dArtagnan und Rauhbein – eine Party mit Tiefgang voller Emotionen
Unendliche Massen standen am 30.10.2023 den steilen Berg hoch zum Löwensaal in Nürnberg, schon gut zwei Stunden vor Beginn. Kein Wunder, wenn die fränkischen Musketiere angesagt sind. Eigentlich weiß das Publikum, wenn es zu dArtagnan geht, was geboten wird. Ich fand es sehr überraschend anders, mitreißend und es war einfach nur eine geile Party.
Ein Kriegerherz auf der Bühne
Über die Jungs von Rauhbein haben wir ja schon einiges gelesen. Ich durfte sie heute erleben und ich habe eine neue Lieblingsband! Henry hat einige Jahre, nachdem er vom Leben einige Knüppel vor die Füße bekam (Arbeitsunfall), in Dublin als Sänger in Pubs aufgeschlagen und gespielt und dort seine Liebe zum Land und der Musik entdeckt. Ein total empathischer und glaubwürdiger, authentischer Typ, dessen Songs alle durchweg mit tiefsinnigen Inhalten und doch zum Mitsingen, Tanzen und Feiern animieren. „Herz eines Kriegers“, „Rauhbein“, „Komm mit uns“, „Wir sind eins“ – alle durchweg machen Mut und powern, geben Kraft und Denkanstöße. Und sie sangen nicht nur davon, den Teufel an die Wand zu spielen – sie zeigten, dass sie das ernst meinten und überzeugten.
Eine Wahnsinnsleistung!
Mehrfach bedankten sie sich für das, was in den letzten 1,5 Jahren für sie passierte, die tolle Tour mit dArtagnan und zwei Studioalben innerhalb von zwei Jahren. Henry bezeichnet sich und seine Jungs als Landeier, die es geschafft haben und ja das haben sie!
Sie tranken auf die Freundschaft und feierten („Feier frei“) mit uns eine Party, wie mit alten Freunden. Danach wurde es ein wenig emotionaler – auch wenn der Song ein wenig ironisch angekündigt wurde. Von flügge werdenden Kindern (die einem den Kühlschrank leer futtern und trinken) – im Endeffekt gab es aber einen liebevollen Rat fürs Leben. „Zieh mit den Wolken…lebe deine Träume!“ Wunderschön und einfach nur verzaubernd! Als Zugabe gab es „Typen wie wir“ und „Steh wieder auf“, die, wie all ihre Songs, nicht nur Spaß machen, sondern einfach Lebensmut und -freude vermitteln.
Franken unter sich!
Auf der stockdunklen Bühne unter frenetischen Rufen der feierwütigen Menge im vollen Löwensaal tobten dArtagnan auf die Bühne. Die Musketiere hatten nicht getrunken und wilde Kämpfe geführt – sie waren trotz aller Feierlust doch sehr ernsthaft und nachdenklich. Für die Jungs war es ein Fest, ein Heimspiel – die Lokalmatadoren in vollem Haus – was will man mehr!
Man merkte „Rampensau“ Ben Metzner an, wie viel Spaß sie heute haben wollten. Wir erleben Ben seit gut zehn Jahren (auch von Feuerschwanz) und wir wurden überrascht, wie „erwachsen“ die Band geworden ist. Sein Mikro war am Musketierschwert befestigt und er konnte sein „Schwert“ wohl führen! Leider gab es gleich beim ersten Song „Freiheit und Tod“ ein wenig Probleme mit dem Dudelsack, was aber wunderbar überspielt wurde, solange, bis es klappte. Am Song selber merkte man das kaum. Der ganze Saal sang textsicher mit, eigentlich hätten sich die Jungs auf die Boxen setzen und zuhören können.
Als wir aufgefordert wurden, Feste zu feiern, wie sie fallen, gab es kein Halten mehr. Ein Hit nach dem anderen und man spürte förmlich den Boden beben vom Hüpfen und Tanzen.
Emotionen und Träumereien
Ben erzählte zwischendurch lustige Anekdoten aus Gründungszeiten und bedankte sich bei Tim für 20 Jahre Zusammenarbeit. Dieser sang darauf ein Lied für seine Tochter: „Mein Leben lang“. Es gab ernste Worte über grausame Kriege und dass im Leben immer die Liebe gewinnen sollte und auch wunderbare Liebeslieder. Was uns berührte waren ein paar liebe, herzliche Worte und ein Geigenspiel für Thomas von Schandmaul, mit Wünschen für ganz viel Kraft und Gesundheit.
Nicht fehlen durfte das berühmte Langschiff und die Ruderer beim Song „Westwind“. Und natürlich der Abschluss „Was wollen wir trinken“ zusammen mit Henry von Rauhbein und Luftballons in Bierkrugform, die quer durch den Saal flogen. Man mochte meinen, nicht eine Bühne vor sich zu haben, sondern eine Taverne voller lustiger Trolle.
Das wundervolle Intro aus der Serie Outlander, welches die Musketiere umgearbeitet vortrugen („Sing mir ein Lied“), war ein wundervoller, verträumter Abschied. So ganz verträumt sollte es dann doch nicht werden, sie wollten noch feiern – mit „Ja, ich will“! Ein rundum gelungener Abend, sicher sehr, sehr fröhlich und doch berührend, bewegend.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Obwohl ich schon über 60 bin, bin ich tief im Herzen ein verrücktes und junggebliebenes Wesen. In den 60ern im Osten geboren, seit 1980 in Tschechien gelebt, bin ich dort in den 80ern zum Metal gekommen. Irgendwann in den 90ern habe ich eine Dekade Gothic und Mittelalter durchlebt, um dann doch wieder voll auf Metal umzusteigen.