Die Rock Am Stück ApoCARlypse 2020 mit Plänen für 2021
Das Jahr 2020 hat für die Liebhaber von guter Livemusik definitiv kein gutes Herz gehabt. Im nordhessischen Fritzlar wurde man aber, trotz der Pandemie und unter strengen Hygienevorschriften, kreativ und konnte den Fans ein wirklich gelungenes Trostpflaster aufkleben: Die ApoCARlypse!
Michael “Herman” Döring, einer der Gesellschafter der LohrBergWerk Rock Promotion UG und somit auch Veranstalter des Rock am Stück, berichtet uns vom hessischen Festivalsommer der etwas anderen Art und verrät uns, wie es 2021 weiter gehen könnte.
VRR: Wie habt ihr die Nachricht über das verschobene Rock am Stück 2020 aufgefasst?
Herman: Na klar war das erstmal ein Schock – als Veranstalter arbeitest du das ganze Jahr über auf das kommende Festival hin, da kommt diese Info natürlich erst mal heftig an. Aber aus gesundem Menschenverstand war das natürlich nachvollziehbar. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit.
VRR: Wie entwickelte sich die Idee für die ApoCARlypse?
Herman: Die ApoCARlypse entstand, weil wir nicht nichts machen können. Den Kopf in den Sand stecken ist nicht unser Ding, daher haben wir überlegt welche Optionen es in Nordhessen gibt und sind auf die Open-Air-Arena Homberg gekommen. Joachim Walther vom Cine Royal in Fritzlar plante dort Autokino-Konzerte zu veranstalten und so kamen wir als Partner für die härtere Gangart ins Boot, um in einer tollen Location eine rockige Alternative zu Rock am Stück zu bieten. Mal waren mehr, mal weniger Gäste da – aber die Stimmung war jedes Mal grandios!
VRR: Wie gestaltete sich die Planung? Gab es Schwierigkeiten?
Herman: Das lief total entspannt; Joachim Walther, das Team vom Stadtmarketing Homberg und die Stadt Homberg sind echt coole Partner, sodass die Planungen reibungslos verliefen und es null Schwierigkeiten gab.
VRR: Wie konntet ihr die Partner für die ApoCARlypse gewinnen?
Herman: Wir haben aus unserer Rock am Stück-Historie einen erstklassigen Partner-Pool und ein loyales Netzwerk an Crew, Freunden und Unterstützern. Als bekannt wurde, dass wir eine corona-bedingte Alternative in der Open-Air-Arena Homberg planten, standen alle direkt voller Vorfreude in den Startlöchern.
VRR: Nach welchen Kriterien habt ihr die Bands ausgewählt?
Herman: So, wie wir die Bands auch für Rock am Stück auswählen: gut gemischt, aus verschiedenen Stilrichtungen, größere, mittlere und kleine Acts – Hauptsache es rockt! Und das hat es!
VRR: Unverhofft kommt oft und Flexibilität ist bekanntlich alles. Wie habt ihr Probleme gelöst, z.B. die abgesagten Termine, Abstandsregeln, Hygienekonzept, etc.
Herman: Das Hygienekonzept hat das Cine Royal entwickelt, dies hat auch bestens funktioniert, für die Einhaltung der Abstandsregeln gab es – wir sind ja in Nordhessen – die „Uffseher“ und wenn mal mangels ausreichenden Vorverkaufs ein Termin gecancelt werden musste, haben wir schnell und unbürokratisch mit allen Partnern nach guten Alternativen gesucht.
VRR: Was waren eure größten Befürchtungen und was eure größten Überraschungen?
Hermann: Als Befürchtung stand sicherlich im Raum, ob und wie dieses Format angenommen wird. Und da der Nordhesse auch erst mal skeptisch ist bei allem Neuen, waren die ersten Events der Reihe auch eher schwach besucht. Mit jedem Gig nahmen die Zuschauerzahlen zu, es sprach sich herum, dass Rocken im und am Auto doch nicht so doof, wie befürchtet, ist. Ganz im Gegenteil: Viele Besucher waren regelmäßig vor Ort und hatten zusammen mit den Bands und uns eine echt coole Zeit in Homberg. Unantastbar und Kärbholz hatten definitiv die meisten Besucher innerhalb unserer ApoCARlypse-Gigs; dies ist aber weniger eine Überraschung, als die Bestätigung unserer Erwartungen. Es sind eben beides sehr geile Bands.
VRR: Fazit der ApoCARlypse: wird die ApoCARlypse jetzt ein fester Bestandteil der RaS Eventreihe, ähnlich wie die Winternight und der Vattertag? Oder war es eine einmalige Sache?
Herman: Es wird wohl – neben Rock am Stück 2021 in Fritzlar – auch nächstes Jahr ein Live- Programm in der Open-Air-Arena Homberg geben, bei dem wir wieder für den rockig-metalischen Part im Boot sind. Dies ist aber noch in einem sehr frühen Planungsstadium, sodass man da noch nicht zu sehr ins Detail gehen kann; zumal wir alle ja erstmal die Entwicklung der Pandemie abwarten müssen.
VRR: Wie waren die Rückmeldungen bzgl. der ApoCARlypse?
Herman: Eigentlich durch die Reihe super! Alle, die sich darauf eingelassen haben, wurden nicht enttäuscht und sind meistens sogar zum nächsten Gig wiedergekommen. Klar, bleibt bei so einem, für alle Beteiligten neuen Format, auch Kritik nicht aus: mal gab es durch den Ausfall der Tonanlage Probleme, mal wünschten sich Besucher neben der Übertragung in die Autoraudios eine „richtige PA“ an der Bühne. Dies ist aber nicht möglich, da sich dann eine Verzögerung ergibt und besonders in den hinteren Reihen ein fieser Nachhall ankommt. Den Bands hat es Spaß gemacht – für manchen Musiker war es bei uns das erste Autokino-Konzert überhaupt, sodass einige vorher Bedenken hatten, aber nach dem Gig happy über das Ergebnis waren.
VRR: Die Schlussworte gehören dir.
Herman: In der aktuellen Zeit gibt es nur ein wirkliches Schlusswort: Bleibt bitte gesund! Und tragt Masken! Ja, es ist für uns alle ein mehr als beschissenes Jahr, die Branche liegt am Boden, viele unserer Partner kämpfen gerade ums Überleben. Je vernünftiger wir alle sind, desto eher kehrt die Normalität zurück. Wir freuen uns schon drauf, mit euch allen wieder auf den Festivals und Konzerten der Region abrocken zu können.
VRR: Vielen Dank für das Interview, bleib gesund und ich hoffe sehr, dass wir uns im nächsten Jahr beim Rock am Stück wiedersehen.
Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Julia, für immer 30,5 Jahre alt, aus Kassel. 2018 aus Liebe zur Musik und der Lust zum Schreiben zu VRR gekommen, um ihre überschüssige Energie und Kreativität und schlagfertige Ausdrucksweise auf Papier zu bringen. Nachdem sie einmal versehentlich zur Kamera griff, legt sie diese kaum noch aus der Hand. Sie und ihre Nikon trotzen Wind & Wetter, um das perfekte Bild einzufangen.