Anti-Virus-Fest: Wir spielen trotzdem für euch
„Wir spielen trotzdem für euch“ – so das Motto am vergangenen Samstag im thüringischen Schleiz. Nach einigen unruhigen Tagen um das Virus-Fest, stand schon wenige Stunden nach Absage das Anti-Virus-Fest in den Starlöchern. In Zusammenarbeit mit Glory And Fame–Music, stellte Steffen Kiederer wieder einmal sein Organisationstalent unter Beweis und sorgte für einen denkwürdigen Abend.
Klein, fein, rustikal – Back to the Roots
Klein, familiär und rustikal sollte das Anti-Virus-Fest werden. Im Biergarten von „Woody´s – die Holzkneipe“ sammelten sich die ersten Feierwütigen schon vor dem eigentlichen Einlass und genossen das besondere Ambiente der Location. Der Name Holzkneipe kommt eben nicht von ungefähr. Mit einem Einlasskontingent von 99 Karten war von Anfang klar, wen man kennt, kennt man, wen man nicht kennt, lernt man kennen. Von 99 Tickets wurden mehr als 70 verkauft und am Ende waren sich alle vertraut.
Newcomer und neue Namen
Hauke der Oifriese wärmte das Parkett mit seinem Solo-Auftritt auf. Trotz spürbarer Aufregung präsentierte der Norddeutsche mit Bravour seinen ersten Auftritt vor größerem Publikum und konnte speziell mit seiner Hommage an die G.O.N.D viele Freunde gewinnen. Im Anschluss an das Akustik-Set folgten härtere und lautere Töne aus Rostock. Russisch Roulette heizten mit ihrem dreckigen Punkrock ein und übergaben ein angeheitertes Publikum.
Mit der Dunkelheit kam die Kälte
Kalt sollte es noch werden. Und der erste Vorbote einer eisigen Nacht kam mit dem Einbruch der Dunkelheit. Während sich auf der Bühne Mauerschlag mit Neuer Deutscher Härte warmspielten und dem Publikum einen Auftritt mit Skimasken und kunstblutverschmierten Gesichtern boten, sammelten sich die Ersten um die idyllische Feuerstelle zum Aufwärmen oder an der Bar zum Verzehr des Spanferkels. Highlight des hölzernen Gesamtkonzeptes war der mit Feuerholz beheizte Pool Marke Eigenbau. Mit perfekter Sicht auf die Bühne ein gern genutzter Anlaufpunkt zur späten Stunde, für einen kleinen Festival-Wellness-Moment.
Der gefüllte Platz und der Überraschungsgast
V.E.R.S.U.S kündigten den zweiten Teil des Abends an. Mit Songs ihrer neuen Platte DOKTRIN, wie „Eier Herz und Verstand“ und „Stunde Null“, aber auch älteren Hits wie „Veni, Vidi, Coitus“, rockten die Jungs, um Sänger Nils, das Publikum warm und stimmten auf das ein, was noch kommen sollte. Familiär bedingt, in kurzfristig anderer Besetzung, traten King Kongs Deoroller auf. Gewohnt illustre Klänge und Texte zogen die gesamten Anwesenden vor die Bühne, welche lauthals die Hits wie „Zu alt für Rock´n´Roll“, „Immer nur ficken“ oder „Es ist Zeit“ mitsangen. Vom Frieren war nichts mehr zu spüren, denn eng an eng feierte sich Meute auf Tuchfühlung mit der Band warm.
Als kleine Überraschung gab es noch einen kurzen Gastauftritt der Band Formlos. Ursprünglich für die Vorgängerveranstaltung gebucht, aber aufgrund des Hin und Her spontan nicht mehr vollständig verfügbar, standen 3/5 der Band auf der Bühne und wurden von Allrounder Kiedi am Schlagzeug tatkräftig unterstützt.
Der Flummi
Mit Leidbild neigte sich der Abend zum Ende, aber nicht ohne noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen. Ebenfalls mit Aushilfsbesetzung holten die Jungs, um Sänger Chriss, die letzten Reserven aus der Menge. Die Bühne konnte für den Wahl-Frankfurter und Hobby-Flummi nicht groß genug sein. So musste kurzerhand auch der Vorplatz für die Performance von Chriss herhalten, kleiner Sänger-Pogo natürlich mit inbegriffen. Da sich aber auch der schönste Abend einmal dem Ende neigt, war es an diesem Tag die Aufgabe der Hessen, die Besucher nach einem souveränen Auftritt mit einem Akustik-Set vom Gelände zu kuscheln und mich in mein einsames Zelt im „Camp“.
Fazit zum Anti-Virus-Fest
Es scheint fast so, als könnten abgesagte Festivals ein neuer Industriezweig in der Musikbranche werden, denn wer etwas erreichen will, findet immer einen Weg, wer nicht, der scheitert eben. Und das wurde uns auch vergangene Woche und diesen Samstag beim Anti-Virus-Fest erneut bewiesen.
Wieder einmal können wir nur Danke sagen, dass uns in dieser schweren Zeit nicht noch der wenige verbliebene Spaß genommen wird. Wir sagen Danke Steffen Kiederer und wir sagen Danke Glory And Fame–Music für die spontane und dennoch gelungene Organisation. Wir sagen Danke an die Gastgeber „Woody´s – die Holzkneipe“ für die exquisite Bewirtung und charmante Location. Leute wie euch brauchen wir mehr in der Szene.
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Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.
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