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Der Osten rockt – vom Fichtelberg bis an die Ostsee

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Unter diesem Motto luden vergangenes Pfingstwochenende die Bitterfelder Jungs von Goitzsche Front zusammen mit Dieter „Maschine“ Birr zum gemeinsamen musikalischen Feldzug, an fünf Tagen in fünf Städten, durch den Osten der Republik  ein. Die Puhdys mit Frontmann „Maschine“ waren eine der erfolgreichsten Rockbands der DDR. Umso eindrucksvoller war wohl für viele Besucher der Tour genau diesen Frontmann zusammen mit Goitzsche Front auf der Bühne zu sehen. Es war eine einmalige Fusion aus Songs, die bereits von unseren Eltern gehört wurden und unsere Kindheit prägten, mit dem Sound der Bitterfelder Rockkombo. Support machte bei dieser Tour Anthony Scott aus Geyer in Sachsen. Dazu gab es auf jeder Station lokale Unterstützung einer regionalen Band. Los ging es am Donnerstag im Erzgebirge:

Station 1 – Oberwiesenthal

Der Autokorso rollte zuerst ins südlichen Gebiet Sachsens. Bei noch unbeständigem Wetter begann hier die D.O.R.-Tour. Nicht ganz ausverkauft, wurden gegen 19 Uhr die Pforten für die lüsterne Rockgemeinde geöffnet. Lokaler Support war InSchwarz aus Greiz und diese stimmten die Besucher auf einen feucht-fröhlichen Konzertabend ein. Den Stimmungspegel ließen auch Anthony Scott nicht sinken und debütierten mit solider Leistung auf der Tour, bevor es mit dem Hauptact ordentlich zur Sache ging. Mit Special-Guest „Maschine“ performten die Bitterfelder folgende Setlist auf der Tour:

  1. Intro + In alter Manier
  2. Deines Glückes Schmied
  3. Mein Leben
  4. Diese Welt
  5. Schweinepriester
  6. Für kein Geld der Welt
  7. Hafen und Herz
  8. Alte Härte, alter Glanz
  9. Medley (Musik ist mein Blut, dumm geboren, Angst, Realist)
  10. Menschlich
  11. N.S.O.W.
  12. Streichholz und Benzin
  13. Vier Asse
  14. Nicht genug
  15. Rockerrente (feat. Maschine)
  16. Eisbären (feat. Maschine)
  17. Alt wie ein Baum (Maschine solo)

Zugaben:

  1. Intro + Axt aus der Provinz
  2. Du hast den Farbfilm vergessen
  3. Alles nur geklaut
  4. So jung wie heute
  5. Solange mein Herz schlägt
  6. Der Osten rockt

 Station 2 – Oschatz

Motiviert, mit bester Laune und bei schönstem Sonnenschein kam der Konvoi Freitagnachmittag im 130 km entfernten Oschatz an. Das Veranstaltungsgelände war zwar klein, aber ausreichend und für das leibliche Wohl war in ausreichender Form gesorgt. Beginnen durfte an dem Abend die Oschatzer Band Die Unkomplizierten, die mit Rock-Party-Covern die Gute-Laune-Stimmung ordentlich förderten, bevor sie den Staffelstab an Anthony Scott abgaben. Laut und heiß wurde es so richtig bei Goitzsche Front an diesem Abend. In den vorderen Reihen kam kaum jemand ohne Bierdusche davon und einige Pogokreise luden zum gemeinsamen Feiern und Tanzen ein. Alles in allem ein gelungener Abend.

Station 3 – Stendal

D.O.R. Tag 3 – In Stendal Borstel, auf einem Flugplatz, luden Goitzsche Front zu Abriss Nummer 3 ein. Als mit 1,5 Stunden Verspätung auch der Autokorso mit knapp 50 Fans eintraf, stieg die Stimmung gewaltig. Der Soundcheck wurde noch kurz vor Einlass erledigt und der Kater schnell mit Bier besänftigt.

Die Band Zadok, welche eher im Metalbereich zu verorten ist, überzeugte mit harten, rockigen Klängen. So ganz war die Band aber nicht für jeden was, sodass einige doch eher am Bierwagen versackten oder die Autos für die Nacht vorbereiteten. Daraufhin betrat Anthony Scott die Bühne und brachte nun auch mehr Menschen auf den Platz. So richtig füllte sich der Platz allerdings erst als das Intro von Goitzsche Front begann.

Alt bekannte Lieder ließen auch den letzten Besucher tanzen und mitsingen. Als die Puhdys Legende, Dieter „Maschine“ Birr, die Bühne betrat, begann das Publikum noch mehr zu jubeln und zu feiern. Selbst die jungen Goitzsche Front Fans, welche die Puhdys wohl nie live gesehen haben, sangen Klassiker wie „Alt wie ein Baum“ und „Eisbären“ mit. Der Flugplatz kochte und so ließen es sich die 4 aus Bitterfeld nicht nehmen, nach dem Konzert noch für Autogramme und das ein oder andere Bier zum Parkplatz zu kommen.

Station 4 – Eberswalde

Der Autokorso an D.O.R. Tag 4 verließ überpünktlich und ohne Probleme Stendal, sodass man auch in Eberswalde ohne Stress eintraf. Dieses Mal fand das Konzert im Familiengarten Eberswalde statt, wieder eine Kulisse, die man wohl nicht besser hätte wählen können. Zwischen Ferienlageratmosphäre und Amphitheaterflair bekamen die knapp 1.000 Fans das Vorab-Finale zu spüren.

Die Band Piratenpapst eröffnete den Abend mit einer soliden Leistung und lieferte einen guten Einstieg in das Vorab-Finale der wohl coolsten, verrücktesten Idee aller Zeiten. Der Band Anthony Scott sah man auch so langsam an, dass die Tour nicht ohne war, dennoch gaben die 4 alles. Sie verabschiedeten sich mit „Sag Ja“ und machten die Bühne frei für Goitzsche Front. Dass dieser Abend noch eine ganz andere Dimension annehmen würde, als die anderen Tage, ahnte man beim Intro noch nicht. Man sah den 4 an das Tag 4 und gefühlt 2,0 Promille echt anstrengend sind. Doch selbst der an einer Tankstelle vergessene Maxi konnte noch lächeln und -ganz wichtig- die Standard-Leistung der letzten Tage aufrechterhalten.

Zu der Story von Maxi: Dieser war zu Beginn des Autokorsos schnell in einer Tankstelle verschwunden, um auf die Toilette zu gehen und sich ein Bier zu holen. In dieser Zeit fuhr der Autokorso jedoch ohne ihn weiter. Glücklicherweise haben die Jungs einen super Manager, der Maxi noch holte. Was wäre das nur ohne ihn gewesen? Jedenfalls kein gelungenes Konzert. Während des Konzertes von Goitzsche Front gab es auch einige Highlights, so stand bei „Für kein Geld der Welt“ der Ulze in der Menge und spielte seinen Bass, während die Fans um ihn herum tanzten. Auch Bocki ließ es sich nicht nehmen und stand bei „Vier Asse“ in der Menge. Als die Maschine die Bühne betrat war das Highlight perfekt und so rockte man mit Puhdys Klassikern und „Der Osten Rockt“ durch diesen Abend.

Station 5 – Peenemünde

Hätte man sich für D.O.R. Tag 5 eine bessere Location aussuchen können? Ich glaube kaum, denn diese toppte die vorherigen um Längen. Der Hafen in Peenemünde war ein echter „Hafen und Herz“-Bereich.

Den Start in das Abschluss-Konzert dieser verrückten Tour machten KickStart, nicht einfach nur eine Coverband, denn sie performen vor allem Lieder von Bands aus dem klassischen Deutschrockgenre. Ein echt gelunger Einstieg, der die Massen gut anheizte. Anthony Scott enterten die Bühne und spielten zum Abschluss der Tour einen neuen Song vom künftigen Album, welches im Herbst erscheinen soll. Das alt bekannte Intro erklang, Goitzsche Front kamen mit „Männer aus Stahl“ auf die Bühne und brachten den doch recht vollen Platz richtig zum Kochen. Es war ein schöner Abschluss von 5 Tagen Emotionen pur.

Die 4 überlegten auch schon, wie, wann und wo man das so, oder so ähnlich, wiederholen könnte. Selbst die Maschine sagte „Gerne wieder“, der gute Mann ist wohl mit seinen 75 Jahren noch ziemlich weit von der „Rockerrente“ entfernt. Trotz vorheriger grauer Aussichten auf die Tour zusammen mit ihm und Goitzsche Front meisterte der junggebliebene Rocker die 5 Tage super. Respekt dafür, so viel Power will ich mit 75 Jahren auch noch haben. Bei dem Lied „N.S.O.W.“ bedankte sich die Band noch einmal ganz rechtherzlich vorallem bei den Leuten, die 5 Tage im Konvoi mitgefahren sind und den Helfern aus der Goitzsche Front Chaos Crew, sowie bei ihrem Team und auch bei ihrem Manager Steven Dornbusch, welcher alles in akribischer Kleinstarbeit vorbereitet hatte. Am Ende bleibt nur zu sagen „Was bleibt,… was uns bleibt, sind Freunde fürs Leben“.

Wer glaubt, die Jungs hätten nach 5 Tagen das Bier überdrüssig, der irrt. Manager Steven organisierte spontan vor Ort noch einen Fischkutter, auf dem es nach dem Konzert noch eine fette Aftershow-Party mit rund 50 Fans gab.

Fazit:

Es war eine einmalige Aktion, die es so vielleicht nie wieder geben wird. 5 Tage, 5 Städte, 5 Konzerte, die einzeln betrachtet ein echtes Highlight waren und zusammen mit dem Autokorso wohl in die Rockgeschichte eingehen werden. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine verdammt geile Zeit, viele neue Bekanntschaften und ausgelassene Konzertabende.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Als Nachwende-Kind '95 geboren, bin ich im Herzen dennoch ein kleiner Ossi. Zum Deutschrock kam ich 2009 eher durch Zufall. Heute höre ich eine bunte Mischung von Punkrock bis Metalcore. Meistens trifft man mich jedoch bei den kleineren Bands. Seit 2019 schreibe ich für VRR und seit 2022 begleitet mich meine Kamera Berta. Mein Lebensmotto ist „Das Leben muss rocken!“

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