Pell Mell Festival – lautstark und familiär, bereits seit fast zwei Jahrzehnten
Bereits zum 19. Mal verwandelte sich ein kleiner Ort in Rheinland-Pfalz in eine Begegnungsstätte für Musikliebhaber. Zwischen Metal und Punk, Seifenblasen und Staub konnte man sich am 5. und 6. September von der Musik treiben lassen, feiern, tanzen und mit Gleichgesinnten austauschen. Das Pell Mell Festival überzeugte auch in diesem Jahr nicht nur mit absoluten musikalischen Hochkarätern, sondern zeigte auch, dass man mit viel Liebe zum Detail ein großartiges Festival auf die Beine stellen kann. Dieses Wochenende war in vielerlei Hinsicht ein ganz Besonderes. So war es nicht nur für viele Besucher und Bands der Abschluss einer fantastischen Festivalsaison, sondern für die Veranstalter auch das Wochenende mit einer Ankündigung, die ein lachendes und ein weinendes Auge mit sich bringen sollte.
Freitag – Anreise und StromGitarrenWutRap
Während sich am Start der Woche vor dem Pell Mell Festival in diesem Jahr das Wetter eher dem April als einem spätsommerlichen September zeigte, standen Freitagmorgen doch alle Zeichen auf bestem Festivalwetter. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken und bescherte den anreisenden Gästen einen fantastischen Start in den Tag. Bereits um 9 Uhr öffneten die Campingflächen, die in diesem Jahr sogar nochmal vergrößert wurden. Schnell füllte sich der Zeltplatz und alle erwarteten sehnsüchtig, dass das Festivalgelände um 14 Uhr seine Pforten öffnet. Das Bier war kalt, die Besucher motiviert.
Der Startschuss für das Festival fiel um 14.45 Uhr mit AVEREA auf der Sparkassen-Bitburger Stage. Der Platz vor der Bühne füllte sich langsam und auch in diesem Jahr konnte man viele bekannte Gesichter wiedersehen. Das Pell Mell Festival hat mittlerweile nicht nur eine feste Fanbase, die seit mehreren Jahren schon zu Besuch ist, sondern erfreut sich auch immer weiterwachsender Beliebtheit. Auch in diesem Jahr hieß es somit „Sold out“.

Als die Junkyard Queens die Bühne betrat, wurde es rotzig und punkig auf und vor der Bühne, bevor Mayflower das Zepter übernahm und mit einer überzeugenden Performance das Publikum weiter anheizte. Als erste Band auf der Moonshine Stage spielte Bluthund. Mit ihrem Crossover Mix, der liebevoll auch als StromGitarrenWutRap bezeichnet wird, sowie den Texten, bei denen kein Blatt vor den Mund genommen wird, bildete Bluthund das erste große Highlight an diesem Wochenende. Bluthund ist eine Band, die nicht den Kontakt zum Publikum scheut und auch durchaus für eine Überraschung gut ist. So gehen die Musiker nicht nur auf Tuchfühlung mit dem Publikum, sondern bekamen auf der Bühne auch Besuch von Stoppo und Amazing Alex von TBS.
Ein Potpourri der guten Laune
Ohne Umschweife ging es dann auch schon mit Adam Angst weiter. Sänger Felix wirbelte während des Auftritts energetisch über die Bühne und zog das Publikum absolut in den Bann der Musik. Die Münchener Band Tenside überzeugte in der aufziehenden Dunkelheit mit kraftvollen Metalklängen und heizte das Publikum für den nächsten Act ordentlich an. TBS, kurz für The Butcher Sisters, nahmen um 21.10 Uhr die Bühne in Beschlag und verwandelten das Pell Mell Festival in ein gigantisches Potpourri der guten Laune. Auch die Security im Bühnengraben sollten aufgrund der Menge der Crowdsurfer nun das erste Mal richtig ins Schwitzen kommen. TBS sind bekannt für ihre Interaktionen mit dem Publikum, für Mitmachparts auf der Bühne und doch auch den ein oder anderen, auch durchaus sehr selbstironischen Spaß. Und das kommt bei den Fans an.

Neben der musikalischen Darbietung machten unter anderem Drachen, Ritter, Energy-Drinks, Boote und ein riesiger Ball einen Auftritt von TBS zu einem lohnenswerten und absolut einzigartigen Erlebnis. Was bei TBS passiert, kann man im Vorfeld immer nur erahnen. Nach knapp einer Stunde war das Spektakel dann auch schon wieder vorbei und die überaus angeheizte Fangemeinde des Pell Mell Festival machte sich wieder auf den Weg zur Moonshine Stage, wo Within Destruction bereits wartete. Die Band aus Slowenien verlangte den Freunden der härteren Klänge nochmal alles ab, bevor es dann zumindest ein kleines bisschen ruhiger wurde, als Das Lumpenpack als letzter Act auf der großen Bühne auftrat. Das immer noch gut gefüllte Festivalgelände wog sich zu den Songs und feierte ausgelassen in die Nacht hinein, bevor Damp, eine Coverband dann den Abend beendete und man auf dem Weg zu seinem Zelt in viele glückliche und zufriedene Gesichter schauen konnte.
Samstag – Krabben, Seifenblasen und ein Ersatz
Pünktlich um 8 Uhr am Samstagmorgen ertönte aus jeder Ecke des Zeltplatzes eine andere Musik und das Frühstücksangebot vom Pell Mell Festival lockte viele Besucher schon früh aus ihren Zelten. Mit Voranschreiten der Zeit stiegen auch nochmal die Temperaturen auf sommerliche 25 Grad, sodass auch in diesem Jahr einige Besucher gigantische Schaumkanonen aufbauten und den Zeltplatz in eine riesige, gut duftende Spielwiese für Groß und Klein verwandelten. Der Tag begann aber nicht nur auf dem Zeltplatz früh, sondern auch auf dem Festivalgelände. Bereits um 12.30 Uhr fanden sich langsam die Fans der Awsome Scampies ein, die um 13 Uhr zum ersten sportlichen Tagespunkt aufriefen. Neben einer riesigen Krabbe, die Seifenblasen über den Platz blies, animierte diese auch noch zum „Stopcirclepit“. Klingt merkwürdig, machte dem anwesenden Publikum aber viel Spaß.

Nach dieser Aufwärmrunde übernahm dann Bury The Liar aus Koblenz, die mit ihrer Performance und Musik das Zeug hat, irgendwann bei den ganz Großen des Metalcore mitzuspielen. Awaiting Crunch prägte mit ihrer Musik nicht nur die Gegend rund um das Pell Mell Festival, sondern sind auch altbekannte Gesichter, die mit unbändiger Spielfreude zeigten, dass sie einfach auf die Bühne gehören. Ebenfalls eine Band der Region sind ACCVSED. Die Metalcore Newcomer aus Wiesbaden erobern seit 2021 unaufhörlich die Musikwelt momentan für sich und sind noch längst nicht damit fertig. Das zeigten sie auch mit ihrem Auftritt beim diesjährigen Pell Mell Festival. Leider musste Venues ihren Auftritt kurzfristig absagen. Stattdessen trat xo armor auf und lieferte damit einen durchaus würdigen Ersatzauftritt, der beim Publikum sehr gut ankam.
Veranstalter zwischen Glück und Traurigkeit
Avralize ist noch eine recht junge Band, ihr Debütalbum erschien erst 2024, dennoch erreichte sie damit bereits internationale Aufmerksamkeit und das spiegelte sich auch bei ihrem Auftritt wider. Drei Meter Feldweg feierte auf der großen Bühne ihren persönlichen Festivalabschluss 2025 und gab dem Publikum das Beste aus ihrer bisherigen Bandgeschichte auf die Ohren, bevor es dann um 20.20 Uhr mit Half me nochmal richtig ans Eingemachte ging und sich der Vorplatz der Moonshine Stage in eine riesige Staubwolke einhüllte.

Dead By April aus Schweden zeigte sich mit melodischen Gesangsparts und energiegeladenen und kraftvollen Screams und Shouts auf der Bühne. Hier konnte sich beinahe jeder in der Musik wiederfinden. Ein heiß erwartetes Highlight war definitiv Destination Anywhere, die sich sehr darüber freute, auf der kleineren Bühne auftreten zu dürfen, da sie so näher am Publikum seien. Die Verbundenheit zum Publikum ist ihnen wichtig und das schätzen die Fans der Band sehr. Auch wenn der Platz auf und vor der Bühne sehr begrenzt war, so konnte man doch die Energie und die Freude der Musiker beim Spielen ihrer Songs bis in die letzte Ecke des Festivalgeländes spüren.
Bevor der Headliner des Abends die Bühne betrat, nutzten die Veranstalter die Chance, ein paar dankende, aber auch klare Worte über das Pell Mell Festival zu sagen. Neben dem Dank an all die ehrenamtlichen Helfer, ohne die das Festival gar nicht möglich wäre, bestätigten sie teilweise auch das, was man seit zwei Tagen auf dem Campinggelände bereits hinter vorgehaltener Hand munkeln hörte: Das Pell Mell Festival wird 2027 in eine Pause gehen. Allerdings nicht ohne sich im nächsten Jahr beim 20. Jubiläum gebührend zu verabschieden. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge wurde das Mikrofon dann an Swiss & die Andern übergeben.

Swiss hatte sich wenige Tage zuvor nach einem Bruch an der Nase operieren lassen, wollte sich aber den Auftritt auf dem Pell Mell Festival nicht entgehen lassen und forderte das Publikum auf, ihm Zeichen zu geben, sollte er sich zu wild bewegen. Wer schon einmal bei einem Auftritt von Swiss & die Andern angesehen hat, dem fiel sofort auf, dass es dem Musiker sichtlich schwerfiel, bei dem ein oder anderen Song nicht die gewohnte Performance liefern zu dürfen. Dafür bewegte sich das Publikum umso mehr und nahm alle Ansprachen zu den verschiedenen Mitmachparts dankend an. Der Auftritt von Swiss & die Andern wurde von den Besuchern und auch von der Band so zelebriert, dass die letzte Band des Festivals, die King Nugget Gang ihren Auftritt mit knapp 20 Minuten Verspätung beginnen konnte. Das tat der Stimmung jedoch definitiv keinen Abbruch und das Pell Mell Festival 2025 wurde somit gebührend mit dem Versprechen auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr verabschiedet.
Fazit:
Circle Pits, viele Wall of Death, Crowdsurfer, grandiose Stimmung, beste Organisation, ein fantastischer musikalischer Mix, viel Liebe zum Detail und noch vieles mehr machen das Pell Mell zu dem, was es auch in diesem Jahr wieder war: Ein Festival von Fans für Fans, ohne Schnickschnack mit dem Fokus auf das, was wirklich zählt. Menschlichkeit, Zusammenhalt und gute Musik. Ein Dank geht dabei nicht nur von uns an die Besucher und die Bands, die uns dieses Jahr auf dem Pell Mell Festival ein rauschendes Fest beschert haben, sondern auch an die vielen Helfer und die Organisation des Festivals. Wenn aber ein Festival über eine so lange Zeit, mit allen Höhen und Tiefen existieren kann, dann ist eine Pause durchaus gerechtfertigt, auch wenn es sich so mancher dennoch anders wünschen würde. Das Pell Mell Festival ist und bleibt ein fester Bestandteil der Festivalkultur in Deutschland und darum freuen wir uns schon darauf, wenn es im nächsten Jahr noch einmal heißt: Wir lieben das Pell Mell!
Wir sind schon gespannt, was uns im nächsten Jahr zum 20. Jubiläum erwarten wird. Wer mehr über die Hintergründe zum Pell Mell Festival und auch zum Jubiläum des Festivals und der anstehenden Pause wissen möchte, kann dies in unserem Interview mit den Veranstaltern nachlesen.
Für alle die da waren und sich jetzt suchen wollen, ob wir sie fotografiert haben und für jeden der sich mit dem Gedanken plagt nächstes Jahr zum Pell Mell Festival zu gehen, haben wir HIER die Bildergalerie von Diesem Jahr.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.









