Grenzenlos sind zurück: neues Album persönlicher als je zuvor

Foto: Marco Stahl

Die ersten Videos sind bereits im Kasten und im Studio läuft die Produktion des neuen Albums von Grenzenlos auf Hochtouren. Doch bevor wir nach vorne blicken, werfen wir einen Blick in die nahe Vergangenheit zurück: Die „Für immer Freunde“-Tour ist Geschichte und markierte das Ende eines wichtigen, emotionalen Kapitels für Grenzenlos. Mit der Abschiedstour ging auch ein bedeutender Wechsel innerhalb der Band vonstatten. Vitz, der bisherige Bassist, hat seinen Posten aus privaten Gründen aufgegeben. Doch mit Joshi übernimmt ein erfahrener und würdiger Nachfolger, der bereits seit einiger Zeit ein Teil der Band ist, den Posten und fügt sich nahtlos in das Bandgeschehen ein. Wie sich der Besetzungswechsel auf die Banddynamik auswirkt, welche Pläne Grenzenlos für die Zukunft haben und was sie zur aktuellen Weltsituation sagen, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Emotionaler Höhepunkt

VRR: Die „Für immer Freunde“-Tour war für euch ein wichtiges Kapitel. Welche Momente haben euch dabei am meisten geprägt?

GL: Auf jeden Fall! Die Tour war der emotionale Höhepunkt von fast zwölf Jahren gemeinsamer Geschichte. Am meisten prägt einen da natürlich das letzte Konzert. Man weiß, bevor man auf diese Bühne geht, das ist das letzte, gemeinsame Konzert. Dann kommt der letzte Song, die Zugabe. Und währenddessen spürt man, dass etwas in einem vor sich geht. Dann erklingt der letzte Ton, die letzte Note und man realisiert: das war es. Das kann man einfach nicht beschreiben, es ist nicht in Worte zu fassen. Zusätzlich hatten wir das Glück, das Joshi beim letzten Song am Start war! Heißt, wir waren ab diesem Zeitpunkt fünf Bandmitglieder. Und so wird es weiterhin bleiben, auch wenn wir nicht mehr zu fünft auf der Bühne stehen werden.

VRR: Der Besetzungswechsel am Bass – wie hat sich Joshi in die Band eingefügt und was bringt er musikalisch mit?

GL: Wir haben ja nicht nur einen personellen Wechsel hiermit gehabt, sondern auch einen Instrumentenwechsel! Marco hat die Gitarre mit dem Bass getauscht. Und das hat einen einfachen Grund: Stell dir vor, du gibst einem F1 Rennfahrer einen schicken VW Golf GTI.
Er wird ihn gut fahren, außer Frage. Aber stell dir vor, er sitzt in einem F1 Wagen? Dann wird es wild. So verhält es sich hier auch. Das, was Joshi an der Gitarre betreibt, ist einfach nur wild. Das hat Marco frühzeitig erkannt und gesagt: Joshi, schnapp dir deine 7-Saiter und leg los.

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Foto: Marco Stahl

Aktuelle Themen

VRR: Die Welt ist aktuell von Krisen und Veränderungen geprägt. Findet sich das auch in euren neuen Songs wieder?

GL: Wer uns kennt, weiß natürlich, dass wir in der Vergangenheit immer aktuelle Themen, Krisen oder gesellschaftliche Debatten in unseren Songs verarbeitet haben. Und davon gibt es zurzeit ja leider umso mehr. Aber wir sind uns sicher, dass die Leute dieses Mal von der Themenauswahl überrascht sein werden. So viel können wir euch vom neuen Album schon verraten.

VRR: Das neue Album heißt ja ZWISCHEN AUGENBLICK & EWIGKEIT. Wie läuft die Produktion eures neuen Albums? Könnt ihr schon etwas über den Sound und die Themen verraten?

GL: Die Produktion läuft super! Das Album ist so gut wie final. Und wir sind wirklich stolz auf das, was wir hier in den letzten Monaten geschaffen haben. Trotz vieler widriger Umstände, mit denen wir persönlich und als Band leider zu kämpfen hatten. Zum Sound: Dieser wird gewohnt fett! Vielleicht sogar mit mehr Wumms als bei AntiXtrem. Was die Themen angeht, haben wir euch in der vorherigen Frage schon verraten, dass es Überraschungen geben wird. Was wir zu diesem Album definitiv sagen können: Es wird mit Abstand das intimste und persönlichste, das wir jemals veröffentlicht haben.

Aggressiverer Sound

VRR: Mit ZWISCHEN AUGENBLICK & EWIGKEIT seid ihr nach zwei Jahren zurück – lauter und härter als je zuvor! Was hat euch dazu inspiriert, einen neuen, etwas aggressiveren Sound zu entwickeln?

GL: Vielleicht liegt das an den zuvor genannten Umständen: Krisen und Konflikte wo man hinschaut. Aber wahrscheinlich eben auch die persönlichen Umstände. Steht dir die Scheiße bis zum Hals, musst du stärker strampeln. Bei Problemen in Selbstmitleid zu versinken hat selten jemanden geholfen. Das hat sich wahrscheinlich auch auf den Sound ausgewirkt. Trotzdem spürt man dennoch unsere Wurzeln, die in der Vergangenheit – wahrscheinlich aufgrund unserer fehlenden Spielkompetenz damals (lacht) – einen punkigeren Sound hervorgebracht hatten.

VRR: Viele Bands nutzen Social Media als wichtiges Sprachrohr. Wie steht ihr dazu und welche Rolle spielen Plattformen wie Instagram oder TikTok inzwischen für euch?

GL: Sind wir ehrlich, Social-Media-Plattformen dienen in den meisten Fällen heute leider als Selbstdarstellungsplattform. Das kann man jetzt gut oder schlecht finden, am Ende nervt es aber meist einfach nur. Die Algorithmen pushen Bullshit-Content inzwischen immer mehr. Was willst du da als Band machen? Natürlich musst du sie als Sprachrohr nutzen. Auch wenn du dafür auf TikTok mal eine Challenge mitmachen oder Möchtegern lustige Videos posten musst. Denn wenn du nicht ständig am Ball bleibst, bist du schnell mit den Reichweiten ganz weit unten. Und das ist das traurige. Viele Menschen nutzen die Social-Media-Kanäle um sich zu informieren, gerade über neue Musik. Das ist heute fast nicht mehr möglich.

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Foto: Marco Stahl

Unabhängigkeit vs. Major-Label

VRR: Unabhängigkeit vs. Major-Label: Ihr geht konsequent euren eigenen Weg. Seht ihr das als Vorteil oder wäre ein großer Deal eine Option?

GL: Welcher Künstler träumt nicht vom großen Deal? Aber um realistisch zu sein, Deutschrock Mukke ist dafür viel zu sehr eine Nische. Und das ist auch gut so! Natürlich wäre es mit einem Major Label deutlich einfacher neue Hörer zu erreichen (mal ganz abgesehen von der finanziellen Absicherung). Aber das bedeutet in vielen Fällen auch, Freiheiten zu verlieren. Sei es beim Songwriting, bei der Außendarstellung oder sonstigen, persönlichen Dingen. So wie wir gehen viele Kollegen in unserem Umfeld inzwischen ihren eigenen Weg. Mit allen Problemen und Widrigkeiten, die damit einhergehen. Wie unsere Kollegen nehmen wir diese Probleme aber gerne in Kauf.

VRR: Was müsste für euch passieren, um die Unterschrift unter einen vermeintlichen Knebelvertrag zu setzen?

GL: Im Grunde ist das doch ganz einfach, eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit der nötigen, künstlerischen Freiheit. An der Stelle ist es wichtig zu betonen, dass es ja da draußen nicht nur Knebelverträge bei großen Labels gibt. Und es liegt ja auch immer im Auge des Betrachters, was als Knebelvertrag angesehen werden sollte.

VRR: Was ist die größte Herausforderung für eine Rockband in eurer Größenordnung, in Deutschland im Jahr 2025?

GL: Da gibt es leider viele. Eine Tour zu veranstalten, birgt heutzutage z. B. ein hohes finanzielles Risiko, denn die klassischen Konzertgänger werden immer weniger. Und das bei steigenden Kosten. Die physischen CD-Verkäufe brechen ein. Das ist wiederum bedingt durch die Streamingdienste, die heute fast jeder abonniert hat. Warum soll ich mir eine CD, Vinyl oder Box kaufen, wenn es alle Songs für zehn Euro im Monat gibt? Der Anspruch der Fans ist durch die technische Entwicklung der letzten Jahre zusätzlich gestiegen, heißt, auch die Produktion muss perfekt sein. Wenn wir allein diese ganzen Dinge zusammenzählen, kommen wir auf ein Umfeld, dass keine Rockband der 90er Jahre für möglich gehalten hätte. Dafür hatten die natürlich andere Probleme. Mal abgesehen von der Reichweite, die man heute durch Social Media und Streamingdienste hat, wird es für Künstler immer schwieriger, das Hobby zum Beruf zu machen. Als Rockband schier unmöglich.

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Foto: Marco Stahl

Releaseshows

VRR: Ihr seid bekannt für eure energiegeladenen Liveshows. Gibt es eine besondere Tour oder ein spezielles Konzert, auf das ihr euch besonders freut?

GL: Definitiv! Im September wird es drei exklusive Release-Shows geben! Wobei die erste natürlich nochmal hervorsticht, denn an diesem Wochenende werden wir unser neues Album ZWISCHEN AUGENBLICK & EWIGKEIT releasen. Das werden definitiv die heftigsten Grenzenlos-Shows, die wir jemals hatten.

VRR: Welche Zukunftspläne und Überraschungen habt ihr aktuell schon in der Hinterhand und welche Ziele verfolgt ihr im Jahr 2025 besonders intensiv?

GL: Pläne und Visionen gibt es logischerweise immer. Was davon umsetzbar ist, wird die Zeit zeigen. Es gibt Ideen und Gedanken in den Schubladen, die nur darauf warten, endlich rausgeholt zu werden! Da ist Stoff für sehr viele schöne Momente! Aber erstmal haben wir das neue Album, die tollen Festivalauftritte 2025 und unsere Release-Shows im Auge.

VRR: Die letzten Worte gehören euch:

GL: Lieber Leser, liebe Leserin, wenn du bis hierin durchgehalten hast: Respekt! Wir würden uns wünschen, dich bei einer unserer Release-Shows im Herbst zu sehen! Es werden emotionale und unvergessliche Abende, das ist jetzt schon sicher. Und falls du uns unterstützen möchtest: Bestell dir unser neues Album ZWISCHEN AUGENBLICK & EWIGKEIT als CD, Vinyl oder Box vor. Nur mit diesen zwei Dingen kannst du deine Lieblingskünstler heute noch unterstützen. Vielen Dank! Deine Grenzis

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

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Fotograf | Redaktion | Administration | Inhaber
Mitglied im Bundesverband deutscher Pressefotografen (bdp)

Gründete 2017 das Magazin und begann eine ganz neue, "musikalische" Reise durch die rauen Landschaften von Musik, Veranstaltungen und Print- und Online-Medien.

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