„ADIEU“ – JEANLUCs musikalischer Spiegel einer zerrissenen Gesellschaft
Mit ihrer neuen Single „ADIEU (du schöne Welt)“, die am 21.02. erscheint, knallen uns JEANLUC eine schonungslose Abrechnung mit gesellschaftlichen Missständen vor den Latz. Zwischen spitzzüngigem Sprechgesang, druckvollem Nu Metal-Sound und einer klaren Botschaft, provoziert die Band bewusst zum Reflektieren des Zeitgeschehens. JEANLUC selbst sagen dazu: “„Adieu (du schöne Welt)“ ist ein Abschiedsgesang auf eine Welt, die einst schön war – oder vielleicht immer noch ist. Doch anstatt sie zu retten, verabschieden wir uns von ihr, ohne eine neue Zukunft zu eröffnen. Ein tief dystopischer Abgesang auf das, was hätte sein können.” Im Interview sprechen sie über den neuen Track, damit verbundene Herausforderungen, musikalische Experimente und warum sie sich von Gedanken daran anzuecken, niemals bremsen lassen.
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VRR: Der Titel „ADIEU (du schöne Welt)“ hat einen für euch ungewohnt gesellschaftskritischen, fast schon politischen Anstrich. Wie kam es dazu und was war eure Intension dabei?
Tommy: Viele Künstler nutzen ihre Musik, um gesellschaftliche Themen aufzugreifen oder Missstände aufzuzeigen. Manche tun dies subtil und metaphorisch, andere sprechen sie direkt an. Gleichzeitig gibt es Musik, die einfach nur unterhalten soll – beides hat seine Berechtigung.
VRR: Hattet ihr Bedenken, dass ihr euch mit „ADIEU“ thematisch in Nesseln setzen könntet?
Hansi: Nein. Auch wenn die Thematik des Songs, als auch das Musikvideo, eine klare Richtung einschlagen, sind wir am Ende des Tages Musiker. Wir können mit unserer Musik natürlich auf sensible Themen lautstark aufmerksam machen, aber alles Weitere liegt im Ermessen des Hörers.
Musikalischen Weitererzählung samt Entwicklung
VRR: Auf eurem Debütalbum LICHTER schlägt der Song „Angst“ mit Eizbrand in eine ähnliche Kerbe. Wo seht ihr Parallelen zwischen den beiden Songs und erkennt ihr selbst eine musikalische Weiterentwicklung?
Hansi: „Angst“ behandelte damals ein Szenario, welches in einer weiten Zukunft liegen könnte, während „ADIEU“ schon das Ende einläutet. Also ja, thematisch kann man hier sogar von einer musikalischen Weitererzählung samt Entwicklung sprechen.
VRR: Das Instrumental von „ADIEU“ stammt dieses Mal aus der Feder von Toby. Erzähl uns doch gerne ein bisschen was zum Entstehungsprozess und deinen musikalischen Einflüssen konkret für diesen Song.
Toby: Die musikalische Idee zu „ADIEU“ gibt es tatsächlich schon seit ca. vier Jahren, also vor meiner JEANLUC-Zeit. Den Song hatte ich aber damals zur Seite gelegt, weil es keinen richtigen Verwendungszweck für die Nummer gab. Ähnlich wie bei „Kein letzter Kuss“ sehe ich meine Einflüsse und mein Songwriting eher im modernen Rock- und Metalbereich. Darüber hinaus experimentiere ich gerne mit verschiedenen Drop und Open Tunings, um den Songs auch so meinen „speziellen“ Einfluss mitgeben zu können. Wer sich die Nummer genau anhört, wird sich womöglich auch in frühere Linkin Park Zeiten zurückerinnert fühlen. Das ist natürlich, wie bei den anderen Jungs auch, ein großer Einfluss, der uns musikalisch alle geprägt hat und es bis heute tut.
Das Potenzial noch nicht ausgeschöpft
VRR: Ein Kernelement des Songs ist der doch ungewohnte Sprechgesang von Hansi. Was hat dich zu dem gesanglichen Experiment bewegt und wie schwierig war es für dich trotz des hohen Tempos einen passenden Flow zu finden?
Hansi: Es war eine Herausforderung in jeglicher Form. Das Tempo, die Wortwahl samt Silbentrennung, der musikalische Stil. Alles zu kombinieren war wirklich nicht leicht, jedoch wollten wir diesen Sprechgesang einfach mal ausprobieren, um eine weitere Facette zu zeigen. Wir sind ja schließlich noch nicht am Ende der künstlerischen Fahnenstange angelangt.
VRR: Gemastert wurde der Track wieder von Ted Jensen von Sterling Sound, der auch beispielsweise Bring Me the Horizon im Portfolio hat. Könnt ihr beschreiben, welchen hörbaren Mehrwert die neue Single „ADIEU“ und auch schon „INVIDIA“ daraus ziehen konnten?
Hansi: Die Frage kann unser Studio-Chef Reiner am besten beantworten.
Reiner: Ja klar! Man kann die Nummer(n) bis zum Anschlag aufdrehen, ohne, dass es die Ohren zerreißt! (lacht) Grundsätzlich sorgt ein professionelles Mastering vor allem dafür, dass alle Frequenzen eines Songs so abgerundet werden, dass der Song harmonisch und radiotauglich klingt und das auf jedem Abspielgerät gleichermaßen. Ted Jensen kitzelt dabei das letzte Extra-Prozent heraus, vor allem, was den kritischen Höhenbereich und das „Fleisch“ bzw. die „Substanz“ des Klangs anbelangt. Seine Masterings sind bis zu einer unsittlichen Lautstärke maximiert, ohne dass dabei der Punch verloren geht. Das bekommt einfach nicht jeder hin.
Chaos und Kontrollverlust
VRR: Das passende Musikvideo zum Song ist auch schon im Kasten. Was waren für euch dieses Mal die größten Herausforderungen beim Dreh?
Hansi: Es gab zwei Hauptprobleme beim Dreh: die Kälte und der Kontrollverlust durch die große Anzahl an Statisten. Die Wahl der Jahreszeit für ein Musikvideo im Freien war suboptimal und wir haben wirklich gehofft, dass uns sommerliche Minusgrade erwarten. Wie die Pinguine schenkten wir uns gegenseitig Wärme, legten Pausen im Restaurant bei Kaffee und Kuchen ein und durften uns darüber hinaus beim Dreh über viel Bewegung erfreuen. (grinst)
Beim Dreh selbst gesellte sich dann allerdings ein Faktor hinzu, den man sehr schwer im Vorfeld einschätzen kann. Nämlich Kontrollverlust. Unsere offizielle Anfrage nach Statisten führte dazu, dass etliche Fans Interesse zeigten und manche sogar bis zu vier Stunden nach Köln reisten, um am Dreh teilzunehmen. Diese Begeisterung war beeindruckend und zeigte, wie sehr der ein oder andere an so einem Erlebnis teilhaben wollte. Jedoch hatte man schnell das Gefühl, man macht hier einen Schulausflug und manch einer flehte förmlich danach, dass wir seine Eltern anrufen, damit diese ihren Knallfrosch abholen können. (lacht)
Je länger der Dreh dauerte, desto unruhiger wurde es. Da spielten definitiv die Kälte und unsere Unerfahrenheit, mit einer solchen Meute (in einer solchen Situation wohlgemerkt) die größten Rollen. Trotz dieser Herausforderung gelang es uns dennoch, den Dreh erfolgreich abzuschließen. Am Abend feierten wir die Anstrengungen gemeinsam mit einem Kaltgetränk und die gesammelten Erfahrungen trugen dazu bei, dem finalen Video eine besondere Note zu verleihen.
Nicht verpassen: Musikvideo-Release am 27.02. um 20 Uhr auf YouTube https://www.youtube.com/@JEANLUCBAND
VRR: Das Video war eine no-budget Produktion. Glaubt ihr, das würde ein Außenstehender erkennen?
Hansi: Definitiv! Aber ich behaupte mal frech, dass wir wissen, wie man aus wirklich wenig das meiste rausholen kann.
VRR: Zum Schluss die Gretchenfrage: „ADIEU“ und „INVIDA“ sind vom Stil doch recht ähnlich. Was glaubt ihr, welcher Song würde bei einem Fan-Battle besser abschneiden und warum?
Hansi: Thematisch zwei absolut unterschiedliche Songs wenn auch stilistisch klar aus dem Alternative-Rock/Nu Metal. Die Frage kann nur die eigene Vorliebe beantworten. Vom Gefühl würde ich jetzt noch auf „INVIDA“ als Fanliebling tippen. Mit der Zeit würde ich aber „ADIEU“ als Sieger aus dem Ring steigen sehen.
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