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Tourbus-Plausch – Unantastbar im Interview

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Wir haben die Jungs von Unantastbar bei ihrem Frühjahrstourabschluss in Balingen getroffen. Was sie auf Tour am wenigsten vermisst haben und was man in ihren Koffern findet, erfahrt ihr, wenn ihr jetzt weiterlest.

VRR: Ihr habt WELLENBRECHER bereits Ende August 2020 veröffentlicht. Die Tour dazu musste verschoben werden und startete erst im Herbst 2021. Mehr als ein Jahr später. Wie fühlt sich das an, die Songs erst so spät richtig performen zu können?

Schkal: Dann kann man länger üben. (lacht)

Joggl: Die Situation ließ es nicht zu, die Songs früher zu spielen, aber das ändert nichts daran, dass wir keinen Bock auf die Songs haben. Im Gegenteil.

Schkal: Wir hatten schon vor dem Release Gespräche, ob wir es wirklich mitten in der Pandemie releasen sollen, aber es war ja nicht absehbar, dass das alles so lange dauert. Wir dachten, die Fans brauchen in dieser Zeit Neues und etwas, auf was sie sich freuen können. Daher war die Diskussion schnell beendet, ob wir wirklich releasen oder verschieben. Das war alles etwas suboptimal, aber die Tour selber läuft für die Situation momentan super. Wir nehmen es, wie es kommt.

Joggl: Wir haben trotzdem Bock, die Songs zu spielen und live zu performen.

Tom: Absolut und wir ziehen die Konzerte, die möglich sind, auch durch.

VRR: Bis auf Innsbruck konntet ihr im Herbst alle Konzerte ohne große Probleme spielen. Die Bestimmungen waren aber je nach Bundesland anders. Wie war es, vor Publikum mit Maske zu spielen? Ist das für euch schwieriger?

Tom: Das wäre in Stuttgart der Fall gewesen, ja.

Heiss: Das war gelebte Demokratie und dann wurde das in Stuttgart ganz schnell abgeschafft. (lacht)

Schkal: Wir mussten uns teilweise nicht nur an Regeln der einzelnen Bundesländer halten, sondern auch an Bestimmungen von einzelnen Städten oder Locations. Das war ein wahnsinniges Durcheinander. Wir haben irgendwann für uns die Entscheidung getroffen, auch Konzerte unter 2G zu spielen. Ganz einfach ab dem Zeitpunkt, wo jeder die Möglichkeit hatte, sich impfen zu lassen. Wenn das jemand nicht macht, ist es seine Entscheidung. Das ist auch für uns nicht schlimm, das darf jeder selbst entscheiden, aber wir haben beschlossen, wir wollen Konzerte spielen und für diejenigen da sein, die das auch so entschieden haben. Wir mussten uns da auch auf Facebook mit vielen Kommentaren plagen, in denen es hieß, wir würden die Gesellschaft spalten. Das ist aber nicht unsere Baustelle, wir wollen einfach wieder Konzerte spielen und normal das Leben genießen.

Joggl: Wir sind Musiker und keine Gesundheitsminister. Unser Ding ist es, auf der Bühne zu stehen. Das ist das, was uns Spaß macht.

Schkal: Das hat ab und zu wirklich genervt, da immer zu diskutieren. Aber wir sind sehr froh, dass wir alles so gemacht haben, wie wir es gemacht haben und die Konzerte waren der beste Beweis dafür, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Heiss: Es ist auch nicht durchführbar, Konzerte nur unter 3G zu führen. Die Diskussion hatten wir natürlich auch, aber es ändert sich alles wöchentlich und das geht dann einfach nicht.

Tom: Vier Konzerte mussten wir verschieben. In einem Ort haben sich die Auflagen innerhalb einer Woche dreimal geändert, das ist dann keinem mehr zumutbar. Das ist Scheiße für Fans, Crew und für uns natürlich auch.

Spätzle und Soß

VRR: Ihr seid heute zum ersten Mal in Balingen. Wer euer Tourplakat gesehen hat, hat sich bestimmt gefragt, wer oder was Balingen ist. Kanntet ihr diesen Ort vorher? Vielleicht durch das Bang Your Head Festival oder ist euch das auch unbekannt?

Joggl: Wer oder was Balingen ist, fragen wir uns auch. (lacht)

Tom: Ich habe die Tourplanung gemacht und habe geschaut, dass wir in Deutschland schön verteilt sind und da wir in Richtung Bodensee nichts hatten, habe ich mich erkundigt und Balingen war quasi die Rettung. Das ist eine große Halle und hier haben schon einige Bands gespielt und wir freuen uns, dass wir hier spielen dürfen. Wir sind gespannt auf heute Abend.

Heiss: Und aufs Essen!

Spitzi: Spätzle mit Soß! (alle lachen)

VRR: OK, ich sehe schon, ihr habt Hunger, machen wir weiter. Einige Fans im Norden waren nicht gerade amüsiert darüber, dass das Konzert in Hamburg nicht stattfinden konnte und sie die Tickets auf Kiel umbuchen konnten, welches schlussendlich auch gestrichen wurde. Auch hier habt ihr aber akzeptable Alternativen angeboten. Wie kommen die Alternativen bei den Fans an, habt ihr da einen Einblick?

Heiss: Ich kann es total nachvollziehen, dass die Leute sich da aufregen und mir persönlich würde das auch auf den Sack gehen, aber aus unserer Sicht gibt es leider keine andere Lösung als das, was wir gemacht haben. Wenn sich die Ticketverkäufe in Grenzen halten, wäre das nicht das Problem gewesen, wenn wir als Band mit einer Nullnummer herausgekommen wären. Dass aber die Veranstalter und alle anderen Beteiligten, die auf solche Events angewiesen sind, dann draufzahlen und das von Anfang an klar ist, dann ist es nicht fair denen gegenüber.

Tom: Ein großes dickes Minus kann man in der aktuellen Zeit einfach nicht bringen, zumal ja auch teilweise wirklich die Veranstalter auf uns zugekommen sind und gesagt haben, dass es so nicht machbar ist. Es tut uns wirklich leid. Es sind scheiß Zeiten. Die Ticketverkäufe schwanken nach Region extrem und wir wissen nicht warum. Normalerweise hatten wir im Norden immer keinerlei Probleme.

Spitzi: Oberhausen gestern war fast komplett ausverkauft und dann gibt es Konzerte, da werden nur ein paar hundert Tickets verkauft.

Tom: Das kann man dann einfach nicht stemmen. Andere Bands haben aus genau diesen Gründen ihre Tour komplett abgesagt, aber wir wollen eben da, wo wir können, auch spielen.

Joggl: Wir ziehen das durch! Auch für die Leute, die Tickets zu Hause herumliegen haben.

Heiss: Das ist auch alles nicht so einfach, wie sich die Leute das vorstellen. Wir können nicht mehr nur einen Verstärker ins Auto laden und losfahren. Wir sind mittlerweile so aufgestellt, da geht das nicht mehr. Wir verladen LKWs und haben Equipment, das wir brauchen. Auch wenn die Idee nett klingt.

Joggl: Wir wollen den Leuten ja für ihr Geld etwas bieten.

Tom: Es muss ja auch Technik und Security und alles bezahlt werden. Der muss so viele Kosten stemmen.

Joggl: Essen bezahlen!

Heiss: Es tut uns wirklich leid, dass wir die Konzerte absagen mussten, wer das nicht nachvollziehen kann, tut uns leid, aber es ging einfach nicht anders.

Tom: Und deshalb haben wir auch vor, wieder in den Norden zu kommen. Wir spielen dort wirklich immer sehr gerne! Wir kommen wieder! Es kommen wieder bessere Zeiten.

VRR: Ihr hattet ja leider nicht immer ausverkauftes Haus, was bestimmt noch immer an der Situation liegt. Hat das der Stimmung in den Locations einen Abbruch getan oder waren die nicht ausverkauften Locations vielleicht sogar lauter?

Spitzi: Total verschieden eigentlich.

Schkal: Das Publikum hat genauso Bock wie wir. Es sind so viele, von denen wir hören, dass es das erste Konzert nach Corona ist und wir haben nicht gemerkt, ob die Halle voll oder nicht voll war. Die Stimmung war super, egal wie.

Spitzi: Wir versuchen immer 100 % zu geben, egal wie viele vor der Bühne stehen.

Das Publikum hat genauso Bock wie wir

VRR: Wie kam es zum Support der Ochmoneks?

Tom: Zufällig habe ich genau das gestern erst mit Daniel von den Ochmoneks geredet. Die haben uns damals angeschrieben, das ist schon über vier Jahre her. Und einen Tag später hat unser ehemaliger Manager die Jungs angerufen.

Joggl: Dann haben wir uns beim Rock dein Leben einmal beschnuppert, ob das passt und das hat es. Das muss ja auch passen, wenn man so lange auf Tour ist. Aber wir waren uns direkt alles sympathisch.

VRR: Wessen Idee war es, dass Dirk von den Ochmoneks Kerrys Part bei „Für immer“ übernimmt?

Joggl: Das haben wir ja schon immer so gemacht, wenn meine Frau nicht dabei sein konnte. Das hat nicht immer so geklappt, aber Dirk macht das fantastisch und wir sind da wirklich froh drüber.

Tom: Das ist ja für den Support auch immer cool, wenn er sich im Rahmen des Hauptacts noch einmal zeigen kann.

Joggl: Und wir hoffen auch, dass es den Ochmoneks etwas bringt, dass sie mit uns unterwegs sind. Die Jungs sind wirklich gut.

VRR: Wie kommt das bei den Fans an? Und was sagt Kerry dazu?

Joggl: Wie Dirk das macht? Er ist ein super Sänger und ich finde es toll, wie er es macht. Er ist mit Herz dabei und nimmt das sehr ernst, das hat man nicht immer. Das merken auch die Fans und Kerry natürlich.

VRR: Wenn ich in eure Koffer schauen würde, was würde ich finden?

Alle gleichzeitig: Dreckwäsche!

Heiss: Die könntest du eigentlich gleich mitnehmen. (lacht)

Schkal: Also wir sind jetzt den vierten Tag unterwegs und da willst du jetzt nicht reinschauen.

Heiss: Du kannst den aufmachen, aber nur, wenn du einen tiefen Zug nimmst.

Jeder von uns genießt es, wieder auf Tour zu sein

VRR: Nein, ich glaube, das Angebot lehne ich dankend ab. Was war das Verrückteste, was euch auf der Wellenbrecher Tour bisher passiert ist?

Schkal: Die ein oder andere Aftershowparty. (lacht) Gestern in Oberhausen haben wir einen Gepäckwagen gefunden und uns drauf gestellt. Während wir „My Heart Will Go On“ und „Time To Say Goodbye“ gesungen haben, wurden wir vom Veranstalter zum Tourbus gefahren.

Tom: Es gibt wirklich viele richtig gute Momente und jeder von uns genießt es, wieder auf Tour zu sein.

Joggl: Unsere Crew ist ja mittlerweile Familie und es ist schon cool, wieder zusammen zu sein.

VRR: Was habt ihr am Tourleben am meisten vermisst und was überhaupt nicht?

Heiss: (lacht) das gute Essen!

Joggl: Christian unser Genießer, das war klar. Aber ja, Essen ist wichtig. Wenn man so viel unterwegs ist, muss man ja auch Sport machen und gescheit essen. Das ist schon wichtig, dass da dann etwas Gutes auf dem Tisch steht.

Tom: Am meisten haben wir vermisst, auf der Bühne zu stehen.

Joggl: Und das Leben mit der Crew.

Spitzi: Das ist ja mittlerweile ein Teil von unserem Leben, welches uns zwei Jahre gefehlt hat.

Joggl: Das Tourleben ist einfach ein toller Ausgleich zum Alltag.

Schkal: Anstrengend ist es aber schon auch.

Joggl: Auch so eine Aftershowparty ist anstrengend. Normale Menschen überleben das ja gar nicht. (lacht)

Schkal: Auch ein Konzert spielen ist anstrengend, vor allem körperlich. So ein Tag läuft auch stressiger als man denkt. Soundcheck, Interviews, irgendwelche sonstige Treffen und Crewbesprechungen.

Heiss: Die Interviews habe ich nicht vermisst. (alle lachen)

Tom: Man hat auch wenig Privatsphäre.

Heiss: Wenn man ein Mensch ist, der Wert auf Privatsphäre legt oder darauf, einmal alleine zu seie, der hat ein Problem.

Joggl: Unsere Tormanagerin sagt nicht ohne Grund immer, dass sie die halbe Stunde unter der Dusche sehr genießt.

Spitzi: Jeder von uns freut sich immer, unterwegs zu sein, aber jeder freut sich auch nach ein paar Tagen wieder nach Hause zu kommen.

Heiss: Ich habe ja während der Pandemie auch wirklich oft darüber nachgedacht, ob es das jetzt war. Ob wir das überhaupt so jemals wieder erleben dürfen. Viele Veranstalter sind ja auch pleite gegangen, das ist schon schwierig. Selbst wenn man als Band sagt, man kommt danach wieder, aber es heißt ja nicht, dass man die Möglichkeit wirklich hat.

VRR: Eine letzte Frage noch, dann entlasse ich euch zum Essen. Was habt ihr noch für Pläne dieses Jahr?

Joggl: Wir spielen einige Sommerkonzerte und im Herbst geht es ja dann weiter. Aber allzu viel, was da noch kommt, können wir noch nicht verraten.

Tom: Na, wir sind im Tonstudio. So viel können wir verraten, aber das weiß man ja. (grinst)

Joggl: Ja, das liegt ja auf der Hand, was wir da dann so machen.

Schkal: Aftershowpartys! (lacht)

VRR: Dann hätten wir es. Pünktlich zum Essen. Ich bedanke mich bei euch für eure Zeit und wünsche euch jetzt einen guten Appetit und nachher eine tolle Show!

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Ich bin durch meine Eltern bereits mit Rockmusik aufgewachsen. Da mein Vater als Tontechniker unterwegs war, habe ich recht früh gelernt, was gute Musik ausmacht und ob eine Band vor allem live gut klingt. In der Teenie-Phase mischte sich dann zu dem bis dato englischen Rock und Punk Genre immer mehr der Deutschrock in meine CD Sammlung und dieser Linie bin ich bis heute treu geblieben. Prinzipiell ist mir der Stil egal, Hauptsache, ich höre Gitarre, Bass und Schlagzeug.

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