DREIZEHN im Interview über Trauer, TikTok und den Kampf gegen die Stille
Mit seiner neuen Single „STILLE“ trifft DREIZEHN, ein aufstrebender Poprock-Künstler aus Basel, einen Nerv: den Moment, in dem Worte versiegen und Beziehungen ins Leere laufen. Doch der Musiker kratzt nicht nur an der Oberfläche. Im Gespräch mit uns redet er offen über seinen persönlichen Umgang mit Schmerz, die Hürden im Musikbusiness, seinen musikalischen Weg zwischen Rap und Rock und über Songs, die zu heikel waren, um sie bisher zu veröffentlichen.
Ein Interview über Verletzlichkeit, Löwen-Mentalität und warum Erfolg für ihn mehr ist als bloße Klickzahlen.
Die ersten Schritte
VRR: Was war dein allererster Berührungspunkt mit Musik und wann hast du gemerkt, dass du selbst Songs schreiben willst?
DREIZEHN: Das hat schon recht früh angefangen, ich bin mit sechs oder sieben Jahren in einer Musikschule angemeldet worden von meinen Eltern. Und da wir in einem Dorf gelebt haben, in dem es nicht so viele Kinder außer mir gab, war Musik meine einzige Beschäftigung. Angefangen Songs zu schreiben habe ich dann mit ungefähr 13 Jahren.
VRR: Du kommst aus Basel. Wie hat dich die Stadt (oder die Region) musikalisch geprägt? Gab es dort eine Szene, in der du dich bewegt hast?
DREIZEHN: Ich bin erst vor ca. 14 Jahren aus Deutschland hierhergezogen, jedoch kam ich erst hier das erste Mal mit einer Studiocrew in Kontakt, bei denen ich mir viel abgeschaut habe was Recording und Songwriting angeht. Vorerst war das eine reine Hip-Hop/Rap Crew, jedoch trieb es mich Jahr für Jahr immer mehr in Richtung Gesang, was sich schon dort abzeichnete, weil ich selbst unter ihnen immer ins Melodischere rutschte.

VRR: Du versuchst aktuell dir eine feste Hörerschaft zu erarbeiten. Was sind für dich dabei die größten Hürden?
DREIZEHN: Die heutige Gesellschaft ist recht kurzlebig geworden, so auch die Musik. Wo früher ein Blink 182 Song gehört wurde, bis man es im Schlaf schon mitgesungen hat, ist heutzutage eine Single meistens schon nach kurzer Zeit vergessen oder man geht in der Masse unter. Gleichzeitig ist heutzutage alles abhängig von viel Vitamin B(eziehung). Es mangelt mir nicht an Erlebnissen, die ich in Songs packen kann. Jedoch ist die Masse an Musik riesig und man braucht auch schon ein Quäntchen Glück, um gehört zu werden, geschweige denn von den Kosten, die man aufbringen muss als Solokünstler.
Löwen-Mentalität
VRR: In deinen Videos, die auf TikTok mitunter mehrere tausend Personen erreichen, wirkst du sehr selbstsicher. Bist du tatsächlich so extrovertiert oder hat es dich am Anfang Überwindung gekostet, dich so präsent in der Öffentlichkeit zu zeigen?
DREIZEHN: Tatsächlich bin ich auch in echt eine sehr offene Persönlichkeit, daher hatte ich absolut keine Probleme damit. Sternzeichen Löwe, mehr muss ich glaube ich nicht erwähnen. (lacht)
VRR: Was bedeutet musikalischer Erfolg für dich ganz persönlich. Zahlen? Resonanz? Oder etwas anderes?
DREIZEHN: Natürlich will jeder Künstler Unmengen an Leuten erreichen, somit kontrollieren wir, denke ich, alle unsere Zahlen stündlich, minütlich, sekündlich, wenn eine neue Single draußen ist… Aber der wahre Erfolg bedeutet für mich, dass sich so viele Menschen wie möglich in den Songs widerspiegeln können und dankbar sind für die Inhalte, mit denen sie sich identifizieren können.
VRR: Lass uns doch mal ein bisschen über deine neue Single sprechen. „STILLE“ beschreibt einen schleichenden Kommunikationsverlust in Beziehungen. Gab es einen konkreten Moment oder eine persönliche Erfahrung, die dich zu diesem Song inspiriert hat?
DREIZEHN: Da muss ich ehrlich zugeben, dass ich nicht immer der Mensch bin, der sofort alles preisgibt. Sondern eher einer, der sich zunächst mit Geschehnissen in seinem Kopf befasst. Ich glaube, dass ich vieles hätte besser machen können in der Vergangenheit, wenn meine Kommunikation nicht immer erst einen langen Prozess des „in sich Hineinfressens“ durchlebt hätte. Deshalb will ich mit der Single vermitteln, dass Kommunikation das A und O ist, in jeglicher Hinsicht.

Starke Emotionen
VRR: Der Text wirkt sehr verletzlich, fast wie ein offenes Tagebuch. Wie schwer oder leicht fällt es dir, so viel Persönliches in deine Musik zu legen?
DREIZEHN: Meine Musik war schon immer mein Tagebuch, vielleicht genau aus dem Grund, weil es mir einfacher fällt in Songs darüber zu sprechen. Ich habe auch schon Songs geschrieben, die ich bis heute nicht aufnehmen konnte, weil das Thema dann doch sehr heikel ist. Wie zum Beispiel über meine Mama, die leider 2019 verstorben ist. Ich warte bis heute noch auf den richtigen Moment und den richtigen Song.
VRR: Wie lief die Zusammenarbeit mit deinen Produzenten Dennis Luik und Thorben Radau ab? Was haben sie zur Atmosphäre des Songs beigetragen?
DREIZEHN: Dennis hat sich absolut grandios engagiert, dafür, dass er selbst vorher noch nicht so viel produziert hat, haben wir doch eine runde Sache liefern können und den Vibe, den das Lied haben sollte, denke ich ganz gut rübergebracht. Unser Glück, dass wir mit Thorben einen erfahrenen Engineer an unsere Seite hatten und er schon seit gut sechs Jahren an meiner Seite ist und weiß, wie ich gern klingen möchte.
VRR: „STILLE“ könnte man am ehesten als Poprock bezeichnen. Wie würdest du selbst deinen Sound beschreiben und was unterscheidet dich von anderen Artists in diesem Genre?
DREIZEHN: Ich versuche herauszustechen, das ist klar, ich versuche auch Stilrichtungen zu vereinen, indem ich mich nicht unbedingt auf ein Genre fokussiere, sondern genau das mache, was ich gerade fühle oder worauf ich Bock habe. Wenn mir heute nach harten Drums und fetzenden Gitarren ist, schreibe ich einen Rocksong. Ist die Stimmung morgen eher gelassen und ruhig, schreibe ich einen Song auf Akustikgitarren und mach einen Pop Track. Ich würde mich als sehr vielschichtig bezeichnen. Man munkelt, ich habe mich mit den Jahren zum deutschen MGK entwickelt. Hohe Anforderungen, aber ich habe mich noch nie vor Herausforderungen gedrückt.

Die musikalische Essenz
VRR: Was ist dir wichtiger: eine eingängige Melodie oder eine starke Botschaft im Text? Oder geht das für dich immer Hand in Hand?
DREIZEHN: Im besten Fall vereint sich beides miteinander. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich nie ein Song ohne Bedeutung oder Hintergrund schreiben und releasen, nur weil die Melodie geil ist.
VRR: Gib uns doch schon mal einen kleinen Ausblick auf das, was uns noch von dir erwartet. Können wir in nächster Zeit mit weiteren Songs oder vielleicht sogar einem größeren Projekt (EP/Album) von dir rechnen?
DREIZEHN: Ganz exklusiv für euch: ich habe in letzter Zeit enorm viele Songs geschrieben, weil die letzten Jahre auch sehr turbulent waren. Und somit gab es genug Stoff für Neues. Ich denke, dass es für ein Album noch etwas früh ist, aber es sind ordentlich viele Singles in der Pipeline, die euch alle in nächster Zeit um die Ohren knallen werden. Und wenn die Zeit reif ist und ihr es auch seid, steht dem Album auch nichts mehr im Weg.
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Leitung Magazin | Allrounder
Zwischen Schweiß, Strobo und purem Adrenalin fühle ich mich zuhause. Als Grafikerin, Marketing-Managerin, Konzertfotografin, Videografin, Buchautorin und vor allem leidenschaftliche Musikliebhaberin lebe und arbeite ich mitten in der Szene.





