Coversongs – Lieben oder Hassen – subjektive Best of deutsch Teil 2

Ging es im ersten Teil von Coversongs um die grundlegende und auch die trockene Theorie über neu interpretierte oder original nachgespielte Musikstücke von den Nicht-Urhebern, beschäftigen wir uns nun mit meiner Top Ten Liste der bestgecoverten Lieder im deutschsprachigen Rockbereich.

In der VRR-Redaktion kamen auch schon Stimmen von Befürwortern der Coversongs hoch. Unsere Mele: “Callejon mit Schrei nach Liebe. Es klingt wie das Original und doch komplett anders und macht Bock drauf, Leute anzuschreien.”

Platz 10 belegen Dritte Wahl mit dem Kinderlied “Oh Mama (Hol‘ den Hammer)” aus dem Albumsampler WIR SIND ROCK `N`ROLL KIDS. Das Original ist von Ralf Bendix, einem deutschen Schlagersänger, Produzent, Texter und Komponist. Dieses Lied weckt Erinnerungen an die Zeit als mein Sohn anfing Rockmusik zu hören. Zu der Zeit musste ich noch auf Texte achten. Da war dieser Sampler ideal. Funktioniert aber auch bei Erwachsenen ganz gut und ist lustig.

Platz 9 geht an die Oi! Punks von Loikaemie mit dem Titel der Fantastischen Vier “MfG” aus dem selbstbetitelten Album LOIKAEMIE. Der Song hält sich strikt an die Vorgaben des Originals, jedoch im musikalischen Gewand der Oi! Musik. Wer die Fantas nicht mag, mag diesen Song jetzt bestimmt.

Platz 8 vergebe ich an die Bronx Boys. Ihre Version von Body Counts “Bodycount´s in the House” auf Deutsch ist unschlagbar, inklusive Intro. “Leichenzähler” ist was für wirkliche Crossover Fans, die nicht alles so ernst nehmen.

Platz 7 macht zu 100 % eine Wende und geht an die NY-Hardcore Ikonen Pro-Pain und vor allem Sänger und Bassist Gary Meskil. Er gibt sich wirklich mühe, “Terpentin” von den Böhsen Onkelz eins zu eins umzusetzen. Und das macht richtig Laune. Den Titel findet ihr auf dem Album RUN FOR COVER.

Platz 6 haben sich Berliner Weisse gesichert. Auf dem Split-Album mit den Gumbles, Oi VISION SONG CONTEST, gibt es Rio Reisers “König von Deutschland” in astreiner Streetrock-Manier. Der Originaltitel ist sowieso schon mit das Beste, was in Deutschland jemals textlich veröffentlicht wurde. Berliner Weisse bringen “nur” noch den anderen Musikstil mit ein.

Platz 5 sichert sich Eisbrecher. Hier muss ich gestehen, dass Eisbrecher nicht unbedingt zu meinen Favoriten zählen. Aber was aus Spider Murphys Gang “Skandal im Sperrbezirk” gemacht wurde, ist schon großes Kino. Hier kommen große Gefühle und Erinnerungen in mir hoch, wenn ich an das Original denke und an die Zeit der Neuen deutschen Welle.

Platz 4 erweckt ebenso Erinnerungen. Und zwar an die Zeit, als wir noch nicht vereint waren. 1973, und da mussten meine Eltern noch 3 Jahre warten, bis ich auf der Welt war, wurde “Geh zu Ihr” von den Pudhys veröffentlicht. Die Bitterfelder Goitzsche Front nahmen sich auf CD 2 von DEINES GLÜCKES SCHMIED, dem Titel an. Sehr nah am Original, abgesehen vom Tempo, mit ebenso prägnanter Stimme, bekommt man Gänsehaut beim Hören.

Platz 3, und da komm ich einfach nicht drum rum, wird von Frei. Wild abgesichert. Ihr Album UNSERE LIEBLINGSLIEDER, ist nun wirklich lieben oder hassen. Bis auf das “10 kleine Jägermeister” Cover, da gibt es weitaus bessere Songs der Toten Hosen, muss ich bei diesem Album nicht skippen. Das Highlight ist aber Jennifer Rostock mit “Wir waren hier”. Zwar schreiben die Süddtiroler Jungs: “Wie ihr merkt, singen wir die Lieder nach. Wir lassen sie im Original erstrahlen und interpretieren nicht! Denn diese Songs sind viel zu erhaben, um sie durch unsere Eigeninterpretationen zu verwässern.” Also der Meinung bin ich bei dem oben genannten Titel nicht. Philipp Burger gibt stimmlich schon mehr Nuancen ab, wie Jennifer Rostock. Und musikalisch wird auf das Original schon nochmal eine Schippe draufgelegt. Der Song ist aber auch schon im Original eine Granate.

Platz 2 auf dem Treppchen ist, und alle warten schon drauf, Callejon mit “Schrei nach Liebe”, aus ihrem kompletten Coveralbum MAN SPRICHT DEUTSCH. Hätten diverse andere Bands solch einen Albumtitel gewählt, gäbe es wieder Presseaufstände und Shitstorms. Aber das nur nebenbei. Das Original von Die Ärzte kennt vermutlich jeder. Auch die daraus resultierten Gerüchte und Verfeindungen von 2 der wichtigsten Bands im deutschen Rock, bezogen auf eine bestimmte Textzeile. Ja zu Recht Platz 2 und auch unsere Mele hat recht, da bekommt man Lust Leute anzuschreien.

Platz 1 und damit die Goldmedaille verleihe ich an meine Punkrockikonen von Bad Religion. Sie coverten sich selbst. Ähnlich wie bei Pro-Pain, wurde “Punk Rock Song” auf Deutsch eingesungen. So süß wie Sänger Gregory „Greg“ Walter Graffin, sein Deutsch zum Besten gibt. Der Refrain ist einfach “Das ist nur ein Punk Rock Song”. Bei den Strophen überschlägt er sich mit der deutschen Sprache, sehr sympathisch und deshalb und auch, weil es der eigene und neu interpretierte Song ist, ist es einfach die Nummer 1 für mich.

Hier geht’s zu Teil 1.

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Mit Baujahr 1976 nicht mehr so ganz jung, bin ich im Herzen der Republik, in Anhalt aufgewachsen.

Mit 19 Jahren zog es mich nach Baden-Württemberg. Aufgewachsen mit Heavy Metal à la Metallica, Slayer und Kreator etc., pubertierte ich mit dem Punk, bis ich dann mit dem New York Hardcore erwachsen wurde. Es gilt: Ob Metal oder Punk, in deutsch oder englisch, Hauptsache mir gefällt´s.