Schandmaul – ARTUS-Tour in Wiesbaden
Es ist Donnerstag, der 21.11.2019, 19:00 Uhr und ich stehe vor den Toren des Kulturzentrums Schlachthof in Wiesbaden. Der Einlass startet pünktlich und es ging fortan sehr gut voran. Fähiges Security-Personal empfing einen und es versprach bereits dort ein genialer Abend zu werden.
Die wohlgewählte Vorband voller Energie
Vroudenspil, zu mittelhochdeutsch: Zeitvertreib, ist eine 8-köpfige Band aus München, die pünktlich um 19:45 Uhr die Bühne enterte. Vom Sänger war allerdings weit und breit noch keine Spur zu sehen, es hing nur ein Hut auf mysteriöse Art und Weise am Mikrofon-Ständer in der Mitte der Bühne, der ankündigte, dass da noch jemand fehlt. Zu den ersten Klängen der Band ließ dann auch der Sänger, Don Santo, nicht mehr länger auf sich warten und es schallte einem sogleich seine markante, rauchige Stimme entgegen.
Die Freude zum Musikmachen spürte man den Acht absolut ab und ich finde es erstaunlich, dass an dem Abend sieben verschiedenen Instrumente gleichzeitig den Raum erfüllten. An dieser Stelle auch ein Hoch auf die Techniker, die ohne Frage mit Talent geglänzt haben, denn so viele Instrumente wollen auch erst einmal abgemischt werden. Weiter gab Vroudenspil alles, um das Publikum zum Tanzen anzuregen und das gelang ihnen mit ihrem sehr eigenen Stil, dem sogenannten Freibeuter-Folk, an diesem Abend auch.
Don Santo, der Sänger, schien etwas zu viel Energie zu haben, sprang, hüpfte und tanzte fortwährend über die Bühne. Das Saxophon war ein sehr dominantes Element der Musik, welches gepaart wurde mit Klängen der „Quetschkommode“, gemeinhin als Akkordeon bekannt. Vroudenspil zauberte einem unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht durch ihre krasse Ausstrahlung und den Spaß am Musizieren. Es fielen Sprüche, wie „Schüttel dein Haar für mich, Baby“, um zum Headbangen aufzurufen und es wurde ein Spiel mit dem Publikum gespielt, welches sie liebevoll „Wie tun mir meine Oberschenkel morgen scheiße weh?“ betitelten.
Es wurden Fahnen geschwenkt, Rum besungen und die holde Maid fand auch ihren Platz in den Texten. Alles in allem wurde klar, dass das Publikum begeistert war und bestens unterhalten.
Der, voller Bühnenerfahrung strahlende, Hauptact
Die Fans konnten es kaum erwarten und gegen 20:55 Uhr betraten sie endlich die Bühne, die sechs Männer und Frauen von Schandmaul! Es versprach ein spannender Abend zu werden, denn bereits beim ersten Lied hatte Thomas, Sänger von Schandmaul, eine schwarze Maske auf, wie ein Dieb sie in alten Büchern oftmals trug.
Trotz der energiegeladenen Show mit Tanzeinlagen von Vroudenspil, war das Publikum noch lang nicht müde und so waren alle von Anfang an mit voller Energie dabei. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe bei noch keiner anderen Band so rhythmisch begabte Fans erlebt, die auch schwierigere Klatsch-Rhythmen richtig mit klatschen.
Es wurde getanzt, es wurde gesungen und gelacht. Letzteres nicht allzu selten, unter anderem, wenn Thomas davon sprach, was uns alle vereint „Wir haben oder hatten alle Ommas!“. Diese „Ommas“ haben uns immer wieder tolle Sprüche mit auf den Weg gegeben und Geschichten von früher erzählt. Es wurde eine gekonnte Mischung aus Geschichten, Witz und Ernsthaftigkeit, die zum Nachdenken anregt.
Musikalisch war von rührenden Balladen, „Euch zum Geleit“, bis hinzu fetzigen Rocknummern, „Hexeneinmaleins“, alles dabei und es wurde vom Publikum alles gleichermaßen gefeiert und textsicher mitgesungen. Selbst das letzte, noch so schwer zu bewegende, Tanzbein wurde spätestens bei dem Lied „Der Teufel hat den Schnaps gemacht“ geschwungen und die Stimme zu mehrmaligem, kräftigem „Na und?“ gehoben.
Setlist:
- Der Meisterdieb
- Herren der Winde
- Hexeneinmaleins
- Auf und davon
- Das Geisterschiff
- Der Froschkönig
- Narren sind bunt und nicht braun
- Vagabunden
- Leuchtfeuer
- Euch zum Geleit
- Kapitän
- Der Totengräber
- Der Teufel…
- Teufelsweib
- Drachentöter
- Narrenkönig
- Vogelfrei
- Walpurgisnacht
Zugaben:
- Die Tafelrunde
- Der Gral
- Die Insel
- Dein Anblick
- Willst du?
Fazit
Es wurde ganz klar deutlich, dass Schandmaul auf 21 Jahre Banderfahrung zurückgreifen, denn sie lieferten eine musikalische Glanzleistung ab. Es gab virtuoses Flötenspiel in unglaublicher Geschwindigkeit von Birgit, taktgenaue Beats von Stefan und melodische Meisterwerke auf der Gitarre von Ducky, um nur wenige Beispiele zu nennen. Die Stimmung war bis zum Ende ausgelassen und die Fans bewiesen ein sehr hohes Maß an Ausdauer.
Ein rundum gelungener Abend voller musikalischer Größe, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird ging viel zu früh zu Ende, aber wir blicken voller Freude auf das nächste Jahr und neue Konzerte!
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Ich bin eine vertrauensvolle Zuhörerin mit leicht ironischen Tendenzen. Schon mit 4 Jahren habe ich Rockmusik total gefeiert und seit 2009 geh ich regelmäßig auf Festivals und Konzerte. Ich schreibe für mein Leben gern und spiele in meiner Freizeit verschiedene Instrumente (Drums, Gitarre, Keyboard). Hauptberuflich bin ich im pädagogischen Bereich tätig und mein Motto lautet: "Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!"