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Wacken Open Air 2018 – Nachbericht

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Packen für Wacken! Bereits eine Woche vor offiziellem Festivalbeginn beluden wir die Familienkutsche, die der Fahrer eigens mit zwei überdimensionierten WACKEN-Schädeln versehen hatte. Kurze Nebeninfo: Selbstverständlich bleiben diese nicht nur für die Dauer des Wacken-Fiebers an der Karosse haften. In der Hoffnung, nichts vergessen zu haben, war der Transporter wie bei einem längerfristig geplanten Urlaub bis unter die Decke gefüllt. Pavillon, Stromaggregat, Vorzelt und und und… das volle Programm eben. Unter der Prämisse, die folgenden sieben Tage keinen Handyempfang haben zu werden und sich zwischen rund 80.000 metalbegeisterten Zeltplatznachbarn wiederzufinden, nahmen wir die sechs Stunden Fahrt Richtung Heavy Metal Mekka auf uns und erreichten unser Ziel mit einer gesunden Mischung aus Angespanntheit und Frohsinn. Montag, 5:30 Uhr: Aufbau auf Campground C, direkt vor dem Haupteingang. Wie es der Zufall so will, fanden wir uns ziemlich exakt am selben Plätzchen Grün wie im vergangenen Jahr wieder. Eine kurze Korrespondenz mit unseren direkten Nachbarn gegenüber und es wurde klar; es wird eine tolle Woche voller guter Musik, guter Gespräche und Astra Rakete werden.

Endlich angekommen…

Die erste Amtshandlung war der Gang ins Dorf Wacken: Frühstücken, das erste T-Shirt erwerben, Bekannte treffen und langsam aber sicher realisieren, was die Woche für uns bereithält. Wir können uns an kein Festival erinnern, das sich mit vergleichbaren Verhältnissen brüsten könnte. Das gesamte Dorf Wacken ist in das Festival involviert und durch sein tatkräftiges Mitwirken von eklatanter Bewandtnis. Die Vorgärten der Bewohner zieren Getränke- & Essensstände, reichlich Bierzeltgarnituren gewährleisten ein feuchtfröhliches Beisammensein der Metalheads und musikalisch untermalte Cocktailstände sowie discoähnliche Zeltbauten machen aus einem herkömmlichen Gang durch ein knapp 2.000 Seelen Dorf ein wahres Spektakel.

Zwischen gummipuppentragenden und vollbärtigen Gästen fanden wir uns bei über 30°C auf der Merchmeile vor dem Infield wieder. Auch hier gibt es jedes Jahr aufs Neue viel fürs Auge und den Kleiderschrank eines typischen Metallers. Neben massig Merch-, Sonnenbrillen-, Schuhwerk- und Accessoireständen reihte sich ein ausgiebiges Angebot aus Getränkezelten und kulinarischen Spezialitäten. Insbesondere im sogenannten Wackinger Village war für das leibliche Wohl gesorgt, während man den Klängen dutzender Bands vor der Wasteland- und Wackingerstage lauschen konnte. Das Wackinger Village erinnerte an eine Art mittelalterlichen Markt, bestehend aus vielerlei Attraktionen wie Holzbooten, die als Bar fungierten, einer imposanten Ausstellung der Wasteland Warriors, die die Vorstellung einer zerstörten Welt intonierten, interaktiven Angeboten, Showkämpfen und vielem mehr.

Wacken Worldwide

Wacken ist bunt, auch wenn alle schwarze T-Shirts tragen. Beim größten Metalfestival der Welt mit rund 80.000 Besuchern könnte man sich die Frage stellen, woher all die Leute jedes Jahr kommen. Ganz einfach! Rund um den Globus gibt es Metalfans, die jedes Jahr zu Anfang August den weiten Weg in den Norden Deutschlands auf sich nehmen um ihrem persönlichen Mekka zu huldigen. Wir haben ein paar Leute getroffen:

Darya aus der Ukraine

Damian und Mauro aus Argentinien

Daniel & Elfriede aus der Schweiz

 

Eine Gruppe aus El Salvador

Ein Metal-Pärchen aus Deutschland

Heavy Metal auf dem Acker

Primär soll es auf dem Wacken Open Air aber die Bands gehen. Auf das Line Up des WOA kann man sich blind verlassen, was den raschen Ausverkauf des Folgejahres rechtfertigt. Als Headliner pflügten dieses Jahr Judas Priest, Nightwish, InFlames, GHOST und Helloween den heiligen Acker gründlich um. Der genauere Blick auf das Billing birgt neben den Hauptacts noch unzählige weitere Bands, die für gute Musik schlagende Herzen bereits in den frühen Mittagsstunden vor die Stages trieben. Bands wie Danzig, Dokken oder Running Wild treten seit Jahrzehnten auf und lieferten unter dem Jubel zehntausender Fans mühelos ein grandioses Set ab. Auch die Metalqueen Doro Pesch war mit von der Partie, die gleich zwei Gigs spielte. Der erste fand in der Kirche im Dorf statt, doch keine Sorge: Die Kirche steht noch und hat dem ganzen einen nahezu heiligen Touch verliehen. Für reges Aufsehen sorgten wie gewohnt die vier Hairmetaller von Steel Panther. Lange Haare, bunte Leggins und ein selbstbewusstes Auftreten sind die Säulen einer Band, die sich seit jeher großer Beliebtheit erfreut und einen weiteren wahren Hingucker im Wacken-Line Up darstellt. Nicht nur Frauen ziehen vor der Mainstage blank, wenn der durch Steel Panther wieder salonfähig gemachte 80’s Hairmetal aus den Line-Arrays dröhnt. Ein viel zu seltener Gast auf europäischem, geschweige denn deutschem Boden ist Glenn Danzig und seine Band. Bereits als Kind schloss ich durch die musikalische Erziehung meines Vaters düstere Hard Rock und Metalikonen in mein noch junges Herz. Wie man fast vermuten kann, lies mir der Song „Mother“, als er gegen Ende des Sets live performt wurde, die Haare auf der Gänsehaut zu Berge stehen. Auch Hatebreed auf der Louder-Stage hinterliesen einen bleibenden Eindruck. Man bekommt tatsächlich den Eindruck als sei die Crowd im Metalcore-Bereich grundsätzlich eine Spur feierwütiger, als in umliegenden Genres. Zum Abschluss und zum Grande Finale eines sechstägigen Festivalaufenthalts kam uns Helloween – Pumpkins United gerade recht. Ein zweieinhalbstündiges Konzert, nein, eine wahre Metal-Oper die uns nicht eine Sekunde loslies. Danach folgte der erschöpfte Gang zum Zeltplatz durch wirklich enorme Menschenmassen, die sich dieses Aufgebot an hochkarätigen Formationen auf der Bühne ebenfalls nicht entgehen lassen wollten.

Interview mit alteingesessenen Metallern:

VRR: Wie erlebt ihr das Wacken Open Air 2018?

“Heiß! Sehr heiß! Statt dem gewohnten Regen erleben wir es hier dieses Jahr sehr staubig. Das mag zwar etwas ungewohnt sein, doch zur Abwechslung ist es sehr angenehm festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir sind bereits seit Montagfrüh um 6 Uhr hier. Einfach aus dem Grund, dass Wacken nur einmal im Jahr stattfindet. Hinzu kommt, dass man dann einen guten Platz auf diesem riesigen Campground bekommt und nur kurze Wege zum Infield hat.”

VRR: Wie oft wart ihr schon hier und was zieht euch Jahr für Jahr hier her?

“Ich bin bereits das achte Mal hier. Mein Freund Greimi ist zum siebzehnten Mal auf dem heiligen Acker! Hierherziehen tut uns der besondere Flair dieses Festivals, die Party… und vor allem die Leute. Es ist großartig, jedes Jahr aufs Neue die Leute wiederzusehen, die man hier kennengelernt hat und sonst nicht sieht. Man lernt hier etliche Leute kennen und trifft diese alle Jahre wieder. Das ist einfach toll!”

VRR: Metal ist nicht gleich Metal. Welche Musik hört ihr am liebsten?

“Bei mir hat es angefangen mit Melodic-, Power- und Hairmetal. Auch alte Sachen wie Cinderella und Alice Cooper sind und waren da ganz vorne. Dieses Jahr fiebere ich Arch Enemy und vor allem Helloween ganz besonders entgegen. Helloween wird schwer beeindruckend! Die sind mit drei Sängern vor Ort und spielen satte 2,5 Stunden! Natürlich werde ich auch Running Wild, Danzig und Judas Priest nicht missen wollen! Die Liste ist lang, doch sollte ich mich für einen kleinen Kreis aus Bands entscheiden müssen, wären das die Richtigen für mich.”

VRR: Wofür steht für euch das Wacken Open Air?

“Man kann hier machen, was man will! Ich darf mein Auto mit auf den Campground nehmen, ich darf hier grillen… das gibt es nicht auf allen Festivals! Hier laufen zwar viele Durchgeknallte rum, aber keine Idioten! Das ist ein Unterschied. Ich habe auf Wacken noch nie eine Schlägerei miterlebt. Niemand prügelt sich hier, nein, ganz im Gegenteil. Hier hilft jeder jedem! Auf dem Wacken Open Air treffen Menschen aus aller Herren Länder aufeinander, aber es sind hauptsächlich Metaller. Ich denke, das spielt da ganz besonders mit ein. Ach ja, auch klasse mitzuerleben ist nicht nur, dass hier Menschen aus aller Welt herkommen, sondern auch Menschen jeder Berufsschicht und Altersklasse. Hier regiert eben nur die Liebe zum Metal!”

VRR: Was würdet ihr euch für das nächste Jahr auf dem Wacken Open Air wünschen?

“An Bands lassen die Veranstalter ohnehin nichts zu wünschen übrig. Auf das Line Up verlasse ich mich durch und durch. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir Slayer wünschen, aber trotzdem ist jedes Jahr für jeden etwas dabei. Ich würde mir vielleicht noch wünschen, dass es ein paar grad kälter sein wird, aber trotzdem nicht regnet. Ein etwas unkonventioneller Vorschlag für das größte Metalfestival der Welt wäre, dass auch alkoholfreies Bier ausgeschenkt werden sollte. Lass es nur ein Stand sein, doch als Antialkoholiker ist das echt eine Lücke.”

VRR: Ein paar letzte Worte an die Leser?

“Kommt auf Wacken, Metalheads! Und wir meinen „Metalheads“! Ich persönlich möchte hier keine „Wackentouris“, die nicht hinter der Musik stehen und nur zum gucken kommen. Die nehmen den metalbegeisterten Gästen die Karten weg und belästigen ihre Zeltplatznachbarn mit unpassender Musik. Tut mir leid, aber das musste jetzt mal raus!”

VRR: Danke für eure Zeit und eine geile Zeit auf Wacken!

Weiter im Text…

Zugegebenermaßen ist das Wacken Open Air einfach zu gigantisch und vielseitig, um an allen Orten gleichzeitig zu sein und darüber zu berichten. Doch genau deshalb ist es umso beeindruckender, mit welch hervorragender Organisation das WOA glänzt. Tausende Arbeitskräfte vor Ort machen das größte Metalfestival der Welt jedes Jahr zu einem wunderbar durchstrukturiertem und vor allem sicheren Place To Be. Wir werden das Wacken Open Air 2018 nicht vergessen und blicken mit Vorfreude in Richtung 2019, denn neben Größen wie Parkway Drive und Sabaton sind noch weitere persönliche Favoriten wie Airbourne, Powerwolf und RoseTattoo bestätigt.

See you in Wacken – Rain or shine.

Ein besonderer Dank geht an Marcus Bernarding von Da Noize Pics n Arts!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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