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Wernigeröder Rocknacht – zwischen Onkelz-Cover, Deutsch-Punkrock und modernem Hardrock

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Samstagmorgen 8 Uhr und wir geben ins Navi Wernigerode ein. 664 km sollen es an diesem Tag werden. Mit der Hoffnung, dass sich der Ausflug lohnt und voller Vorfreude auf Glorreiche Halunken, Harzinfarkt und New Stage Arise ruppen wir ein um den anderen Kilometer herunter.

Elmoklub – die Location

Pünktlich wie die Beamten zum Feierabend treffen wir 19 Uhr am Elmoklub ein. Auf dem kleinen Industriegelände herrscht derweil schon reger Publikumsverkehr. Fans und Musiker stehen in gemütlicher Runde beisammen und die ersten bekannten Gesichter strahlen uns freudig an. Wir betreten den Club über einen roten Teppich, geradezu auf die Security. Anders, wie zum Teil bei großen Veranstaltungen, werden wir aufs Herzlichste von den Aufpassern begrüßt. Keine abgehobenen Attitüden oder kritischen Blicke der Muskel bepackten Männer.

Der Elmoklub von Robert Moelle besteht aus verschiedenen Floors und Räumlichkeiten. In der ehemaligen Fabrik haben im gesamten Areal bis zu 6.500 Menschen Platz zum Feiern. Im Regelfall laufen hier Hip Hop, Technopartys und Disco ab. Doch da Robert gerne auch einmal ‚vernünftige‘ Menschen um sich haben will, öffnet er ab und zu für die Rockmusik seine Pforten. So ließen es sich knapp 400 Fans nicht nehmen, zu erscheinen. Versorgt mit vier Bars brauchte niemand lange durstig zu bleiben.

New Stage Arise – 45 Minuten Schweiß

Foto: Jörg Hentzgen

Es war für New Stage Arise der zweite Auftritt in ihrer noch jungen Bandgeschichte. Nach ihrem Rocky-Intro gaben die Männer in 45 Minuten zehn Songs zum Besten. Nach kurzen anfänglichen Soundkomplikationen und dem Umstand, dass Bernds Stimme beim ersten Song nicht klar zur Geltung kam, wurde das Eis ab Song Nummer zwei gebrochen und alles lief reibungslos. Die Ersttäter vom Debüt-Liveauftritt im letzten Jahr in Benzigerode machten den Anfang und animierten mit Tanz und Gesang auch die Harzinfarkt- und die ersten eintreffenden Glorreiche Halunken-Fans. Die überdimensionale Fabrikhalle heizte sich entsprechend auf, dass kaum ein Shirt trocken blieb. NSA bewiesen, dass sie sich als Support nicht verstecken brauchen und das Publikum ordentlich auf Touren bringen können. Das musikalische Zusammenspiel auf der Bühne konnte harmonischer nicht wirken. Bernds Stimme wird immer druckvoller und klarer und auch seine Interaktionen auf der Bühne und mit den Anwesenden, zeigt eine fortschreitende Entwicklung. Und da auch schon beim ersten Konzert ein Coversong zum Besten gegeben wurde, durfte dieser heute natürlich ebenfalls nicht fehlen. Bevor der letzte Song gespielt wurde, durften wir dann wieder gesangliche Unterstützung bei „Ich lieb mich“ von den Böhsen Onkelz geben. Was ein Fest.

Harzinfarkt – meine persönliche Überraschung des Abends

Foto: Jörg Hentzgen

Gestern noch beim Kärbholz Heimspiel, heute schon in Wernigerode. Da liefen auch ein paar Liter Sprit durch den Tank. Zweiter Akt des Abends waren die Herren von Harzinfarkt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die Band zwar kenne, doch lief sie bei mir immer unter dem Radar. Bitte Asche über mein Haupt. Ab sofort jedoch nicht mehr. Denn ich war vom Live-Auftritt der Harzer Jungs komplett geplättet. Nach über fünf Jahren Harzinfarkt zeigten die Männer, dass sie ab der ersten Strophe das Publikum mitreißen können. So dauerte es auch nicht lange, bis die ersten Fans eine kleine, aber kräftige Pogo Party vor der Bühne feierten. Ihr Deutschrock Rock ‘n’ Roll mit starkem Punkrock Einfluss machte diesen Abend zu einem selten so erlebten und abwechslungsreichen Abend. Ihr Auftritt war von Anfang bis Ende ein energiegeladenes, musikalisches Gewitter. Wir sagen danke, dies erlebt haben zu dürfen.

Glorreiche Halunken – niemand mehr zu halten

Foto: Jörg Hentzgen

Schon bei den letzten Tönen von Harzinfarkt füllte sich die Halle mehr und mehr mit Onkelz-Shirt-Trägern. Es war ganz klar, dass bald die Glorreichen Halunken die Bühne betreten würden. Es gibt so einige Onkelz-Coverbands, doch alleinig das Nachsingen und -spielen reicht nun mal nicht aus, um die Massen zu begeistern. Die, die es richtig machen, füllen dann die Clubs mit Fans aus. So auch die Glorreichen Halunken. Über Jahre schon begeistert die Band mit immer wieder neuen Setlists der deutschen Musik Urgesteine. Von alten Gassenhauern bis zu Liedern aus den neueren Onkelz-Alben, wurde der Elmoklub zu einem mitsingfreudigen, ohne Shirt-Tanzbeinschwingenden und zum Teil auch einem musikalisch nostalgisch wirkenden ‚die Onkelz sind die beste Band der Welt‘-Konzert. Wer aber an diesem Abend, die meiste ‚Arbeit‘ hatte, das war Nick von Harzinfarkt. Er betrat keine halbe Stunde nach deren Auftritt mit seiner Gitarre abermals die Bühne, um Gonzo würdig zu vertreten. Daumen hoch, für Glorreiche Halunken.

Fazit – immer wieder gerne

Schauen wir uns mal lieber nicht die Kosten-Nutzen-Rechnung an. Denn selbst für die Onkelz in Original würde ich keine knapp 700 km auf mich nehmen. Dennoch, diese Veranstaltung und auch ähnliche in kleineren Clubs, mit weniger bekannten, aber sehr guten Bands ist genau das, was schlussendlich wirklich Spaß macht. Und ist etwas, was die Kleinen am Leben hält. Nicht nur unsere Veranstalter, auch unsere Bands. Was zählt, ist das Gefühl nach einer Veranstaltung, wie dieser. Und die ist durchweg positiv ausgefallen. Danke an Robert und sein Team vom Elmoklub, danke an Glorreiche Halunken für die schönen hervorgerufenen Erinnerungen, danke an Harzinfarkt für eure Energie und danke an New Stage Arise, dass wir euch begleiten und wieder mitsingen durften. Bis zum nächsten Mal. Unsere Bilder zum Konzert folgen in Kürze.

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.

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