Freiwild – Rivalen und Rebellen VÖ 16.03.18
Vorwort:
Freiwild, der Südtiroler Stern am deutschsprachigen Rock-Horizont, feiert den Release ihres neuen Studio Albums „Rivalen und Rebellen“. Der Hype ist mit Recht enorm und nicht nur die sehnsüchtig wartenden Fans brüllen mit Vorfreude nach der neuen Scheibe und stehen dabei in den ersten Reihen in den Märkten der ganzen Republik. Deutschlands „Skandal“-Band Nummer eins ist mit neuen Noten zurück, die Presse sabbert und hat wahrscheinlich schon Monate vorher ihre Titelseite fertig gehabt. Und genau diesem Album widmen wir uns hiermit.
Tatsächlich sind die Erwartungen über die Jahre gesunken, die Vorfreude ist abgeflacht. In der Vergangenheit war es mir tatsächlich eine Pflicht, den Tag der Neuerscheinung einer neuen Frei.Wild-CD die Schule zu schwänzen, um mich dem gesamten Release-Tag dieser zu widmen.
Als ich die Scheibe nun in den Händen hielt, war ich zunächst stark überfordert. Wo soll man bei über 40 Liedern anfangen? Ich fing also einfach vorne an und im Endeffekt hat sich das lange Warten doch etwas gelohnt! Nach den ersten Liedern zu Hause, im Auto und auf dem Weg zur Arbeit war er wieder da, der Spirit von damals hatte mich für einen kurzen Moment wieder in seinen Bann gezogen.
Natürlich lesen auch wir viele Meinungen im Internet und ganz interessant sind dabei immer wieder die unzähligen Facebook-Kommentare. Wir gehen da einfach mal nicht drauf ein. Dass es keine Lieder wie „Brüderlein zum Wohl“ oder „Voll“ mehr geben wird, sollte inzwischen jedem klar sein. Songs wie diese wünschen sich alteingesessene Fans immer wieder. Aber kommen wir nun zum wesentlichen – Rivalen und Rebellen:
Die Tracks:
“Es ist vorbei, es ist Geschichte”
Eine klassische Herzschmerz-Beziehungsschnulze. Nur musikalisch etwas „rockiger“ unterlegt. Vorher noch blind vor Liebe, blickt der Protagonist nun wütend auf die Beziehung als „Hölle“ zurück und versucht so seinen Schmerz zu verarbeiten. Als Verlassener spürt er Zorn und Verachtung, was thematisch im Prinzip jeden anspricht. „Verliebt sein“ und „verlassen werden“ ist in der Musik, Literatur oder Kunst immer präsent. Mit dem Titel „Es ist Geschichte“ soll verdeutlicht werden, dass es zu dieser Beziehung kein Zurück mehr gibt. Geschichten als solche befinden sich in der Vergangenheit und sind abgeschlossene Handlungen, die unumkehrbar sind.
“Mimimimuttersöhnchen”
Stimmungsvoller „Partyhit“, in dem plakativ das Bild eines überheblichen, provokanten Muttersöhnchens gezeichnet wird. Die Forderung nach mehr Selbstständigkeit und Eigeninitiative wird laut. Kritisiert wird, dass man im Leben erst einmal selbst etwas erreichen sollte, bevor man sich abfällig und undifferenziert über andere Leute oder Themen äußert. Humoristisch ausgeschmückter Text mit durchaus ernstem Thema. Besondere Aufmerksamkeit hat der Titel erregt, wegen des „Mimimi“. Aus dem heutigen Sprachgebrauch nicht mehr weg zu denken wird es meistens von Jüngeren verwendet. Das unterstreicht die Thematik nochmal besonders, da gerade die heutige Generation allgemein als orientierungslos und unselbstständig angesehen wird.
Wir sprechen wohl für einen Großteil vieler langjähriger Fans, wenn wir sagen, dass mehr davon (Siehe Youtube-Link), dem Namen “Rivalen & Rebellen” gerechter geworden wäre und für breite Zustimmung gesorgt hätte:
Weiter im Text… Freiwild-Songs..
“Du kriegst nicht eine Sekunde zurück”
Motivationslied mit einer treibenden Melodie. Klingt wie eines von vielen Frei.Wild-Liedern. Eingängiger Refrain und mit dem Thema, man solle keine Zeit im Leben vergeuden. Nicht unbedingt hervorstechend. Eher beliebig, doch passt er vom Klang gut in die Reihe.
“Wenn mein Licht erlischt”
Mit dem Thema „Tod“ durchaus für jeden relevant. Sehr intensiv klingende Stimme mit eher langsamen Klängen. Erst zum Refrain deutlich lauter und schneller. Derzeit befindet sich auf jedem aktuelleren Album ein vergleichbares Lied. Sowohl Hämatom, Megaherz, Unantastbar und sicher X-weitere haben sich in letzter Zeit musikalisch damit auseinander gesetzt. Dafür muss ich sagen ist “Wenn mein Licht erlischt” eines der Schwächeren. Der Text ist wenig aussagekräftig. Durch die “Ich-Perspektive” sollte eigentlich eine emotionale Spannung entstehen, doch mit dem eher simplen Text kommt diese nicht richtig zur Geltung. Der Chor im Hintergrund passt allerdings ganz gut und könnte mit einem Kirchenchor assoziiert werden. Trotzdem, dass es thematisch für mich interessant wäre, hat sich da kein Auge befeuchtet.
(Lisa) Insgesamt: Wie immer treffen beinahe inhaltslose Lieder mit eingängigem Refrain, der häufig wiederholt wird, auf sehr vielschichtige Lieder, bei denen erst bei ganz genauem Hinhören die wirkliche Raffinesse zu erkennen ist. Frei.Wild bleibt bei ihrem üblichen Klang, etwas variiert in den unterschiedlichen Liedern, aber man erkennt bei jedem zu 100 % die eigene Note, die den typischen Sound und den damit einhergehenden Erfolg begründet. Thematisch ein ziemlicher Rundumschlag, bei der Menge an Liedern aber auch zu erwarten. Bei der ganzen Aufregung hab ich einen absoluten Knaller erwartet. Durch die Geheimniskrämerei wurden allerdings Erwartungen geschürt, die der Realität niemals hätten gerecht werden können. Gelungen ist das Album durchaus. Es gibt einiges, das im Kopf bleibt (“Auf zum Schwur”), aber auch Lieder, die wohl keiner vermisst hätte (“Du kriegst nicht eine Sekunde zurück”). Die vorab veröffentlichten Lieder wie “Und ich war wieder da” haben sich sowieso schon im Gehörgang eingebrannt und wurden von Frei.Wild geschickt ausgesucht. Sie repräsentieren das Album im Ganzen sehr gut und haben vorab Lust auf mehr gemacht. Die selbstgeschürten Erwartungen hätten den Kritikern wohl nicht Stand gehalten. Für mich derzeit nicht das stärkste Album im Vergleich mit den anderen Deutschrock-Kollegen. Wobei Frei.Wild definitiv kein „Deutschrock“ mehr ist. Zugegebenermaßen ist Frei.Wild de facto eine Band, die auf Teufel komm raus ins Radio kommen möchte, Bild+ Inhalte teilt und längst nicht mehr das ist, was sie zuvor jahrelang propagierte.
(Marco) Fazit: Auch intern gehen die Meinungen natürlich auseinander, treffen sich hier und da aber doch immer mal. Für mich ist das Album gespickt mit Höhen und Tiefen. Der Großteil gefällt mir gut. Ein paar wenige Lieder gehen gar nicht an mich ran und eine kleine Anzahl haut mich echt vom Hocker! “Volle Pulle in die Fresse” garantiert ab dem ersten Ton einen permanenten Ohrwurm und verspricht was der Titel aussagt, Volle Pulle in die Fresse! Vor allem die Ska-Einflüsse erinnern mich an das sehr gelungene Album “15 Jahre Deutschrock & SKAndale”, welches definitiv zum Bewegen und tanzen einlud.
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