Franzi Kusche – Sängerin, Vocal Coach und Musik-Allrounderin
Franzi Kusche ist Sängerin, Vocal Coach von u. a. Torben und Adrian (Kärbholz) und Ally The Fiddle (Subway to Sally) und eine wahre Allrounderin in der Musikszene. Ursprünglich aus Brühl bei Köln, führte ihr Weg sie über Hamburg ins Oberbergische. Musikalisch bewegt sie sich zwischen Rock, Metal und Singer-Songwriter-Klängen, inspiriert von Bon Jovi bis Limp Bizkit. Neben ihrer eigenen Musik und Cover-Auftritten unterstützt sie als Gesangscoach verschiedenste Künstler – von Anfängern bis hin zu Profis. Im Interview spricht sie über ihren Werdegang, ihre Coaching-Philosophie und ihre Leidenschaft für die Bühne.
VRR: Stell dich doch bitte kurz vor. Wie heißt du, woher kommst du und wo bist du musikalisch zuhause?
Franzi: Hi (lacht), mein Name ist Franzi Kusche, ich komme ursprünglich aus Brühl bei Köln, war zehn Jahre in Hamburg, um Musikerin zu werden und bin schließlich im Oberbergischen in NRW gelandet. In einem 350-Seelen-Dorf, also im Hinterwald, könnte man sagen. Musikalisch komme ich aus dem Rock/Metal, aber auch aus dem Singer-Songwriter/Folk/Liedermacher Bereich. Als Kind habe ich Bon Jovi und Elvis geliebt, genauso wie Joan Baez oder Simon & Garfunkel. Als Teenie hatte mich komplett der Nu Metal im Griff (Limp Bizkit, System Of A Down, Korn usw.)! Das durchmischte sich bald aber auch wieder mit akustischen Tönen wie z. B. Jack Johnson, Damien Rice … Hauptsache, die Musik konnte mich verstehen, löste Emotionen aus oder gab sie wieder.
VRR: Du bist Vocal Coach, wie wird man das und vor allem, was hat dich daran gereizt?
Franzi: Während der Schulzeit, als es daran ging, sich für eine berufliche Richtung nach dem Abi zu entscheiden, habe ich gemerkt, dass ich eigentlich nur Musik machen wollte. Ich habe damals von der Hamburg School of Music gehört, bei der man eine staatlich anerkannte Berufsausbildung zur Rock-/Pop-/Jazz-Musikerin machen kann. Diese Ausbildung habe ich zunächst zwei Jahre lang mit dem Hauptfach Gesang absolviert und danach, im dritten Jahr, noch das pädagogische Jahr daran gehängt, was sich vor allem auf das Unterrichten konzentrierte. Eigentlich habe ich erst in dieser Zeit so wirklich gemerkt, dass ich da ein Händchen für habe. Und was man gut kann, macht einem dann ja auch Spaß. (lacht) So habe ich meine Selbstständigkeit aufgebaut, indem ich bis heute ungefähr 50/50 selbst auf der Bühne stehe und Unterricht gebe.
Die Stimme als Instrument: Coaching für alle Levels

VRR: Welche Stile bzw. Techniken kann man im Coaching bei dir lernen? Welche Interessenten sollten sich bei dir informieren, um sich bestmöglich weiter entwickeln zu können?
Franzi: Eigentlich kann ich jeder Person weiterhelfen, die sich in irgendeiner Form mit Stimme beschäftigt. Ob Sprecher oder Metal-Sängerin, das ist dabei egal (lacht). Als Vocal Coach bin ich der Blick von außen auf die singende Person und hole diese an dem Punkt ab, wo sie gesanglich gerade steht. Es ist so, dass bei allen ein Entwicklungspotenzial vorhanden ist, egal wie (un)erfahren man ist. Manchmal gibt es auch spezifische Probleme, Anliegen oder Themen, die im Vordergrund stehen. Bestimmte Stile versuche ich meistens erst einmal außen vorzulassen, da ich davon überzeugt bin, dass es gut ist, sich zunächst auf die Stimme zu konzentrieren, die natürlicherweise aus einem herauskommt. Die Ur-Stimme sozusagen und diese sehr gut kennenzulernen, bevor man dann wieder Effekte auf die Stimme legen kann, falls gewünscht. Was Technik angeht, so gibt es da natürlich gewisse Grundlagen, die man kennen muss, wenn man über längere Zeit gesund singen möchte.
VRR: Lebst du vom Vocal Coaching oder verdienst du deine Brötchen in einem anderen Beruf?
Franzi: Meine Selbstständigkeit besteht ziemlich genau zur Hälfte aus dem Job AUF der Bühne, wie auch aus dem Job HINTER der Bühne. Ich bin aktive Sängerin, zurzeit als Liedermacherin und in einer Coverband und eben Vocal Coach. Ohne diesen Ausgleich würde entweder mein Künstler-Ich oder der Teil in mir, der nach Sicherheit und Beständigkeit strebt, zu kurz kommen. Es ist für mich also wichtig, dass ich beides leben und sein kann. Und, dass es sich die Waage hält!
Individuelles Coaching und prominente Schüler

VRR: Arbeitest du mit einer Gruppe oder im Einzelunterricht?
Franzi: Ich gebe vor allem Einzelunterricht. Da besteht im Moment die größte Nachfrage. Kleinere oder größere Gruppen kommen auch vor. Im Rahmen des Wacken:Music:Camp gebe ich regelmäßig Songwriting-Unterricht, coache Bands und größere Gruppen. Während meiner Zeit in Hamburg habe ich zwei Chöre geleitet. Man kann nur leider nicht alles gleichzeitig machen. (lacht)
VRR: Wie bereitest du dich auf deine Klienten vor?
Franzi: Indem ich eine gute und offene Atmosphäre schaffe. Viel mehr kann ich im Vorfeld gar nicht tun, da ich möglichst unvoreingenommen und mit offenem Blick bzw. Ohr an jedes Coaching herangehe, um dann zu sehen, woran gearbeitet werden will.
VRR: Wer gehört zu deinen prominentesten Schülern und wie oft übt ihr zusammen?
Franzi: Das waren beispielsweise Torben Höffgen und Adrian Kühn von Kärbholz oder auch Ally The Fiddle, die Geigerin von Subway to Sally. Mit Torben habe ich über einige Monate hinweg intensives Gesangtraining gemacht, da er an seiner Technik arbeiten musste, um die Touren mit Kärbholz gut überstehen zu können, ohne heiser zu werden. Mit Adrian, dem Gitarristen von Kärbholz, habe ich damals an den Zweitstimmen für das Album „Überdosis Leben“ gearbeitet. Ally hat in Wacken im Wacken:Music:Camp an meinen Gruppen-Coachings teilgenommen. Wir waren beide als Dozentinnen da, sie als Coach für Saiteninstrumente und ich für Gesang und Songwriting.
VRR: Verteilst du auch Hausaufgaben und/oder arbeitest du individuell und Song bezogen?
Franzi: Hausaufgaben gebe ich selten auf, aber es kommt vor. Alles freiwillig, da Druck einen, meiner Meinung nach, nur selten weiterbringt. Es sind also eher so eine Art Empfehlungen.
Live-Coaching und Talentförderung: Franzis Ansatz

VRR: Hast du die Gelegenheit, deine Schüler live zu erleben und direkt Verbesserungen zu besprechen? Oder begleitest du sie bei Studio-Aufnahmen und coachst sie vor Ort?
Franzi: Beides kommt vor, ist aber eher etwas Besonderes für mich. Der Großteil des Coachings passiert fernab der Bühne, in geschütztem Raum. Wenn ich aber mal vor Ort bin, mache ich auch gerne, wenn gewünscht, ein gemeinsames Warm-up und/oder bin mentaler Beistand. Studioaufnahmen beizuwohnen und zu begleiten, liebe ich sehr. Es ist ein noch intensiveres Hineinversetzen in das Gegenüber, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und macht einfach nur unglaublich viel Spaß!
VRR: Gibt es Schülerinnen und Schüler, die nur wenig oder kein Talent im Singen zeigen? Wie unterstützt und motivierst du sie?
Franzi: Ach, das Talent. Ob und in welchem Maße, das vorhanden ist, lasse ich eigentlich erst mal völlig außen vor. Oft kommen Menschen zu mir, weil sie eine Einschätzung wollen. Sie wollen dann immer so eine Art Legitimation haben und hören, ob sie quasi gut genug sind, um Unterricht nehmen zu dürfen. Im Coaching geht es aber genau darum, Unsicherheiten zu erkennen und abzulegen; Selbstsicherheit, Selbstverständlichkeit und eine Art von Routine aufzubauen, auf die man zurückgreifen kann. Daher (be)urteile ich erst einmal überhaupt nicht! Ich weiß, dass es sehr, sehr wenige Menschen gibt, die rein anatomisch nicht in der Lage sind, zu singen. Von denen rede ich nicht. Alle anderen können etwas lernen. Und sobald die Lust oder der Drang da ist, sich über seine Stimme auszudrücken, dann sollte man das doch unbedingt auch tun! Natürlich gibt es sehr viele verschiedene Gebiete im Gesang, in denen man es leichter oder schwerer hat, in denen man noch viel dazu lernen kann oder in denen man schon ein sehr hohes Level erreicht hat (z. B. Intonation, also den Ton treffen, Rhythmik, Ausdruck …). Fast immer ist man irgendwo gut und irgendwo nicht ganz so gut. Wenn jemand einem als talentlos erscheint oder sich selbst so einschätzt, hat die Person oft nur noch nicht gelernt, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren.
VRR: Bist du eher im Hintergrund, kann man dich live auch auf der Bühne sehen, mit welcher Band oder vielleicht auch solo?
Franzi: Man kann mich sehr gerne auch live sehen. Solo bin ich als Franzi Kusche mit meinen eigenen, meist deutschsprachigen Songs unterwegs, zusammen mit meiner Gitarre Schnauze. (grinst) Und dann spiele ich noch viel zusammen mit meiner 90er Jahre-Coverband Sparkling Unicorns. Da sage ich immer: Wir spielen eine Mischung aus Songs der 90er, die wir selber geil finden – und Trash. Was genau was ist, kann man dann live selbst beurteilen. (lacht)
Unter folgenden Links könnte ihr Franzi Kusche folgen: www.franzikusche.de und bei Facebook, Insta und YouTube: @FranziKusche bzw. @SparklingUnicornsBand.
VRR: Vielen Dank Franzi, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast.
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