Unbelehrt-Frontmann Michel über sein Soloalbum
VRR: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu deinem ersten eigenen Akustikalbum FLÜSTERTON! Erfahrungen mit Album-Releases hast du bereits einige gemacht, doch dieses Mal war das sicher etwas ganz anderes. Wie hast du die Wochen und Monate erlebt, in denen du intensiv an deinem Soloprojekt gearbeitet hast?
Michel: Vielen Dank, es war schon sehr zeitaufwändig und teilweise stressig, aber das war mir ja schon vorher klar. Zeit hatte ich anfangs über den Lockdown ja genug. Meine Band durfte keine Konzerte spielen, wir konnten nicht proben und man durfte ja ohnehin nicht raus. Da ich kein Mensch bin, der gerne rumsitzt, habe ich mich mit dem Album beschäftigt.
VRR: Schränkt es den kreativen Prozess ein, wenn man nicht in der Gruppe an den Songs feilt?
Michel: Es ist natürlich immer besser, wenn mehrere Leute an einem Projekt arbeiten, diese sollten natürlich auch denselben Geschmack haben sonst ist es kontraproduktiv. Ich habe bisher alle Produktionen mit anderen Musikern gemacht und genau das wollte ich dieses Mal nicht. Ich wollte ein Projekt, wo ich mich austoben kann, wo ich machen kann, was mir gerade so in den Kopf kommt und wo ich keinen fragen muss, ob jeder damit einverstanden ist. Was die Arbeit angeht, hätte ich mir vielleicht manchmal jemanden gewünscht der einem die ein oder andere Arbeit abnimmt. Es ist halt wie bei vielen Sachen im Leben, nicht jeder Weg ist einfach, aber wenn man ihn geschafft hat erfüllt es einen mit Stolz.
Fruchtlose Fehlersuche
VRR: In welchen Momenten standest du vor ungeahnten Schwierigkeiten während des Projektes?
Da gab es tatsächlich ein Problem, das mich fast in die Knie gezwungen hätte. Ich habe die Lieder wie immer über meine Software am PC abgemischt und um sicherzugehen, dass die Arbeit auch gut ist, hört man sich die Lieder über verschiedene Abspielmöglichkeiten an. Ich habe natürlich verschiedene Boxen, die alle mit Bluetooth funktionieren, also Dateien aufs Handy und los geht’s. Es waren ständig Lautstärkeschwankungen im Lied zu hören, die mir vorher am PC nicht aufgefallen sind, also wieder an den PC, neu Mischen und Fehler suchen. Aber Fehler kann man lange suchen, wenn keine da sind. Nach ca. 2 Wochen kam ich darauf das am Handy in den Soundeinstellungen eine automatische Funktion eingestellt war, die dazu führte, dass die Lautstärke immer runtergeregelt wurde. Ich wäre fast verzweifelt. (lacht)
VRR: Nach welchen Kriterien hast du die Unbelehrt-Songs ausgewählt, die du auf FLÜSTERTON neu vertont hast?
Michel: So wirklich hatte ich eigentlich keine Kriterien, es mussten nur Lieder sein die zu 100 % von mir sind. Die Auswahl war groß, aber ich habe mich für die entschieden, die ich einfach gerne spiele.
Wiedererkennungswert
VRR: Ich durfte bereits reinhören und mir fiel sofort auf, dass du bei den neu arrangierten Unbelehrt-Songs sehr nahe am Original geblieben bist, was Stimme und Melodie betrifft. Wieso hast du dich für diese Herangehensweise entschieden und nicht etwa dafür, die Lieder stärker zu dekonstruieren?
Michel: Da muss ich dir widersprechen, aber ich bin froh, dass du es so siehst, somit hab ich ja die Bestätigung, dass mein Vorhaben gelungen ist. Jedes Lied sollte einen gewissen Wiedererkennungswert haben – was die Unbelehrt-Songs ja schon haben – und da kann ich nicht hergehen und diesen einfach zerstören. Was ich aber machen konnte, ist etwas an den Melodien zu schrauben. Ich habe z.B. bei „Weil ich anders bin als du“ ein Solo eingebaut, das im Original nicht ist und so ziemlich an jedem Song, ob in der Strophe, Chorus, Intro, Outro… an jeder Melodie herumgeschraubt oder komplett etwas im Hintergrund eingespielt, damit es gut klingt, aber den Charakter vom Lied nicht kaputt macht.
VRR: Was nimmst du aus deinem ersten Soloprojekt für die Zukunft mit?
Michel: Ich habe mich in allen Bereichen weiterentwickelt und viel gelernt. Ich habe ein neues bodenständiges Baby erschaffen, das ich mit Stolz zeigen kann. Ich bereue diese Entscheidung nicht und das habe ich vor allem den Leuten da draußen zu verdanken, die immer wieder den Wunsch nach einem Akustikalbum geäußert haben.
VRR: Wird es noch weitere Soloprojekte von dir geben oder widmest du dich wieder intensiver deiner Band und neuen Unbelehrt-Songs?
Michel: Wo diese Reise hinführt, kann ich bis jetzt noch nicht sagen aber wenn ich die Möglichkeit habe weiter zu machen, werde ich das tun. Das soll aber nicht heißen, dass die Band dadurch auf der Strecke bleibt, ich bin nach wie vor intensiv bei meinen Jungs und wir versuchen natürlich auch da alles aus uns herauszuholen, was geht.
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