Rammstein-Frontmann Till Lindemann im Kreuzfeuer der Medien 

Pressefoto (Foto Credits (c): @photomos)

Die Medien überschlagen sich aktuell mit Nachrichten zum Rammstein-Eklat. Vorwürfe gegen Till Lindemann werden laut und immer mehr Anschuldigungen und Aussagen von Betroffenen und auch Nicht-Betroffenen fluten die Zeitungen und das Internet. Inzwischen mischt sich sogar die Politik ein und prüft, welche Maßnahmen zum Schutz von Frauen auf Konzerten ergriffen werden können. Fans sind verwirrt und auch wir wissen nicht, wie wir mit der ganzen Debatte umgehen sollen. Wie ernst muss man die Anschuldigungen nehmen? Welche Verantwortung tragen Musiker ihren Fans gegenüber und kann man sich aktuell noch mit einem Rammstein-Shirt vor die Türe trauen? 

Was bisher geschah 

Mehrere Frauen erhoben schwere Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann. Es ging dabei um Einsatz von Drogen, Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe. In einem konkreten Fall ging es um die irische Konzertbesucherin Shelby Lynn. Sie hatte berichtet, ihr seien auf einer „Pre-Party“ vor dem Rammstein-Konzert im litauischen Vilnius unbemerkt Drogen in ihr Getränk gemischt worden. Am nächsten Morgen sei sie mit Blutergüssen aufgewacht. 

In diesem Zuge wurde von den Medien außerdem die Praktik der „Row Zero“ kritisiert, bei der zahlreiche Frauen von Personen aus dem Umfeld der Band gecastet werden und Till Lindemann sich anschließend aussuche, welche dieser Frauen auf die berüchtigten Aftershowpartys eingeladen werden. 

Statement von Rammstein 

Rammstein äußerten sich bereits in einem Statement zu den zahlreichen Vorwürfen: „Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst. Unseren Fans sagen wir: Es ist uns wichtig, dass ihr euch bei unseren Shows wohl und sicher fühlt – vor und hinter der Bühne. Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge. Wir, die Band, haben aber auch ein Recht – nämlich ebenfalls nicht vorverurteilt zu werden.“ 

Hier geht’s zum original Beitrag von Rammstein.

Konzerte finden statt 

Aktuell scheinen noch keine Konzertabsagen zu drohen. Für die anstehenden vier Konzerte in München gab der Veranstalter lediglich bekannt, dass es keine „Row Zero“ oder Aftershowpartys geben wird, da diese voraussichtlich ohnehin von der Behörde untersagt worden wären. Politiker wie die SPD-Fraktionschefin Anne Hübner machten klar, dass man die Konzerttermine gar nicht absagen kann: „Sonst sehen wir uns hohen Schadensersatzforderungen in zweistelliger Millionenhöhe gegenüber.“   

Der Verlag beendet die Zusammenarbeit 

Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat inzwischen die Zusammenarbeit mit Lindemann beendet und rechtfertigte sich in einem öffentlichen Statement: „Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gelten den betroffenen Frauen. 

Im Zuge der aktuellen Berichterstattung haben wir Kenntnis erlangt von einem Porno-Video, in dem Till Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert und in dem das 2013 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienene Buch „In stillen Nächten“ eine Rolle spielt. Wir werten dies als groben Vertrauensbruch und als rücksichtslosen Akt gegenüber den von uns als Verlag vertretenen Werten. 

Wir verteidigen aus voller Überzeugung die Freiheit der Kunst. Durch die Frauen demütigenden Handlungen Till Lindemanns im besagten Porno und die gezielte Verwendung unseres Buches im pornographischen Kontext wird die von uns so eisern verteidigte Trennung zwischen dem „lyrischem Ich“ und dem Autor/Künstler aber vom Autor selbst verhöhnt. 

Aus unserer Sicht überschreitet Till Lindemann für uns unverrückbare Grenzen im Umgang mit Frauen. Wir haben uns daher entschieden, die Zusammenarbeit mit Till Lindemann mit sofortiger Wirkung zu beenden, da unser Vertrauensverhältnis zum Autor unheilbar zerrüttet ist.“ 

Hier geht’s zum original Beitrag des Kiepenheuer & Witsch Verlags.

Weitere Konsequenzen

Weitere Geschäftspartner distanzieren sich von Rammstein. Rossmann nahm aufgrund der Anschuldigungen das Rammstein-Parfum Kokain aus dem Online-Shop und eine Unternehmenssprecherin erklärte im Interview mit der Bild-Zeitung die Entscheidung folgendermaßen: „Die Entwicklungen waren Anlass für uns, den Online-Verkauf des Rammstein-Parfüms einzustellen und sämtliche Schritte einzuleiten, um die Bewerbung der Produkte zu stoppen.“ 

Rammstein selbst haben ebenfalls Konsequenzen gezogen. Inzwischen ist beispielsweise der Instagram-Account von Till Lindemann nicht mehr aufrufbar.

Wie es für Till Lindemann und Rammstein weitergeht, bleibt abzuwarten. Während sich einige darauf berufen, die weiteren Ermittlung abzuwarten, scheinen andere schon jetzt kurzen Prozess mit den Musikern machen zu wollen. 

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