Existent im Interview
Das letzte Lebenszeichen gaben Existent 2016 von sich, dann wurde es still. Nun sind sie wieder da, kraftvoller als je zuvor und sie haben uns eine Menge zu sagen. Corona, die Zeit im Studio, Avocados und Coversongs, aber lest selbst und lasst euch überraschen, was KARTENHAUS zu bieten hat.
VRR: Wo und wie sind die Ideen zu den Songs entstanden?
Existent: Die musikalische Grundidee entsteht meistens zu Hause und wird dann mit in den Proberaum oder ins Studio genommen. Da wird dann am Song gefeilt, während zu Hause Entwürfe für die Texte entstehen. Am Ende bringen wir beides final im Studio zusammen. Die Ideen für die Texte kommen ganz klar aus dem, was uns so im Kleinen und Großen beschäftigt. Das sind momentan eher ernste Themen mit einer Portion Frust und Wut. Aufgrund mehrerer trauriger Ereignisse in letzter Zeit ist auch eine traurige Ballade dabei.
VRR: Warum ist es „nur“ eine EP und kein komplettes Album?
Existent: Unser Debüt ist 2016 erschienen und wir wollten einfach ein musikalisches Lebenszeichen von uns geben. Das Album ist definitiv in Arbeit, hätte aber noch eine ganze Weile gebraucht. Außerdem hat sich musikalisch auch ein bisschen was geändert, sodass wir die Leute ja auch erst einmal vorwarnen müssen. *lacht*
VRR: Was ist die Kernaussage der EP?
Existent: Und du weißt es nicht
Und du siehst es nicht
Und du willst es nicht verstehen
Doch du fühlst genau
Eines Tages bricht dieses Kartenhaus mit uns ein.
VRR: Hatte die Coronazeit einen Einfluss auf die EP?
Existent: Ja und nein. Dadurch, dass wir alle zu Hause sitzen, waren wir zeitlich natürlich flexibler und teilweise produktiver. Wir konnten aber nicht wie sonst zusammen auf einem Haufen rumhängen. Dementsprechend müssen wir beim Spielen jetzt wieder mehr zueinander finden, da es ja schon etwas anderes ist, zu Hause mit einer Aufnahme oder mit echten Menschen zusammen zu spielen.
VRR: Was ist für euch der Song, der euch am meisten am Herzen liegt und warum?
Existent: Da wird dir wohl jeder von uns eine andere Antwort geben, die eine ausführliche Erläuterung verdient hätte. Da zwar am Ende jeder mit der Musik und den Texten zufrieden ist, aber musikalisch die Geschmäcker verschieden sind und bei den Texten unterschiedlich viel Herzblut eingeflossen ist. „Kartenhaus“ hat es jedoch zum Titeltrack der EP geschafft und dabei waren wir uns alle einig. Thematisch und musikalisch fanden wir den Song einfach am wichtigsten und stärksten.
VRR: Wie war für euch die Zeit im Studio?
Existent: Das Studio ist schon so eine Sache für sich. Endlos lange Tage, eskalierender Kaffeekonsum, ungesundes Essen und am Ende des Tages nerven dich die Songs. Das klingt nüchtern betrachtet gar nicht so toll, macht aber mega Spaß, ist jedes Mal wieder lehrreich und dank Alex und Leon klingt es am Ende ja auch ganz gut. Küsse gehen an dieser Stelle an die beiden raus. Also unterm Strich eine richtig geile Zeit.
VRR: Gab es während der Entstehung der EP Konflikte und wenn ja, wie habt ihr diese gelöst?
Existent: Also jetzt konkret bei der EP nicht. Aber wie gesagt, war der letzte Release 2016 und seitdem gab es natürlich immer mal wieder Diskussionsbedarf, in welche musikalische Richtung wir wollen, was für Texte wir nehmen – da gibt es meistens diverse Versionen. Da wir uns schon sehr lange kennen, konnten wir das aber immer bei einem Bier klären.
VRR: Habt ihr eine besondere Situation während der Produktion erlebt, die ihr gerne mitteilen möchtet?
Existent: Jonas hatte einmal von einem Kumpel aus dem Lebensmittelgroßhandel eine Menge Avocados bekommen, die er ins Studio mitgebracht hat und da verteilen wollte. An dem Tag trieb sich auch zufälligerweise Adel Tawil im Studiokomplex rum, der etwas verdutzt aus der Wäsche geguckt hat, als er ihm welche andrehen wollte.
VRR: Wer durfte die Songauswahl zuerst hören und inwieweit nehmt ihr euch Lob und Kritik zu Herzen? Und hat das Einfluss auf die Auswahl der Songs?
Existent: Unsere Freunde und teilweise auch Eltern kriegen die Songs als Erstes zu hören. Da haben wir dann allerdings schon einigen Hirnschmalz in die Songs gesteckt, sodass sich kritische Anmerkungen da stark in Grenzen halten und am Ende nur Feinheiten geändert werden.
VRR: Was sind eure Ziele für 2021? Kann man euch irgendwo live sehen?
Existent: Live wird es dieses Jahr wahrscheinlich nichts mehr. Das ist zwar teilweise wieder erlaubt, aber immer noch mit gesundheitlichen und planerischen Risiken verbunden. Wir sind zwar bei der Drummer-Suche auf einem guten Weg, aber dann muss er auch noch alle Songs draufkriegen. Das wird Zeit brauchen und außerdem arbeiten wir noch am Album, das dieses Jahr fertig werden soll, sodass es Anfang nächsten Jahres erscheinen kann. Da liegt eindeutig der Fokus und das ist DAS Ziel.
VRR: Was würdet ihr lieber machen: Nackt auf der Bühne ein Konzert geben oder nur noch Cover Songs spielen?
Existent: Das kommt auf die Cover Songs drauf an. *lacht* Lieber nackt als braune Scheiße oder sonstigen Mist zu spielen, aber nackt muss auch nicht sein. Kompromissvorschlag: ein paar Cover und dafür nur halb nackt.
VRR: Was bedeutet für euch…
… Freiheit?
Existent: Alles können, aber nichts müssen
… Wackelpudding?
Existent: Würgereiz
… Fortschritt?
Existent: Unsere neue EP 😉
VRR: Die letzten Worte gehören euch.
Existent: Vielen Dank für die Einladung, bleibt alle gesund und fröhlich! Alle Interessierten dürfen gerne einmal auf Spotify & Co. reinhören oder den Tonträger auf existent-band.de erwerben. Wir haben euch alle lieb und guckt lieber etwas Besseres als Olympia 🙂
Hier geht’s zur Review von KARTENHAUS:
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.