Was bewegt die Welt – ein musikalischer Brandbrief von V.E.R.S.U.S
„Was bewegt die Welt?“, eine Frage, die sich in Zeiten des kulturellen Stillstandes so einfach nicht beantworten lässt. Das Unterhaltungsgewerbe steht im Zwiespalt zwischen Schutz der Bevölkerung, dem eigenen Überleben und der seelischen Gesundheit jedes einzelnen Mitbürgers. Ein Spagat, der alle zufrieden stellt, scheint unmöglich.
Dass der erste Lockdown bereits sein Einjähriges feierte, drückt nicht nur zusätzlich die Stimmung in der Gesellschaft und schürt den Unmut in der Bevölkerung, sondern bedeutet auch eine über 12-monatige Abstinenz von Konzerten, Festivals und Feten.
Entsprechend stehen tausende Firmen und deren Mitarbeiter, Solo-Selbstständige und Künstler der Szene vor dem finanziellen Aus, kurz vor dem Bankrott oder sind auf HARTZ-IV angewiesen. Staatliche Hilfen – Fehlanzeige, oft zu spät, meistens gar nicht bewilligt, und definitiv nicht ausreichend.
Viele Bewegungen gegen die staatlichen Verfehlungen in Bezug auf die Unterhaltungsbranche hat es bereits gegeben, viele Aktionen sind gelaufen und viele Aufrufe etwas zu ändern sind erfolgt. Geholfen hat es leider kaum bis gar nicht.
„Wir wollten nicht auf den Alarmstufe-Rot-Zug aufspringen. Es passiert ja nicht wirklich was. Wir wollten nicht einfach nur jammern. Wir wollten etwas Krasseres machen“, so Sänger Nils am Set zum Videodreh des am 09.04.2021 erscheinenden Songs „Was bewegt die Welt“. „Corona will keiner und man wünscht es keinem, aber früher bist du arbeiten gegangen, um dir Spaß, Kneipen und Konzerte leisten zu können. Für was arbeiten wir heute? Deine Höhepunkte bestehen daraus, im Penny die reduzierten Angebote zu kaufen. Es geht den Leuten einfach schlecht. Die Isolation macht alle fertig.“
Ein anderer Charakter als das bisher Dagewesene musste also her, um auf die miserable Situation von Kunst und Kultur aufmerksam zu machen. Mit „Was bewegt die Welt“ ist den Frankfurtern dieses Vorhaben nicht nur musikalisch und textlich gelungen, sondern auch filmisch inszenierten die Jungs von V.E.R.S.U.S einen hollywoodreifen Streifen. Ein Song mit hartem Ton und mahnenden Worten; ein Video mit überspitzter Message, aber dennoch mit einschneidenden Bildern, die im Kopf bleiben.
„Alles steht, keiner lebt, keiner weiß wohin die Reise geht. […] Relevant? Nicht fürs System. Doch! Für uns, die die Welt mit dem Herzen sehen“. Worte, die gegenwärtig dies wiederspiegeln, was uns allen seit mehr als 365 Tagen auf der Seele brennt. Während Protagonist Nils in der einen Szene zu eben diesen Worten noch verzweifelt versucht den metaphorischen Fesseln der Pandemie zu entkommen, baumeln die Bandmitglieder in der nächsten schon gemeinsam am Galgen. „Keiner tanzt, keiner lacht, allein dunkle Stunden in der Kammer verbracht. Die Hallen leer, die Hähne trocken. Das Herz blieb stehen, nichts mehr zu rocken“. Die sinnbildliche Darstellung der Folgen der Krise könnte nicht deutlicher sein. Zusammen mit dem Refrain „Was bewegt die Welt? Was ist das, was wirklich zählt? Ich frage euch, wer bewegt die Welt? Nicht ihr, die diese Welt zerlegt!“, und unterstützt durch die eindringliche und wiederkehrende Antwort „Wir bewegen die Welt“ wird das zentrale Thema des Songs unweigerlich in das Gedächtnis der Hörer eingebrannt. (Anmerkung der Redaktion: „Wir bewegen die Welt“ bezieht sich nicht auf die Band V.E.R.S.U.S einzeln, sondern auf die gesamte Unterhaltungsindustrie).
Für freie Interpretationen ist in diesen Szenen und Zeilen wenig Spielraum. Die Luft wird knapp; nicht nur bei einzelnen Bands, Veranstaltern und Künstlern, sondern im gesamten Spektrum der Kultur. Und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass die Hessen weitere musikalische Unterstützung für ihr Vorhaben bekamen; in diesem Fall durch den stimmgewaltigen Support von Markus Oberbichler, Sänger der Band Alles mit Stil.
Von Thomas Kubitz (Booking-Agentur Glory and Fame Music), fix per Voice-Mail angehauen, brauchte es nicht viel Überredungskunst, um Obsi mit ins Boot zu holen. „Er hat mir einfach eine Sprachmemo geschickt, den Song dazu und schon war das eigentlich im Kasten. Die Jungs hatten ja schon von Anfang an geplant mit dem Song Gutes zu tun“, so der AMS-Frontmann in einem kurzen Interview am Set. „Ich hoffe viele Leute holen sich den Song und die Personen, die durch die Pandemie echt hart zu kämpfen haben, können durch den Erlös wieder ein bisschen aufatmen“. Auf die Frage, wie man seiner Meinung nach die Szene über dies hinaus unterstützen könne, fiel die Antwort vom Österreicher doch recht simpel aus. „Ich glaub da braucht es im Moment nicht mal viel, um die Szene zu unterstützen. Jeder kann hier seinen Beitrag leisten, in dem er einfach die Songs seiner Lieblingskünstler teilt, ein Album kauft oder einfach mit Leuten über die Musik redet und schon hat das einen positiven Effekt.“
Auch Obsi hat deutliche Worte für die Obrigkeit und selbsternannten Krisen-Manager gefunden. In der am 16.04.2021 erscheinenden Crossover-Version werden in bekannter Manier tadelnde Zeilen wie „Kultur ist nicht nur ein Begriff, der uns prägt, sondern Lebensglück und das ist das, was wirklich zählt“ oder „Tut mir leid, Bro, doch ohne Live-Show ist das Leben nicht geil, sondern nur geistlos“ durch die Lautsprecher gedrückt, aber auch wohl gewählte klare Aussagen wie „Es zeigt bloß, dass ihr da oben rein gar nichts kapiert, denn jeder Parasit geht ein, wenn der Wirt erstmal stirbt.“
„Was bewegt die Welt“ soll aber nicht nur ein Aufrütteln sein oder ein erneuter vergeblicher Versuch den Staat auf seine verkorkste Corona-Politik aufmerksam zu machen, sondern soll den Betroffenen direkt helfen. Zusammen mit der Kunst und Kultur- Initiative #handforahand werden alle Einnahmen, die durch den Download des Songs erzielt werden, an eben diese gespendet.
Den Link zu Download, sowie zum Bundle mit der CD, signierter Autogrammkarte und Button findet ihr hier:
https://lnk.site/was-bewegt-die-welt
So ernst die Thematik auch sein mag, umso angenehmer war es für uns am Rande des Drehs und abseits vom Set einmal wieder gemütlich hinter die Kulissen schauen zu können, mit Künstlern und Veranstaltern einige Worte zu wechseln und auch das eine oder andere Bier bei guter Musik zu trinken. Immer mit dem Gedanken, „Wir sind immer noch hier“ und wir sind dankbar für jeden Artist, jede Booking-Agentur, jeden Ton- und Lichttechniker und jeden, der sich in der Unterhaltungsindustrie noch über Wasser halten kann. Wir brauchen euch und vermissen euch, sicherlich genauso sehr, wie ihr uns vermisst.
Denn „ihr bewegt die Welt“.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: 28 Jahre jung, wohnhaft im Herzen der Republik in Sachsen-Anhalt, begeisterter Deutschrocker und Festivalgänger.
Angefangen bei Vollgas Richtung Rock habe ich als Schreiberling in der Redaktion. Schnell fand ich aber auch Spaß an anderen Wegen der Berichterstattung. So bin ich seit einiger Zeit auch in dem einen oder anderen Bühnengraben mit der Kamera in der Hand vertreten.
In meinem bürgerlichen Leben verdiene ich mir meine Brötchen als Pflegegutachter im Mansfelder Land.