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Hemesath supporten Tanzwut und feiern deren 25 Jahre Silberhochzeit-Tour

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So, wie sie auf die Bühne kommen, möchte man meinen: old-school Rocker. Aber nein, es wird laut, es wird tiefgründig und emotional. Im noch nicht wirklich gefüllten Saal des Hirschs in Nürnberg (auch aufgrund des üblen Wetters, welches sogar die Bands monierten) gab es einen ziemlich lauten Einstieg. Voller Power luden harte Riffs dazu ein, die Haare fliegen zu lassen. Formiert um den charismatischen Sänger und Schauspieler Christopher Zumbült spielen die fünf Musiker seit 2012 harten Rock mit deutschen Texten.

Man möchte sie fast in die Schublade NDH stecken, aber es gibt auch sanfte Momente, tiefgründige Texte. Zwei Gitarren und eine donnernde Rhythmussektion bilden das Fundament für den Power Sound der Beckumer Band. Dunkler Rock eben, aber mit viel Wiedererkennungswert. Sie supporteten schon Ost+Front und Heldmaschine.

So schön“ eben

Nach der Veröffentlichung der ersten Single „Heile Segen“ zur Tour mit Maerzfeld im Mai letzten Jahres, veröffentliche Hemesath am 7. Oktober 2022 ein neues Album SO SCHÖN. SO SCHÖN zeigt, dass Rockmusik mit deutschen Texten spannend, energiegeladen und emotional sein kann und am Ende einfach auch Spaß macht. Texte, die das Leben schreibt, die das Publikum schlichtweg auf seiner Reise begleitet. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Geschichten, die Sänger und Texter Christopher zu erzählen hat, bewusst mit zu verfolgen und sich von der Musik als auch der Wortgewalt und den Inhalten mitreißen zu lassen.

Foto: Ferdinand Lippert

„Der Pakt mit dem Teufel“, „Heile Segen“, man möchte sie alle aufzählen, ein jeder Song betrifft sicherlich irgendeinen von uns. Sie singen von Sehnsucht nach Liebe, Traum von der heilen Welt und Unsterblichkeit. Eine große Fanbase feierte die Band frenetisch – der weiteste Angereiste hatte 480km hinter sich. Beim Song „Schmetterlinge wollen fliegen“ spürt man in Christophers Stimme diesen Schmerz, das Leid – eine perfekte Performance. Ein wenig muten die Songs an, als wollen sie einen Weg weisen. Du hast nur ein Leben, nutze die Zeit! Bei den letzten beiden Songs wurde es sehr emotional, als es hieß „Geh mit mir durchs Feuer!“ Den Titelsong des Albums SO SCHÖN nahm man sich gerne zu Herzen. In unschönen Zeiten sich sein Schloss zu bauen, zu entfliehen. Nach sehr kurzem Umbau, wurde es dunkel auf der Bühne, nachtschwarz.

Die Hochzeitsfeier sollte beginnen!

Zu den Klängen von „Freude schöner Götterfunken“ in herrlichem Instrumental-Sound und in der gewohnten fulminanten und opulenten Aufmachung, wie schon seit vielen Jahren, kam man sich vor, wie in einer Taverne in den Highlands, zu Dudelsackklängen. Teufel begrüßte das Publikum und erinnerte sich, dass die Band unzählige Male im Hirsch aufgetreten ist und nun ein wenig in Erinnerungen schwelgen wolle, mit den Gästen der „Silberhochzeit“! Mit sinnigen, lustigen Gedanken über die Gründung der Band und den Werdegang, führte er von Song zu Song aus alten Zeiten.

Ihr wolltet Spaß – lasst uns durchdrehen!

Man fühlte sich in alte Zeiten zurückversetzt bei den „Merseburger Zaubersprüchen“ und als die Band „Das Meer“ intonierte, gab es auch wirklich ein Meer von fliegenden Händen. Beim Song „Wächter“ schienen die Protagonisten zu Statuen zu erstarrt. Die Vorstellung der Bandmitglieder durch Teufel war immer mit einer großen Portion Schalk im Nacken. Das Publikum wurde ermahnt, zu einem Tanzwut-Konzert nie nüchtern zu erscheinen, um am Morgen danach nicht mehr zu wissen, was in der Nacht geschah. Song für Song arbeiten sie sich durch 25 Jahre Tanzwut Repertoire.

Im Laufe des Abends wurde dann verraten, dass es im August 2024 ein neues Album geben werde, welches schon fertig sei. Aber es wird nicht mehr verraten – jedoch wird es immer mal auf Events Kostproben geben. Auch wollten die Herren dem Publikum mitteilen, sich in schlechten Zeiten mal im Porno-Milieu bewegt zu haben und trällerten mit dunklen Sonnenbrillen bestückt „Im tiefen Gras“. „Niemals ohne dich“ entführte die Menge in eine schaurig-schmerzliche Sehnsucht. Fröhlicher wurde es zu „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich“ – zum Song gibt es ein herrliches Video zusammen mit Saltatio Mortis. Zusammen sang die Menge mit der Band „Brüder im Geiste“.

Als Zugabe gab es „Toccata“, ein reines Instrumentalstück. Hier gab es ein virtuoses Orgelsolo und vor dem Keyboard wurden Orgelpfeifen hochgeklappt. Beim Abschluss-Song „Hymnus Cerberus“ standen alle Bandmitglieder mit großen, mittelalterlichen Streichinstrumenten auf der Bühne. Die Band wurde in mystisch blauem Licht angestrahlt. Zum Schluss wurde es auf der Bühne dunkel und die Instrumente waren rot beleuchtet. Das ließ sie wie glühende Schwerter anmuten – der krönende Abschluss, ein Wahnsinns- Show-Effekt. Wir freuen uns, auf die „Goldene Hochzeit“?

Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:

Obwohl ich schon über 60 bin, bin ich tief im Herzen ein verrücktes und junggebliebenes Wesen. In den 60ern im Osten geboren, seit 1980 in Tschechien gelebt, bin ich dort in den 80ern zum Metal gekommen. Irgendwann in den 90ern habe ich eine Dekade Gothic und Mittelalter durchlebt, um dann doch wieder voll auf Metal umzusteigen.

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