Skandal-Echo 2018
Viel Aufregung um gestrige Echoveranstaltung
Jedes Jahr aufs Neue wird der größte Musikpreis, „Echo“, in vielen unterschiedlichen Kategorien verliehen. Dass die Veranstaltung nicht immer ganz so rosig abläuft, wurde dieses Jahr mal wieder bewiesen. Schon in den Vorjahren standen Frei.Wild aufgrund von Anfeindungen anderer Bands im Mittelpunkt. Dieses Jahr waren es die Toten Hosen, oder eher gesagt Frontmann Campino, dessen Rede zum zentralen Punkt der Echoverleihung wurde. Dieser ließ es sich nicht nehmen, sein persönliches Anliegen vor versammelter Menge kundzutun und damit indirekt in Richtung der „Künstler“ Farid Bang und Kollegah zu schießen.
Campinos Rede unter folgendem Link:
Doch nun zur Vorgeschichte und dazu, worum es in dieser Debatte überhaupt geht: Bereits im Vorfeld der Veranstaltung gab es eine Debatte bezüglich der Texte der beiden Rapper, die gemeinsam das Album „Jung, brutal, gutaussehend 3“ auf den Markt brachten. Ganz konkret spielt sich die Diskussion um die Textzeile des Battlerapsongs „0815“ ab, in dem gerappt wird: „Mein Körper ist definierter als von Ausschwitzinsassen“.
Campino, der darauf verwies, in der Vergangenheit selbst häufig mit Provokationen gearbeitet zu haben, sah darin eine Grenzüberschreitung. In rechtsextremer, antisemitischer, frauenfeindlicher und homophober Form sei das Mittel Provokation nicht mehr annehmbar. Damit zielte er konkret auf das oben genannte Zitat ab und erntete für seine Rede großen Applaus. Kollegah und Farid, die den „Echo“ in der Kategorie „Hip-Hop/Urban National“ erhielten, konterten prompt. So warf man Campino vor, sich als moralische Instanz aufzuspielen, was einem so großen Musiker wie ihm nicht gebühre. Unter Buh-Rufen des Publikums verließen sie die Bühne.
Wie die Rapper reagierten seht ihr hier ab Minute 2:40:
Ich persönlich teile Campis Meinung. Wer in einer solchen Vorbildrolle steckt, wie die beiden Rapper, sollte vorsichtig sein, mit welchen Textzeilen er um sich wirft. Und nein, auch die Kategorie Battlerap, in der die Grenzen etwas geweitet sind, rechtfertigt solche Textfragmente nicht! Ich halte es für sehr bedenklich, wenn derartige Textzeilen wieder Akzeptanz in der Gesellschaft finden und auch noch von tausenden Jugendlichen gefeiert werden. Die Textzeile ist wohl antisemitisch, jedoch vor allem extrem geschmacklos! Ganz ehrlich, fällt euch beiden Rappern denn nichts Besseres ein, dass ihr euch auf ein solches, erbärmliches, Niveau begeben müsst!? Man stelle sich nur einmal vor, wie sich Holocaustüberlebende angesichts solcher Texte fühlen müssen… Das gesellschaftliche Klima wird durch die Textzeilen der Beiden nicht verbessert. Nein, es wird gar aufgeheizt. Dagegen soll Musik doch eigentlich die Menschen verbinden und nicht einzelne Gruppen ausschließen. Wie weit entfernt ist es da wohl noch, bis „Jude“ wieder ein Schimpfwort auf deutschen Schulhöfen wird? Oder ist das auch etwa alles nicht so böse gemeint?
Wie erwähnt, Provokation kann sehr sinnvoll sein, zudem berechtigte Debatten und Verbesserungen herbeiführen. Allerdings sollte man vor Veröffentlichung nachdenken, ob nicht vielleicht doch eine Grenze überschritten wird, was bei Kollegah und Farid Bang eindeutig der Fall war. Der Ex-Punk aus Düsseldorf bewies deshalb klare Kante und zeigte auf, wo die Grenzen der künstlerischen Freiheit liegen! Chapeau Campi!
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: Geboren im Jahrgang 2000 bin ich mit 17 Jahren der Jüngste im Team. Für Rockmusik schlägt mein Herz schon seit dem Kindesalter. Angefangen hat damals alles mit den Toten Hosen. Obwohl als Schüler immer knapp bei Kasse, besuche auch ich das ein oder andere Konzert. Außerdem spiele ich leidenschaftlich gerne Schlagzeug. Motto: Es gibt nur ein Gas, Vollgas!