KrawallBrüder: das finale Unplugged-Kapitel

Foto: Jana Stahl

Drei Akustikalben, emotionale Live-Shows und ein exklusives Abschiedsrelease – mit UNVERHOHLEN & UNVERZERRT LIVE beenden die KrawallBrüder ihre Akustik-Ära. Im Interview spricht Frontmann Pascal über die Herausforderung, Punkrock-Songs unverzerrt neu zu interpretieren, die besondere Atmosphäre der Akustikshows und warum die Band jetzt wieder zu ihren lauten Wurzeln zurückkehrt.

Gewisse Routine

VRR: UNVERHOHLEN & UNVERZERRT III ist das dritte Akustikalbum von euch. Fällt es euch mittlerweile leichter, eure Songs in Akustikstücke umzuwandeln, als noch beim ersten Akustikalbum?

Pascal: Jein, man hat einfach einen besseren Blick für die Songs, die sich in eine Akustikversion wandeln lassen. Ein klassischer Punkrock-Song mit drei Akkorden und einer Melodie, die ins Ohr geht, ist schon gut in einen unverzerrten Zwilling zu wandeln. Eine gewisse Routine gibt es natürlich auch inzwischen – blöde nur, dass es das jetzt erstmal war mit Akustiksongs von uns!

VRR: In eurer nunmehr über 30-jährigen Bandgeschichte ist eine beträchtliche Anzahl an Songs zusammengekommen. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Songs aus, die dann letztlich einen Platz auf einer Akustikplatte bekommen?

Pascal: Es gibt drei Möglichkeiten für einen Song auf ein Akustikalbum zu kommen: Erstens, es ist ein neuer Akustiksong. Zweitens, es ist einer der größten Hits der Band oder drittens, der Song ist durch seinen Aufbau prädestiniert in eine unverzerrte Version gewandelt zu werden.

VRR: KrawallBrüder und Akustik – passt das zusammen? Wer sind eure größten Kritiker und warum? Wie waren die Reaktionen eurer Fans auf die dritte UNVERHOHLEN & UNVERZERRT Platte und die daraus resultierenden Akustikshows?

Pascal: Klar passt das zusammen. Schau nur, wie bei jeder Show der ganze Saal den Song „Einer der Letzten“ aus voller Kehle mitsingt oder wie „Für uns zu spät“ seit 2005 als (teil-)akustische Hymne die Stimmung hochkochen lässt, in positivem Sinne. Natürlich spalten unsere Akustikversionen die Hörerschaft, KB ist eben in erster Linie eine Rockband und wird es auch bleiben!

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Foto: Marco Stahl

Anders aber geil

VRR: Was macht es für euch und auch für die Fans so attraktiv, eure Songs in Akustikstücke umzuwandeln?

Pascal: Es ist partiell, wie einen neuen Song erschaffen und wenn du ihn dann hörst, denkst du: „Boah, anders aber geil!“

VRR: Wie würdet ihr selbst das Fazit eurer Akustikshows beschreiben? Wird es eine Wiederholung geben? Lief alles so, wie ihr es euch gedacht habt oder gab es hinter den Kulissen Dinge, die nicht wie geplant verliefen? Was hättet ihr gerne anders gemacht?

Pascal: Ah, jetzt wird es interessant! Die Akustikshows waren, was sie sein sollten: Eine familiäre Veranstaltung, die Band und Hörer einander nähergebracht hat und das alles als Winter Open Air mit offenem Feuer, Glühwein und Grillgeruch – richtig, richtig geil! Eine Wiederholung wird es nicht geben, so war es geplant und so wird es bleiben! Im Prinzip hat alles so geklappt, wie es sollte. Nur die Schwedenfeuer in Buchen mussten wir in Gestängen fixieren, weil das Gelände zu abschüssig war und wir nicht riskieren wollten, dass die Dinger umfallen und die Meute Feuer fängt, im nicht-metaphorischen Sinne! (lacht) Anders gemacht, ist schwierig, es war geil, wir hatten Glück mit dem Wetter, die Leute haben richtig gut mitgefeiert, es war annähernd perfekt!

VRR: Dominik von ErnstFall und Ferdy Doernberg standen bei den beiden Akustikshows mit euch auf der Bühne. Wie kam es zu dieser Wahl und würdet ihr diese beiden Musiker wieder mit auf die Bühne nehmen?

Pascal: Wir sind mit beiden Musikern freundschaftlich verbunden und ganz klar: Natürlich würden wir die zwei nochmal in eine Show einbinden – Welcome to the KB Family! Ferdy, als musikalisches Übertalent war sehr schnell als fester Bestandteil der Show geplant, weil er ja auch auf UNVERHOHLEN & UNVERZERRT III diverse Instrumente beigesteuert hat! Mit Dom hat sich einfach so ergeben, ich habe ihn im Sommer kennengelernt und wir ticken schon sehr ähnlich, das war schnell klar! Er ist ein Ausnahmegitarrist und war die erste Wahl, als wir gemerkt haben, dass wir etwas Verstärkung im Soundgewand brauchen!

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Foto: Jana Stahl

Keine Kehle blieb ruhig

VRR: Würdet ihr sagen, dass ihr durch die beiden Akustikshows wertvolle Erfahrungen sammeln konntet, die einen Einfluss auf eure Musik und Konzerte haben werden? Wenn ja, welche und warum?

Pascal: Hm, wertvolle Erfahrungen habe ich jetzt nicht im Kopf, außer, dass ich verblüfft war, wie gut das Publikum die Songs angenommen hat – keine Kehle blieb ruhig und kein Auge trocken! Vielleicht zwei oder drei Songs akustisch ins KB Live-Set einbauen? Vielleicht gar nicht so schlecht! Für kommende Songs haben die Akustikshows eher keine Auswirkungen!

VRR: Nun steht zum krönenden Abschluss der Akustik-Ära noch ein limitiertes und sehr exklusives Release vor der Tür. Wie viel Planung investiert ihr in so eine Live-Platte?

Pascal: Liveplatten werden nicht groß im Vorfeld geplant. Du nimmst eine oder mehrere Shows auf und hörst sie im Nachgang durch! Ist das Material geil, denkst du weiter und überlegst, ob die Welt noch eine Live-Scheibe braucht oder nicht! In diesem Fall ist es ein Stück KB Geschichte und somit auch eine wichtige Erinnerung für uns!

VRR: Ich habe mitbekommen, dass bei diesem Release die GFK außen vor ist. Wie kam es zu der Entscheidung? Eine Chartplatzierung ist doch immer ein gutes Signal in der Medienindustrie?

Pascal: Ist es, auf der anderen Seite sind die Charts inzwischen auch völlig nichtssagend. Da holt eine Band in einer Woche mit 50.000 Euro Gesamtumsatz die Nummer 1 und in einer anderen Woche bist du mit 180.000 Euro Umsatz auf Platz 5 der Charts. Klar freut man sich über eine gute Platzierung, aber die Maßstäbe haben sich gedreht! Für die Akustik-Live Platte haben wir das Thema einfach mal ausgeklammert!

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Foto: Jana Stahl

Streng limitiert

VRR: Wieso wird dieses Release so streng limitiert veröffentlicht und wie viel Zeit habt ihr in die nachträgliche Produktion investiert?

Pascal: Es gibt sowohl von CD als auch vom Vinyl nur 300 Einheiten, davon 200 im KB Shop und 100 über den Handel (Amazon, EMP, JPC und Co.). Dieser wird übrigens aus logistischen Gründen später beliefert, da die Produkte recht knapp bei uns ankommen und wir die VÖ nicht verschieben wollen. Eine Akustik-Live-Scheibe birgt gleich viele Besonderheiten in sich und soll am Ende genau das bleiben: besonders. Wenn du jetzt ein Produkt herstellst, das in fünf Jahren noch überall erhältlich ist, verliert es etwas an Charme. Somit gilt hier: jetzt oder nie! Da die Songs lediglich gemischt und nicht viel nachgearbeitet wurden (instrumental), ging die Hauptarbeit fürs Mixing und bei der Gestaltung der physischen Produkte drauf, das hat schon Zeit gefressen. Das Ergebnis ist aber auch wirklich edel und hochwertig geworden.

VRR: Die letzten Worte gebühren wie immer dem Künstler:

Pascal: Akustik war geil, aber wir sind einfach eine Rockband! Danke an alle, die bei den beiden Shows anwesend waren und an der Organisation mitgeholfen haben. Ebenfalls Danke an alle, die die Bands, die sie mögen, noch respektieren und durch den Kauf von Tonträgern oder Digitalalben unterstützen! Das braucht es in der heutigen Zeit und zeigt dem Künstler auch, dass sein Werk wertgeschätzt wird! Wir sehen uns im Sommer, wenn KB wieder laut ist und die Luft brennt!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.

Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)

Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.