Alltag eines Musikproduzenten – Matthias Schmitt gibt Einblicke
Wir alle wissen, wie wichtig eine aktive Zusammenarbeit zwischen Bands und Produzenten/Audio Engineers ist. Die Studioarbeit nimmt viel Zeit, Nerven, Vertrauen und Geduld in Anspruch, damit die Fans am Ende etwas Großartiges auf die Ohren bekommen. Nach dem Motto „Mach mal geil jetzt“ entstehen die besten Platten. Daher haben wir den lieben Matze zu seinem Alltag im Tonstudio interviewt.
VRR: Erzähle uns etwas über dich! Wer bist du und was sind deine Schwerpunkte in der Musikproduktion und Tontechnik?
Matze: Mein Name ist Matthias (Matze) Schmitt, ich produziere seit über 10 Jahren Rock und Metal-Bands im eigenen Tonstudio „Unleash The Sound“. Meine Band Unleash The Sky diente hier sowohl als Namensgeber, als auch als Inspiration ambitionierten aufstrebenden Bands den Sound zu geben, den sie suchen. Zehn Jahre Konzerterfahrung in ganz Deutschland und zwei Albumproduktionen halfen mir dabei, die nötige Erfahrung zu sammeln und ein Fingerspitzengefühl dafür zu entwickeln, was Bands wirklich brauchen, um mit ihrer Musik weiterzukommen. Hier bin ich immer mit Herzblut und Engagement bei der Sache.
VRR: Wie gestaltet sich ein typischer Tag für dich im Studio? Welche Aufgaben und Prozesse nimmst du am meisten wahr?
Matze: Auf der einen Seite wiederholen sich die Prozesse sehr oft, auf der anderen Seite ist es bei jedem Projekt unterschiedlich und individuell. Bei einer üblichen Albumproduktion wird zuerst recorded, dann editiert und schließlich gemischt und gemastert. Wenn ich als Produzent gebucht werde, kommt hier natürlich noch das Ausproduzieren und evtl. Songwriting dazu. Je nachdem an welchem Punkt der Produktion man steht, ist man dann entweder 8-9 Stunden am Aufnehmen, editieren oder eben mischen. Ab und zu muss man dann auch die leeren Pizzakartons und Bierflaschen wegräumen … das gehört eben auch dazu. (lacht)
Metal oder Softrock?
VRR: Welche Phasen des Produktionsprozesses machen dir am meisten Spaß und warum? Gibt es bestimmte Momente, die dich besonders begeistern?
Matze: Mir macht oft der Mix am meisten Spaß, wenn alles gut recordet ist, die Spuren sauber editiert sind und ich dem Song seinen Sound geben kann. Ab diesem Punkt kann man immer noch in zehn verschiedene Richtungen gehen, es ist also auch ein sehr kreativer Prozess.
VRR: Welche Musikrichtungen sind für dich als Musiker und Produzent besonders wichtig? Gibt es bestimmte Genres, die du sowohl privat als auch beruflich besonders schätzt?
Matze: Ich komme ursprünglich aus dem Metal. Also alle möglichen Metal Genres finde ich interessant. Aber auch im Rock/Hard-Rock fühle ich mich daheim. Es geht hier auch oft um Inspiration. Je mehr ich von einem Song oder einer Band angetan und inspiriert bin, umso besser wird meist die Produktion. Ich versuche da keine Scheuklappen zu tragen, um einfach auch offen für neues zu sein.
VRR: In welchen Musikrichtungen bist du als Produzent und Tontechniker besonders aktiv? Gibt es bestimmte Genres, mit denen du dich besonders gut auskennst?
Matze: Das überschneidet sich schon stark mit dem privaten Musikgeschmack. Spezifisch wäre das dann schon Metal- und Hardcore, aber auch im Death- und Blackmetal fühle ich mich daheim. Besonders moderner poppiger Metal hat es mir in letzter Zeit angetan. Aber das ändert sich von Zeit zu Zeit.
Ausstattung und Feeling
VRR: Was bietest du Künstlern und Musikern in deinem Studio in Bezug auf Equipment, Technik und Know-how? Was macht dein Studio für sie besonders?
Matze: Ich biete Bands in meinem Studio drei Räume mit unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten. Schlagzeugraum, Gesangsraum und die Regie. Das Ambiente hier ist klar: gemütliches Wohnzimmer für kreatives Arbeiten. Grundsätzlich habe ich alles an Equipment hier, um eine Rock-/Metalband komplett zu recorden. Also selbst wenn die Band ohne eigenes Equipment anreist. Das Besondere daran ist, dass man hier zwischen drei Drumsets, sechs Snaredrums, drei bis vier verschiedenen Beckenserien und mehreren Gitarren, Bässen und Cabinets auswählen kann, um am Ende den perfekten Sound zu finden. Ich versuche den kreativen Workflow immer an erster Stelle zu halten. Und so habe ich auch das Studio aufgebaut, alles ist pragmatisch und schnell umzubauen und einzurichten. Ganz nach dem Motto: Am Ende hat man gar nicht bemerkt, dass es Arbeit war. Und ein Album kam auch noch dabei heraus. (lacht)
VRR: Was sind aus deiner Sicht die größten Vorteile des professionellen Recordings im Studio im Vergleich zum Heimstudio?
Matze: In einer Zeit, in der man alles mal eben schnell googeln oder Chat GPT fragen kann, kommt es meiner Meinung am Ende doch immer auf den menschlichen Touch an. Gerade weil theoretisch jede Band selbst produzieren könnte, ist es wichtig, hier aus der breiten Masse herauszustechen. Das Wichtigste, was ich einer Band hier im Studio anbieten kann, ist nicht etwa das Musik-Equipment oder die teuren Preamps etc., sondern viel mehr meine musikalische Erfahrung, das Gehör und die Entscheidungen, die ich während der Produktion für die Band treffen kann. Manchmal reicht es schon, wenn ich daneben sitze und Einfluss auf das Recording nehme. Wann sind die Spuren gut und tight genug, passt der Sound zum Song etc. Das alleine kann einen Song schon auf das nächste Level heben.
VRR: Wie hat sich die Musikproduktion in den letzten Jahren verändert? Welche neuen Technologien und Trends siehst du als besonders prägend für die Zukunft der Musikproduktion?
Matze: Dass die meisten Tonstudios heutzutage digital sind und keine riesigen Mischpulte mit 1.000 Knöpfen mehr haben, ist nichts neues. Seit vielen Jahren läuft in den Studios alles durch den Rechner und Plug-ins. Oft sind diese Plug-ins nach alter analoger „Outboard“ Technik modelliert. Die Qualität des Sounds dieser Plug-ins ist jedoch in den letzten Jahren um einiges verbessert worden. Auch Gitarren und Bass Plug-ins sind groß im Kommen und ersetzten oft den klassischen Röhrenamp. Auch AI in Form von intelligenten Mixing- und Mastering-Plug-ins finden hier immer mehr den Weg in den Studio Alltag. Aber auch hier gilt, die Technik ist die eine, das Gehör und die richtige Nutzung aber eine andere Sache.
Neue Projekte und Geheimnisse?
VRR: Darfst du uns einen Einblick in aktuelle Projekte geben? An welchen Produktionen arbeitest du derzeit, und was macht diese besonders spannend?
Matze: Aktuell sind wir dabei, das neue Leidbild Album NUMERI fertig zu mischen. Danke an dieser Stelle an Eni, die hier die Bilder geschossen und mir die Fragen gestellt hat. (grinst) Ich muss aber auch den Jungs von Leidbild selbst für Ihr Vertrauen danken. Das ist schon das zweite Album, das wir zusammen produzieren. Besonders viel Spaß macht mir hierbei, dass die Jungs sehr offen sind und mir sehr viel Freiheit lassen, was den Sound angeht. Hier profitiert man auf jeden Fall auch davon, dass man sich schon gut kennt und gemeinsam den Sound und die gesamte Produktion immer wieder verbessern kann. Außerdem stehen bald neue Aufnahmen mit Betrayal an. Da bin ich auch sehr gespannt, wo die Reise hingeht.
VRR: Welche Herausforderungen treten bei der Arbeit mit verschiedenen Künstlern und Genres auf und wie gehst du damit um?
Matze: Jeder Künstler, jeder Song und jede Band sind anders. Die Abläufe mögen oft gleich sein, aber kein Projekt ist wie das andere. Hier ist deshalb Fingerspitzengefühl das A und O. Das kann dann schon mal eine kleine Herausforderung sein, bis man genau da ist, wo man hin will. Welche Ziele verfolgt die Band? Welcher Sound passt? Am Ende ist mein Ziel, dass die Musiker mein Studio mit einem Grinsen verlassen und im besten Fall wiederkommen. Hier versuche ich auch immer unterstützend zu beraten, aber am Ende hat jede Band das letzte Veto, wenn es um Sound oder die finalen Mixing-Entscheidungen geht.
VRR: Welchen Rat würdest du aufstrebenden Musikern und Produzenten geben, die gerade in die Branche einsteigen?
Matze: Bleibt dran! Egal wie weit der Weg ist. Die Musikbranche ist eher ein Marathon als ein Sprint. (schmunzelt)
VRR: Wie wichtig ist es für dich, mit den Künstlern kreativ zusammenzuarbeiten und ihre Vision zu verstehen? Wie beeinflusst das den Produktionsprozess?
Matze: Die kreative Arbeit beeinflusst den Produktionsprozess teilweise stark. Persönlich muss ich zugeben, dass oft die ganze Produktion und am Ende dann auch der Sound immer besser wird, wenn ich von einem Song oder einer Band inspiriert werde und mir das Material gut gefällt. Das ist natürlich nicht immer der Fall, aber am Ende des Tages ist es eben Kunst. Je mehr man hier kreativ zusammenarbeitet, umso mehr versteht man auch die Vision, würde ich sagen.
VRR: Welche Rolle spielt die Klangästhetik für dich und wie trägst du dazu bei, dass der Sound einer Aufnahme die gewünschte Atmosphäre oder Emotion transportiert?
Matze: Die Klangästhetik oder das Feeling, wie ich es immer nenne, haben eine sehr große Rolle für mich. Teilweise steht und fällt damit der Song. Das falsche Feeling kann zum Teil den ganzen Song kaputt machen. Für mich ist das gerade beim Gesang, den man in der Regel am Schluss recordet, sehr wichtig. Hier muss man Fingerspitzengefühl beweisen, um den Sänger oder die Sängerin so weit zu pushen, dass man am Ende wirklich fühlt, was mit dem Song herübergebracht werden soll. Dabei muss man immer auch aufpassen, dass man nicht zu sehr pusht. Man muss wissen, wie weit man gehen kann, weil gerade beim Gesang spielt der Kopf eine große Rolle. Pusht man zu viel, geht unter Umständen gar nichts mehr in der Session und dann kann man am nächsten Tag weitermachen. (lacht
VRR: Gibt es bestimmte Künstler oder Alben, die dich besonders inspiriert haben und einen Einfluss auf deine eigene Arbeit als Produzent hatten?
Matze: Ich könnte jetzt die üblichen Verdächtigen aufzählen, große Produktionen von Metallica über Iron Maiden, später dann Killswitch Engage, usw. Aber am meisten beeinflusst haben mich die Produktionen, die ich bei meinem alten Produzenten und mittlerweile guten Freund Sky Van Hoff selbst miterleben durfte. Hier habe ich in den ersten Tagen meiner Produzenten-Karriere am meisten gelernt. Ein Blick hinter die Kulissen vieler Bands wie: The Sorrow, Uné Misere, Sleep Token, Rammstein und Till Lindemann bringen Erfahrungswerte und Einblicke mit sich, die man zum einen nirgendwo anders lernen, aber jeden Tag in den eigenen Produktionen anwenden kann. Und das kommt nicht nur mir, sondern allen Bands und Produktionen bei mir im Studio zugute. Dafür bin ich sehr dankbar!
VRR: Wie können Musiker und Bands dich am besten kontaktieren? Gibt es spezielle Anforderungen oder Vorbereitungen, die sie für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mitbringen sollten?
Matze: Kontaktieren kann man mich entweder per E-Mail oder Telefon. Hierzu steht alles auf meiner Homepage Tonstudio Aschaffenburg – Unleash the Sound. Hier findet man auch ein großes Portfolio an verschiedenen Projekten die ich in der Vergangenheit produziert habe. Aber auch auf Instagram unter „Matze_Schmitt“ kann man mich kontaktieren.