Local Bastards „Tod oder Freiheit“ – Albumreview
Immer öfter kommt es vor, dass Neuerscheinungen stilistische Umsiedlungen aufweisen, die die Fans einer Band untereinander in ihrer Meinung spalten. Die Vorgängerplatte „Stumme Schreie“ jedoch umwehte die Vermutung, dass die „Bastarde“ aus Gedern auch in Zukunft an ihrem erbarmungslosen und rabiaten Texten festhalten. Erleichterung: Die Annahme bestätigt sich! Das neue Album „Tod oder Freiheit“ ummantelt einen knallharten Kern, bestehend aus wiederholt klaren Worten und einer Tracklist, die keinen Platz für weiche Hymnen hat. Trotzdem: Es würde uns nicht wundern, wenn die Musik der Local Bastards einen wissenschaftlich nachweisbaren Heilungseffekt auf neurotische Züge aufweisen würde. Uns beschleicht das Gefühl, dass die letzten Dekaden der Band wahrlich explosiv gewesen sein müssen. Somit therapiert „Tod oder Freiheit“ abträgliche Seiten des Lebens und macht auch in Album Nummer drei keinen Halt vor unbiegsamen Aussagen.
“Die Fäuste hoch”
Donnernde Bässe mit Aussicht auf Riffgewitter. „Die Fäuste hoch“ erschien bereits vor einiger Zeit als durchaus gelungenes Musikvideo auf den Displays ihres Auditoriums. Somit steht die Galionsfigur eines neuen Albums und verspricht ein erwartungsgetreu kohärentes Spiel aus insgesamt zwölf intensiven Songs mit einer Gesamtlaufzeit von 43 Minuten.
Wir sparen uns weitere Floskeln zum Track, seht selbst:
“Des Bastards reine Seele”
Ein Track, der wirklich Spaß macht und vor Potenzial zum Mitgrölen nahezu trieft, schimpft sich „Des Bastards reine Seele“. Mit Track Nummer zwei proklamieren die vier Mannen, was viele denken, aber viel zu oft für sich behalten. Besonders angriffslustig und animalisch schießen die ersten Zeilen aus den Boxen: „Was geht es dich an, wie ich lebe? Denn das ist mein Weg, den ich wählte!“ Oft genug kreuzt man die Wege mit Kretins, die verzweifelt alles tun würden, um jemandem zu schaden. Jeder kennt das. Fast schon anekdotenhaft singt sich Frontmann und Sänger Julian Stahnke somit zwar simple, aber umso einprägsamere Textpassagen von der Seele und trifft die Thematik auf den Punkt.
“Tod oder Freiheit” – Der Song zum Album
„Bald 8 Milliarden Welten und jeder glaubt im Recht zu sein(…)“ geht als ankündigende Aussage im Track „Tod oder Freiheit“ an vorderste Front und suggeriert bereits das Hauptthema des Titels. In einer Welt aus Leistungsdruck, gesellschaftlichen Zwängen und überschaubaren Toleranzen in Bezug auf die eigene Meinung könnte man das Leben viel zu oft mit einem Kampf gegen Goliat verwechseln. Den gleichnamigen Song zum Albumtitel zieren stellenweise langsamere Riffs, die die Wirkung des furiosen Refrains deutlich intonieren. Eine stimmige Melodie und passende Allegorien ergeben ein komplementäres Gesamtbild in Track Nummer 5.
“Wie ein Bruder”
Eklatant prangert „Wie ein Bruder“ unsere heutige Wegwerfgesellschaft an. „Viele kamen und gingen wieder. In einer Welt ohne Loyalität ist einem das auch lieber!“ Im weiteren Verlauf des Tracks überwiegt die Vorstellung einer Bilderbuchfreundschaft, die so leider nur noch in den seltensten Fällen existiert. „Wir halten uns die Treue, in unseren Herzen stehts vereint, erheben wir die Fäuste(…)“ gefolgt von einem schmucken Gitarrenpicking. Titel sechs ist ein Track, der uns die Lippen zusammenpressen und zustimmend im Takt nicken lässt.
Das altbekannte Soundgeflecht der „Bastarde“ findet auch auf der neuen Platte eine temporeiche und brachiale Präsenz, die sich konsequent durch das gesamte Album zieht…
2. Musikvideo “Die Welt steht still” JETZT anschauen:
Tracklist:
1. Die Fäuste hoch (3:23)
2. Des Bastards Reine Seele (4:29)
3. Dein letzter Traum (3:09)
4. Die Welt steht still (2:47)
5. Tod oder Freiheit (3:44)
6. Wie ein Bruder (3:11)
7. Nichts was uns hält (4:07)
8. So wie du bist (4:14)
9. Willkommen in der Wirklichkeit (3:05)
10. Wo du stehst (4:29)
11. Vollgas ohne Ende (3:41)
12. Liebficken (2:42)
Weiter im Text…
Ein weiterer Track, der in jedem Fall eine genauere Beschreibung erntet und als eine Art Gegenstück zu bereits erwähnten Hymnen zu interpretieren ist, lautet auf den Namen „Nicht was und hält“. Wie der Titel bereits unmissverständlich verrät, handeln diese 4 Minuten kraftvoller Ergüsse von dem Startschuss in eine bessere Zeit. „Es ist Zeit hier auszubrechen, weg von hier, egal wohin(…)Wozu brauchen wir vier Wände, wenn uns die Welt gehört(…)“ Bisher macht es den Anschein, als hätte die Band in jedem Song die entsprechenden Voraussetzungen gesetzt, um live schon fast pathetisch mitsingen zu können.
“Vollgas ohne Ende”
Die Local Bastards verdienen den Titel, sich selbst kompromisslos treu zu bleiben. Ein weiterer Anstoßpunkt für diese Feststellung ist der Gassenhauer „Vollgas ohne Ende“. Ein adipöses Instrumental gleich zu Beginn leitet einen möglicherweise biografischen Part aus dem Leben der Band ein. Ganz klar: Auch dieser mögliche Live-Hit ist von allem anderen als Verweichlichung und Glattbügelung geprägt. In dem Track ist die Rede von Captain Morgan, Bier, Frauen und steigenden Barometern. Wie auch sonst könnte man das Leben einer Rockband authentisch darstellen? Zugegeben: Das mag im ersten Moment primitiv klingen, doch schaffen die Jungs es, selbst simpelste Themen anschaulich in einem Song zu verpacken!
Fazit:
Mit „Tod oder Freiheit“ bekommen die Fans genau das, was sie erwarten. Ohne Ausnahme bleiben die Vier ihrem Sound und ihrem Netz aus zu besingenden Themen treu. Ohne mit dem Bein zu wippen und einen steifen Nacken zu bekommen, kommt bei der neuen Platte wohl niemand so schnell davon. Die musikalische Marschrichtung des Quartetts trägt noch immer den schimmernden Mantel der letzten zwei Alben. Frontmann und Sänger Julian ist mit einer Stimme gesegnet, die besser nicht ins Genre hätte passen können. Der garstige Gesang, straightes Riffworking und druckvolle Drums konnten selbst den zwölften und letzten Track „Liebficken“ (Das war Tobis Idee!) zu einem zweifelsohne hörbaren Spektakel machen, der die Platte in gewisser Weise abrundet. Zur Erklärung: „Liebficken“ ist ein Cover von der Band „Sofaplanet“ aus dem Jahre 2001. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere…
„Thank you lord for the local bastards“. Ein geiles Studioergebnis haben die Kollegen da aus dem Hut gezaubert. Wir freuen uns auf die Premiere!
PS: Vielen Dank an die Band für die peinliche Situation, die mir der Beginn des genannten Tracks zu verantworten hat.
Alle Infos zum Album findest du hier:
Tod oder Freiheit – Homepage
Album jetzt vorbestellen (Release: 13.07.2018):
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Redaktionell verantwortlich für diesen Artikel:
Über mich: Ich bin 23 Jahre jung und besuche seit 7 Jahren leidenschaftlich gerne Rockfestivals und Konzerte. Schnell konnte ich mich für die Abläufe hinter der Musik und dessen Drumherum begeistern, sodass ich mich bereits seit 6 Jahren intensiv in der Szene engagiere. Hauptberuflich bin in der kaufmännischen Branche zuzuordnen und befinde mich derzeit im Studium.
Mein Motto: Wenn du Bock auf etwas hast, findest du auch Zeit dazu!
(Gez: 15.01.2018 / Aktualisiert: 20.12.2018)