Unantastbar – WIR LEBEN LAUT – VÖ 30.12.2022
Zwei Jahre nach WELLENBRECHER und einer ausgiebigen Tour steht das 10. Album von UATB parat. Den treuen Fan wird es erfreuen und einen schönen Jahresabschluss bereiten. Schon deshalb, weil man eben nie mehr als zwei Jahre auf ein neues Album der Herren warten muss. Die eingeschworene Unantastbar Fangemeinde wird die neue Scheibe, genau wie den Vorgänger, mit Sicherheit feiern. Ich für meinen Teil brauchte für meine Liebe zu WELLENBRECHER ein paar mehr Durchläufe wie gewohnt. Umso gespannter bin ich auf den neuen Longplayer WIR LEBEN LAUT. Hoffen wir auf 15 Songs puren Punkrock, der mich in die gute alte FLUCH UND SEGEN Ära katapultiert.
Tracklist
1. Die Hand die ich mir reichte
2. Hier bin ich
3. All In For You
4. Wir leben laut
5. Hey Ho
6. Goodbye
7. Steine, Scherben, Dreck
8. Du bist nicht echt
9. Ich will euch wiedersehen
10. Küss mich
11. Flieg weg von mir
12. Ich bin zurück
13. Lass uns für immer
14. Vergiss dich nicht
15. All die ganzen Jahre
Nichts anderes erwartet
Ganz klar starten UATB mit einem Kracher. „Die Hand die ich mir reichte“ ist ein Arschtrittsong für jeden, der wieder aufstehen will. Kompromisslos fetzt hier gewohnter Punkrock durch die Boxen, der aber mitunter recht viele musikalische Deutschrock Attitüden vorblitzen lässt. Die Bengalos darf man schon einmal für „Hier bin ich“ bereithalten, denn die werden live mit Sicherheit bei diesem Song wieder gezündet. Vergangenheitsbewältigung mit dem Resultat, so wie es war und was ich getan habe, hat mich zu dem gemacht der ich heute bin. Nehmt es hin oder lasst es.
Geht’s jetzt in Englisch weiter?
Das wäre bestimmt nicht gut ausgegangen. Joggl und Englisch. Aber warum heißt der Song „All In For You“? Alles oder nichts für dich klingt doch klasse. Eine Art Poker Wortspiel? Sei es drum. Es ändert nichts an der Tatsache, dass der Titel ein Pendant zu so vielen anderen Liedern von Unantastbar und auf fast jedem Album zu finden ist. Poetisch, kraftvoll und emotional, thematisch aber schon viel zu oft gehört. Vom Titelsong „Wir leben laut“ habe ich auch etwas mehr erwartet. Viel zu sehr ziehen sich die Strophen bis zum Refrain, der dann doch noch glücklicherweise seinem Namen gerecht wird. Da macht „Hey Ho“ gerade so weiter und wird zukünftig geskippt.
Goodbye und herzlich willkommen zurück bei Unantastbar
„Goodbye“ geht schon wieder besser in Stellung. Trotz ähnlicher Thematik habe ich hier wieder den typischen UATB-Wohlfühlfaktor. Alles klingt runder und stimmiger und macht Lust, den Lautstärkeregler auf volle Dezibel Zahl zu setzen. Jetzt haben sie sich wieder gefangen und bleiben in der Spur. „Steine, Scherben, Dreck“ macht mich glücklich und beschert mir ein Lächeln im Gesicht. Das nenne ich eine gelungene Punkrock Hymne. „Steine, Scherben, Dreck, wir treten alles weg. Wir feiern was wir haben, bis zum letzten Atemzug. Steine, Scherben, Dreck, wir treten alles weg. Mittelfinger hoch, bis zum letzten Atemzug und so wie wir leben ist einmal auch genug.“ Das ist Unantastbar, wie ich sie mir wünsche.
Ein bisschen Ska muss sein
„Du bist nicht echt“ ist wieder ein Paradebeispiel, dass es Unantastbar perfekt verstehen, ernste Themen in gar lustige Melodien zu packen. Anders als bei ähnlichen Bands würde dieses Thema vermutlich in die Aggressionsschiene laufen. Die Südtiroler verstehen es aber, durch den Einsatz von Ska Spielereien, dem Ganzen eine gehörige Portion Spaß zu geben, ohne das Thema ins Lächerliche zu ziehen. „Ich will euch wiedersehen“ geht raus an alle Unantastbar Fans. Das ist euer Lied. Und deshalb schon ganz oben auf der Favoriten Playlist, weil er wirklich Gänsehaut bereitet.
Wird jetzt zurückgerudert?
„Küss mich“ rudert wieder etwas zurück, ist jedoch gegenüber „All In For You“ der deutlich bessere Titel. Joggl malt hier mit seinem Text und Gesang ein anschauliches Bild und die Musik kommt kraftvoller und intensiver zur Geltung. Hoppla. Geht wieder vorwärts. „Ich bin zurück“ macht gute Laune und berichtet vom Leben. Tempo, Chorus, Text und dezent eingesetzte ruhige Momente lassen den Song aufleben. Applaus. Jedoch nicht wirklich für „Lass uns für immer“.
Vollgas auf der Zielgeraden
Es geht doch! „Vergiss dich nicht“ macht da weiter, wo FLUCH UND SEGEN aufgehört hat. Hier haut es einem glatt die Pantoffeln von den Füßen. Klar strukturiert, musikalisch sinnvoll aggressiv arrangiert und mit aussagekräftigem Text bekommt man hier die volle Breitseite. Damit nicht genug, den Schlussakkord bringt „All die ganzen Jahre“. Aufgeteilt in zwei komplett verschiedene Melodien, werden die Strophen mit den Instrumenten brachial auf Spur gebracht. Zum Chorus gibt es dann die Massenhüpfburg. Macht Spaß und bringt genügend Abwechslung.
Fazit
Jeder eingefleischte Unantastbar Fan wird in diesem Album den nächsten Schritt der Band sehen. Ihrem Stil bleiben sie gewohnt treu und haben ihn entsprechend ausgefeilt. Mir fehlt bisweilen die Abwechslung in der Themenwahl. Gerne dürfte es härter zugehen und zum Teil wirken die Lieder, wie schon früher einmal gehört. Mit 15 Songs ist WIR LEBEN LAUT eine überaus großzügig bestückte Platte. Da wird jeder geneigte Hörer seine Favoriten finden. Ich für meinen Teil habe das. Geschuldet der Tatsache, dass nur die Hälfte der Songs mich mitreißen konnten, ist das Ergebnis gefallen.
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7,5 von 10 Sternen
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Crew | Chefredakteur
Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.
Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.