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„La Famila“ Online-Festival – Nachbericht

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„Man muss einfach nur Mut haben in der heutigen Zeit und Leute finden, die ebenfalls mutig sind“, so die abschließenden Worte von Thomas Kubitz (Glory&Fame Music) am Ende des Streams des vergangenen Samstags.

Zusammen mit „Studio 8“ gelang es der Booking Agentur aus Haina, ein Festival ins Netz zu stellen, welches schon jetzt seines Gleichen sucht. Mit einer Einschaltquote von über 5000 Zuschauern am Ausstrahlungsabend und mittlerweile gut 7000 Klicks, hinterlassen die Bands, Mitarbeiter und Mitwirkende eine Hausnummer, die es erstmal zu erreichen gilt.

Einbahnstraße und Hygiene

Grundpfeiler des Zustandekommens war ein ausgeklügeltes Hygienekonzept. Vor Einlass war von jedem ein negativer Corona-Selbsttest vorzuweisen und die Maske war auch an diesem Abend unser treuster Begleiter. Neben der mittlerweile üblichen Abstandsregelung, sorgte auch ein Einbahnstraßen-Prinzip für einen möglichst kontaktlosen Austausch der Bands und Akteure. Eine maskenfreie Zone fand man nur auf der Bühne und in der Moderatoren-Lounge. Mit den vom Gesetzgeber geforderten Beschränkungen, die von allen Beteiligten bis zur letzten Minute eingehalten wurden, war es für uns alle ein Abend ganz nach dem Motto „FCK CRN – wir machen es trotzdem“

Souveräne Studiotechnik und Patzer auf der Bühne

Dass man mit „Studio 8“ einen professionellen Partner im Bereich des Streamings gefunden hat, wurde schon nach dem ersten Betrachten der Location deutlich. Ausgefeilte Technik, eine geräumige Bühne und ein Ambiente zum Wohlfühlen ließen nicht nur meine Vorfreude auf den Abend steigen, sondern brachten auch die Bands dazu, von Anfang an Vollgas zu geben.
Mit den Mädels und Jungs von Edelweiss startete der Abend mit eben diesem erwarteten Vollgas. AC/DC auf Deutsch, mit humoristischen Texten und markanter Stimme dröhnte durch die Boxen und animierte an den Bildschirmen zur Aufnahme von reichlich alkoholhaltiger Flüssigkeit. Dass dies den Sechs auf der Bühne anscheinend gefehlt hat, zeigte sich im 6. Song der Party-Rocker, als Band-Küken Theresa, deutlich unterhopft, DEN legendären Sturz des Abends präsentierte. Mit einem Lächeln auf den Lippen und einer erfreulicherweise professionellen Selbstironie ging es aber dennoch nahtlos weiter im Programm. Hierfür ein Chapeau aus der Redaktion.

Was sich jedoch schon frühzeitig bei diesem Auftritt als Problem herauskristallisierte und sich unabhängig der Bands leider bis zum Schluss der Veranstaltung zog, war das teils nicht synchron zusammenpassende Bild- und Tonmaterial; oftmals deutlich bei Nahaufnahmen der Gesangpartien zu sehen.

Spenden und Verlosung

Dass ein solches Vorhaben in diesem Umfang nichts für leere Geldbeutel ist, dürfte klar sein. Und so hoffte man aus Veranstaltersicht auf das Mitwirken eben derer, die sich an dem Bild- und Tonmaterial erfreuen durften. Über einen Spendenlink konnte ein freiwilliger Obolus für die Akteure, Techniker und Mitarbeiter gespendet werden. Wer gespendet hat, kam in den Lostopf und erhielt die Chance exklusiven Merch, CDs und signierte Einzelstücke der Künstler zu gewinnen.

Moderiert und geleitet wurde die Veranstaltung vom hausinternen Moderator Christopher Tucker und Gastmoderator Simon vom Online Radio „D-Rockz“. Dass Simon sonst nicht vor Kameras moderiert, war ihm in den ersten Minuten der Show doch recht deutlich anzumerken. Spätesten ab der zweiten Moderationsrunde war jede Aufregung verflogen und so konnten die Umbauphasen für die Zuschauer souverän durch Lokalmatador Christopher und seinem extra angereisten Kollegen mit reichlich Background-Infos gefüllt werden.

Die guten alten Zeiten

Mit Heilige Legenden wurden wir in die Anfangszeit unserer Szene zurückversetzt. Gute alte Onkelz-Klassiker, die auf keiner Deutschrock-Party fehlen dürfen, wurden zum Besten gegeben, aber auch gefühlvolle Klänge im Akustikset erreichten die Zuschauer vor den Bildschirmen. Mit anfänglich teils zu leisen Vocals und kleineren soundtechnischen Problemen heizten die vier Jungs um Sänger Chris in guter alter Onkelz-Manier das Studio und die Fans zu Hause an. Dass eine Konzertabstinenz auch auf die Ausdauer einer Sängerstimme Einfluss hat, war in den letzten Tönen der der Tribute-Band hörbar.

Warm gespielt und auf zu Runde 2

Während in der Moderatoren-Lounge wieder fleißig verlost wurde, begann auf der Bühne der erneute hektische Umbau. Mit V.E.R.S.U.S sollten die Quasi-Gastgeber und Namensgeber des Festivals die Bühne betreten; für Sänger Nils und Drummer Sascha der zweite Auftritt des Abends, nach ihrer Performance bei der Vorgänger-Band. Mit ihrer am Vortag veröffentlichten Single „Was bewegt die Welt“ starteten die von Simon angekündigten „Buben aus Frankfurt“ in ihren Slot; sichtlich konzentriert und mit dem einen oder anderen Patzer. Dies sei der Aufregung der ersten Live-Performance des Songs geschuldet und so ging es danach mit deutlich mehr Sicherheit an die restliche Setlist und den bekannten V.E.R.S.U.S-Brettern. Optisch ein Hingucker lieferten die Hessen eine mehr als ansprechende Show ab. Am Ende ließ aber auch Frontmann Nils selbstkritisch verlauten, dass dies nicht sein Tag gewesen sei, denn der eine oder andere Bock wurde dann doch noch auf der Bühne geschossen.

Vier Männer auf dem Trockenen

Anschließend betraten die Festival-Urgesteine und bekannten Szene-Größen von King Kongs Deoroller die Bühne und lieferten einen wie zu erwartendem souveränem Auftritt ab. Da die ersten soundtechnischen Probleme und der leise Gesang schnell behoben und die Bilder schnell im Kasten waren, konnte ich somit diesen Auftritt mit voller Aufmerksamkeit und Genuss verfolgen. Einziger Kritik-Punkt des Auftritts der Formation um Frontmann Kiedi war, dass keiner der Anwesenden Herren auf den Biergenuss auf der Bühne vorbereitet und in der Lage war einen Hopfenblütentee zu öffnen. Lieber Roadie, steck den Herren bitte vor dem nächsten Auftritt ein Feuerzeug in die Taschen, damit einer Dehydratation beim Auftritt vorgebeugt und ein solcher Anfängerfehler verhindert werden kann.

Bester Sound zum Abschluss

Der katastrophale Start in den ersten Song ließ nicht vermuten, dass sich mit V!VA der qualitativ und soundtechnisch beste Auftritt des Abends auf der Bühne präsentierte. Nachdem auch hier die ersten technischen Probleme innerhalb weniger Minuten ausgemerzt wurden, konnten sich Fans und Hörer vor den Bildschirmen auf eine wohl gewählte Setlist in 1-A-Tonqualität freuen, die auch vier neue Songs vom kommenden Album UNSER WEG enthielt. Dass Flo und seine Jungs mittlerweile ein dreiviertel Jahr auf Live-Auftritte verzichten mussten, war zwar auch ihnen anhand dem einen oder andern Patzer anzumerken, aber bei ein paar kurzen Worten im Nachgang des Auftritts versicherten die Franken, dass sie sich nun warm gespielt fühlen und heiß auf ihre Release Show am  29.05.2021 in Leipzig seien.

Fazit:

Mut war nötig, Mut wurde bewiesen, der Mut hat sich ausgezahlt. Auch wenn mit einer Spendensumme von gut 3500€ nur ein Teil der Kosten gedeckt werden konnte, können Glory&Fame Music, Studio 8 und alle beteiligten Bands auf einen Abend zurück schauen, den es so bisher nicht gegeben hat und welcher die Messlatte für zukünftige Vorhaben ein ganzes Stück nach oben verlagert hat. Dieser Abend hat gezeigt, wer will, der kann, auch bei diesen widrigen Umständen. Auch wenn nicht alles glatt lief, der ein oder andere Riff nicht adäquat gegriffen und mancher Ton nicht richtig getroffen wurde, ist es doch das, was wir vermissen. Wir brauchen keinen Song, wie von der Platte, sondern menschliche Musik mit Fehlern; live auf der Bühne.

Wenn auch ihr euch noch an dem fünfstündigen Stream erfreuen wollt, könnt ihr dies unter diesem Link tun:

Wir danken den Moderatoren Simon und Christopher, den Technikern und Mitarbeitern von Studio 8, danke an die Bands, dass ihr diesen Aufwand betrieben habt, wir danken V.E.R.S.U.S, die dieses Festival ins Leben gerufen haben und wir danken Glory&Fame Music für die Organisation dieses Abends, der uns für wenige Stunden der pandemiegebeutelten Welt entrissen hat.

„La Famila“ Online-Festival – Galerie

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.

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