Haudegen – zwei Wege, ein Erbe: Was wurde aus den Berliner Rockpoeten?

Foto: Marcel Hotze

Als wir 2020 über die überraschende und emotional geführte Trennung von Haudegen berichteten, war der Schock in der Szene spürbar. Das Duo, bestehend aus Hagen Stoll und Sven Gillert, hatte sich in den Jahren zuvor nicht nur eine treue Fangemeinde aufgebaut, sondern mit seiner Mischung aus Deutschrock, Pathos und Gossenpoesie ein eigenes Genre definiert. Doch dann kam der Bruch – ausgelöst durch Differenzen rund um ihre Solopläne, öffentlich gemacht durch einen Facebook-Post von Gillert, der Rabatte auf Merchandise seines neuen Projekts für Haudegen-Fans anbot. Der Ton wurde rauer, der Konflikt öffentlich – und das Kapitel Haudegen schien vorerst abgeschlossen.

Fünf Jahre später stellen sich viele Fans die Frage: Was wurde aus den beiden? Und: Gibt es Hoffnung auf ein Comeback?

Hagen Stoll – zwei Seelen, zwei Sounds

Nach dem Haudegen-Aus hat Hagen Stoll seine künstlerische Bandbreite voll entfaltet. Einerseits kehrte er unter seinem alten Rap-Pseudonym Joe Rilla zurück in die Berliner Hip-Hop-Szene. Mit Alben wie BRILLANT oder THRON AUS ZEMENT lieferte er kompromisslosen Straßenrap, der sich thematisch zwischen Gesellschaftskritik, Identität und Berliner Kante bewegt – roh, politisch und wortgewaltig.

Parallel dazu veröffentlichte er aber auch weiterhin Musik unter seinem bürgerlichen Namen Hagen Stoll. Und das im gewohnt rockigen Stil. Alben wie PLUS MINUS NULL oder RKUSTIK zeigen, dass er auch ohne Haudegen die Rockflagge hochhält. Inhaltlich bleibt es emotional, nahbar und ehrlich. Musikalisch allerdings deutlich vielseitiger: mal akustisch und nachdenklich, mal wuchtig und geradeaus.

Mit seinem Label Plattenbau Ost vereint Stoll beide Welten: Rap und Rock, Straße und Seele. Ob als Joe Rilla oder Hagen Stoll – seine Musik bleibt eine Stimme für die, die sonst selten Gehör finden.

Sven Gillert – Rock bleibt Familie

Während sich Hagen Stoll stilistisch in mehrere Richtungen entfaltet hat, bleibt Sven Gillert seinem musikalischen Ursprung treu. Schon kurz nach dem Bruch veröffentlichte er Solosingles wie „Helden unserer Zeit“ und „Unsterblich“, die stilistisch stark an den Haudegen-Sound anschlossen: hymnisch, emotional, mit viel Pathos und klarer Message.

Gillert setzt weiterhin auf den Sound, den viele Haudegen-Fans lieben. Und bleibt auch optisch sowie inhaltlich nah an dem, was das Duo einst auszeichnete: Stärke, Brüderlichkeit, Treue. Seine Soloprojekte wirken wie eine Fortsetzung, ein „Haudegen ohne Hagen“, was bei Teilen der Fangemeinde für Begeisterung, bei anderen aber auch für Wehmut sorgt.

In Interviews und sozialen Medien zeigt sich Gillert als unermüdlicher Arbeiter, der seine Vision weiterträgt – auch ohne seinen einstigen musikalischen Partner.

Haudegen – eine gemeinsame Zukunft?

Die große Frage bleibt: Kommt da noch mal was? Die Zeichen stehen – Stand heute – auf Nein. Öffentlich ist es ruhig geworden um den Konflikt, aber auch um jegliche Andeutungen einer Reunion. Beide Künstler haben sich eigene Plattformen aufgebaut, ihre eigenen Wege gefunden – musikalisch wie persönlich. In einem Interview auf YouTube sprach Hagen Stoll über die zermürbenden Touren und wie emotional fordernd diese intensive Zeit war und wie wichtig ihm die neugewonnene Freiheit ohne Druck von außerhalb ist. Ehrliche und direkte Worte, die wenig Hoffnung auf eine Reunion machen:

 

Doch: Die Musikbranche ist voller Überraschungen. Und bei aller Differenz bleibt eines klar, Haudegen war mehr als nur ein Bandprojekt. Es war ein Lebensgefühl, ein Statement, das viele Menschen berührt hat. Ob es jemals wieder ein gemeinsames Kapitel geben wird? Möglich. Wahrscheinlich? Eher nicht. Aber eins ist sicher: Das Vermächtnis von Haudegen lebt weiter – in zwei Stimmen, auf zwei Wegen.

Falls ihr unseren ersten Artikel zur Trennung von Haudegen verpasst habt, könnt ihr ihn hier nochmal nachlesen: https://vollgas-richtung-rock.de/magazin/haudegen-loesen-sich-auf-streit-um-soloprojekte-eskaliert/

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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