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110 Prozent – Frei geformt Review

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Das Warten hat ein Ende: 110 Prozent stehen mit neuem Material in den Startlöchern. „Frei geformt“ heißt das neue Album der Jungs aus dem schwäbischen Friedrichshafen. Zeit um die neuen Lieder einzustudieren hatten die Drei bestimmt, denn in ihrer Heimatstadt scheint nicht mehr viel los zu sein, dazu jedoch später mehr… Wie die neuen Werke dann live und in Farbe klingen, kann schon bald bestaunt werden, z.B. auf dem „Rock dein Leben“-Festival.

Die Tracks:

Na geht doch, endlich mal eine Band, die es schafft, ohne ein langgezogenes Intro in das Album einzuführen! Der erste Track, der den Albumtitel trägt, kommt ansonsten auch musikalisch ohne großen Schnick-Schnack aus. Thematisiert wird in diesem Song die Sorte Mensch, die völlig unkritisch den heutigen Mediengrößen a la RTL Glauben schenken. Diese Leute seien viel zu sehr gelenkt und ein Hinterfragen des im TV Gesendeten gäbe es nicht.

Richtig dynamisch wird es darauffolgend bei Titel Nummero Zwei: „Draufgänger“. In diesem Falle hat man sich für ein klassisches Deutschrock-Thema entschieden, die Verkörperung des harten Burschen. Niemals aufgeben, niemals verbiegen und keinen Schritt zurück. Genau das ist es was diesen Typus ausmacht und 110% an dieser Stelle sehr schön im schnellen Rock/Punk-Style verpackt hat.

Songs aus dem Leben:

Nicht ganz jugendfrei wird es bei dem nächsten Song S(ex). So manch einer mag es kennen… Eine durchzechte Nacht, man hat mal wieder einen über den Durst getrunken und wacht am nächsten Morgen verkatert auf. Richtig schlimm wird es allerdings dann, wenn der Griff neben sich nicht zur Wasserflasche führt, sondern auf einen anderen Widerstand stößt: Die Exfreundin. Wie es zu diesem Dilemma kommt? Fragt die Jungs aus Friedrichshafen. Musikalisch macht der Song einiges daher. Die Rhythmik die eher dem Bereich des Classicrock entstammt, hört man in unserer Szene doch eher seltener und ist daher eine nette Abwechslung für die Deutschrockohren. Textlich hätte man sich besser noch etwas Zeit gelassen, die Lyrics haben an so mancher Stelle ihre Schwächen. Mein lustigstes Beispiel: „Wir hatten Sex, anstatt mein Becks die alte Hex´“.

Alkoholismus ist ein Thema, über das heutzutage viel zu wenig gesprochen wird. Gut also, dass es von 110% im Titel „Der Bub fand´s geil“ angesprochen wird. Wie schnell das Gläschen, das man sich ab und an genehmigt, dabei zur Sucht werden kann, sieht man am Beispiel des „Buben“ im Lied. Und sogar noch schlimmer kann es zugehen. Immer dann, wenn es nicht nur beim Alkohol bleibt und die Person ins Bodenlose stürzt. Das Drogentief, dem letztendlich nur wenige entweichen können. Solider Song mit sinnvoller Themenwahl.

Schaue jetzt den Album Trailer zum neuen Album “Frei Geformt”!

Was vor der oben beschriebenen Situation schützen kann, findet der Hörer im sechsten Titel wieder. Eine starke Freundschaft, einen Weg, den man Seite an Seite geht. Es gibt doch kaum schöneres als das und so hat auch die Freundschaftshymne „Seite an Seite“ durchaus ihre Daseinsberechtigung auf der neuen Scheibe! An dieser Stelle wäre dann mal wieder Zeit, auf gute Freunde zu trinken!

Während ihr euch einen Schluck genehmigt, könnt ihr euch ja mal fragen, was denn einen echten Kerl ausmacht. 110% hat genau dies getan und ist auf eine 42-zeilige Antwort im Titel „Echte Kerle“ gekommen. Eine Definition der Frage, die ich genau in der Art unterschreiben würde. Denn: Wer ist schon ein echter Mann, wenn er keinen Rock´n Roll hört oder Pogo tanzt? Spaß bei Seite, cooler Song!

Extrem traurig wird es dann nochmal zum Ende des Albums, nämlich im Song „Friedhofshafen“. In der Heimatstadt des Trios, Friedrichshafen, scheint es ein riesiges Problem zu geben; das Sterben von gemütlichen Pinten. Gab es früher noch ein fröhliches Beisammensein mit dem einen oder anderen Gerstensaft, bleiben heute nur noch nervige Anwohner, die ihre Chance zur Beschwerde in jeder noch so kleinen Kleinigkeit finden. Eine Besserung ist allen dabei nur wünschenswert, denn wer möchte schon ohne ordentliche Kneipenkultur leben? Unterstützt wird die Stimmung des Liedes von akustischen Gitarrenklängen.

Fazit:

Das Album der Drei ist insgesamt sehr hörenswert. Musikalisch bleibt das Album über weite Strecken ohne große Ausreißer nach oben, allerdings gibt es auch keinen einzigen Aussetzer. Ein sehr solides Grundkonstrukt, das die Instrumente auf dieser Scheibe aufbauen. Ein bisschen Experimentierfreude ist an manchen Stellen zu finden, was aber ruhig ausgeweitet werden darf. Einen guten Job hat man im lyrischen Bereich geleistet. Teils kritisch, teils in Hymnenmanier, machen die Lieder Lust auf die Liveversionen. Bis dahin allerdings muss die gepresste Variante reichen, viel Spaß damit!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Über mich: Geboren im Jahrgang 2000 bin ich mit 17 Jahren der Jüngste im Team. Für Rockmusik schlägt mein Herz schon seit dem Kindesalter. Angefangen hat damals alles mit den Toten Hosen. Obwohl als Schüler immer knapp bei Kasse, besuche auch ich das ein oder andere Konzert. Außerdem spiele ich leidenschaftlich gerne Schlagzeug. Motto: Es gibt nur ein Gas, Vollgas!

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