SDH Security- die Branche in der Pandemie
Ein Jahr leben wir mittlerweile alle ein anderes Leben, als wir es gewohnt waren. Die Pandemie rund um das böse C-Wort hat uns noch immer alle fest im Griff und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch, wie ist die Situation für diejenigen, die ansonsten dafür sorgen, dass wir schöne Erlebnisse haben? Wir haben uns mit Pascal Huber von SDH-Security unterhalten und ihm genau zu diesem Thema ein paar Fragen gestellt.
VRR: Wie hat sich das Business seit Beginn der Pandemie verändert? (Hygieneauflagen bei Veranstaltungen, Verhalten vom Publikum, geänderte Aufgaben, etc.)
Pascal: Also erst mal war ja von heute auf morgen alles weg. Bis man erst mal wusste, um was es sich dreht, war es pures Chaos. Bei den letzten Veranstaltungen hat man bereits gemerkt, dass die Leute vorsichtiger geworden sind, was das Weggehen betrifft. Am 06. März 2020 hatten wir das letzte gewohnte Fest, das wurde aber vorzeitig abgebrochen, weil anstatt 600 Personen plötzlich nur 200 da waren – das hat sich dann einfach nicht gelohnt. Dann kam die Idee mit Autokonzerten und die Veranstalter merkten recht schnell, dass die Organisation hier weniger einfach ist, als bei Autokinos. Auch wir waren bei Autokonzerten, die stellenweise aber auch früher beendet oder abgesagt wurden, weil die Resonanz nicht gut war. Man sitzt ja noch immer in einer Wolke und fragt sich, wann es weiter geht. Klar, kann man Hygienekonzepte schreiben – aber welcher Bürgermeister möchte schon, dass seine Gemeinde ein potenzieller Hotspot werden könnte? Die Verantwortlichkeiten werden immer weiter nach oben gegeben und umso höher das zuständige Amt, umso schwieriger bekommt man eine Antwort, also kann man es quasi direkt lassen.
VRR: Wie ist der persönliche Umgang mit der Ansteckungsgefahr im Job?
Pascal: Wir sind ein junges und dynamisches Team und haben keine Risikokollegen. Wir gehen, auch weil wir Ersthelfer sind, sehr verantwortungsvoll um. Privat gehen alle so wenig wie möglich weg, damit wir im Falle eines Einsatzes auch Einsatzbereit sind und unsere Schnelltest keine Überraschungen mit sich bringen. Ich habe mein Team da wirklich soweit sensibilisiert
VRR: Welche nachhaltigen Änderungen bringt die Pandemie in Bezug auf die Arbeit als Security mit sich?
Pascal: Ich glaube, man wird vorsichtiger, was den Menschenkontakt betrifft. Zukünftig wird man vielleicht nur noch die nötigsten Dinge kommunizieren und eher mal per Handzeichen sagen, dass man Draußen mit Abstand spricht und nicht in der vollen Bar diskutiert. Ich denke aber, wir werden eh erst wieder feiern gehen, wenn die Impfquote stimmt und der Impfpass, der neue Ausweis wird. Natürlich ist es aber auch nicht möglich, falls es zu einer Rangelei kommt, den Streithähnen zu sagen, sie mögen bitte mit Abstand und verbal streiten – in der Hinsicht wird sich also, denke ich, nicht allzu viel ändern. Aber die Maske könnte durchaus zur Grundausstattung werden.
Man hofft von Lockdown zu Lockdown, dass sich was ändert
VRR: Wie fühlt man sich als Unternehmer, wenn sich der sichere Umsatz plötzlich in Luft auflöst?
Pascal: Scheiße (lacht). Man hofft mit jeder Pressemitteilung und jeder Nachricht im Fernsehen, dass wieder was kommt. Das Unternehmen muss ja weiterlaufen. Abmelden kann man die Leute auch nicht – viele sind ja darauf angewiesen. Wer während der Kurzarbeit zum Beispiel den Nebenjob wechselt, der bekommt das wieder mit der Kurzarbeit verrechnet. Denen bleibt quasi nichts anderes übrig, als zu bleiben. Man hofft von Lockdown zu Lockdown, dass sich was ändert. Selbst kann man natürlich versuchen, die Kosten zu reduzieren. Versicherungen kannst du nur anpassen. Eine Versicherung ganz stillzulegen kommt für mich nicht in Frage – ich will ja, wenn es sein muss, morgen Einsatzbereit sein. Denn wenn es gilt, ist SDH-Security da. Auch wenn man jetzt mit Veranstaltern wegen diesem Sommer telefoniert – man hangelt sich immer so durch und schlussendlich wird doch abgesagt.
VRR: Hattet ihr in dieser Zeit andere Aufgaben? Wenn ja, wie sahen diese aus?
Pascal: Nein. Ich hatte zwar Anfragen von verschiedenen Supermärkten, aber ich lass meine Leute nicht von 7 Uhr bis 22 Uhr allein vor einem Laden stehen – am besten soll man das ja auch noch umsonst machen. Wenn hier etwas passiert, gibt es keinerlei Zeugen – hier geht es um die Beweispflicht. Ich habe die Firma gegründet, weil ich nicht möchte, dass Ausbeuter in dieser Branche unterstützt werden. Meine Leute haben alle die IHK-Ausbildung und einen vernünftigen Zahltag. Die ganzen Discounter sind aber nicht bereit das zu zahlen und somit war das sehr schnell klar, dass wir hier nicht in den Einsatz gehen. Auch wird hier von den Läden oft nicht auf das Arbeitszeitgesetz geschaut. Wenn die Konkurrenz das mitmacht, dass der Einzelne morgens von sieben bis vierzehn Uhr bei Lidl und danach bis 21 Uhr bei Aldi vor der Tür steht, ist es deren Sache, ich als Chef von SDH-Security dulde das aber bei meinen Leuten so nicht. Meine Jungs waren weiterhin bei allen möglichen Fortbildungen der IHK dabei. Kampftraining war zeitweise mit dem immer selben Partner auch möglich. Alles was möglich war, habe ich meinen Jungs angeboten, ansonsten eben Zwangsurlaub. Wir sind gerade auch dabei einen spannenden Imagefilm zu drehen – haltet gern die Augen offen.
VRR: Auf Facebook war zu sehen, dass dein Team trotz des Stillstands gewachsen ist. Inwieweit ist die Ausbildung aktuell anders als noch z.B. 2019?
Pascal: Das was die IHK betrifft, bleibt weitestgehend gleich – ob man das jetzt im Klassenraum oder vor dem Monitor vermittelt bekommt, ist egal. Ich persönlich habe Webinare mit meinen Einsatzleitern gemacht und ein Einsatzleiterhandbuch entworfen, damit wir einfach auf dem Laufenden bleiben. Ganz besonders freue ich mich aber über unser neustes Teammitglied mit Fellnase. Rottweiler Brutus ist dem Team erst vor wenigen Wochen beigetreten und fühlt sich, wie alle anderen, pudelwohl im Team.
VRR: Jetzt hast du vorhin ja bereits Autokonzerte angesprochen. Inwieweit weicht die Arbeit hier gegenüber normalen Konzerten ab?
Pascal: Du hast keine typische Einlasskontrolle. Die Veranstalter haben sich verstrickt mit kontaktlosen Tickets und so. Du musst dem Veranstalter ganz anders vertrauen. Klar wurden auch Stichproben kontrolliert. Thema Alkohol ist auch anders. Ins Auto passt ja einiges und viele kommen einfach dann schon besoffen an. Aber dann kommen die umgebauten Feuerwehrautos mit Bank auf dem Dach und da sitzen sie dann zu zehnt drauf – Prinzip also nicht verstanden. Anfangs dachte man, dass man weniger Security braucht, weil die Leute ja im Auto sitzen, aber man braucht eher mehr. Man muss schauen, dass die Leute im Auto bleiben und auch aufpassen, wenn die dann aufs Klo oder zum Verpflegungsstand gehen, der Abstand muss ja gehalten werden. Aber man kann die Leute auch verstehen, wer will bei hohen Temperaturen schon die ganze Zeit im Auto sitzen bleiben. Es ist eine Veranstaltung mit einem ganz anderen Augenmerk – Streitigkeiten gibt es hier eher keine, aber dafür muss man eben auf Abstand und Hygieneauflagen achten.
VRR: Danke für deine Zeit. Ich hoffe, dass ihr bald wieder wie gewohnt für unsere Sicherheit bei Konzerten und Veranstaltungen sorgen könnt.
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Ich bin durch meine Eltern bereits mit Rockmusik aufgewachsen. Da mein Vater als Tontechniker unterwegs war, habe ich recht früh gelernt, was gute Musik ausmacht und ob eine Band vor allem live gut klingt. In der Teenie-Phase mischte sich dann zu dem bis dato englischen Rock und Punk Genre immer mehr der Deutschrock in meine CD Sammlung und dieser Linie bin ich bis heute treu geblieben. Prinzipiell ist mir der Stil egal, Hauptsache, ich höre Gitarre, Bass und Schlagzeug.