?
FW: Für uns ist das Album mehr denn je ein Kunstwerk. Und zwar ein 100% KI-Fremdes, weil ich weiterhin auf die große Gabe, das Interesse und die Leidenschaft, die mein Songwriting ausmacht, bauen werde. Jedenfalls ist das Album ein Statement. Ein Kapitelbuch. Wir wollen keine Playlist-Band sein, sondern Geschichten erzählen. Und auch wenn KI vieles kann – unsere Emotionen bleiben analog.
VRR: In welcher Phase des Albums habt ihr gemerkt: „Ja, das wird was Großes“? Gab es einen Schlüsselmoment?
FW: Der kam beim dritten oder vierten Song im Studio. Als plötzlich alles zusammenkam – Text, Melodie, Aussage, Sound und Zusammenarbeiten. Da wussten wir: „Verdammt, das wird richtig gut.“ Und dieses Gefühl hat sich durchgezogen.

Niemals Everybody’s Darling
VRR: Ihr polarisiert seit jeher – ist das für euch ein Antrieb, eine Bürde oder schlicht Teil des Pakets Frei.Wild?
FW: Beides. Es ist unbequem, aber es hält uns wach. Wir wollten nie Everybody’s Darling sein – sondern frei, wild, echt. Und wir haben den Bogen bewusst bis zum Bersten gespannt. Wer anecken will, muss auch mit den Kratzern leben und ja, wir leben wahnsinnig gerne, genau so, genau mit diesem Ruf, genau mit diesen Freunden und Feinden.
VRR: Haut noch einen für die Fans raus:
FW: Egal, was die Welt draußen sagt – ihr seid unser Herzschlag. Danke für eure Treue, eure Energie, eure Kritik und eure Liebe. Wir sehen uns auf Tour – laut, ehrlich, gemeinsam.
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Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)
Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.