Glory and Fame Music – Booking-Agentur und Management
Was hinter den Kulissen geschieht, ist für den Otto-Normal-Konzertbesucher meist nicht zu bemerken. Jeder kennt die Gerüchte über legendäre Backstage-Partys mit Groupies und Fangirls, großen Besäufnissen und demolierten Hotelzimmern. Bis solche Eskapaden möglich sind, ist es oftmals ein großer organisatorischer Aufwand, um dessen Abwicklung sich Booking-Agenturen und Manager kümmern; sozusagen die Mädchen für Alles. Neben dem Auf- und Abbau, Organisation von Ton- und Lichttechnik, Unterbringung der Crew und deren Versorgung, gibt es ein weites Spektrum an Aufgaben, die für einen reibungslosen Ablauf des endgültigen Konzerterlebnisses bewältigt werden müssen.
Am Set des Videodrehs zum Charity-Projekt von „Was bewegt die Welt“ der Frankfurter Band V.E.R.S.U.S ergab sich für uns die Möglichkeit mit der Booking-Agentur „Glory and Fame Music“ zu sprechen und einen einzigartigen Blick auf das Große und Ganze werfen zu können. Inhaber und Mitarbeiter Thomas „Cooper“ Kubitz, Aileen Huber und Andreas Hölzel nahmen sich die Zeit, um uns ein paar Einblicke in ihre Firma zu gewähren und stellten sich den Fragen über Ansprüche, Probleme und Erfolge ihrer Arbeit.
Neuorientierung und Erfahrungen
VRR: Ihr wart zuvor unter einem anderen Namen aktiv. Wie und warum kam es zu der Neuorientierung?
Thomas: Richtig, die Agentur schimpfte sich noch vor gut einem Jahr Inside Brain Music, welches zuvor mit einem anderen Partner bereits schon 2 Jahre mehr oder weniger existierte. Aufgrund unterschiedlicher Ansichten, bezüglich der Zukunft der Agentur, habe ich mich kurzer Hand entschlossen, IBM zu verlassen und Glory & Fame aus dem Boden zu stampfen.
VRR: Wie habt ihr euch zusammengefunden?
Thomas: Nach tiefgründigen Gesprächen mit meiner Freundin war es klar, dass ich hier bereits einen starken Partner an meiner Seite gefunden habe. Des Weiteren haben wir Kontakt zu unserem langjährigen Freund und Bühnentechniker Andy aufgenommen. Zu dritt haben wir die weitere Vorgehensweise, Pläne und Visionen in die Tat umgesetzt.
VRR: Wer bringt welche Erfahrungen und Kontakte mit in die Firma?
Thomas: Mit Andy haben wir den technischen Bereich abgedeckt. Er kümmert sich um den kompletten Technikkram, von dem wir die wenigste Ahnung haben. Backline, PA, Licht, Toursupport, Auf- und Abbau, technische Bandausstattung, Beratung der Bands bei spezifischen Fragen etc.
Aileen: Er sägt sogar Äste von Bäumen ab, wenn diese den Blick auf die Bühne stören; quasi eine Maschine! (lacht)
Thomas: Aileen unterstützt mich bei jeglichen Booking- und Management–Tätigkeiten, kümmert sich um die komplette Bürokratie hinter G&F, auf Tour oder auf Konzerten/Festivals betreut sie das Merchandise und hat das Organisatorische immer im Blick. Mit dezenten Hinweisen wird man freundlich daran erinnert, wenn mal was vergessen wird! (lacht)
Aileen: Durch seine langjährige Erfahrung und Tätigkeit in der Musikbranche bringt Thomas das ganze Knowhow rund um Booking und Management, sowie die meisten Kontakte für G&F mit. Er motiviert die Bands dazu, stets mit Hochdruck weiterzumachen, er berät sie in allen Belangen und steht ihnen zu fast jeder Tages- und Nachtzeit für Fragen zur Verfügung, er hat immer einen dummen Spruch drauf, um die Stimmung zu lockern oder Nervosität verblassen zu lassen. Vor jedem Auftritt trommelt er die Jungs zusammen und macht sie „heiß“ für die Show – Zitat Thomas: „Egal, wie viele Menschen vor der Bühne stehen, ob 10 oder 10.000 – jeder Auftritt muss sitzen!“.
Fair Play und Transparenz
VRR: Mit welchem Konzept überzeugt ihr? Was bietet ihr den Bands und Veranstaltern?
Thomas: Zuerst einmal Fair Play! Weiter stehen wir total auf Transparenz gegenüber den Bands/Veranstaltern und auch uns selbst. Bands, die bei uns unter Vertrag sind, profitieren von einem Service, der in der Branche nicht allzu oft zu finden ist. Wir verfügen über Transportmöglichkeiten für das gesamte Equipment, welches auf Tournee oder Festivals benötigt wird, wir haben die richtigen Kontakte, um Bands auch auf außergewöhnlichen Veranstaltungen zu platzieren, kümmern uns um Videoproduktionen, bieten auch hier die nötigen Kontakte und stellen das dazugehörige Equipment zur Verfügung. Exklusiv für Bands in unserem Roster, bieten wir Merchandise zu unschlagbaren Konditionen, sowie Vertrieb aller physischen Artikel über ein Shop-in-Shop-Konzept. Zur Tourneeplanung gehört für uns auch das Buchen von Nightliner oder sonstigen Unterkünften, wir sorgen für die Verpflegung und reichen auch das Bier auf der Bühne. Im Management–Bereich erarbeiten wir gemeinsam mit den Bands einen Jahresplan, um die Etappenziele zum richtigen Image zu erreichen, dazu gehört das Organisieren von Fotoshootings, das Gegenprüfen von diversen Verträgen, Erstellen eines Marketingplans usw. Wir bieten zwei verschiedene Vertragsarten an, zum einen der reine Booking-Vermittlungsvertrag, oder die eierlegende Wollmilchsau mit dem Booking- und Management–Vertrag. Für Veranstalter bieten wir unseren Backline-Service an mit Lieferung, Auf- und Abbau.
Purer Zufall
VRR: Was war der Antrieb eine eigene Booking-Agentur zu gründen?
Thomas: Purer Zufall! Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung und Tätigkeit im Live-Geschäft weiß man früher oder später, wie der Hase so läuft. Eines Tages stand ich mit einer befreundeten Band auf einem Festival bei einem Bier (könnten auch mehrere gewesen sein) zusammen, wir philosophierten über die Zukunft der Band, ein paar Tage später nutzte ich meine Kontakte, um die Gruppe auf einem recht großen und renommierte Festival zu platzieren. Das war quasi die Geburtsstunde von der Idee, eine Booking–Agentur zu gründen.
VRR: Gibt es Dinge in der Branche, die ihr ändern würdet?
Thomas: Naja, was heißt ändern? Sie ist, wie sie ist. Als sogenannter „Neuling“ muss man sich durchbeißen. Man wird am Anfang nicht sonderlich ernst genommen, das ist aber sicherlich ganz normal. Auf der anderen Seite muss man auch mal den Zusammenhalt in der Szene positiv erwähnen, gerade in der jetzigen Zeit merkt man das ganz besonders. Aber wenn du mich schon so fragst, ich würde eine gesetzliche Mindestgage für Bands einführen, damit die großen Veranstalter nicht in Versuchung kommen, kleine Bands auszunehmen. Zeitgleich aber auch ein Limit für große Bands setzen, damit Veranstalter nicht anhand der horrenden Gagen zu Grunde gehen.
Motivation und Zuverlässigkeit
VRR: Welche Ansprüche habt ihr an die Bands und Veranstalter, bzw. was sind Ausschlusskriterien für eine Zusammenarbeit?
Aileen: Motivation! Der ganz klare Wille, ein gestecktes Ziel erreichen zu wollen, muss für uns deutlich sichtbar sein. Wir sind an einer Partnerschaft interessiert, in der Kommunikation, Vertrauen und Zusammenhalt großgeschrieben wird. Die nächsten wichtigen Punkte für uns sind Zuverlässigkeit, Flexibilität und die Bereitschaft zu investieren. Das geben wir den Bands und fordern dies im selben Maße auch zurück.
Thomas: Auch verlangen wir eine ganz klare Zuarbeit, denn hier greifen mehrere Zahnräder ineinander. Die Künstler haben die Aufgabe, Musik zu erschaffen und (mit unserer Unterstützung) zu präsentieren – unsere Aufgabe besteht darin, das fertige Produkt zu vermarkten. Lehnt sich eine Band zurück, nur weil sie der Meinung ist, dass der Erfolg vom Himmel fällt, weil sie eine Booking- und Management–Agentur engagiert haben, sind wir an einer weiteren oder dauerhaften Zusammenarbeit nicht interessiert.
VRR: Welche Ansprüche stellt ihr an euch selbst? Wo seht ihr G&F in 5 Jahren?
Thomas: Schwierige Frage. In erster Linie ist es aus einem Hobby und Leidenschaft entstanden und hat sich doch recht zügig zu einem enormen Zeitfresser entwickelt. In 5 Jahren in einem Gebäude mit 5 Stockwerken in Frankfurt-City mit 1.000 Mitarbeitern (lacht). Aber im Ernst, qualitativ hochwertige Arbeit abzuliefern, uns nicht zu übernehmen und den Rest bringt die Zukunft
Aileen: Mein oberster Anspruch ist es den Spaß an dieser Arbeit/Tätigkeit nicht zu verlieren.
Lernen durch Fehler
VRR: Ihr seid mit eurer Firma zu einem denkbar ungünstigen Zeitraum an den Start gegangen. Wie geht ihr mit Corona um?
Thomas: So ungünstig betrachten wir den Zeitraum nicht. Wir nutzen den entstandenen Freiraum, um uns mit Dingen zu beschäftigen, wozu uns sonst vermutlich die Zeit fehlen würde. Wir führen intensive Gespräche mit Merch-Herstellern und diversen Label, organisieren Videodrehs und Online-Konzerte und vieles mehr. Das bringt einen enormen Lernfaktor mit sich.
VRR: Was ist bisher in eurem Vorhaben extrem schiefgelaufen? Was habt ihr daraus gelernt?
Aileen: Das Schlimmste, was uns bisher passiert ist, war ein Festival, das durch einen ominösen Veranstalter 48 Stunden vor Einlass abgesagt wurde! Hier standen wir vor unserer ersten Reifeprüfung, denn es waren drei unserer Bands gebucht. Um dem Inhaber der Location den Arsch zu retten, setzten wir uns mit ihm in Verbindung und boten ihm ein alternatives Abendprogramm an. Im Anschluss telefonierten wir mit einer weiteren Größe der Veranstaltungsbranche, die an diesem Abend ebenfalls mit seiner Band gebucht war und unterbreitetem auch ihm unsere Idee. Nach unzähligen Telefonaten haben wir es zusammen geschafft, die Veranstaltung dennoch stattfinden zu lassen, nur eben unter einem anderen Namen. Daraus gelernt haben wir, dass Teile der Branche zusammenhalten, wenn es darauf ankommt und dass nicht jeder Veranstalter, der sich als solches ausgibt, auch einer ist!
VRR: Wir danken für eure Zeit und die Erläuterungen zu den teils verdeckten Abläufen im Hintergrund, die uns ein reibungsloses Konzerterlebnis ermöglichen. Wir wünschen „Glory an Fame Music“ weiterhin viel Erfolg und Spaß bei der Arbeit in der Szene und hoffen, dass wir in naher Zukunft die Pandemie hinter uns lassen können, um mehr von eurer organisatorischen Finesse erleben zu können.
Hast auch du eine Band, oder kennst jemanden, der gerne professionelle Unterstützung aus der Branche in Anspruch nehmen möchte? Dann schau gerne bei Glory and Fame Music auf der Website vorbei, oder erkundige dich auf der Facebookseite.
Website: www.gloryandfame.de
Facebook: www.facebook.com/gloryandfame.de/
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.