Soziales Hetzwerk – PROVOKATEUR – Albumreview 

In Bezug auf den Veröffentlichungstermin, am 01. Mai 2021, legt Soziales Hetzwerk, aka Jim aka Jürgen Schatzmann, eine Punktlandung hin. Genau vor einem Jahr erschien sein selbstbetiteltes Debütalbum, SOZIALES HETZWERK. Da der Österreicher viel zu sagen oder zu singen und zu musizieren hat, knallt er uns jetzt PROVOKATEUR um die Ohren. Am 19. März und am 09. April gab es die ersten beiden Vorboten aufs kommende Album: “Hetzer” und “ein Liebeslied”.  

Parental Advisory Explicit Content 

So steht es aufgedruckt auf dem Cover. Gut, für diesen Hinweis gibt es keine bestimmenden Richtlinien, wann dieser verwendet wird. Jedoch wird dieser von der amerikanischen Musikindustrie, wenn es für sinnvoll erachtet wird, als Aufkleber auf die Hüllen geklebt. Das dies hier der Fall ist, hat vermutlich zum einen damit zu tun, dass schon das Debütalbum in den USA und in Frankreich Erfolge feierte, demzufolge auch dort veröffentlicht wurde und zum anderen wird dies dem Albumtitel absolut gerecht und zeigt Jims Hang zum Sarkasmus. Kurz vorne weg, provokante Texte, ja, aber bei Weitem nicht anstößig. 

Internationale Unterstützung… 

…erhält Jim für PROVOKATEUR von allerlei Künstlern aus Chile, Südafrika und den USA. Unter anderem Jake Naugle aus den USA am Schlagzeug, Rainer Jadischke aus Südafrika am Piano, Kevin Scott aus den USA bläst das Saxophon, Lukky Sparxx aus Chile übernimmt Gitarrensolos. 

Wir starten mit dem musikalischen Intro, dessen Ursprung in Nashville, Tennessee liegt und als das populärste Gospellied aller Zeiten gilt. “Oh when the saints go marching in” ist wohl das Lied, das in allen Musiksparten funktioniert, zumindest als Melodie. Ob Heavy Metal, Punk, Pop, ja auch der “Boss” hat das Teil schon gecovert. Demzufolge kann man da nicht viel falsch machen, lässt uns aber schon mal erhören, dass wir uns, im Gegensatz zum Debütalbum, weg vom Deutschrock und hin zum Punk bewegen. 

Genauso punkig geht´s ohne Pause weiter mit “Hetzer”. In klassischer Pogo-Manier bringt uns der Opener gleich mal nach vorne. Mit sauberen Gitarren, treibenden Drums, unterstützendem Bass und einer klaren Stimme, wird der Bandname in diesem Titel sarkastisch beschrieben. Es geht um die Leute im Netz, die Schwachsinn, Fake-News und Unwahrheiten verbreiten. Und ganz klar, auch um die, die das alles glauben, was die “Hetzer” im World Wide Web verbreiten. 

Herrlich melodiös 

Herrlich melodiös wollen wir auf die Tanzfläche unserer Erde und fordern unsere Mitmenschen auf “Tanz mit mir”. Den Titel kann man als Pendant zu “Hetzer” bezeichnen, dieser knüpft nahtlos an und beschreibt die Ausbeutung der Menschen und der Erde, unsere Idiotie, den “Oberen” alles zu glauben und uns hindern zu lassen, eine eigene Meinung zu bilden. Na dann, “komm tanz mit mir gen Untergang”. 

“Ein Liebeslied”: Jims Frau wird´s freuen, denn dieses Lied ist für sie. Aber jetzt keine wirkliche Schnulze, sondern Pop Punk für unsere High-School-Kids. Jim bedankt sich für alles, was sie für ihn getan hat, mit ihm durchgestanden hat und dass sie immer zu ihm hält. In guten, wie in dunklen Zeiten. Ach ja, schon schön mit diesem ausgeprägten Gitarrensolo, schnellen Piano und dem funkigen Saxophon. 

Und jetzt bitte die Fäuste hoch für “Die Besten vom Westen”. Das ist die Hymne des Sozialen Hetzwerks. Der Titel knallt enorm nach vorne, mit wunderbaren Gitarren, das Schlagzeug “überschlägt” sich und stimmlich wird es wütend. Wer sich immer gefragt hat, wie es klingt, wenn Die Toten Hosen mit den Böhsen Onkelz Geschlechtsverkehr haben, bitte schön: “Wir sind die Besten vom Westen und immer stets bereit für Krawall auf ganzer Linie, Spaß und Heiterkeit”. Einen kleinen Wehmutstropfen gibt es leider, denn eine Strophe mehr und dafür eine Refrain-Wiederholung weniger und das Ding wäre perfekt. 

Scheiß drauf 

Das Leben spielt nicht immer gut Freund mit einem. Das kennt jeder. Und was nun? Na dann “Scheiß drauf”. Denn scheißegal was auch passiert, es wird weitergehen”. Ein melancholischer Titel, der sehr schön gespielt ist und vermutlich nach 3 Pint auch bei harten Kerlen das Pippi in den Augen sammeln lässt. 

“Elitär” bezieht sich auf die gönnerhaften Politiker und / oder oberen Zehntausend. Die mit Geld und guten Worten die Niederen perfekt beeinflussen können. Diese Elitären, die ihre Menschlichkeit verloren haben, machen alles richtig, weil sie eben so reich und einflussreich sind. Leider hat mich dieser Song so gar nicht mitgenommen. Für mich etwas zu Midtempo, zu poppig und daher eher langweilig. 

Richtig nach vorne 

Na zum Glück weckt mich da “Gewalt in meinem Kopf” wieder auf. Jetzt geht’s wieder nach vorne. Da ist aber jemand, auf jemanden angepisst und lässt das nach bestem Wissen und Gewissen, textlich und musikalisch raus. Ein straighter Deutschrocksong, den man gut auf Leute beziehen kann, denen man mal gerne die Meinung sagen möchte. 

Den Abschluss macht “Gebrochene Flügel”. Bitte nicht nach der ersten Minute ausschalten. Der Titel hat musikalisch und stimmlich Einiges zu bieten. Jim zeigt, was seine Stimme noch so draufhat. Ganz leicht im Hintergrund erhört man einen zierlichen Gesang als Zweitstimme. Auch diese ist die von Jim, die dem Song das gewisse Etwas gibt, bis dann die Musik in Rocksphären driftet. Thematisch ist der Titel ziemlich ernst. Es geht um Menschen, die den Bürden des normalen Lebens einfach nicht mehr gewachsen sind, fallen gelassen wurden und keine Hilfe bekommen. Und die, die helfen könnten, aber lieber auf Sicherheit gehen, statt Empathie zu zeigen.  Am Ende schließt Jim sein Werk mit einem wirklich tollen “Kalenderspruch”. 

Fazit  

Mit diesem Album liegt der Schwerpunkt ganz klar wieder im Deutschrock, aber auch der Punk kommt nicht zu kurz. Was natürlich Jim geschuldet ist, der seit über 30 Jahren der Szene angehört und mittlerweile, ganz klar, keine Rücksicht mehr auf Mainstream oder dergleichen nimmt und sein Ding durchzieht. Sehr sympathisch in seinen Liedern ist der österreichische Dialekt, der immer mal wieder kurz durchschimmert. Wir kennen das von anderen bekannten Bands aus dem Alpenland. Schon aus dem Grund, weil Jim Schatzmann 90 % der Arbeit, mit vollem Eifer und Elan, allein übernimmt, ist dieses Album für Jim ein Herzensprojekt und an alle Liebhaber von guter Rockmusik gerichtet, die gerne auch mal etwas Abwechslung genießen. Einen Stern Abzug gibt es aufgrund der geringen Anzahl an Liedern und wegen Songtitel Nummer 7. 

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Crew | Chefredakteur

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.